Vielfältiges Programm: Akademischer Festakt, Malereiausstellung und Galaabend
Seit 1923 besteht die Veterinärmedizinische Fakultät in Leipzig (VMF). Aus diesem Anlass feierte sie am vergangenen Wochenende ihr hundertjähriges Bestehen gleich mit zwei Großereignissen. Am Freitagnachmittag, 29.9.2023, fand ein akademischer Festakt in der Universitätskirche „Paulinum“ der Universität Leipzig statt. Nach der Begrüßung durch das Orgelspiel wurde die Geschichte der Fakultät, die ihren Ursprung bereits 1774 als „Thierarzneyschule“ in Dresden hat, vom Dekan der VMF, Prof. Thomas Vahlenkamp, vorgetragen. Er legte den Schwerpunkt insbesondere auf die viel diskutierte Umzugsentscheidung und der turbulente Neustart am jetzigen Standort in Leipzig mit einer für die damalige Zeit visionären Ausstattung und einem Baugeschehen in wirtschaftlicher Rezession. Gut 17.000 Tiermedizinstudierende aus dem In- und Ausland genossen seitdem ihre Ausbildungszeit in Leipzig. „Den Gründungsvätern ist hoher Respekt zu zollen, denn sie haben in Leipzig den Grundstein gelegt für das weit über die Grenzen Leipzigs und Sachsens hinaus gehende hohe Renommee, welches die Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig heute in den Bereichen Forschung, Lehre und Tierheilkunde genießt“, so Vahlenkamp.
Grußworte der Leipziger Universitätsrektorin, Prof. Eva Inés Obergfell, dem Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Dr. Wolfram Günther, und dem Vizepräsidenten der Bundestierärztekammer, Dr. Martin Hartmann, beleuchteten vor allem die heutige Bedeutung der Fakultät für die universitäre Gemeinschaft, die Öffentlichkeit, Daseinsfürsorge und Tierärzteschaft. Der hohe Praxisanteil im Studium wurden erwähnt und Leuchtturmprojekte, wie VETIDATA, nutriCARD und Forschungsprojekte im Bereich der Herdengesundheit von Milchviehherden. Dazwischen durfte weiteren musikalischen Intermezzi mit historisch passenden Stücken gelauscht werden.
Die Festrede hielt Prof. Dr. Dr. Hartwig Bostedt, der einen Großteil der Leipziger Geschichte der Fakultät teils außenstehend, teils verbunden, miterlebt hat. Kern seiner Ausführungen waren unter anderem der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, die schweren Zerstörungen der Gebäude und einem Minimum an Hochschullehrerschaft; auch beleuchtete er den Aufschwung der Fakultät nach der Wende 1990: „Alles in allem kann man der Fakultät als Außenstehender zusprechen, dass sie die sich nach der Wende neu ergeben habenden Möglichkeiten voll genutzt und sich höchst erfolgreich entwickelt hat. Dies gelang ihr nicht zuletzt deshalb, weil sie sich stets von sich aus, über alle Zeiten hinweg, auch in schwierigen Situationen, dem Lehr- und Leistungswillen verpflichtet fühlte. Sie hat damit die Kriterien für eine moderne, mit der Zeit gehende Bildungsstätte exzellent erfüllt.“ Dabei würdigte den Einsatz der Mitarbeiterschaft, Studierenden und Dozierenden ohne die manche Phase der Fakultät so nicht zu meistern gewesen wäre.
Einen Höhepunkt der Festveranstaltung bildete die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. Der Leiter des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurde für seinen Einsatz für das Öffentliche Gesundheitswesen und die Festigung der Stellung des Tierarztes/der Tierärztin darin – im Sinne von One Health – gewürdigt. Die Laudatio hielt Prof. Uwe Truyen, der das Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen an der VMF leitet, dem Prof. Hensel ebenfalls in der Vergangenheit bereits vorstand. Hensel schloss seine Danksagung mit dem Appell: „Zwei Dinge sind es, die die akademische Welt ausmachen. Das eine ist Herz und das andere ist Hirn. Nutzen wir es!“
Mit der überraschenden Einladung auf die Bühne zum Abschluss der Veranstaltung durch den Dekan Prof. Vahlenkamp an das Team der Veterinärmedizin-historischen Sammlung (Prof. Manfred und Dr. Brigitta Fürll, Dr. Hans-Christoph Kießig, Dr. Silvia Blaschzik) wurde ein besonderes Projekt im Zuge des Jubiläums gewürdigt: die Erstellung der Festschrift, die am Ausgang des Paulinums an die Gäste verteilt wurde und die Geschichte der Fakultät auf mehr als 350 Seiten abbildet.
