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Einleitung & Grundlagen
Die BVDV-Infektion kommt weltweit vor und hat f�r die Rinderhaltung eine gro�e wirtschaftliche Bedeutung. In der Bundesrepublik Deutschland tritt sie seit ca. 50 Jahren auf und wurde 1956 erstmalig nachgewiesen. Die BVDV-Seropr�valenz in europ�ischen Herden ist je nach landwirtschaftlicher Struktur und bisherigen Bek�mpfungsma�nahmen sehr unterschiedlich.
BVDV-Seropr�valenz in europ�ischen Herden (nach: Brendel 2005)
England: 95 %
D�nemark: 78 %
Schweiz: 70 %
Deutschland: 60 ? 80 %
�sterreich: 46 %
Schweden: 46 %
Norwegen: 19 %
Finnland: < 1 %
Der Erreger ist ein zur Gattung der Pestiviren z�hlendes RNS -haltiges Virus, von dem es zwei unterschiedliche Biotypen (zytopathogen = zp; nicht zytopathogen = nzp) zu differenzieren gibt, die an Hand ihres Verhaltens nach der Infektion einer Zellkultur offensichtlich werden. Beide Biotypen kommen unter Feldbedingungen in der Rinderpopulation vor und l�sen einen unterschiedlichen Krankheitsverlauf und verschiedene Krankheitserscheinungen aus.
Weiterhin ist der Erreger von hoher genetischer und antigenetischer Variabilit�t gekennzeichnet, so dass man Subtypen und St�mme unterscheiden muss.
In den letzten Jahren konnte zudem mittels PCR und Genom-Sequenz-Analyse erkannt werden, dass ein so genannter Genotyp 1 BVD vom Genotyp 2 BVD unterscheidbar ist. Typ 1, zu dem die bisherigen Feldisolate, Labor- und Vakzinest�mme gerechnet werden, l�st die klassischen Verlaufsformen von Krankheitserscheinungen aus.
Genotyp 2 BVD wurde erstmalig in Kanada in der Provinz Quebeck isoliert, nachdem ca. 30000 K�lber an einer bis dahin nicht bekannten Form einer perakuten h�morrhagischen Diathese verendet waren (Pellerin et al. 1994). Seitdem wird im Rahmen der Labordiagnostik das Augenmerk zum prozentualen Auftreten von BVDV-Typ 2-Isolaten gerichtet.
In Deutschland wird derzeit von etwa 6,5 % Typ 2-Isolaten an der Gesamtnachweisrate von BVDV ausgegangen.
Unter epidemiologischen Gesichtspunkten ist zu erw�hnen, dass mehrere Tierarten f�r das Virus empf�nglich sind. Hierzu z�hlen neben den Rindern kleine Wiederk�uer, Schweine, Zoo- und Wildwiederk�uer. Dar�ber hinaus ist BVDV eng verwandt mit dem Virus der klassischen Schweinepest und dem Border Disease-Virus der Schafe.
Die �bertragung des Virus kann direkt und indirekt durch belebte und unbelebte Vektoren erfolgen. Die Ausscheidung bei einem infizierten Tier wird �ber alle Se- und Exkrete aufrecht erhalten. Besondere Bedeutung erlangt hierbei das persistierend infizierte Rind (PI-Tier), das in einem Milliliter Sekret ca. 10 8 KID (kulturinfekti�se Dosen) ausscheidet. Dabei entsprechen 3 KID etwa einer Rinderinfektionsdosis. Das bedeutet, dass eine immense Tierzahl mit einem Milliliter Nasenschleim infiziert werden kann.
In den letzten Jahren wurde von wissenschaftlicher Seite viel Aufkl�rungsarbeit zur recht komplexen Pathogenese nach erfolgter Infektion erarbeitet. So sind wesentliche Erkenntnisse zur postnatalen Infektion, dass nach einer Inkubationszeit von etwa 5-7 Tagen zun�chst eine Virusvermehrung auf der oronasalen Schleimhaut mit anschlie�ender Besiedlung der regionalen Lymphorgane (Tonsillen) erfolgt. Hieran anschlie�end kommt es zu einer unterschiedlich lang anhaltenden Vir�mie mit mehreren Replikationszyklen bis die Bildung neutralisierender Antik�rper die Infektion beendet. Die postnatale Infektion verl�uft mit einer deutlichen Immunsuppression, die in vitro und in vivo wissenschaftlich bearbeitet wurde. Die Folge ist eine starke Beeintr�chtigung der Funktion der befallenen Zellen.
Insbesondere K�lber und Jungrinder reagieren mit verschiedenen immunsuppressiven Effekten, die eine Anf�lligkeit des Organismus f�r Mischinfektionen mit anderen Viren oder bakteriellen Sekund�rinfektionen zur Folge haben. So unterdr�ckt das Virus unter anderem die Interferonsynthese, reduziert die Reaktivit�t peripherer Blutlymphozyten, vermindert die Antik�rperproduktion und die Chemotaxis von Monozyten. Weiterhin f�hrt es zur gehemmten Immunglobulin G-Sekretion peripherer Lymphozyten, einer verminderten Clearance -Aktivit�t bei Bakterie�mie und einer erh�hten Cortisol -Aussch�ttung.
Dar�ber hinaus ist der Erreger in der Lage eine transplazentare Infektion zu vollziehen und beim Fetus die persistierende Infektion zu induzieren.
