Einleitung
Beim Schwein gibt es eine Vielzahl bakterieller Erkrankungen von ganz unterschiedlicher klinischer Natur. Infektionen mit solchen Erregern können große wirtschaftliche Verluste für die Schweinehalter bedeuten. So ruft zum Beispiel Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) schwere Atemwegserkrankungen beim Ferkel und beim Läuferschwein hervor. Staphyloccocus hyicus verursacht durch den Ferkelruß große Verluste unter Saugferkeln und Absetzern.
Gelenksentzündungen oder Entzündungen der Hirnhäute verursachen vorwiegend Strepptokokken oder Mykoplasmen. Aber auch der Erreger der Glässerschen Krankheit kommt hierfür in Frage.
Das Mastitis-Metritis-Agalaktie (MMA) Syndrom bei Sauen verursacht nicht nur Verluste durch die Behandlung betroffener Sauen und später auftretenden Fertilitätsstörungen, sondern vor allem durch eine hohe Ferkelsterblichkeit bzw. eine große Zahl von Kümmerern.
Da alle bakteriellen Erkrankungen meist nur in Verbindung mit prädisponierenden Faktoren zu einer Erkrankung führen, können verschiedene Haltungs- und Managementmaßnahmen ergriffen werden, um solchen Krankheitsausbrüchen vorzubeugen.
Nähere Informationen über die einzelnen Erreger, Krankheiten, deren Behandlungsmöglichkeiten sowie über wirksame Prophylaxemaßnahmen erhalten Sie hier.
MMA*- Mastitis-Metritis-Agalaktie
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplex ist klinisch durch einen starken Rückgang oder sogar das Versiegen der physiologischen Milchsekretion 24 bis 48 Stunden nach der Geburt gekennzeichnet. In der Regel ist die
Hypog- oder
Agalaktie der Sau von einem gestörten Allgemeinbefinden mit Fieber begleitet. Darüber hinaus liegt oft eine
Mastitis vor, während eine
Metritis eher selten diagnostiziert werden kann. Der Begriff MMA ist daher etwas irreführend.
Andere Autoren bezeichnen diese
Puerperalstörung daher als puerperale
Septikämie und Toxämie (pST) oder aufgrund der Beteiligung der coliformen Bakterien in Analogie zum Rind als Coli-Mastitis. In der englischsprachigen Literatur findet sich auch häufig der Begriff post-partum dysgalactia syndrome (PPDS).
Gerade in der Stallhaltung spielt dieser
peripartale Krankheitskomplex mit 24,5 Prozent eine große Rolle. In anderen Erhebungen lag der Anteil dieser Puerperalerkrankungen zwischen 21,6 und 28,5 Prozent. In Problembeständen wird er sogar mit bis zu 80 Prozent angegeben.
Neben der Erkrankung der Sau und den sich in der Regel daraus ergebenden späteren
Konzeptionsstörungen, führt insbesondere die höhere peripartale
Mortalitätsrate (4 Prozent) der Ferkel sowie die hohe Zahl der Kümmerer zu großen finanziellen Verlusten. Zu Todesfällen unter den Ferkeln kommt es in erster Linie durch Erdrücken der meist ohnehin schon geschwächten Ferkel. Durch Hypo- oder Agalaktie kommt es zu einem Verhungern der Ferkel. Eine ungenügende Kolostrumaufnahme kann zu einer erhöhten Infektionsanfälligkeit der Ferkel führen. Der hohe
Infektionsdruck kann außerdem Durchfall verursachen.
Ätiologie
Der MMA-Komplex ist ein multifaktorielles Geschehen, für das bereits mehr als 30 ätiologische Ursachen beschrieben wurden und an dem Sauen allen Alters erkranken. Verantwortlich für die auftretende
Mastitis und (Endo)
Metritis sind coliforme Keime (gramnegativ), die jedoch prozentual in beiden Organen unterschiedlich häufig nachgewiesen werden. Außerdem sind stets Klebsiella pneumoniae und Staphylococcus aureus sowie Staphylococcus epidermidis nachweisbar. Verschiedene alpha-hämolysierende Streptococcenstämme (grampositiv) können ebenfalls häufig isoliert werden. Seltener hingegen finden sich Micrococcen und Arcanobacterium pyogenes. Während es sich bei der Mastitis stets um eine
Mischinfektion handelt, wird die Metritis häufig auch durch eine Monoinfektion verursacht.
Während das schlechte Allgemeinbefinden, das Fieber und die Mastitis von einigen Autoren für ein infektiöses Geschehen mit septikämischen Verlauf genitalen Ursprungs und
hämatogener Ausbreitung gehalten wird, gehen andere Autoren von einer
galaktogenen Infektion aus. In diesem Falle wäre das Fieber die Folge der Bildung endogener
Pyrogene in der Milchdrüse. Diese Annahme wird von Experimenten gestützt, in denen sich durch
parenterale oder
intramammäre Applikation von Coli-Endotoxinen sowie galaktogene Infektionen eine
Hypogalaktie sowie ein gestörtes Allgemeinbefinden mit Fieber bei Sauen hervorrufen ließ. Das typische Krankheitsbild konnte hingegen experimentell nicht durch eine
intrauterine Infektion reproduziert werden.
Neben einer hormonell bedingten MMA-
Prädisposition, die sich auf den Nachweis von erhöhten
Oestradiol- und
Kortisolkonzentrationen bei gleichzeitig erniedrigten
Prolaktin- und
Thyroxinwerten bei Sauen mit MMA 48 Stunden post partum stützen, gilt alles als Risikofaktor, woraus ein großer Infektionsdruck und eine verlängerte Geburtsdauer resultiert. Ein schneller Geburtsablauf wirkt
Puerperalstörungen entgegen. Dauert die Geburt dagegen länger als 5-6 Stunden, ist vermehrt mit einer Endometritis puerperalis zu rechnen. Dabei wird für das Einwandern der Keime in den
Uterus der verzögerte Schluss der Zervix verantwortlich gemacht.
Haltung und Fütterung können sich negativ auf die Geburtsdauer auswirken.
In Bezug auf die Haltung ist in diesem Zusammenhang die bewegungsarme Einzelstallung- oder Haltung ungünstiger als Gruppenhaltung. Bei der Gruppenhaltung verlaufen die Geburten in der Regel zügiger und es treten weniger Geburtsstockungen auf. Die Sauen sollten außerdem zum Zeitpunkt der Geburt nicht zu fett sein, weil es sonst zu einer Wehenschwäche kommen kann. Außerdem wirkt sich ein Rohfasermangel durch die sich daraus ergebende verlängerte Darmpassage negativ auf die Geburtsdauer aus. Darüber hinaus führt eine verlängerte Darmpassagen zu einer starken Vermehrung von Mikroorganismen im Magen-Darm-Inhalt. Durch die Bildung von
Endotoxinen (E. coli) werden die Tiere belastet.
Das "Rein-Raus-Verfahren" mit Zwischendesinfektion hat sich als prophylaktische Maßnahme hinsichtlich der Hygiene dabei am besten bewährt.
Entgegen früherer Beobachtungen von Ploinat (1997), der sowohl in der Wurfgröße als auch einer verlängerten Trächtigkeitsdauer eine Prädisposition für MMA sah, konnten Heinritzi und Hagn (1999) einen Einfluss der Wurfzahl auf den Schweregrad der Erkrankung bei der Sau genauso wenig beobachten wie einen Einfluss der Wurfgröße auf die Erkrankungshäufigkeit.
