Tierschützer:innen, Verbraucher:innen und Mitbürger:innen waren am Mittwoch (14.6.2023) aufgerufen, anlässlich des internationalen Tages gegen Tiertransporte zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin zu kommen. Mit einer spektakulären Aktion machten dort die Organisationen des Tierschutznetzwerks sowie des Bündnisses für Tierschutzpolitik auf die Transportbedingungen und Leiden der Tiere während der Tiertransporte aufmerksam. Gleichzeitig forderten sie die Politik in Deutschland und Europa auf, zu handeln und Tiertransporte in Nicht-EU-Länder schnell zu verbieten. Innerhalb der EU sollten diese auf eine Transportzeit von max. vier Stunden begrenzt werden.
Die Aktion startete mittags vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und endete vor dem Brandenburger Tor am Pariser Platz. Dort wurde ein Kran aufgebaut, an dem ein vier Meter großes, lebensechtes 3D-Modell einer Kuh hing. Das Aktionsszenario bezieht sich auf Vorfälle im spanischen Hafen von Cartagena, wo im Frühjahr 2021 über 2.000 Rinder nach einer dreimonatigen Odyssee notgetötet werden mussten. Die aufgebaute Kulisse sollte auf das Leid der Tiere auf langen Drittlandexporten, insbesondere auf Schiffstransporten, aufmerksam machen. Denn die Tiere leiden auf den Transporten unter Stress, Hunger, Durst und Enge. Viele Tiere verletzen sich dabei und erreichen ihren Zielort gar nicht erst.
Aber auch in den Zielländern außerhalb der EU erwartet die Tiere nichts Gutes, sondern meist schlechte Haltungs- und grausame Schlachtbedingungen, häufig ohne jegliche Betäubung.
„Wir sind geschockt über die Gleichgültigkeit, mit der diese Tierquälerei seit Jahrzehnten bis heute geduldet wird. Sie ist mit nichts zu rechtfertigen und nicht zu entschuldigen. Lebendtierexporte sind Unrecht und müssen endlich aufhören“, sagte Ina Müller-Arnke, Expertin für Tiertransporte bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.
Die Tierschützer forderten Landwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, das Verbot von Lebendtiertransporten in Nicht EU-Ländern endlich, zumindest auf nationaler Ebene zu verbieten. „Inzwischen gibt es mehrere Rechtsgutachten, die bestätigen, dass ein bundesweites Verbot solcher Drittlandexporte durch eine Rechtsverordnung möglich ist. Außerdem ermöglicht die aktuelle Überarbeitung des Tierschutzgesetzes, ein Verbot solcher Transporte direkt im Gesetz zu verankern“, so Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung bei VIER PFOTEN Deutschland.
Dieser Forderung schloss sich auch Ina Latendorf MdB, Sprecherin für Tierschutz der Linken im Bundestag an bestätigte die Optionen eines nationalen Alleingangs.
Gleichzeitig waren jedoch das Interesse und damit auch die Teilnahme an der Demo sowie der Kundgebung gering. Inklusive der Organisator:innen und Redner:innen hatten sich auf dem Pariser Platz weniger als 50 Personen versammelt. Zufällig vorbeikommende Passanten ließ das Thema vollkommen unberührt. Viele setzten ihren Weg reaktionslos fort … trotz des baumelnden Rindes am Krahn.