Die klinische Relevanz besteht darin, dass der Erreger unterschiedliche Organ- und Zellsysteme als Infektionsziel hat und dadurch unterschiedliche klinische Verlaufsformen je nach Immunit�tslage des Tieres und Infektionszeitpunkt auspr�gen kann.
So hat BVDV eine gro�e Affinit�t zu den Schleimhautzellen des gesamten Verdauungstraktes. Zudem ist es in der Lage nach der Infektion eines ungesch�tzten tragenden Muttertieres die Plazentarschranke zu �berwinden, so dass die intrauterine Infektion des Fetus erm�glicht wird. Weiterhin besitzt das Virus eine starke Bindung zu den Zellen des Nervensystems. Nach der Infektion bzw. �berstandener Erkrankung kommt es zur Ausbildung einer langanhaltenden Immunit�t, die nach der Neuinfektion zu einer Boosterung beitr�gt. BVDV-Antik�rper werden mit dem Kolostrum an Neugeborene weitergegeben.
Die Einschleppung von BVD-Virus in einen Rinderbestand f�hrt in der Regel zu einem Bestandsproblem, auch wenn deutliche Krankheitserscheinungen h�ufig nur an Einzeltieren zu beobachten sind. Je nach Infektionslage im Betrieb kommt es zu einer allm�hlichen Durchseuchung der Rinderherde. Eine hundertprozentige Durchseuchung ist allerdings eher die Ausnahme, da einzelne Tiere auf Grund einer guten Abwehrlage keine Infektion erleiden.
Klinik
Unter klinischen Gesichtspunkten werden die bisher bei der BVDV-Infektion beobachteten klinischen Krankheitserscheinungen nach ihren Leitsymptomen eingeteilt
Klinische Verlaufsformen der BVD-Virusinfektion
- Postnatale Infektion
Bovine Virusdiarrrhoe
Subklinische Verlaufsform
Respiratorische Form
H�morrhagische Verlaufsform
- Intrauterine Infektion
Embryonale, fetale Infektion
- Mucosal Disease / chronische Verlaufsform
Postnale Infektion
bovine Virusdiarrhoe
Durch die besondere Affinit�t zu den Zellen des Verdauungstraktes entwickelt sich ein w�ssriger Durchfall mit Fieber, der in schweren F�llen zu starken Fl�ssigkeits- und Elektrolytverlust f�hrt. Die Tiere magern ab und zeigen einen zunehmenden Kr�fteverfall. Bei guter Immunit�tslage kommt es zu weniger heftigen Krankheitserscheinungen und Spontanheilung. Allerdings sind bei schlechten Haltungs- und F�tterungsbedingungen auch Todesf�lle m�glich. Die Ausheilung verl�uft mit deutlicher Antik�rperbildung (Serokonversion).
Subklinische Verlaufsform
Eine klinisch unauff�llige Durchseuchung ist die h�ufigste Verbreitungsform des Erregers in der Rinderpopulation. Die seltenen und meist nur mild ausgepr�gten Krankheitsanzeichen werden in der Regel vom Landwirt �bersehen oder k�nnen nicht zuordnet werden. K�he reagieren mit Milchr�ckgang oder Erh�hung der Zellzahl in der Milch. Weiterhin kann eine vor�bergehende Erh�hung der K�rperinnentemperatur festgestellt werden. Behandlungsma�nahmen sind meist nicht erforderlich und h�ufig wird nur durch Zufall im Rahmen von Blutuntersuchungen festgestellt, dass sich diese Tiere mit einer BVDV-Infektion auseinandergesetzt haben.
Respiratorische Form
Auf Grund der oben beschriebenen Immunsuppression kommt es insbesondere bei K�lbern ab der 6. Lebenswoche unter Verlust ihrer maternal erworbenen Immunit�t zu viralen Misch- und bakteriellen Sekund�rinfektionen, die vorwiegend mit respiratorischer Krankheitssymptomatik verlaufen. Die Tiere zeigen Husten, Nasenausfluss, beschleunigte Atmung und zun�chst auch Fieber. Insgesamt ist der Krankheitsverlauf eher chronisch und die Krankheitsdauer betr�gt daher h�ufig Wochen bis Monate. Die K�lber magern ab, haben struppiges Haarkleid und zeigen allgemeine Schw�che. Nach Behandlungsma�nahmen kommt es geh�uft zu Rezidiven. Im chronischen Stadium verenden mitunter einzelne K�lber nach akuter Atemnot mit Maulatmung. In der Anfangsphase der Erkrankung l�uft die Virusvermehrung auf den Schleimh�uten der Nase und des Maules. Kleine erosive Schleimhautdefekte sind an den Nasen�ffnungen erkennbar. Ansonsten lassen die klinischen Krankheitserscheinungen nur den Verdacht einer vorliegenden BVDV-Infektion zu.
H�morrhagische Verlaufsform
Seit 1994 ist die so genannte h�morrhagische Verlaufsform bekannt, die mit dem Leitsymptom einer ausgepr�gten h�morragischen Diathese und perakutem Verenden einhergeht. Im Rahmen des Infektionsgeschehens mit BVDV kommt es zu einer starken Sch�digung und Verminderung der Thrombozyten, so dass Blutungen �ber die Schleimh�ute und inneren Organe die Folge sind. Insbesondere BVDV St�mme vom Genotyp 2 k�nnen dieses Krankheitsbild ausl�sen. Allerdings werden vereinzelt auch h�morrhagische Diathesen bei Infektionen mit Genotyp 1 beobachtet. Auf Grund des dramatischen und perakuten Krankheitsverlaufs sowie der erheblichen Virulenz des Virus sind Behandlungen dieser Tiere aussichtslos. In der Bundesrepublik Deutschland wurden in einzelnen Rinderbetrieben h�morrhagische Verlaufsformen beobachtet und in diesem Zusammenhang auch nicht zytopathogene Genotyp 2 BVDV-St�mme isoliert.