Darüber hinaus leiden Jungsauen häufiger an MMA, die zudem in der Regel auch höheres Fieber aufweisen. Die Autoren erklären diese Beobachtung mit einem schlechteren immunologischen Schutz der Jungsauen. Bei Altsauen kommt es dagegen vergleichsweise häufiger zur Ausbildung einer Mastitis. Wie Untersuchungen von Heinritzi und Hagn (1999) ergaben, lag das Durchschnittsalter der an MMA erkrankten Sauen bei drei Jahren. Plonait (1997) konnte dagegen bei mehrgebärenden und übergewichtigen Sauen eine
Prädisposition für MMA beobachten.
Klinik
Das Kardinalsymptom der MMA ist die stark reduzierte Milchproduktion oder gar die
Agalaktie 24 bis 48 Stunden post partum. Häufig ist die Hypo- bzw. Agalaktie mit einer
Mastitis, Scheidenausfluss und fieberhaft gestörtem Allgemeinbefinden vergesellschaftet.
Die Mastitis ist in der Regel akuter,
katarrhalisch-eitriger, teilweise nekrotisierender Natur. Die
(Endo)metritisverläuft dagegen häufig
subklinisch und kann schließlich chronisch werden, wodurch es später zu
Konzeptionsstörungen kommen kann. Außerdem können gelegentlich noch eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz, ZNS-Depressionen,
Inappetenz und
Obstipation beobachtet werden. Die Mastitis ist zudem für die Sau insbesondere beim Saugakt schmerzhaft. Deshalb liegen betroffene Sauen meist in Brust-Bauch-Lage. Fehlen charakteristische Symptome der Metritis und Mastitis, ist die verringerte Milchproduktion jedoch durch die Unruhe der Ferkel zu erkennen.
Therapie
Sau
Gilt die Diagnose MMA durch eine Hypo- oder Agalaktie mit gleichzeitigem Fieber und eventuell auch durch das Vorliegen einer Mastitis und Scheidenausfluss als gesichert, muss zügig eine Therapie eingeleitet werden.
Oxytocin
Die Gabe von Oxytocin ist bei der MMA die erste Maßnahme, um einen Milchabfluss zu schaffen und die toxinbildenden Erreger aus dem Gesäuge auszuschwemmen. Außerdem kann die
Oxytocingabe in Kombination mit einem
Analgetikum helfen, den Ferkeln das Saugen zu ermöglichen. Aufgrund der kurzen Halbwertzeit (6-7 Minuten) muss
Oxytocin allerdings häufig verabreicht werden. Für die Sau ist die Applikation von Oxytocin im Abstand von jeweils 2-4 Stunden ungefährlich.
Analgetika
Aufgrund der Schmerzhaftigkeit der Mastitis, insbesondere beim Saugakt, sollten Entzündungshemmer mit analgetischer Wirkung gegeben werden. Dadurch kann u.U. die Versorgung der Ferkel mit
Kolostrum resp. Milch sichergestellt werden. Außerdem wird einer dauerhaften Schädigung des Drüsengewebes entgegengewirkt.
Nicht-steroidale Antiphlogistika (
NSAID) haben neben der entzündungshemmenden und schmerzlindernde auch eine fiebersenkende Wirkung, wodurch das Allgemeinbefinden der Sau verbessert wird. Der Wirkstoff Metamizol ist u.a. für die Behandlung der MMA der Sau zugelassen und erfahrungsgemäß gut wirksam.
Anstelle von NSAID können auch
Kortikosteroide als Entzündungshemmer zum Einsatz kommen. Diese haben jedoch keine fiebersenkende Wirkung.
Chemotherapie
Für die Chemotherapie sollte aufgrund der gefundenen Erregervielfalt ein Breitbandantibiotikum gewählt werden, das sowohl gegen gramnegative als auch grampositive Erreger wirksam ist. Außerdem sollte bei der Verwendung des
Antibiotikums stets die aktuelle Resistenzlage beachtet werden. Ist nach der systemischen Applikation des Antibiotikums innerhalb von 12 Stunden keine deutliche Besserung der Krankheitssymptome eingetreten, sollte ein anderer Wirkstoff abgewendet werden. Jedoch sind die Ferkelverluste um so größer, je länger der Milchmangel besteht.
Ferkel
Aufgrund des Milchmangels der Sau leiden die Ferkel an einem Energiemangel und sind evtl. dehydriert. Daher muss die MMA der Sau schnell und effektiv behandelt werden, um Milchproduktion und ?abfluss wieder herzustellen und damit die Ernährung der Ferkel sicherzustellen.
Prophylaxe
Fütterung
Der Fütterung kommt bei der MMA-
Prophylaxe eine große Bedeutung zu. Zum einen sollte der Rauhfutteranteil genügend groß sein, um Obstipationen zu vermeiden, die wiederum eine längere Geburtsdauer zur Folge haben könnten. Außerdem kann eine zu rasche Umstellung des ballaststoffreichen und energiearmen Futters während der Trächtigkeit auf energiereiches Futter für die Laktationsphase zu
Obstipationen führen. Zum anderen sollten die Sauen zum Geburtstermin nicht zu fett sein, da dies zu einer Wehenschwäche führen könnte.
Haltung/Hygiene
Besonderer Bedeutung bei der Prophylaxe der MMA kommt der Hygiene im Stall zu. Bevor die Sau am 110. Tag etwa in die Abferkelbox gebracht wird, sollte die Box gründlich gereinigt und desinfiziert worden sein. Galaktogenen Infektionen kann mit dem "Rein-Raus-Prinzip" mit Zwischendesinfektion noch effektiver vorgebeugt werden.
Atemwegserkrankungen
Beim Schwein kommt es häufig zu Atemwegserkrankungen. Dementsprechend groß ist auch ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Schweineproduzenten. Atemwegserkrankungen können sowohl durch Viren als auch durch Bakterien verursacht werden. Jedoch sind sie meist sehr komplex und selten auf einen einzigen Erreger zurückzuführen. Es handelt sich also um eine typische so genannte Faktorenkrankheit.
In der Regel werden Atemwegeserkrankungen durch ungünstige Haltungsbedingungen wie Zugluft, hohen Ammoniak- und Staubgehalt der Luft oder Temperaturschwankungen begünstigt. Auch andere immunsuppressive Faktoren wie Transport, Umstallung oder Rangordnungskämpfe sind im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen von Bedeutung. Diese stallspezifischen, ohne prädisponierende Faktoren nicht
pathogene Erreger, schädigen entweder die Schleimhaut oder setzen die Immunabwehr herab. Die Schädigung der Schleimhaut durch den
Primärerreger ermöglicht das Angehen einer
Sekundärinfektion, die das Krankheitsbild noch verstärkt und sich ungünstig auf den Verlauf auswirkt.
Im Zusammenhang mit den bakteriell bedingten Atemwegserkrankungen ist der Erreger der
Pleuropneumonie, Actinobacillus pleuropneumoniae (APP), einer der wichtigsten bakteriellen Erreger beim Schwein, seltener beim Ferkel. APP kommt weltweit in vielen Schweinebeständen vor, ohne Erkrankungen auszulösen. Durch schlechte Haltungsbedingungen und virale Infektionen (z.B. PRRS) wird das Angehen einer Infektion von APP begünstigt. Dabei ist allerdings die Virulenz des Erregers von Bedeutung. Diese ist abhängig von den
Toxinen (Apx I, Apx II, Apx III), die der Erreger produziert. Die Toxine Apx I und II besitzen die höchste
Virulenz. Es sind bislang 15 Serotypen von APP bekannt. Der Erreger gelangt in der Regel durch zugekaufte Tiere in den Bestand, wo er sich dann durch direkten Kontakt und als
Tröpfcheninfektion ausbreiten kann.
