Tierarzt Ansgar Busch gehört seit über 12 Jahren zum Technical Service der Firma Zoetis Deutschland GmbH. Er lebt und arbeitet im Raum Memmingen im Allgäu. Seit dem Januar 2020 ist er nun auch Vorsitzender der Allgäuer Tierärztlichen Gesellschaft.
Vetion.de hat ein kurzes Interview mit Ansgar Busch über seine Idee, Visionen, Pläne und neuen Herausforderungen geführt.
Wie sind Sie an Ihre neue Position gekommen und für wie lange haben Sie den Vorsitz nun mindestens inne?
Man könnte jetzt Spaßes halber sagen, ich bin zufällig gestanden! Nein, ich bin im Vorfeld gefragt worden, wohne in Memmingen und bin in ein Team von Kollegen/-innen gekommen, die das schon seit längerer Zeit machen. Ich musste das natürlich auch vorher noch mit meinem Arbeitgeber abklären, da ein wenig von ehrenamtlicher Arbeit auch immer mit in die Arbeitszeit fällt, aber in meinem Falle natürlich auch umgekehrt. Aber nun werde ich für voraussichtlich mindestens 3 Jahre dieses Amt bekleiden.
Was haben Sie sich für Ihre Zeit als Vorsitzender vorgenommen, was wollen sie verändern, was planen Sie?
Ich werde die bereits schon vorher gute Arbeit fortsetzen. Außerdem werde ich versuchen, eine Mitgliedschaft noch attraktiver zu machen und das Interesse, festes Mitglied der Allgäuer Tierärztlichen Gesellschaft zu werden, zu fördern. Eines meiner Ziele ist es, einen Mehrwert der Mitgliedschaft zu schaffen (z.B. Seminare exklusiv bzw. vergünstigt) . Hier sind Ideen übrigens immer willkommen!
Welches sind die größten Hindernisse, auf diese Sie aktuell stoßen?
Ganz klar, das nicht Durchführen können von Präsenzveranstaltungen. Man hat dabei eine ganz andere Dynamik.
Aber: durch Online-Seminare haben mehr Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit teilzunehmen, wenn sie sich „trauen“. Gerade für ältere Kollegen ist es immer noch eine gewisse Überwindung, sich mit dem „Computerkram“ zu beschäftigen. Bei der letzten Veranstaltung hat z.B. ein 83-jähriger Kollege teilgenommen, der im Vorfeld so seine Zweifel hatte. Wenn die Gegebenheiten es zulassen, würde ich gerne nach der Coronapandemie eine Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltung durchführen bzw. ich würde die Präsenzveranstaltung dann gerne gleichzeitig online streamen.
Warum würden Sie Kolleginnen und Kollegen raten, Mitglied zu werden?
Allein schon wegen der Präsenzveranstaltungen. Das ist ein nettes und regelmäßiges Miteinander und wir planen normalerweise pro Jahr 10 Veranstaltungen. Das Programm ist abwechslungsreich und jeder darf sich selber gerne einbringen. Besonders wertvoll ist jedoch auch der kollegiale Austausch bei diesen Veranstaltungen, sowohl sozial-gesellschaftlich als auch aus tierärztlicher Sicht.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Rinderpraxis in Deutschland, insbesondere in Hinblick auf den Nachwuchsmangel und das steigende Notdienstproblem?
Jetzt bin ich auch schon ca. 12 Jahre aus der Praxis raus. Bzgl. der Dienste der Assistenten und der Bezahlung hat sich in der Zeit, zumindest wo ich Einblick habe, schon einiges geändert. Ich z.B. habe mit einer 6 Tage Woche bei einer Bezahlung von 3000,- DM begonnen, war voll motiviert und hatte Spaß an der Arbeit in einem netten Arbeitsklima, abgelenkt von vielen neuen Eindrücken! Ich fand die Bezahlung damals aber auch nicht angemessen!
Dennoch sehe beide Seiten kritisch: Die Seite der „Chefs“, die haben leider häufig vergessen, wie sie sich selbst zu Ihrer Anfangszeit gefühlt und was sie über Ihre Bezahlung gedacht haben.
Auf der Anderen Seite herrscht heute von Seiten der Assistenten/ -innen ohne große Arbeitserfahrung ein ausgeprägtes und forderndes Anspruchsdenken hinsichtlich Arbeitszeit, Bezahlung und der Dienste.
Ich habe oft mit Kollegen/-innen gesprochen und war ehrlich gesagt erstaunt, was die „Anfänger“ fordern! Aber aktuell können sie sich in der Regel die Stelle aussuchen, da Nachwuchs an alle Ecken gesucht wird. Da sind Sie meiner Generation gegenüber klar im Vorteil.
Es ist nötig, dass Konzepte erarbeitet werden, die eine leistungsgerechte Bezahlung und ein vernünftiges Arbeitszeitmodell möglich machen, denn neben der Arbeit gibt es auch noch mindestens ein weiteres Leben!
Was würden Sie sich für die Rinderpraxis wünschen?
Viel motivierten Nachwuchs!
Vergleichbare tierärztliche Leistung mit vergleichbaren Kosten, damit die beratende Praxis nicht lange Strecken durch die Lande fahren muss und die kurativ betreuende Praxis nur die Fälle „nachbehandelt“, die der Landwirt nicht mit den vom beratenden Tierarzt da gelassenen Medikamenten in der Griff bekommt!
Außerdem bedarf es Beratungsverträge, die nicht nur auf dem Papier bestehen!
Und schließlich ist es ganz wichtig, die „schwarzen Schafe“, sowohl in der Tierärzteschaft als auch in der Landwirtschaft zu finden und strafrechtlich zu belangen, mit Sinn und Verstand! Hier steht für mich der Tierschutz an erster Stelle, auch und im Besonderen dem Verbraucher geschuldet.
Zudem sollten in den Überwachungsorganen Personen sitzen, die unbefangen sind und aus verschiedenen Gremien stammen, aber eben auch aus der buiatrischen Praxis, wenn es um Verstöße gegen Rinder bzw. auf Rinderbetrieben geht.
Herr Busch, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!