Intrauterine Infektion
Nach der Infektion eines noch nicht immunisierten tragenden Muttertieres kann es bei diesem zur bovinen Virsudiarrhoe, subklinischen Verlaufsform usw. kommen, in deren Verlauf im Rahmen der Vir�mie Virus transplazentar auf die Frucht �bertragen wird. Die Auswirkungen einer BVDV-Infektion auf die Frucht w�hrend der Gravidit�t h�ngen deutlich vom Infektionszeitpunkt ab.
Innerhalb der ersten 40 Tr�chtigkeitstage kann der Eizelle keine BVDV-Infektion �bertragen werden, da die Nidation noch nicht erfolgt ist. Allerdings kann es dennoch zu Fruchtresorption und Umrindern kommen. Bei Infektion im Zeitraum zwischen dem 40. und 120. Tr�chtigkeitstag kommt es insbesondere durch zytopathogenes Virus zu Totgeburten, lebensschwachen K�lbern, reduziertem Geburtsgewicht und verschiedentlichen Missbildungen, je nachdem wie weit die Organogenese bei Infektionszeitpunkt fortgeschritten ist.
Die auff�lligste Missbildungsvariante ist das so genannte occulocerebell�re Syndrom, bei dem die geborenen K�lber erhebliche Defekte im Bereich der Augen und des Kleinhirns haben. Blindheit, Exophthalmus und Mikrophthalmie sowie Kleinhirnhypo bis -aplasie oder auch Hydrocephalus stehen im Vordergrund des Syndroms. Solche K�lber nehmen zwar zun�chst Nahrung auf, sind aber meist nicht in der Lage, ihre Bewegungsabl�ufe zu koordinieren, zeigen Ataxie, liegen fest und verenden meist innerhalb der ersten Lebenstage.
Die Infektion des Fetus mit nicht zytopathogenem Virus f�hrt bei ihm in dem genannten Tr�chtigkeitsstadium (40.- 120. Tag) zur Auspr�gung der persistierenden Infektion. Das noch nicht vollst�ndig entwickelte Immunsystem des Fetus erkennt das Virus in dieser Phase nicht als Antigen und entwickelt ihm gegen�ber eine Immuntoleranz. Das persistent infizierte Tier (PI-Tier) wird in der Regel v�llig unauff�llig geboren.
Nach dem 120.-150. Tr�chtigkeitstag kann das Immunsystem des Fetus reagieren, so dass bei Infektion eine immunologische Reaktion (Immunintoleranz) mit folgender Serokonversion erfolgt. Das Kalb wird gesund und mit seropositivem Antik�rperblutbefund geboren. In einzelnen F�llen treten auch bei diesen K�lbern dennoch Missbildungen oder im Verlauf der Aufzucht Wachstumsdepressionen auf.
Ab dem 150. Tr�chtigkeitstag wird generell ein gesundes seropositives Kalb geboren.
Mucosal Disease/chronische Verlaufsform
Sowohl an der akut verlaufenden Mucosal Disease als auch an der unter Feldbedingungen zu beobachtenden chronischen Verlaufsform erkranken ausschlie�lich die Tr�ger des nicht zytopathogenen Virusbiotyps nach intrauteriner Infektion. Eine H�ufung der Erkrankungsf�lle ereignet sich vor dem Erreichen des Zuchtalters, meist bis zu einem Jahr. In Einzelf�llen erkranken PI-Tiere jedoch erst zu einem wesentlich sp�teren Zeitpunkt oder bleiben unauff�llig bis zum Verlassen des Bestandes aus anderen Gr�nden. Wird ein PI-Tier belegt, so entsteht wiederum immer ein persistent infiziertes Kalb (persistent infizierte Zuchtlinie).
Zun�chst war der Entstehungsmechanismus f�r das Krankheitsbild der Mucosal Disease/chronische Verlaufsform nicht bekannt und es stellte sich insbesondere die Frage nach den Ursachen f�r den pl�tzlich unvorhersehbaren Krankheitsausbruch. Bei der Erforschung der Krankheitsumst�nde wurde herausgefunden, dass bei einem an Mucosal Disease (MD) verendeten Tier immer zytopathogenes Virus isolierbar ist. Da unter Feldbedingungen Impfma�nahmen mit Impfstoffen, die attenuiertes zytopathogenes Antigenen enthielten, bei PI-Tieren MD ausl�sten, postulierte man die Theorie einer m�glichen Superinfektion durch zytopathogenes Virus als Ursache. Inzwischen wird diese Theorie mehr als zus�tzliche m�gliche Variante in den Hintergrund gedr�ngt, da im Feld selten zytopathogenes und nicht zytopathogenes Virus nebeneinander vorkommen. Weiterhin zeigten Untersuchungen bei unter Isolationsbedingungen gehalten PI-Tieren, dass sie pl�tzlich an MD erkrankten.