Andere Erreger von bakteriellen Atemwegserkrankungen beim Schwein, in erster Linie beim Saugferkel, sind Bordetella bronchiseptica und Pasteurella multocida. Diese verursachen zum einen die progressive Rhinits atrophicans (PRT, Schnüffelkrankheit) und zum anderen können sie für
Pneumonien verantwortlich sein. Charakteristisch sind hier die nach Ausheilung zurückbleibenden Einschnürungen des Lungengewebes. Im Zusammenhang mit chronischen Pneumonien ist Mycoplasma hyopneumoniae, der Primärerreger der Enzootischen Pneumonie (EP) beim Schwein, ebenfalls von Bedeutung. Außerdem kommt der Erreger der
Glässerschen Krankheit, Hämophilus parasuis, ebenso wie Streptococcus suis als Verursacher von Atemwegserkrankungen beim Schwein in Frage. Eine "Schrittmacherfunktion" besitzen darüber hinaus auch Chlamydien.
Erkrankungen der Atemwege äußern sich bei Schweinen, insbesondere bei Ferkeln, durch eine Entzündung der Nasenschleimhaut mit Sekretbildung, Niesreiz und Atembeschwerden. Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica können außerdem eine Degeneration der Nasenscheidewand und der Nasenmuschel hervorrufen. Gelegentlich kann bei ältern Schweinen auch Nasenbluten beobachtet werden. Besonders empfänglich sind Schweine jedoch für akute und chronische Lungenentzündungen. Diese bedingen eine erhöhte Atemfrequenz und partielle Hyperventilation mit verstärkter Atembewegung und Nasenflügelatmung. Akute Krankheitsgeschehen gehen teilweise mit Fieber und einem gestörten Allgemeinbefinden einher. Die Futteraufnahme ist reduziert oder wird ganz verweigert. In besonders schweren Fällen kann auch Maulatmung sowie
Zyanose beobachtet werden. Husten deutet meist auf ein bereits abklingendes oder chronisches Geschehen hin.
Bei der
Auskultation hört man Rasselgeräusche oder giemende Töne, die das Resultat von Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge sind. Wenn Teile der Lunge nicht mehr belüftet werden, sind in diesen Bezirken keine Atemgeräusche zu vernehmen.
Pathologisch liegt oft ein Schleimhautkatarrh,
Laryngitis,
Pharyngitis,
Bronchopneumonie und nicht selten auch eine (adhäsive)
Pleuritis vor.
Das Erkrankungsbild gibt jedoch ohne Erregernachweis, der sich allerdings häufig schwierig gestaltet, nur Hinweise auf die mögliche Ursache. Atemwegserkrankungen, die mit Peritonitis und Gelenkentzündungen einhergehen, weisen auf die
Glässersche Krankheit hin. Sind Veränderungen an der Nasenmuschel zu beobachten, ist eher an eine Infektion mit Bordetella bronchiseptica oder/und Pasteurella multocida zu denken. In jedem Fall ist es bei Erkrankungen der Atemwege wichtig, die Therapie zügig einzuleiten, um ein Kümmern der Tiere zu verhindern. Treten bei mehreren Tieren im Wurf oder Bestand Atemwegserkrankungen auf, sollte prophylaktisch stets der ganze Wurf bzw. die Gruppe behandelt werden.
Für die effektive Behandlung von bakteriellen Atemwegserkrankungen ist es von entscheidender Bedeutung, dass ein hoch und schnell wirksames Antibiotikum eingesetzt wird. Nur so können chronische Lungenschäden vermieden, Gewichtszunahmen trotz einer Erkrankung der Atemwege gewährleistet und wirtschaftliche Verluste begrenzt werden.
Das eingesetzte Antibiotikum muss sowohl gramnegative als auch grampositive Erreger bekämpfen, da das in Frage kommende Erregerspektrum beide Erregerarten umfasst. Um Gewichtsverluste zu vermeiden und Gewichtszunahmen zu erhalten, muss im Zielgewebe schnell eine genügend große Wirkstoffkonzentration herrschen.
Zu den grundsätzlichen prophylaktischen Maßnahmen gehört die Betriebshygiene sowie die Optimierung der Haltungsbedingungen. Diese Maßnahmen beugen nicht nur den Erkrankungen der Atemwege vor. Sie helfen auch, andere Erkrankungen wie z. B. Infektionskrankheiten des Magen-Darm-Traktes vorzubeugen. Dadurch gewährleisten sie den wirtschaftlichen Erfolg in der Schweineproduktion. Neben diesen Maßnahmen kommt unter bestimmten Bedingungen gegen einige Erreger auch eine prophylaktische Bestandsimpfung in Betracht.
Eine wichtige hygienische Maßnahme ist die weitestgehende Unterbindung des Personenverkehrs. Die im Betrieb verkehrenden Personen sollten betriebseigene Kleidung tragen. Damit wird sowohl der Eintrag von Erregern als auch die Verbreitung von im Betrieb vorhandener Erreger verhindert. Auch der Tierverkehr sollte so weit wie möglich beschränkt werden. Dazu gehört auch die Begrenzung des Zukaufs von Tieren. Diese sollten immer nur von den gleichen ausgesuchten Lieferanten stammen. In diesem Zusammenhang sollte auch der Zukauf so genannter
SPF-Tiere erwogen werden. Das Stallklima (Temperatur, Zugluft, Schadgase) ist ebenfalls zu optimieren und regelmäßig zu überprüfen. Die Impfung kann bei verschiedenen Erkrankungen hilfreich sein, weitere Verluste zu vermeiden oder die Sanierung voranzutreiben.
Arthritiden
Schweine leiden nicht selten an schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates. Häufig sind die Gelenke in Folge einer Arthritis geschwollen und warm. Die Tiere sind lahm, schwer aufzutreiben bzw. liegen viel oder sogar fest.
Ursache für Arthritiden beim Absetzer oder adulten Schwein sind entweder nicht artgerechte Haltungsbedingungen, die Verletzungen an den Gelenken hervorrufen und so das Eindringen von Keimen ermöglichen. Arthritiden können aber auch das Resultat einer bakteriellen Septikämie sein.
Als bakterieller Erreger kommt dafür beim Absetzer und adulten Schwein Streptococcus suis in Frage. Hier treten Arthritiden meist in Verbindung mit der Streptokokkenmeningitis auf. Außerdem kommt als Verursacher der Erreger der
Glässersche Krankheit, Haemophilus parasuis sowie verschiedene Mykoplasmen-Stämme in Frage.
Beim Saugferkel werden
Arthritiden dagegen durch andere Keime, in erster Linie Eitererreger hervorgerufen. Hier sind Streptococcen der Gruppen C und L, Staphylococcen, E. Coli und Arcanobacterium pyogenes zu nennen.
Liegt beim Schwein eine Infektion mit Streptococcus suis vor, sind hauptsächlich die Tarsalgelenke von einer (serofibrinösen)
Arthritis betroffen. Die Arthritis geht mit verstärkter Synovialfüllung einher und ist oft mit den Symptomen einer
Meningitis sowie einer
Bronchopneumonie vergesellschaftet. Die Diagnose kann mittels direktem Bakteriennachweis aus dem
Liquor cerebrospinalis oder der Gelenksflüssigkeit gestellt werden. Als Therapie hat sich eine mehrmalige parenterale Gabe eines schnell wirksamen
Antibiotikums bewährt.
