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Kohlenstoffspeicherung am Meeresboden wird durch intensive Fischerei stark beeinträchtigt

29.10.2024

Der Meeresgrund dient als wichtiger Speicher von Kohlenstoff. Sedimente am Boden des Meeres sorgen für die Bindung und in der Tiefe lebende Tiere verzehren diesen und verlagern den Kohlenstoff zudem durch Wühlen und Graben in tiefere Bodenschichten. Dort kann er über tausende Jahre gespeichert werden. Die Fischerei mit Hilfe von Schleppnetzen jedoch verursacht ein massives Freisetzen von Kohlenstoff und beeinträchtigt so die Speicherung. Das haben Forschende vom Hereon-Institut für Küstensysteme – Analyse und Modellierung herausgefunden.

Gemeinsam mit ihren Partnern des Verbundprojekts APOC, an dem unter anderem auch das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel  beteiligt sind, haben die Forschenden mehr als 2.300 Sedimentproben aus der Nordsee analysiert.

„Wir haben herausgefunden, dass Sedimentproben in Gebieten mit intensiver Schleppnetzfischerei geringere Mengen an organischem Kohlenstoff enthielten als Proben, die in schwach befischten Gebieten genommen wurden. Diesen Effekt konnten wir mit hoher statistischer Sicherheit auf die Grundschleppnetzaktivität zurückführen. Darüber hinaus verringern unsere Methoden die Unsicherheit bei quantitativen Bewertungen der Auswirkungen auf regionaler bis globaler Ebene im Vergleich zu früheren Schätzungen erheblich“, erklärt der Geophysiker und Erstautor Dr. Wenyan Zhang.

Computersimulationen hätten zudem gezeigt, dass der Kohlenstoffgehalt im Meeresboden durch intensive Schleppnetzfischerei über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich sinkt. Besonders anfällig seien weiche, schlammige Böden. Laut Berechnungen der Forschenden werden durch die Schleppnetzfischerei in der Nordsee jährlich rund eine Million Tonnen CO2 aus Sedimenten freigesetzt. Durch die Schleppnetze der Fischereien gelangt der Kohlenstoff aus dem sauerstoffarmen Sediment ins Wasser, wo mehr Sauerstoff vorhanden ist. Dort wird er durch Mikroorganismen wie Bakterien zu CO2 umgewandelt. Ein Teil des CO2 gelangt in die Atmosphäre, wo es als Treibhausgas den Klimawandel verstärkt. Weltweit wird der Effekt auf etwa 30 Millionen Tonnen geschätzt. „Unsere Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit hin, schlammige Lebensräume in Küstenmeeren wie der Nordsee besonders zu schützen“, so Zhang abschließend.

Helmholtz-Zentrum Hereon