Inzwischen ist bekannt, dass durch Mutation und hydrolytische Spaltung aus nicht zytopathogenem Virus zytopathogenes Virus im PI-Tier entstehen kann und zu diesem Zeitpunkt Mucosal Disease ausbricht. Dabei ist entscheidend, dass das superinfizierende Virus vom homologen zytopathogenen Virusbiotyp ist, da in diesem Fall die akute Mucosal Disease nach etwa 2-3w�chiger Inkubation auftritt. Ein partiell homologer zytopathogener Biotyp, der antigenetische Unterschiede zum nicht zytopathogenen Virusbiotyp hat, f�hrt nach ca. 98-138 Tage Inkubation zu mehr chronischen Verlaufsformen. Besteht zwischen dem erstinfizierenden Virus und dem superinfizierenden Virus ein erheblicher antigenetischer Unterschied (heterologer zytopathogener Biotyp), kommt es beim PI-Tier sogar zu einer vor�bergehenden Serokonversion und Schutz gegen den superinfizierenden Biotyp.
Die klinischen Anzeichen der akuten Mucosal Disease sind pathognostisch und zeichnen sich durch erosive Schleimhautver�nderungen am gesamten Verdauungstrakt einschlie�lich Flotzmaul sowie entz�ndlichen Ver�nderungen im Zwischenklauenspalt, hochgradig w�ssrigen Durchfall, zum Teil auch mit respiratorischen Symptomen aus. Die mehr chronische Verlaufsform f�hrt bei den PI-Tieren zu wechselnder Kotkonsistenz, zunehmender Abmagerung und Schw�che sowie Siechtum. W�hrend das Tier mit Mucosal Disease innerhalb weniger Tage verendet, tritt bei den chronischen Verlaufsformen der Tod mitunter erst nach Wochen ein. In jedem Fall jedoch steht am Ende der Erkrankung der letale Ausgang.
Im infizierten Bestand kann beim Vorhandensein mehrerer PI-Tiere geh�uft das Schadensereignis Mucosal Disease auftreten, wenn bei einem PI-Tier die Mutation von nicht zytopathogenem Virus zu zytopathogenem Virus vollzogen wird und durch die Ausscheidung weitere PI-Tiere hiermit superinfiziert werden.
Schadensbilanz
Das Ausma� wirtschaftlicher Sch�den durch eine BVDV-Infektion h�ngt von mehreren Faktoren im Betrieb ab.
- Herdenstruktur (Gravidit�tsstadien, Abkalbefolge, anteilige Altersgruppen, usw.)
- Immunstatus der Tiere
- Infektionsrisiko (Anteil PI-Tiere, Hygienefaktoren, Management, Haltungsbedingungen, Tierzukauf)
- H�ufigkeit des Schadensereignisses
- Virulenz des Erregers
Dar�ber hinaus m�ssen bei Berechnung einer Schadenskalkulation regionale Unterschiede, unterschiedliche Produktpreise, Kosten f�r die Entsorgung toter Tiere etc. mit ber�cksichtigt werden. Weiterhin variierte das Auftreten von Erkrankungen in Abh�ngigkeit des in einen Bestand eingeschleppten BVDV-Stammes (schwachvirulent vs. hochvirulent). Ausgiebige Schadenskalkulationen wurden vor allem f�r Fleckviehbetriebe in Bayern von Wolf (1997, 2004) erstellt. Dabei wurde von einer Herdengr��e von unter 100 Tieren ausgegangen. Der Gesamtschaden bei der Durchseuchung setzt sich aus der Summe aller Einzelsch�den zusammen.
Sch�tzung des wirtschaftlichen Verlustes durch einzelne Schadensmerkmale (nach Wolf 2004)
Schadensmerkmal (BVDV-St�mme mit �berwiegend subklinischer Infektion)
Schadensmerkmal (BVDV-Stämme mit überwiegend subklinischer Infektion)
|
Graviditätsmonat bei der Infektion
|
Häufigkeit des Ereignisses bei BVDV-Infektion
|
Verlust in €
|
?Grippe" und Diarrhoe bei Jungtieren
|
-
|
25 %
|
25
|
Umrindern
|
I
|
80 %
|
20
|
PI-Tier; z.T. MD-Verlust
|
II ? III (IV)
|
100 %
|
737
|
Aborte (incl. Milchverlust etc.)
|
IV ? VII
|
50 %
|
671
|
Kümmerer/Missbildungen
|
IV ? VII
|
25 %
|
256
|
Lebensschwache Neugeborene
|
VIII - IX
|
25 %
|
272
|
Interessant ist, dass in Abh�ngigkeit vom Zeitpunkt der letzten Herdeninfektion Sch�den zwischen 298 ? (schwach virulenter Stamm bei einem PI-Tier in der Herde) und 17700 ? (letzte Infektion vor 10 Jahren, hochvirulenter Stamm) auftreten k�nnen. Dabei ist anzunehmen, dass der Schaden umso gr��er ist, je l�nger die letzte Durchseuchung der Herde zur�ckliegt, da mehr empf�ngliche Tiere innerhalb des Zeitraumes nachgewachsen sind. Die h�chsten Verluste treten bei der Infektion ungesch�tzter, tragender Rinder auf. Letztlich h�ngt das Gesamtaufkommen von Sch�den nat�rlich auch von der Gesamtrinderzahl im Bestand ab, die f�r eine Infektion empf�nglich sind. Je nach Kalbemanagement (saisonal und asaisonal) und Belegungsintervall (Brunstsynchronisation) kann in einem Betrieb ein sehr geringer oder �berdimensionaler Schadensfall eintreten.