Die gleiche Therapie ist bei der durch Haemophilus parasuis hervorgerufen Glässerschen Krankheit angezeigt, da die betroffenen Tiere sonst zu Kümmerern werden. Die Symptomatik bei der Glässerschen Krankheit ist der der Streptococceninfektion ähnlich. Doch steht bei der Glässerschen Krankheit die serofibrinöse
Polyserositis im Vordergrund, obwohl H. parasuis nicht selten auch schmerzhafte (serofibrinöse) Arthritiden beim Schwein verursacht. Auffällig ist hier die Umfangsvermehrung ober- und unterhalb der
Tarsal- und
Karpalgelenke. Zusätzlich zur Applikation eines gegen gramnegative Erreger wirksamen Antibiotikums kann zur Linderung der Schmerzen auch ein Dexamethasonpräparat oder ein nicht-steroidales Antiphlogistikum (
NSAID) als Entzündungshemmer eingesetzt werden.
Um den Ausbruch der
Glässersche Krankheit zu verhindern, sollten resistenzmindernde Stresssituationen im Absatzalter vermieden werden. Vorbeugend können Schweine, die zum Verkauf vorgesehen oder durch andere absehbare Stresssituationen gefährdet sind, auch zweimal im Abstand von 2 Wochen mit einem inaktivierten Impfstoff geimpft werden.
Bei Schweinen ab dem Absetzalter werden
Arthritiden außerdem noch durch verschiedene Mykoplasmen und Pasteurellen verursacht. Der Verlauf ist jedoch meist milde. Meist stehen andere Symptome im Vordergrund, die aufgrund der gleichzeitig bestehenden Polyserositis auftreten. Leiden die Tiere jedoch an Arthritis, liegen sie viel mit gestreckten Gliedmaßen. Bei einer Infektion mit M. hyorhinis kann es zu mild verlaufenden, serofibrinösen bzw.
purulent-
fibrinösen Serosen- und Gelenksentzündungen kommen. Charakteristisch für diesen Keim ist die deutlich makroskopisch veränderte Synovialis (serös-blutig).
Ein ebenfalls typischer Befund bei solchen meist optisch sichtbar geschwollenen Gelenken, ist die Zottenhypertrophie. Obwohl sich der Allgemeinzustand der Tiere bald wieder bessert, bleibt die Lahmheit in der Regel längere Zeit bestehen und die Tiere werden zu Kümmerern.
Infektionen mit Mykoplasma hyosynoviae können ebenfalls zu
Polyarthritis führen, weshalb die Erkrankung auch Mykoplasma-Polyarthritis genannt wird. Die Entzündung der Gelenke kann bei der Mykoplasma-Polyarthritis symptomlos ablaufen oder eine entzündlich serofibrinös veränderte Synovialis mit periartikulärem
Ödem hervorrufen. Falls es überhaupt zu einer Lahmheit kommt, setzt diese plötzlich ein und betrifft meist mehrere Gliedmaßen gleichzeitig. Das Allgemeinbefinden scheint aber auch dann oft nahezu ungestört.
Todesfälle gibt es im Allgemeinen nicht. Eine Besserung der Lahmheit tritt nach drei bis zehn Tagen ein.
Ein Nachweis des Erregers aus den Gelenken gelingt selten. Studien lassen vermuten, dass die Generalisation der Infektion mit M. hyosynoviae sowie das Krankheitsbild der Polyarthritis vom Alter und dem
Immunstatus der Tiere sowie vom Virulenzfaktor des Erregers und dem herrschenden Infektionsdruck abhängt (Hagedorn-Olsen 1999).
Außerdem konnte Arthritis bei Schweinen auch durch die experimentelle Infektion mit P. multocida capsular Serotyp A hervorgerufen werden.
Bei Saugferkeln verursachen außer den bereits erwähnten Erregern auch noch verschiedene Streptococcen (Gruppen C und L), seltener Staphylococcen, E. coli oder Arcanobacterium pyogenes Arthritiden. Hierbei handelt es sich dann aber in der Regel um purulente Arthritiden. Bei den Eitererregern kommt es nach einer septikämischen Phase zur Ansiedlung der Erreger in den Gelenken, weshalb hier auch von einer metastatischen Polyarthritis gesprochen wird. Neben den Gelenken sind auch oft die Sehnenscheiden betroffen. Die Ferkel lahmen, ihr Allgemeinbefinden ist z.T. stark gestört und die Tiere sondern sich ab. Außerdem haben die Tiere Fieber und es fällt ihr gesträubtes Haarkleid sowie ihre meist prall gefüllten Gelenke auf. Die Diagnose ergibt sich auch hier aus der Klinik und durch Erregerisolierung aus dem Gelenkpunktat bzw. durch die Sektion.
Bleiben betroffene Ferkel unbehandelt, werden sie zu Kümmerern.
Als Therapie ist die
parenterale Gabe eines schnell wirksamen Antibiotikums angezeigt. Bei der Auswahl des Antibiotikums sollte Wert auf eine gute Gewebedurchlässigkeit, einen langen Erhalt der Wirkstoffkonzentration im Zielgewebe und eine ausgezeichnete Wirkung auf ein breites Erregerspektrum, sowohl gegen gramnegative wie grampositive Keime, gelegt werden.
Prophylaktisch sollten die Haltungsbedingungen verbessert werden, um Verletzungen (Infektionspforten) vorzubeugen. Auch über zootechnische Eingriffe sollte nachgedacht und ihr Nutzen gegenüber dem Risiko abgewogen werden.
Gute Erfahrungen wurden langfristig mit der Belegung der Abferkelbuchten im Rein-Raus-Verfahren erzielt.
Meningitis
Das klinische Bild der Meningitis ist bei Schweinen häufiger zu beobachten. Als Verursacher kommen sowohl bakterielle als auch virale Erreger in Betracht. Allerdings haben die bakteriellen eine weitaus größere Bedeutung.
An erste Stelle stehen hier verschiedene Streptococcen der Gruppen C, E und G. Besonders hervorzuheben ist hier Streptococcus suis, der Erreger der Streptokokkenmeningitis.
Andere bakterielle Meningitiserreger sind Pasteurella multocida, Arcanobacterium pyogenes, Actinobacillus pleuropneumoniae, Mycoplasma hyorhinis, Escherischia Coli und vereinzelt auch Salmonella thyphimurium.
Meningitis tritt bei Schweinen in der Regel mit anderen Symptomen gemeinsam oder leicht zeitversetzt auf. Gestörtes Allgemeinbefinden,
Pneumonie,
Endokarditis,
Arthritis,
Otitis oder eine
Septikämie gehen Störungen des zentralen Nervensystems (ZNS) häufig voraus. Die ZNS-Störungen, die auf eine Meningitis zurück zu führen sind, äußern sich in motorischen Bewegungsstörungen, klonischen Krämpfen mit charakteristischem
Opisthotonus,
Ataxie, Dreh- und Ruderbewegungen bei Seitenlage der Tiere bis hin zur vollständigen
Paralyse. Anfänglich ist das sensorische Bewusstsein und die Anteilnahme noch ungetrübt, am Ende sind die Tiere ihrer Umwelt gegenüber teilnahmslos.
Eine antibiotische Therapie ist nur dann sinnvoll, wenn sie bereits während des frühen Stadiums eingeleitet wird. Der Wirkstoff sollte ein möglichst breites
Erregerspektrum sowohl grampositiver als auch gramnegativer Keime abdecken und nach Applikation schnell verfügbar sein.
Ist der Krankheitsverlauf schon zu weit fortgeschritten, verenden die Tiere in der Regel.