Ein lockeres Get-together rundete den ersten Tag der Jubiläumsfeierlichkeiten ab.
Am Samstag, 30.9.2023 folgte der zweite Teil: Ein Galaabend in der Kongresshalle am Zoo Leipzig mit Live-Cover-Band (MaxExpress aus Leipzig), Kuchenanschnitt durch den Dekan – feierlich in Talar und Amtskette – und durch die Rektorin, gutem Buffett und anschließender reger Tanzbeteiligung.
Wer in Leipzig studiert hatte, kam zum Teil mit Bergfestschärpe und nicht wenige Matrikelwappen zierten die Emporen. Alumni wurden auch vom Moderator interviewt.
Eine besondere Einlage aus den Reihen der Fakultät eröffnete die Tanzfläche: Mitarbeiter:innen, Professor:innen, Studierende, Ehemalige und einige Angehörige hatten sich unter Leitung von Dr. Dora Bernigau, Institut für Veterinär-Anatomie der VMF, zu einer fakultären Tanzgruppe zusammengefunden. Die Anfänge wurden bereits im November letzten Jahres gemacht, der harte Kern daraus probte schließlich gut zwei Monate intensiv vor dem Auftritt auf dem Jubiläumsball, berichtet Anna Schmidt, Tierärztin in der Abteilung Chirurgie an der Kleintierklinik der Fakultät, die unter den neun Tanzpaaren war: „Das hat viel Spaß gemacht.“
Die etwa 300 Gäste in festlicher Abendgarderobe konnten dann noch eine weitere Tanzperformance im Stil der 20er Jahre, vorgeführt durch die Tanzschule Jörgens, genießen. Damit wurde der Charme der Erbauungsjahre der Fakultät aufgegriffen.
Aber auch die Gäste ließen sich nicht lange bitten. Auch, wer keinen klassischen Tanz beherrschte, kam durch Dr. Shenja Loderstedt, Neurologe an der Kleintierklinik der VMF und erfahrener DJ aus den Reihen des TV-Club-Leipzig auf seine Kosten. Das an die Leipziger Spezialitäten – Mensparty und Bergfest – angelehnte Motto („My Doc is my DJ“) gab Gelegenheit zur Darbietung einiger studentischer Traditionen der Fakultät ein: Matrikeltänze und Bergfestlieder luden zum Staunen und Mitmachen ein. Das Lied „Leipzig, Leipzig“ konnten dann auch so viele anwesende Alumni und aktuelle Fakultätsangehörige mitsingen und -tanzen, weil es schon seit 1996 besteht. Wer mehr über diese und weitere zahlreiche studentische Traditionen der Leipziger Veterinärmedizinischen Fakultät erfahren möchte, ist eingeladen, einen Blick in die zum Jubiläum erschienene umfangreiche Fakultätschronik zu werfen. Bestellbar beim Dekanat der VMF (dekanat@vetmed.uni-leipzig.de).
„Es war eine sehr schöne Festveranstaltung, die alle sehr genießen konnten“, sagt Anna Schmidt, die 2019 ihren Abschluss in Leipzig gemacht hat und schon am Freitag Gast der Jubiläumsfeierlichkeiten war: „Die langen Reden hatten ihren Platz am Vortag: An diesem Tag stand das ausgelassene Feiern im Mittelpunkt.“
Hubertus Keimer, Geschäftsführer LABOKLIN und Ehrenmitglied im Freundeskreis der Fakultät, empfand den Abend ebenfalls als vollen Erfolg: „In der alt ehrwürdigen Kongresshalle herrschte ein lebhafter Austausch zwischen den Semestern, der Professorenschaft und geladenen Gästen. Ein wirklich toller Gesellschaftsabend beendete die 100-Jahr-Feier.“
Noch über das Festwochenende hinaus war eine Aktion zum Jubiläum zu bestaunen: Der Leipziger Maler Martin Galle portraitierte einige Tiere im Auftrag der Fakultät. 32 weitere international arbeitende Künstler trugen bei. Die Ausstellung waren vom 16.9. bis zum 5.10.2023 im Hörsaal der Klauentierklinik an der Fakultät zu sehen. Ein schönes Stück (Fohlen) zierte auch das Paulinum am Freitag.
Sophia Neukirchner
Weitere Bilder der Feierlichkeiten sind hier zu finden.
(Historische) Fakultätsgesichter und Broschüren zur Geschichte der Fakultät hier.