Diagnostische Ma�nahmen im Bestand

Die klinischen Zusammenh�nge der einzelnen Verlaufsformen k�nnen je nach Auspr�gung der Leitsymptome zur klinischen Verdachtsdiagnose herangezogen werden. Bei dem Krankheitsbild Mucosal Disease sind die Ver�nderungen derart offensichtlich, dass h�ufig keine labordiagnostischen Untersuchungen zur endg�ltigen Kl�rung erforderlich sind. Sollte dennoch zun�chst nur der Verdacht auf MD bestehen, kann nur mit der Einsendung eines Nasenschleimhautzellenabstrichs, einer ungeronnene Blutprobe (EDTA -Probe bzw. Li-Hep.-Probe) sowie Blutserum die klinische Diagnostik abgerundet werden. Besteht der Verdacht eines bisher ansonsten klinisch mehr oder weniger unauff�lligen PI-Tieres, k�nnen ebenfalls diese drei Probenarten an ein spezialisiertes Labor zur endg�ltigen Diagnosestellung eingesandt werden. Wird ein positiver Virusnachweis vollzogen, muss zur Best�tigung der persistierenden Infektion eine zweite positive Probe nach 3 Wochen vorliegen. Ist die zweite Probe virologisch negativ, handelt es sich lediglich um eine transiente Infektion.
Bei K�lbern besteht nach der Kolostrumaufnahme zun�chst eine so genannte diagnostische L�cke, da die Viruspr�senz im Blut durch die kolostralen Antik�rper minimiert wird. Die diagnostische L�cke besteht je nach verwendetem Testsystem im Laborinstitut bis zum 60., teils jedoch auch bis zum 120. Lebenstag. Ergibt sich in einem Betrieb die Fragestellung nach einer postnatalen Infektion in einer Tiergruppe, kann ebenfalls in der akuten Phase bei Tieren mit Krankheitserscheinungen mittels Nasenschleimhautzellenabstrich und EDTA-Blut der Virusnachweis vollzogen werden. Auch Serumpaarproben im Abstand von 14 Tagen offenbaren eine stattgefundene postnatale Infektion. Eine vorausgegangene Infektion im Bestand kann weiterhin durch die Bestandsmilchprobe sowie �ber ein Jungtierfenster der Tiere im Alter von 6-24 Monate erh�rtet werden.
Finden sich im Jungtierbereich Rindergrippeerscheinungen als vorrangiges Bestandsproblem, sollte ebenfalls der Nasenschleimhautzellenabstrich zum Nachweis m�glicher diffentialdiagnostisch bedeutsamer Rindergrippeerreger um EDTA-Blutproben erg�nzt werden. Im chronischen Stadium (retrospektiv) k�nnen die Krankheitserscheinungen und die Erstellung eines Immunprofiles von K�lbern �lter als 3 Monate ebenfalls das Vorliegen einer BVDV-Infektion aufdecken. Bei den bisher �blichen Nachweismethoden ist die Kotprobe am schlechtesten f�r den Virusnachweis geeignet. Derzeit wird an einer praktikablen Diagnostik zur Erkennung von PI-Tieren gearbeitet, die mittels Rinderohr-Stanzproben und einem Virusantigen ELISA -Kit das Glykoprotein gp 48 detektiert. Dieses wird in Epithelzellen der Haut und auch in anderen Geweben infizierter Tiere gefunden. Da die Oberhautpartien hohe Konzentrationen an BVDV-Antigen aber nur wenig Blut enthalten, interferieren maternale Antik�rper nicht. Die diagnostische L�cke kann bei jungen PI-Tieren auf unter 2 Wochen eingeschr�nkt werden.
M�glichkeiten der Bek�mpfung
Unter praktischen Gesichtspunkten werden in den Rinderbest�nden zur Zeit drei m�gliche Bek�mpfungsstrategien verfolgt:
Strategie 1
Am Beginn einer konsequenten Bek�mpfung steht zun�chst die Identifizierung m�glicher vorhandener persistent infizierter (PI) Rinder, die nach dem Auffinden umgehend aus dem Betrieb entfernt (gemerzt) werden. Da die Hauptverbreitungsquelle somit entfernt wurde, soll auf eine Vakzination verzichtet werden. In der Folgezeit wird durch serologische Stichprobenuntersuchungen der Sanierungserfolg in regelm��igen Abst�nden kontrolliert. Ziel dieses Verfahrens ist die Erlangung des Status ?BVDV-frei?. Eine Zertifizierung des Betriebes erfolgt.
Konsequenzen aus Strategie 1
Grundlage dieser Verfahrensweise ist die l�ckenlose Untersuchung eines Bestandes auf m�gliche infizierte Tiere (Virustr�ger). Weiterhin muss eine kombinierte Haltung mit anderen empf�nglichen Tierarten (kleine Wiederk�uer) vermieden werden. Das gr��te Problem ist allerdings in der derzeitigen Durchseuchungslage der Rinderpopulation und dem uneingeschr�nkten Tierverkehr die Verhinderung von Reinfektionen. Diese h�tte eine erhebliche Schadensbilanz zur Folge, da es sich nunmehr um einen absolut ungesch�tzten und somit voll empf�nglichen Rinderbestand handelt. Folglich darf im Grundsatz kein Zukauf von Rindern erfolgen oder nur aus freien/unverd�chtigen Best�nden. Weiterhin muss der Personenverkehr auf dem freien Betrieb eingeschr�nkt und kontrolliert werden. Insgesamt besteht ein kostenintensiver und erh�hter Aufwand an zahlreichen Hygienema�nahmen.