Streptokokkenmeningitis
Streptococcus suis ist ein ubiquitär verbreiteter Keim, der sowohl bei gesunden Schweinen in den Tonsillen nachweisbar ist als auch häufig in Verbindung mit
Bronchopneumonien, Arthritiden, Otitiden sowie Fruchtbarkeitsstörungen isoliert werden kann. Von S. suis sind über 30 verschiedene Serovare bekannt, von denen die Serovare 1, 2, 9 und 14 die größte
Pathogenität für Schweine zu haben scheinen. Da es sich bei S. suis um einen
Zoonoseerreger handelt, kann er auch beim Menschen Erkrankungen hervorrufen.
Betroffen sind Schweine jeden Alters. Während S. suis bei älteren Schweinen hauptsächlich Arthritiden und Meningitiden verursacht, sterben Ferkel entweder binnen eines Tages an den Folgen einer Septikämie oder sie entwickeln eine Meningitis. Von einer Infektion mit S. suis sind am häufigsten Ferkel im Alter von vier bis acht Wochen betroffen. Aber auch wenige Tage alte Ferkel und sechs Monate alte Schweine können erkranken. Dabei begünstigen immunsuppressive Faktoren wie Umstallung, Gruppenumstellung oder Transporte das Angehen einer
Infektion. Das gleiche gilt für Gruppen mit einer Altersdifferenz von mehr als zwei Wochen sowie einer hohen Belegungsdichte. Als weitere prädisponierende Faktoren gelten ungenügende Belüftung mit daraus resultierenden erhöhten Schadgaskonzentrationen, erhöhter Luftfeuchtigkeit sowie starken Temperaturschwankungen.
Kommt es durch prädisponierende Faktoren zu einer Schwächung der Abwehr, kann der Erreger über die Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums eindringen, woraufhin es zu einer Septikämie mit anschließender Meningitis oder Arthritis kommt. Wie genau der Erreger die
Blut-Hirn-Schranke überwindet, ist jedoch noch ungeklärt. Jedoch wird ein Zusammenhang mit der zellschädigenden, zellinvasiven Wirkung des von S. suis produzierten
Haemolysins Suilysin vermutet.
Pathologisch ist ein erweiterter
Subduralraum und vergrößerte Ventrikel, gefüllt mit grauweißer bis gelblichroter trüber
Exsudatfüllung charakteristisch. Histologisch fällt eine
Hyperämie und fibrino-purulente bzw. lympholeukozytäre Infiltrate der Hirnhäute auf. Auch
Ödeme sind in der Regel zu erkennen. Sind außerdem Gelenksveränderungen vorhanden, sind diese meist serofibrinöser Natur.
Für die Diagnose sollten die grampositiven Diplococcen im
Liquor cerebrospinalis nachgewiesen werden.
Differentialdiagnostisch kommt die Aujeszkysche Krankheit, die
Glässersche Krankheit, eine Coliseptikämie, eine Meningitis in Verbindung mit einer Otitis und eine Kochsalzintoxikation in Frage.
Als Therapie ist die parenterale Gabe eines schnell wirksamen
Antibiotika angezeigt. Bei der Auswahl des Antibiotikums sollte Wert auf eine gute Gewebedurchlässigkeit, einen langen Erhalt der Wirkstoffkonzentration im Zielgewebe und eine ausgezeichnete Wirkung auf ein breites
Erregerspektrum, sowohl gegen gramnegative wie grampositive Keime, gelegt werden.
Prophylaktisch kommt neben einer Verbesserung der Haltungsbedingungen und einer Vermeidung immunsuppressiv wirkender Situationen in gefährdeten Beständen eine Impfung mit einem inaktivierten S. suis Stamm in Betracht. Dadurch wird eine belastbare, nicht stammspezifische Immunantwort hervorgerufen. Eine
subklinische Infektion kann jedoch nicht verhindert werden. Es besteht die Gefahr, dass die Tiere vorübergehend Krankheitssymptome entwickeln.
Exsudative Epidermitis beim Ferkel
Verschiedene Serovare des gramnegativen Erregers Staphyloccocus hyicus können bei Schweinen eine exsudativen Epidermitis verursachen. Diese wird auch als Ferkelruß, Pechräude, nässendes oder seborrhoisches Ekzem bezeichnet. Staphyloccocus hyicus kommt nahezu in jedem Schweinehaltungsbetrieb vor, dennoch tritt die klinische Symptomatik meist nur sporadisch auf, der Erreger kann aber auch innerhalb eines Bestandes große wirtschaftliche Verluste hervorrufen.
Akut oder
perakut und generalisiert verläuft die
Infektion hauptsächlich bei Saugferkeln am Ende der ersten Lebenswoche oder bei frisch abgesetzten Ferkeln. Gelegentlich tritt die exsudative
Epidermitis als lokalisierte Form auch bei Läufern und Mastschweinen auf. Sauen sind hingegen selten betroffen. Bei ihnen äußert sich die Erkrankung meist auch nur in streichholzkopfgroßen Pusteln am Gesäuge. In jedem Fall verläuft die Erkrankung bei älteren Tieren milder.
Grundsätzlich ist der Verlauf von der Immunitätslage des Schweins und vom Sitz der Eintrittspforte der Erreger abhängig, der meist im Kopfbereich (Ferkel) oder im Bereich von Backe und Schulter (Absetzer) zu suchen ist. In einem Wurf ist die
Morbidität sowie die
Mortalität in der Regel hoch. Die Tiere, die eine generalisierte Erkrankung nach einer schnellen und konsequenten Behandlung überleben, kümmern meist.
Typische klinische Symptome einer Infektion mit St. hyicus sind anfänglich hyperämische, anschließend nässende, meist runde Hautveränderungen. Hier ist die Haut im Bereich des
Stratum spinosum degenerativ verändert.
Daraus ergeben sich Erosionen der
Epidermis , die mit einer Krustenbildung einhergehen. Tritt die Infektion generalisiert auf, sehen die betroffenen Ferkel aufgrund des abgestoßenen
Epithels und
Exsudats sowie des Anhaftens von Schwebstaub aus, als seien sie mit Russ bestäubt. Dadurch erklärt sich auch der Name Ferkelruß. Die Haut erscheint krustenartig verdickt und von Rissen durchzogen.
Bei einem schweren, generalisiertem Verlauf sind oft auch innere Organsysteme wie Nieren, Zentralnervensystem, Gelenke oder Lunge betroffen. Für solche Tiere endet die Erkrankung ohne Behandlung oft tödlich.
Bei einem milden generalisierten Verlauf ist nur ein dünner bräunlicher Belag ohne Erosionen zu erkennen. Dagegen ist die lokale Form der Erkrankung durch zahlreiche unterschiedlich große runde Hautveränderungen gekennzeichnet. Diese treten überwiegend an haarlosen Hautpartien von Ohrgrund und Ohr auf. Daher wird die lokale Form der Erkrankung auch pockenartiger Ausschlag genannt. Von den Veränderungen kann ein Juckreiz ausgehen, der dazu führt, dass die Tiere das Beknabbern von Ohren und Rumpf durch ihre Artgenossen (Kannibalismus) zulassen.
Histologisch ist zunächst eine Degeneration des Stratum spinosum mit anschließender oberflächlicher Vesikelbildung zu beobachten. Danach wird die Epidermis zellig infiltriert. Es schließt sich eine schubweise Bildung und Abstoßung von
parakeratotischem aber unverhorntem
Plattenepithel an. Außerdem sind
Epitheldesquamationen und -degenerationen in den ableitenden Harnwegen sowie Ödeme in den Nieren und dem Zentralnervensystem für eine generalisierte Infektion mit St. hyicus charakteristisch.
