Am 16. Februar 2023 war es endlich soweit. Pünktlich um 13:00 Uhr wurde die erste Futura.VET mit dem Leitthema Mensch-Tier Beziehung eröffnet. Mit freundlichen und begeisterten Worten, aufgrund des vielfältigen Programms, begrüßte Hubertus Keimer als Mitveranstalter die gut 100 Anwesenden, die sich per Zoom zugeschaltet hatten. Ihr Resümee: ein spannender Auftakt des neuen, innovativen Formats, welches jetzt noch bis Ende Mai 2023 als Aufzeichnung zur Verfügung steht.
Die Futura.VET steht für ein zukunftsweisendes Fortbildungsformat, dass sich sowohl an Tierärzt:innen als auch Humanmediziner:innen und Landwirt:innen richtete,
- denen das Tierwohl, die Veterinärmedizin und ihr Standing in der Gesellschaft am Herzen liegt.
- die bereit sind, ihr Fachgebiet zu verlassen, um durch neue Einblicke und Perspektiven vorausschauend zu handeln.
- die im Wandel der „Mensch-Tier-Beziehung“ Chancen und Aufgaben für den Tierarztalltag und den One-Health-Gedanken sehen.
Das Leitthema der Auftaktveranstaltung war die Mensch-Tier-Beziehung, die ohnehin viele Facetten hat, aber auch wesentlich die Arbeit von Tierärzt:innen sowie Landwirt:innen beeinflusst. Durch tiergestützte Therapien in Bezug auf Zoonosen berührt die Mensch-Tierbeziehung jedoch auch wesentlich die Humanmedizin. Speziell die steigende Zahl an Zoonosen hat so große Bedeutung, dass in diesem Zusammenhang dem Themengebiet One-Health ein ganzer Block auf der Futura.VET eingerichtet wurde, in dem u.a. auf die Bedeutung der intradisziplinären Zusammenarbeit, der globalen Ausrichtung der One-Health Bemühungen sowie auf die ökonomischen Vorteile eingegangen wurde.
Den Anfang machte der Keynote-Vortrag des Ethikers Prof. Dr. Peter Kunzmann, der auf die Gründe und Folgen der großen Wende im Mensch-Tier-Verhältnis einging und so einen hervorragenden Einstieg in das Thema gab.
Weiter ging es mit dem Block Nutztiere, der durch ein Fachgespräch zum Thema Moralische Herausforderungen der Veterinärmedizin in der Nutztierhaltung zweier Experten auf ihrem Gebiet weiterging. Dr. Christian Dürnberger, Ethiker am Messerlie Forschungsinstitut, Dr. Joachim Lübbo Kleen, Spezialist für Rindergesundheit und als Berater im Milchvieh- und Rinderbereich tätig, waren sich beide einig, dass der Tierarzt im Spannungsfeld der kostenorientierten Landwirtschaft, dem Tierwohl/Tiergesundheit und den sich wandelnden ethisch-moralischen Ansprüchen der Verbraucher:innen steht und diskutierten über Möglichkeiten, wie der Veterinär diese Herausforderungen meistern kann.
Ihnen schloss sich ein Vortrag von Guido Puhlmann, dem Leiter des Biosphärenreservats Mittelelbe, an, der hinsichtlich der Landschaftspflege und des Umweltschutzes eine Lanze für die Landwirtschaft und die Viehhaltung brach. Beides sei unverzichtbar, entscheidend sei jedoch die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung.
Auf die Nutztierhaltung künftig zu verzichten bzw. auf das Essen von Fleisch zugunsten von mehr Klimaschutz möchte hingegen Prof. Dr. Nick Lin-Hi, der Fleisch und Milch aus dem Bioreaktor und damit die zelluläre Landwirtschaft als Gamechanger sieht. Aus seiner Sicht ist bereits das letzte Jahrzehnt der Nutztierhaltung zur Produktion von Fleisch und Milch angebrochen, da „Laborfleisch“ eine Sprunginnovation werde, die aufgrund der zahlreichen Vorteile gegenüber „echtem“ Fleisch bestehe und somit die klassische Nutztierhaltung zweifelsfrei verdrängen werde. Zudem werde auch der Preis mittelfristig entscheidend sein.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit dem Block Companion Animals, moderiert von Prof. Dr. Stephan Neumann. Zu Anfang stellte Frau Dr. Christina Mayer die Ergebnisse der Zoetis-Studie HABRI zum Mensch-Tier-Verhältnis vor, mit globalen Daten aus großen Regionen Nord- und Südamerika, Europa und Asien.