Strategie 2
Ziel dieser Strategie stellt ebenfalls die Identifizierung und alsbaldige Merzung von PI-Tieren dar. Allerdings wird hierbei auf Grund des hohen Infektionsrisikos und der damit verbundenen hohen Schadensbilanz die weibliche Nachzucht vorm Belegen vakziniert. Durch diese Impfma�nahme kann das Entstehen intrauteriner Infektionen und die Auspr�gung eines PI-Tieres verhindert werden. Der Erfolg der Sanierungsma�nahmen wird durch regelm��ig wiederkehrende Jungtierfenster gepr�ft. Hierbei werden serologische Stichprobenuntersuchungen auf Antik�rper gegen BVDV in der Jungtierherde durchgef�hrt. Das Jungtierfenster beinhaltet die Entnahme von geronnenen Blutproben vor der ersten Vakzination. Antik�rper-positive Jungtiere werden als Beweis f�r das Vorhandensein von PI-Tieren in der Herde bewertet und umgekehrt. Da durch die Vakzination die Mehrzahl der vorhandenen Tiere BVD-Antik�rper-positiv ist, erh�lt der Betrieb im Falle der seronegativen Jungrinderherde das Zertifikat "BVD-unverd�chtig".
Konsequenzen aus Strategie 2
Zun�chst muss eine l�ckenlose und kostenintensive Untersuchung des Bestandes auf PI-Tiere durchgef�hrt werden. Ein Zukauf von Rindern kann nur aus freien/unverd�chtigen Betrieben erfolgen. Zukauftiere sollten in Quarant�ne auf ihren Status bei Einstallung kontrolliert werden. Da es sich um eine gesch�tzte Herde handelt, sind im Gegensatz zu Strategie 1 die erforderlichen Ma�nahmen zur Minimierung eines erneuten Infektionsrisikos wesentlich geringer. Gleiches gilt auch f�r die Schadensbilanz nach erneuter Einschleppung des Erregers. Die Vakzination gibt somit eine gewisse Sicherheit innerhalb der freiwilligen Bek�mpfung der BVD-Infektion nach den Leitlinien. Andererseits stellt es einen guten Anfang zur Einm�ndung in ein wirkungsvolles Bek�mpfungskonzept dar.
Strategie 3
Es erfolgt im infizierten Betrieb ohne Erhebung eines Durchseuchungsstatus ausschlie�lich die Vakzination der weiblichen Nachzucht. Nach Beginn des Verfahrens wird auch hier in regelm��igen Abst�nden eine stichprobenartige Kontrolle im Jungtierbereich veranlasst. M�gliche PI-Tiere werden bei Bekanntwerden umgehend gemerzt. Oberstes Ziel ist allerdings, mittels Vakzination die Entstehung von PI-Tieren zu verhindern.
Konsequenzen aus Strategie 3
Durch die Unterlassung einer konsequenten Diagnostik im Gesamtbestand bestehen bei dieser Verfahrensweise nur l�ckenhafte Hinweise �ber den anf�nglichen Infektionsstatus, �ber hinzutretende Neuinfektionen (Infektionsdynamik) und m�gliche vorhandene PI-Tiere im Bestand. Diese werden vorwiegend in Form eines Zufallsbefundes bei klinischen Anzeichen (K�mmern, Mucosal Disease, Diarrhoe) entdeckt. Es ist also durchaus m�glich, dass zumindest �ber einen l�ngeren Zeitraum weiterhin PI-Tiere im Bestand vorhanden sind und BVD-Virus in der Herde kursiert. Des Weiteren ist Voraussetzung f�r das Gelingen dieser Bek�mpfungsstrategie, dass die angewandte Vakzine tats�chlich eine Infektion des Fetus im Muttertier verhindert.
Immunprophylaxe
Unter Berücksichtigung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Seroprävalenz von BVDV in den Rinderbetrieben und epidemiologischen Besonderheiten setzt sich das Bekämpfungsprogramm aus zwei komplementären Zielgrößen zusammen. An erster Stelle steht das Auffinden und Merzen von PI-Tieren, das durch Impfmaßnahmen zur Verhinderung von intrauterinen Infektionen der Muttertiere ergänzt wird. In folgender Übersicht sind die derzeit in der Bundesrepublik zugelassenen Impfstoffe zur BVDV-Bekämpfung aufgelistet.
Handelsname
|
Hersteller
|
Impfstamm Subgruppe
|
fetaler Schutz nachgewiesen
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Inaktivierte Impfstoffe
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Bovidec®
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Virbac
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Ky 1203
BVDV-1a
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für 3 Monate
|
Bovilis® BVD/MD
|
MSD Tiergesundheit
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C 86 BVDV-1a
|
für 6 Monate
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Mucobovin®
|
Merial
|
New York
BVDV-1b
Aveyronite BDV
|
-
|
Attenuierte Impfstoffe
|
Vacoviron® 1)
|
Merial
|
Oregon C24 V
BVDV-1a
|
-
|
1) Nicht in der Trächtigkeit einsetzen < 6 Monate
Unter historischen Gesichtspunkten geht die Tendenz heutiger Impfstoffe in Richtung Inaktivat-Vakzine mit der Zulassung "fetaler Schutz". Derzeit sind im Handel drei Vakzinen mit diesem Standard zugelassen. Hiervon unterscheidet sich ein Impfverfahren, das ebenfalls im Rahmen des BVDV-Bekämpfungsprogrammes Anwendung findet, welches als zweistufiges Impfverfahren bezeichnet wird. Hierbei findet zunächst eine Vakzination des Tieres mit einem Inaktivatimpfstoff statt, bevor die Zweitimpfung nach 4-6 Wochen mit einem Lebendimpfstoff erfolgt. Da der Lebendimpfstoff in alleiniger Anwendung in der Lage ist, eine Infektion des Fetus zu induzieren, verbietet sich laut Zulassung seine Anwendung vor dem 6. Trächtigkeitsmonat. Die Vorschaltung der Inaktivatvakzine soll eine Virusausscheidung bei der Anwendung des Lebendimpfstoffs unterbinden. Trotz vorgeschalteter Inaktivatvakzine wird der Tierarzt nicht von der eingeschränkten Indikation des Lebendimpfstoffs beim tragenden Tier entbunden. In der Kombination soll laut Untersuchungsergebnissen der fetale Schutz gewährleistet sein. Eine Zulassung besteht allerdings nicht. Außerdem ist nicht bekannt, wie lange der Impfschutz hält.