Nach der Diagnose, die durch braun-schwarze Schorfkrusten am ganzen Körper oder nicht verhornende, runde Hautirritationen an Ohren und Ohrgrund gerechtfertigt wird, sollte eine wiederholte
parenterale antibiotische Behandlung des gesamten Wurfs erfolgen. Bei der Auswahl des
Antibiotikums sollte Wert auf eine gute Gewebedurchlässigkeit, einen langen Erhalt der Wirkstoffkonzentration im Zielgewebe und eine ausgezeichnete Wirkung auf ein breites
Erregerspektrum, sowohl gegen gramnegative wie grampositive Keime, gelegt werden.
Als
Differenzialdiagnose müssen die Schweinepocken und die
Parakeratose aufgrund einer Zinkmangelversorgung ausgeschlossen werden.
Prophylaktisch kommt die Verbesserung der Haltungsbedingungen in Betracht. In Problembeständen kann auch eine Impfung mit einer stallspezifischen Vakzine versucht werden. Zu bedenken ist aber hierbei, dass verschiedene
Serotypen von Staphylococcus hyicus vorkommen, die untereinander keine
Kreuzimmunität vermitteln.
Publikationen
Halterinformation: Meningitis beim Schwein
Bei Schweinen aller Altersgruppen kommt es recht häufig zu einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningitis). Ursache für eine Meningitis können Viren oder, weitaus häufiger, verschiedene Bakterien sein. Aber auch hohe Schadgaskonzentrationen, Temperaturschwankungen, hohe Luftfeuchtigkeit, große Belegungsdichte und starke Altersdifferenzen innerhalb einer Gruppe schwächen die Abwehr und erleichtern dem Erreger das Eindringen.
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Bei Schweinen aller Altersgruppen kommt es recht häufig zu einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute. Diese wird in der medizinischen Fachsprache Meningitis genannt wird. Ursache für eine Meningitis können Viren oder, weitaus häufiger, verschiedene Bakterien sein. Die körpereigene Abwehr schwächende Faktoren wie z.B. Transporte, Absetzen, Umstallung und Umgruppierungen begünstigen eine Infektion mit den Erregern. Aber auch hohe Schadgaskonzentrationen, Temperaturschwankungen, hohe Luftfeuchtigkeit, große Belegungsdichte und starke Altersdifferenzen innerhalb einer Gruppe schwächen die Abwehr und erleichtern dem Erreger das Eindringen. Hauptsächlich sind für Meningitiden beim Schwein so genannte Streptokokken verantwortlich. Streptococcus suis spielt als Erreger der Streptokokkenmeningitis beim Schwein eine besondere Rolle. Allerdings ist dieser Erreger auch für die menschliche Gesundheit von Bedeutung, da er als so genannter Zoonoseerreger auch beim Menschen Krankheitssymptome verursachen kann.
Infizierte Personen leiden häufig an Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Taubheit und Schwindelgefühl. Gelegentlich treten auch Gangunsicherheiten auf. Daher sollten bei einem Ausbruch der Streptokokkenmeningitis unbedingt Schutzmaßnahmen für das Stallpersonal ergriffen werden. Außerdem sind die Personen sorgfältig über die möglicherweise auftretenden Symptome zu informieren. Beim Auftreten solcher Symptome ist ein umgehender Arztbesuch zwingend notwendig.
Beim Schwein dringt der Erreger meist über die Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums ein. Hier vermehrt er sich und verteilt sich überall im Körper. Daher sind bei Schweinen, bevor sie die charakteristischen Symptome einer Meningitis zeigen, in der Regel vorher auch andere Krankheitssymptome zu beobachten. Diese können ein gestörtes Allgemeinbefinden, Lungenentzündung, Gelenksentzündung oder Ohrentzündung sein.
Um die Gehirn- und Rückenmarkshäute zu befallen, müssen die Erreger jedoch erst die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Daher treten typische Anzeichen für Meningitis wie Bewegungsstörungen, ruckartige Krämpfe, Anfälle mit einhergehender Überstreckung der Rückenmuskulatur mit eingebogener Wirbelsäule und rückwärtsgebeugtem Kopf, Ruder- und Drehbewegungen in Seitenlage und Bewusstseinsstörungen erst verzögert auf.
Als therapeutische Maßnahme ist die mehrmalige Gabe eines schnell wirksamen Antibiotikums durch den Tierarzt angezeigt. Diese sollte parenteral und zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erfolgen. Vorbeugend sollten die Haltungsbedingungen und das Management verbessert werden. Ziel ist es, eine Schwächung der Abwehr der Schweine zu vermeiden.
Halterinformation: Arthritiden beim Schwein
Erkrankungen des Bewegungsapparates treten bei Schweinen häufig auf. Als Ursache von Lahmheiten kommen neben Knochenbrüchen, Prellungen und Klauenproblemen vor allem die Entzündung eines oder mehrerer Gelenke (Arthritis bzw. Arthritiden) in Frage.
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Eine Arthritis äußert sich durch eine Schwellung des betroffenen Gelenks. Bei bestimmten Erregern kann auch noch das Gewebe rund um das Gelenk mit einbezogen sein. Da die Entzündung eines Gelenkes sehr schmerzhaft ist, lahmen die Tiere in der Regel stark. Sind mehrere Gelenke verschiedener Gliedmaßen betroffen, ist ein Auftreiben der Tiere schwierig oder bei Festliegern sogar unmöglich. Gleichzeitig ist das Allgemeinbefinden der Tiere in der Regel gestört, die Futteraufnahme reduziert oder eingestellt. Zum Teil haben die Tiere Fieber.
Als Ursache einer Arthritis kommt das Eindringen verschiedener pathogener Stallkeime durch gelenksnahe Verletzungen in Frage. Eine andere Möglichkeit ist, dass sich die Keime bereits anderswo im Körper befinden und nach ihrer Vermehrung mit dem Blut in das Gelenk transportiert werden. Als bakterielle Erreger von Arthritiden kommen beim Absetzer und beim adulten Schwein Streptococcus suis in Frage. Hier treten Arthritiden meist in Verbindung mit einer Lungenentzündung und/oder einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute auf. Außerdem kommen auch bei der Glässerschen Krankheit, die von Haemophilus parasuis verursacht wird, häufig Arthritiden vor. Darüber hinaus können auch verschiedene Mykoplasmen-Stämme eine Arthritis beim Schwein verursachen. Beim Saugferkel führen vorwiegend Eitererreger (Streptokokken, Staphylokokken) zu Arthritiden.
Als Therapie kommt die mehrmalige Behandlung mit einem Antibiotikum in Frage. Dieses sollte gegen unterschiedliche Keime wirksam sein. Unbehandelt sterben die Tiere in der Regel. Überleben sie, bleiben die Tiere meist Kümmerer. Zur Linderung der Schmerzen sollten den betroffenen Tieren aus Tierschutzgründen schmerzstillende Entzündungshemmer verabreicht werden. Dadurch verbessert sich das Allgemeinbefinden des Tieres sowie die Futteraufnahme.
Beim Absetzer oder adultem Schwein wird Arthritis häufig durch ungenügende oder nicht artgerechte Haltungsbedingungen verursacht bzw. begünstigt, da sie zu Verletzungen führen und das Eindringen dieser typischen Stallkeime ermöglichen. Die beste Vorsorge ist daher eine Optimierung der Haltungsbedingungen. Gute Erfahrungen beim Ferkel wurden langfristig mit der Belegung der Abferkelbuchten im Rein-Raus-Verfahren erzielt. Außerdem sollte Stress vermieden werden, da er das Immunsystem der Tiere schwächt. Auch über zootechnische Eingriffe (z.B. Zähnekneifen) sollte nachgedacht und ihr Nutzen gegenüber dem Risiko abgewogen werden.