Dann ging es weiter mit der Pferdekommunikationswissenschaftlerin Linda Weritz, die erklärte, dass sich die Motive für Pferdebesitz und Reiten im Wandel befinden und damit auch Veränderungen für Pferdetierärzte und Pensionsstallbetreiber einhergehen werden.
Im Anschluss folgte der Vortrag von Prof. Dr. Achim Gruber, der auf das Phänomen der sich stetig intensivierenden Defektzucht bei Hunden einging und die Folge, die das für die Tiere hat. Er stellte die Frage, ob es nicht langsam Zeit wird, Rassen neu zu denken. Einerseits aus Tierschutzaspekten, andererseits aufgrund der Tatsache, dass bereits mehr als die Hälfte der Hunderassen durch genetische Verarmung vom Aussterben bedroht ist.
Den letzten Vortrag des CA-Blocks hielt die Psychologin Wanda Arnskötter, die sich auf die Erforschung von tiergestützten Therapien spezialisiert hat und den Nutzen für Tier und Mensch aufzeigte.
Im letzten Block, der insgesamt 5,5 Stunden langen Veranstaltung, die auch aufgezeichnet wurde, stand der One-Health Ansatz im Mittelpunkt. Moderiert wurde dieser von Dr. Rolf Nathaus.
Darin stellte Prof. Jonathan Rushton die Bedeutung der globalen Zusammenarbeit im Bereich Humanmedizin, Landwirtschaft, Umweltschutz und Veterinärmedizin in den Fokus, ebenso wie Prof. Dr. Jakob Zinsttag, der diese Bedeutung an weiteren Beispielen unterstrich. Als letzte Vortragende der Futura.VET konnte Frau Dr. Kim Grützmacher vom Leibnitz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung gewonnen werden, die sich mit den Herausforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit, aber auch ihrer unbedingten Notwendigkeit befasste.
Alles in allem eine sehr informative, tolle und innovative Veranstaltung, die viele neue Einblicke und Gedankenanstöße brachte, um einmal konkret über Entwicklungen der Zukunft nachzudenken und wie diese die Arbeit von Tierärzt:innen beeinflussen werden.
Die Tatsache, dass während der gesamten Zeit gerade einmal 2% der Zuhörer:innen verloren ging, spricht für sich. Auch bei der Betrachtung der Evaluation durch die Teilnehmer:innen gab es vornehmlich sehr positives Feedback und alle waren sich einig, dass diese Veranstaltung Zukunft hat und unbedingt fortgesetzt werden sollte. Zudem würden mehr als 90%, der Teilnehmer:innen die Futura.VET Freunden und Bekannten weiterempfehlen. So lauteten ausgewählte Kommentare: „Das Format eines interdisziplinären Gesprächs ist sehr ansprechend (im Vergleich zum klassischen Vortrag), bitte auf jeden Fall beibehalten.“ und „Vielen Dank für den tollen Nachmittag. Viele tolle Vorträge, neue Denkansätze, super! Gerne wieder!“
Sicher werden sich die Veranstalter das zu Herzen nehmen und an einer Fortsetzung arbeiten. Angedacht ist für das nächste Mal ein Hybridformat, um auch dem Wunsch nach mehr Diskussion und Austausch gerecht werden zu können.
Die Aufzeichnung der Fututa.VET steht in drei Paketen noch bis zum 31.5.2023 zur ATF-anerkannten Fortbildungsteilnahme zur Verfügung unter www.futura.vet
Die Futura.VET ist eine Initiative des Dessauer Zukunftskreises unter Leitung von Hubertus Keimer, Dr. Julia Henning, Dr. Rolf Nathaus, Prof. Stephan Neumann und Dr. Sabine Schüller in Kooperation mit der Leipziger Messe.