Die drei Impfstoffe mit der Zulassung "fetaler Schutz" müssen die Zulassung laut Europäischem Arzneibuch (EAB-Monografie) für BVD/MD-Inaktivat-Impfstoffe von 2001 erfüllen und sind vom Paul-Ehrlich-Institut mit dieser Indikation verfügbar. Durch Testinfektionen (Challenge) mussten die Hersteller die Dauer des fetalen Schutzes für ihren Impfstoff belegen.
Das Ziel der Immunprophylaxe besteht darin, das ungeschützte, zur Belegung anstehende Rind ausreichend zu immunisieren.
BVDV-Impfprogramm zur Prophylaxe im Zuchtbetrieb
Impfzeitpunkt:
1. Impfung rechtzeitig vorm Belegen
2. Impfung 3-4 Wochen nach Erstimpfung
3. Weitere Impfungen nach Herstellerangaben,
Boosterimpfungen am besten vor jedem weiteren Belegen.
Impfstoff: inaktivierte Vakzine mit fetalem Schutz
Dies sollte rechtzeitig vorm Belegungszeitpunkt erfolgen, spätestens jedoch so angelegt werden, dass die zweite Impfung 3 Wochen vor der Erstbelegung erfolgt. Die zweifache Impfung im Abstand von 3-4 Wochen wird als Grundimmunisierung durchgeführt. Der fetale Schutz wird aufrecht erhalten, wenn in den Folgejahren die Bestandsimpfung einmal jährlich durchgeführt wird, wobei der günstigste Zeitraum kurz vor der Neubelegung besteht. Seit kurzem ist eine kombinierte Vakzine auf dem Markt erhältlich, die neben attenuiertem PI 3- und BRSV-Antigen eine Inaktivatkomponente BVDV enthält. Die Indikation dieses Impfstoffs ist die Verhinderung der Rindergrippe in einer Jungrinderherde und nicht vornehmlich die BVDV-Bekämpfung oder der fetale Schutz. Außerdem wird durch einen frühzeitigen Impfeinstieg in einem Zuchtbetrieb die diagnostische Kontrollmaßnahme im Sinne des Bekämpfungsprogramms (Jungtierfenster) durch das Vorhandensein seropositiver Jungrinder (Impfantikörper) zunichte gemacht. Daher hat der Impfstoff vorrangig Bedeutung bei Kälberzukauf, im Aufzucht- oder spezialisiertem Mastbetrieb.
Durch die Kombination der gezielten Diagnostik zum Auffinden der PI-Tiere und der konsequenten Vakzination der Muttertiere vorm Belegen kann ein Betrieb in einem begrenzten Zeitraum den Status "BVDV-unverdächtig" erreichen. Voraussetzung für diesen Status ist die Antigenfreiheit nachgeborener Kälber. Antikörper dürfen sowohl bei den Kälbern als auch bei den Muttertieren vorhanden sein.
Im Gegensatz hierzu dürfen zur Erlangung des Status "BVDV-frei" bei keinem Tier im Betrieb sowohl Antigen als auch Antikörper nachgewiesen werden. Da Impfantikörper bisher nicht von einer Serokonversion durch Feldvirus unterscheidbar sind und auch in Zukunft kaum Aussicht auf eine markierte Vakzine besteht, verbietet sich im anerkannt freien Betrieb die Vakzination.
Zum derzeitigen Zeitpunkt kann mit Beginn des flächendeckenden Bekämpfungsprogrammes nach Bundesverordnung zunächst das Interesse für die Rinderbetriebe in erster Linie darin bestehen, als unverdächtig im Sinne der Verordnung eingestuft zu werden. Der BVDV-freie Betrieb wird als Endziel einer konsequenten Bekämpfungskampagne stehen müssen, kann allerdings nur dann erfolgreich aufrechterhalten werden, wenn die Prävalanz des Erregers in der Population gegen null strebt. Zusätzlich muss der freie Betrieb ein hohes Hygieneprogramm sowie eingeschränkten Personen und kontrollierten Tierzukauf berücksichtigen. Da das Schadensrisiko wie bereits dargelegt in dem freien Betrieb unvergleichbar hoch ist und die wirtschaftlichen Verluste ohne Impfung ebenfalls größer sind als die Kosten für eine regelmäßige Immunprophylaxe, steht für die Betriebe derzeitig das Erreichen der BVDV-Unverdächtigkeit als oberstes Ziel an.
Europ�ischer BVD-Status besorgniserregend hoch
Ein Sondertext von Dr. Heike Engels
BVD (Bovine Virusdiarrhoe) ist die h�ufigste Viruserkrankung von Rindern in Europa. Gerade in j�ngster Zeit gab es einige F�lle in Deutschland, bei denen sich K�he mit BVD infizierten. Trotzdem wird BVD �berraschend selten von den Landwirten als Problem erw�hnt, wohl weil die Symptome schwer zu erkennen sind, dies zeigen Ergebnisse aus einem BVD-Monitoring der GfK Animal & Crop Health in 2013.