Gegen die Glässersche Krankheit, eine typische Transportkrankheit, steht seit kurzem auch ein wirksamer Impfstoff von der Firma Intervet Deutschland GmbH zur Verfügung.
Halterinformation: Ferkelruß
Staphylococcus hyicus verursacht beim Ferkel die exsudative Epidermitis, die auch unter dem Namen Ferkelruß oder nässendes Ekzem bekannt ist. Der Erreger kommt in nahezu jedem Bestand vor und Ferkelerzeugern hohe Kosten verursachen.
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Allgemeines
Die exsudative Epidermitis ist auch unter dem Namen Ferkelruß oder nässendes Ekzem bekannt. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung von in der Regel weniger Tage alter Saugferkel oder kürzlich abgesetzter Ferkel. Der Erreger, Staphylococcus hyicus, kommt in nahezu jedem Bestand vor. Für das Auftreten der exsudativen Epidermitis und den Schweregrad des Krankheitsverlaufs ist jedoch zum einen der Immunstatus des Schweins und zum anderen der Ort des Erregereintritts maßgeblich verantwortlich.
Neben einer mild verlaufenden lokalen Form, kommt es auch häufig zu einer schweren, generalisierten Form der Erkrankung, von der auch innere Organe und das Zentralnervensystem betroffen sein können. Die generalisierte Form der Erkrankung tritt vor allem bei wenige Tage alten Saugferkeln und kurz nach dem Absetzen auf. Todesfälle oder notwendige Euthanasien sind hier nicht selten. Tiere, die eine generalisierte Erkrankung aufgrund einer frühzeitigen antibiotischen Behandlung überleben, kümmern meist.
Klinik
Charakteristisch für die exsudative Epidermitis sind zumeist runde, nässende Hautveränderungen, die langsam abtrocknen. Am Anfang finden sich diese bei Saugferkeln meist im Kopfbereich, während sie bei Absetzern mehr im Schulter- und Halsbereich auftreten. Im weiteren Verlauf finden sich die Veränderungen am ganzen Körper, vorwiegend aber an haarlosen oder wenig behaarten Stellen. Nach dem Abtrocknen bilden sich rötliche Krusten, die alsbald abbröckeln und, vermengt mit Schwebstaub, auf der Haut wie Ruß erscheinen, daher erklärt sich auch der Name Ferkelruß. Die Haut selbst erscheint krustenartig verdickt und ist von Rissen durchzogen. Aufgrund des mit der Erkrankung einhergehenden Juckreizes kann zum Teil auch Kannibalismus beobachtet werden.
Behandlung und Vorbeuge
Bei mildem bis mittelschwerem Verlauf ist eine mehrtägige Behandlung mit einem Antibiotikum angezeigt. Dies sollte allen Tieren des Wurfs bzw. der Gruppe verabreicht werden, nicht nur den offensichtlich Erkrankten.
In Betrieben, in denen gehäuft Probleme mit dem Errerger St. Hyicus auftreten, kann die prophylaktische Impfung mit einer stallspezifischen Vakzine versucht werden. Auf jeden Fall sind die hygienischen Bedingungen auf dem Betrieb zu optimieren. Dazu gehört vor allen Dingen das "Rein-Raus-Verfahren".
Halterinformation: Atemwegserkrankungen beim Schwein
Atemwegserkrankungen haben bei Schweinen eine große Bedeutung. Schweine aller Altersklassen sind davon betroffen. Dementsprechend groß ist auch die wirtschaftliche Bedeutung von Atemwegserkrankungen beim Schwein. Die Ursachen von Atemwegserkrankungen sind vielfältig. In der Regel werden sie aber durch das Zusammenspiel verschiedener, sich "unterstützender" Faktoren verursacht.
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Bei Atemwegserkrankungen handelt es sich also in der Regel um so genannte Faktorenkrankheiten. Faktoren können ungünstige Haltungsbedingungen wie Zugluft, hoher Ammoniak- und Staubgehalt der Luft oder Temperaturschwankungen sein. Auch alle die Abwehr schwächenden Faktoren wie Transporte, Umstallungen oder Rangordnungskämpfe sind hier zu nennen. Außerdem virale und bakterielle Infektionen. Die einzelnen Faktoren können allein in der Regel keine Erkrankung auslösen, dafür ist das Aufeinandertreffen mehrerer Faktoren notwendig. Hauptverantwortlich für die klinischen Symptome sind jedoch bakterielle Erreger.
Erkrankungen der Atemwege äußern sich bei Schweinen, insbesondere bei Ferkeln, durch eine Entzündung der Nasenschleimhaut mit Sekretbildung, Niesreiz und Atembeschwerden. Besonders empfänglich sind Schweine jedoch für akute und chronische Lungenentzündungen, die teilweise mit Fieber und einem gestörten Allgemeinbefinden einhergehen. Husten ist ein Zeichen für ein bereits abklingendes oder chronisches Geschehen. In jedem Fall ist es bei Erkrankungen der Atemwege wichtig, die Therapie mit einem geeigneten Antibiotikum zügig einzuleiten, um ein Kümmern der Tiere zu verhindern. Treten bei mehreren Tieren im Wurf oder Bestand Atemwegserkrankungen auf, sollte prophylaktisch stets der ganze Wurf bzw. die Gruppe behandelt werden.
Zu den grundsätzlichen prophylaktischen Maßnahmen gehört die Betriebshygiene sowie die Optimierung der Haltungsbedingungen. Diese Maßnahmen beugen nicht nur den Erkrankungen der Atemwege vor. Sie helfen auch, die Häufigkeit anderer Erkrankungen wie z. B. Infektionskrankheiten des Magen-Darm-Traktes zu verringern. Dadurch gewährleisten sie den wirtschaftlichen Erfolg in der Schweineproduktion.
Eine wichtige hygienische Maßnahme ist die weitestgehende Unterbindung des Personenverkehrs. Die im Betrieb verkehrenden Personen sollten betriebseigene Kleidung tragen. Damit wird sowohl der Eintrag von Erregern als auch die Verbreitung von im Betrieb vorhandenen Erregern verhindert. Auch der Tierverkehr sollte so weit wie möglich beschränkt werden. Dazu gehört auch die Begrenzung des Zukaufs von Tieren. Diese sollten immer nur von den gleichen ausgesuchten Lieferanten stammen. In diesem Zusammenhang sollte auch der Zukauf von SPF-Tiere erwogen werden.
Das Stallklima (Temperatur, Zugluft, Schadgase) ist ebenfalls zu optimieren und regelmäßig zu überprüfen. Neben diesen Maßnahmen kommt unter bestimmten Bedingungen gegen einige Erreger auch eine prophylaktische Impfung des Bestands in Betracht.
Zum Teil können Impfungen helfen, das Auftreten von klinischen Symptomen zu vermeiden oder Verluste zu begrenzen sowie die Sanierung in einem Bestand voranzutreiben. Genauere Informationen über mögliche und ratsame Impfungen bekommen Sie von Ihrem Tierarzt.
Halterinformation: MMA
Das Mastitis-Metritis-Agalaktie (MMA) Syndrom ist bei Sauen weit verbreitet und verursacht den Schweineproduzenten große Verluste. Es äußert sich in einem starken Rückgang oder dem Versiegen des Milchflusses (Agalaktie) wenige Stunden nach dem Abferkeln. Die Verluste jedoch entstehen überwiegend aufgrund der Unterversorgung der Ferkel. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen, die Klinik und mögliche präventive Maßnahmen gegen die MMA.