Infizierte Tiere weisen sehr verschiedene Symptome auf und in vielen F�llen gibt es eine Zeitverz�gerung zwischen dem Viruskontakt und den klinischen Anzeichen. Trotzdem kann die im Bestand schlummernde Erkrankung zu schwerwiegenden Verlusten im Tierbestand f�hren. Das Erkrankungsgeschehen tritt �hnlich einer Zeitbombe auf. BVD hat Einfl�sse auf das Tierwohl und verursacht signifikante wirtschaftliche Verluste.
Daten aus dem EU-weiten BVD-Monitoring weisen schwankende Krankheitsh�ufigkeiten in den verschiedenen L�ndern aus und zeigen damit auch an, wo es Eradikationsprogramme bzw. regionale Managementma�nahmen zur BVD-Kontrolle gibt.
H�ufiger Viruskontakt
BVD kann �ber Milchproben, Blut oder �ber die Ohrstanzprobe ermittelt werden. Regionale Daten zeigen, dass die Tiere durchaus h�ufig Kontakt zum Virus haben:
Prozent der Tiere mit Viruskontakt:
- UK: 90 % bis 95 %
- Irland: 98 %
- Deutschland: 60 %
- Frankreich: 60 %
- Italien: 62 %
- Spanien: 80 %
Das Virus ist vor allem gef�hrlich, wenn es tragende K�he infiziert. Ist eine tragende Kuh dem Virus zwischen Tag 42 und Tag 100 der Tragezeit ausgesetzt und das Kalb wird lebend geboren, dann ist dieses Kalb auf ewig ein PI-Tier, also ein persistent infiziertes Tier.
Virusquelle PI-Tier
PI-Tiere k�nnen w�hrend ihres ganzen Lebens das Virus in der Herde weiterverbreiten und obwohl PI-Tiere h�ufig schlecht gedeihen, k�nnen sie trotzdem ein Kalb zur Welt bringen. PI-Tiere sind damit die h�ufigste Virusquelle in einer Herde.
Monitoringdaten zeigen die H�ufigkeit des Vorkommens von PI-Tieren in Europa:
- UK: 0,4 bis 0,8 %
- Irland: 0,6 %
- Deutschland: 0,3 %
- Frankreich: 1 %
- Italien: 1 %
- Spanien: 1 %
BVD-Kontrolle hilft
Ein Daten�berblick in Europa von 1970 bis jetzt zeigt, dass BVD geh�uft in den L�ndern vorkommt, wo bisher keine systematische BVD-Kontrolle initiiert wurde. Unter diesen Bedingungen leben in ungef�hr 50 % aller Herden PI-Tiere, und 90 % der Rinder haben w�hrend ihres Lebens Viruskontakt.
Doch es geht auch anders: Nordische L�nder haben schon vor rund 10 Jahren ein BVD-Eradikationsprogramm gestartet mit dem Ergebnis, dass Schweden, Norwegen und D�nemark jetzt BVD-frei sind. In Deutschland existiert erst seit dem 1. Januar 2011 ein bundesweites Bek�mpfungsprogramm.
Dr. Heike Engels
Gesetze und Verordnungen
Gesetze und Verordnungen
Quelle
Fassung vom
Literatur
1 Bovine Virusdiarrh� und Mucosal Disease: Molekularbiologie des Erregers, Pathogenese, Labordiagnostik und Bek�mpfung.
Becher, P.; K�nig, M. und H.-J. Thiel
Tier�rztl. Prax. 29, 266-275
2 Pr�valenz und weitere epidemiologische Betrachtungen der Bovinen Virusdiarrhoe Virus (BVDV)?Infektion in bayrischen Rinderherden.
Brendl, S.
Vet. Med. Diss. LMU-M�nchen
3 Bovine Virus Diarrhoe virus: pathogenesis and control.
Brownli, J.
Proceedings XXII World Buiatrics Congress Hannover, 2002, 24-30
4 Testing of cattle ear notch samples using a Bovine Virus Diarrhoea antigen ELISA-kit.
Guillosou, S. und H.R. Frey
Internationales Symposium zur BHV 1- und BVD-Bek�mpfung, Stendal 12.-14.03.2003, Tagungsbrosch�re 116-120
5 Die h�morrhagische Verlaufsform der Bovinen Virusdiarrhoe/Mucosal Disease-Infektion.
Heckert, H.P. und G. Appel
Prakt. Tierarzt 78, 753-761
6 BVD / MD 2008
Heckert, H.P.
eLearning-Kurs von Vetion.de und der ATF vom 26.04.- 08.06.2008
Website
7 Identification of a new group of bovine viral diarrhea virus strains associated with severe outbreaks and high mortalities.
Pellerin, C., van den Hark, J, Lecomate, J. und P. Tijssem
Virology 203, 260-268
8 BVDV-Schadenskalkulation.
Wolf, G.
Akademie f�r Gesundheit, Ern�hrung und Verbraucherschutz (AGEV) im Bayrischen Landesamt f�r Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (hrsg.), BVD-Symposium 30.03.2004, Oberschlei�heim
Akademie f�r Gesundheit, Ern�hrung und Verbraucherschutz (AGEV) im Bayrischen Landesamt f�r Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (hrsg.), BVD-Symposium 30.03.2004, Oberschlei�heim