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Ursachen und Krankheitsbild
Das Mastitis-Metritis-Agalaktie (MMA) Syndrom ist bei Sauen weit verbreitet und verursacht den Schweineproduzenten große Verluste. Es äußert sich in einem starken Rückgang oder dem Versiegen des Milchflusses (Agalaktie) wenige Stunden nach dem Abferkeln. Meist ist auch das Allgemeinbefinden der Sau gestört. Das Tier hat über 40 °C Fieber. Bei genauerer Betrachtung des Gesäuges erscheinen einzelne, gelegentlich auch alle Zitzen geschwollen, warm und gerötet. Die Sau versucht aufgrund der Schmerzhaftigkeit Berührungen sowie das Saugen der Ferkel zu verhindern. Charakteristisch bei MMA ist die Brust-Bauch-Lage der Sau und die zunehmend aufgrund des Nahrungsentzugs nervöser werdenden Ferkel. Gelegentlich kann bei der Sau auch noch trüber oder weißlich-gelber Scheidenausfluss beobachtet werden. Dieser kann auf eine Metritis hindeuten.
Ursache der Erkrankung ist vermutlich eine aufsteigende Infektion über die Milchdrüsen, die durch unterschiedliche, meist coliforme Keime hervorgerufen werden kann. In den Milchdrüsen kommt es dann zu einer Erregervermehrung, die zur Mastitis und zum Versiegen der Milchproduktion führt. Außerdem gelangen die von den Bakterien gebildeten Gifte in die Blutbahn, wodurch sich der Allgemeinzustand der Sau verschlechtert.
Die wirtschaftlichen Verluste werden jedoch nicht durch die Erkrankung der Sau verursacht, sondern in erster Linie durch die durch den Milchmangel hervorgerufen Ferkelverluste. Ferkel sind in den ersten Tagen nach der Geburt sehr anfällig. Daher ist eine ausreichende Versorgung mit Biestmilch (Kolostrum) gleich nach der Geburt von großer Wichtigkeit. Außerdem verfügen Ferkel über so gut wie keine Energie- und Flüssigkeitsreserve. Deshalb werden sie bei Nahrungsentzug schnell schwach, beginnen zu kümmern, werden krank oder sterben.
Bei den Sauen können später Fruchtbarkeitsstörungen auftreten.
Maßnahmen
Um die Ferkelverluste und die Zahl der Kümmerer möglichst gering zu halten, sind die Ferkel umgehend von der erkrankten Sau zu isolieren und mit Kolostrum bzw. Milch zu versorgen. Wenn möglich, sollten die Ferkel umgehend einer Amme untergesetzt werden. Anderenfalls sollten künstliche Warm- oder Kaltammen eingesetzt werden, da das Aufziehen der Ferkel mit der Flasche aufgrund der häufigen Tränkzeiten sehr zeitaufwendig ist. Außerdem muss den Ferkel stets eine Schale mit frischem Wasser und ein ausreichend warmes Nest (30°C) zur Verfügung stehen. Auf gute hygienische Verhältnisse ist unbedingt zu achten. Für die Behandlung der Sau ist ein Tierarzt hinzuzuziehen.
Prophylaxe
Bestimmte Haltungs- und Fütterungsmaßnahmen können der Ausbildung der MMA vorbeugen. Besonders wichtig ist hierbei eine gute Hygiene vor, während und nach der Geburt, um ein Aufsteigen der Keime in die Milchdrüsen zu verhindern. So sollte die Abferkelbox immer vorher gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Am besten geeignet ist das "Rein-Raus-Prinzip". Zugluft ist zu vermeiden. Darüber hinaus tritt die MMA seltener bei Sauen in Gruppenhaltung und mäßig genährten Sauen auf. Einzelhaltung und verfettete Sauen neigen zu Obstipationen um den Geburtszeitraum.
Bei der Fütterung ist darauf zu achten, dass die kurz vor dem Abferkeln stehenden Sauen einen genügend großen Rauhfutteranteil erhalten und ihnen unbegrenzt Frischwasser zur Verfügung steht. Ebenso sollten drastische Futterumstellung kurz vor der Geburt vermieden werden.
Frequently Asked Questions
Welche Keime lassen sich in der Regel aus der Milch von MMA-erkrankten Sauen isolieren?
Da bei der MMA eine Mischinfektion vorliegt, lässt sich aus der Milch von MMA-erkrankten Sauen auch ein entsprechend breites Erregerspektrum isolieren, bestehend aus grampositiven sowie gramnegativen Keimen. Hauptsächlich finden sich coliforme Keime (gramnegativ), Klebsiella pneumoniae, Staphylococcus aureus sowie Staphylococcus epidermidis. Weniger häufig finden sich verschiedene alpha-hämolysierende Streptokokkenstämme (grampositiv), Mikrokokken und Arcanobacterium pyogenes.
Mit welchen Antibiotika sollte die MMA behandelt werden?
Die MMA sollte mit einem gut gewebegängigen und schnell wirksamen Antibiotikum, das sowohl gegen gramnegative wie grampositive Keime wirksam ist, behandelt werden.
Welche Erreger haben als Verursacher von Atemwegserkrankungen beim Schwein die größte Bedeutung?
Die größte Bedeutung bei bakteriell bedingten Atemwegserkrankungen kommt Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) zu. Er verursacht bei Schweinen die Pleuropneumonie, eine Multifaktorenkrankheit, die u.a. durch schlechte Haltungsbedingungen und virale Infektionen begünstigt wird.
Ist eine antibiotische Behandlung ausschließlich betroffener Einzeltiere erfolgversprechend?
Welche Eigenschaften sollte das eingesetzte Antibiotikum haben?
Das eingesetzte Antibiotikum sollte eine schnelle Wirkung haben, Blut-Gewebe-Schranke überwinden können und gegen ein breites Erregerspektrum wirksam sein.
Medien
Lehrbuch der Schweinekrankheiten
von K.-H. Waldmann und M. Wendt,
Parey, 2004, 4. Auflage
Die 20 Kapitel auf über 600 Seiten bieten sowohl Studierenden der Tiermedizin als auch praktizierenden Tierärzten umfassendes Wissen zu allen häufigen und seltenen Erkrankungen beim Schwein. Ob Anfänger oder Fortgeschrittener, jeder erhält einen umfassenden Einblick in das Thema seiner Wahl. Ätiologie, klinische Symptomatik, Diagnostik und Therapie von Schweinekrankheiten, die Einführung in den klinischen Untersuchungsgang sowie in therapeutische Techniken werden in diesem Standardwerk behandelt.
Inhalt & Bestellung
Gesundheitsmanagement in der Schweinehaltung
von Prange, Hartwig,
Ulmer GmbH & Co., 2004
Nur gesunde Schweine garantieren eine gute Fleischqualität. Das Fachbuch zeigt wie ein gutes Leistungsvermögen dank eines hohen Gesundheitsstatus sowie einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die aktuelle Anforderungen an den Tier-, Umwelt- und Gesundheitsschutz des Menschen gerecht wird, erreicht werden kann.
Inhalt & Bestellung
Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre
von Rolle, Michael; Mayr, Anton.,
Enke Verlag, 2002
Ein umfassendes Werk über die veterinärmedizinisch relevante Mikrobiologie.
Inhalt & Bestellung
The Lactating Sow
von M. W. A. Verstegen,
Wageningen Academic Publishers, 1998
Inhalt & Bestellung
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