Bei der Leptospirose handelt es sich um die am weitesten verbreitete Zoonose der Welt. Sie wird durch bewegliche, schraubenförmige gramnegative Leptospiren (L.) aus der Gruppe der Spirochäten verursacht. Außer beim Menschen kommen Leptospiren noch bei mehr als 150 Säugetierarten vor, wobei Infektionen vor allem beim Hund von Bedeutung sind. Die Canine Leptospirose ist auch noch vereinzelt unter dem Namen „Stuttgarter Hundeseuche“ bekannt, da die Erkrankung im Jahr 1898 von Klett anlässlich einer in Stuttgart stattgefundenen Hundeausstellung beschrieben worden ist. Der Name ist jedoch heute aufgrund des weltweiten Vorkommens der Erkrankung nicht mehr üblich. Aufgrund der in den letzten Jahren steigenden Zahl der Leptospiroseinfektionen bei Mensch und Hund wird diese Multiorganerkrankung auch als „reemerging infectious disease“ bezeichnet (Kohn et al. 2010, Kohn 2012) und ist bei Mensch und Hund meldepflichtig.
Während in den vergangenen beiden Jahrzehnten vor allem die Serovare der Serogruppen Canicola und Icterohaemorrhagiae für die Infektionen bei Hunden in Europa von Bedeutung waren, haben Studien jetzt auch die Serovare der Serogruppen Australis und Grippotyphosa als Krankheitsverursacher identifiziert. Mit der veränderten Serovarbeteiligung geht auch ein verändertes Krankheitsbild einher. So wird seit der Jahrtausendwende immer häufiger eine Lungenbeteiligung im Rahmen des Krankheitsverlaufs beobachtet.
Die veränderte Serovarbeteiligung wurde auch von der Firma Intervet Deutschland GmbH, ein Unternehmen der MSD Tiergesundheit, berücksichtigt, die einen neuen Leptospirose-Impfstoff entwickelt hat, der angepasst an die Serovarverbreitung eine Immunität gegen folgende Serovare vermittelt:
Generell wird die Bedeutung der Leptospirose in der Praxis jedoch immer noch unterschätzt, da insbesondere mild verlaufende Infektionen vom Besitzer nicht registriert und auch häufig in der Praxis nicht diagnostiziert werden. Bei klinisch kranken Hunden wird die Letalität jedoch insbesondere bei ungeimpften Hunden mit 10-50% angegeben. Deshalb gehört die regelmäßige Impfung gegen Leptospirose laut der aktuellen deutschen Impfleitlinien (StIKo vet.) auch zu den sogenannten Pflichtimpfungen (Core-Impfung).
Leptospiren sind gramnegative, helikal gewundene, aktiv-bewegliche Schraubenbakterien mit hakenförmig eingebogenen oder knopfartig verdickten Enden aus der Gattung der Leptospira (Spirochaeta).
Die Tenazität der Leptospiren ist sehr gering. Sie sind vor allem gegen Austrocknung, direktes Sonnenlicht und pH-Werte unter 6,8 oder über 8,0 sehr empfindlich. Jedoch können sie in einem feuchten Milieu, leicht alkalischem pH-Wert und Temperaturen von mehr als 18°C im Boden bis zu sechs Wochen und in warmen, stehenden Gewässern sogar länger als drei Monate überleben. Daher treten besonders viele Infektionen in den warmen Sommermonaten auf.
Zur Desinfektion können alle gängigen Desinfektionsmittel erfolgreich eingesetzt werden (Rolle 2006).
Leptospiren dringen durch kleine Haut- oder Schleimhautverletzungen in den Organismus ein. Als bedeutendster Übertragungsweg gilt die Aufnahme von mit Nagerharn verschmutztem Wasser, wie es vor allem in stehenden Gewässern und Pfützen während der Sommermonate vorkommt. Auch beim Baden in verseuchten Gewässern können sich Hunde infizieren. Ein besonders hohes Risiko tragen Jagdhunde, aber auch Hunde in Reitställen und auf dem Land, „Wasserratten“ wie z.B. Retriever und alle Hunde, die auf Wiesen und Feldern sowie im Wald spazieren gehen.
Weitere, wenn auch weniger bedeutende, Übertragungswege sind der indirekte Kontakt zu kontaminierter Erde, Futter und Schlafstellen sowie die direkte Erregerübertragung durch Kontakt mit dem Urin infizierter Hunde, durch den Paarungsakt, durch Bisse sowie durch die orale Aufnahme von infiziertem Gewebe (Kadaver) und die plazentäre Erregerübertragung (Hartmann und Stützer 2012, Kohn 2012). Schleimhäute von Nase, Maul und Konjunktiven (Kohn 2012) sowie Mikroläsionen, besonders im Zwischenzehenbereich, gelten als Haupteintrittspforten.
Bei der Verbreitung und der Kontamination der Umwelt spielen Nager sowie nicht ausreichend therapierte und subklinisch infizierte Hunde eine wichtige Rolle. Sie können Monate bis hin zu mehreren Jahren den Erreger intermittierend über den Urin ausscheiden.
Als Reservoirwirte dienen den einzelnen Serovaren verschiedene Wild- oder Haustierspezies. Die größte Bedeutung für die Hunde-pathogenen Serovare kommt hier den Nagetieren (Mäuse, Ratten) zu. Aber auch bei Wildschweinen werden häufig Antikörper gegen die Serovare Pomona oder Bratislava nachgewiesen (Vicente et al. 2002; Jansen et al. 2007, Kohn 2012). Untersuchungen von Winkelmeyer et. al (2005) ergab auch unter Feldhasen einen Anteil seropositiver Tiere.
In Bezug auf die Erregerausscheidung und Verbreitung sind vor allem die Hauptwirte von Bedeutung. Sie bleiben im Gegensatz zu Nebenwirten, die entweder gar keine oder nur kurzfristig Erreger ausscheiden, lebenslang infiziert und Ausscheider.
Außer über den Urin (sehr hohe Konzentration) scheiden infizierte Tiere die Erreger auch über Speichel, Milch, Fruchtwasser, Nachgeburten und Sperma aus (Dura 1993).
Die Klassifizierung der Leptospiren kann sowohl anhand ihrer serologischen Eigenschaften (Nachweis durch Mikroagglutinationstest= MAT) als auch ihrer molekulargenetischen (PCR) Merkmale erfolgen. Während die Leptospiren bei der molekulargenetischen Klassifizierung aufgrund der phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse in verschiedene Spezies oder Gattungen eingeteilt werden, unterteilt man bei der serologischen Klassifizierung die Gattung Leptospira in die beiden Spezies Leptospira interrogans, die alle pathogenen Stämme enthält, und Leptospira biflexa, die alle saprophytären, apathogenen Stämme beinhaltet. Die Unterscheidung der Serovare erfolgt dabei aufgrund verschiedener Oberflächenantigene mit Hilfe des MAT. Serovare mit ähnlichen Antigenstrukturen werden dabei zu Serogruppen zusammengefasst (Geisen 2009).
Für die Spezies L. interrogans sind heute mehr als 260 Serovare bekannt, die in 24 Serogruppen zusammengefasst sind (Kohn 2012, Hartmann und Stützer 2012). Davon sind folgende Serogruppen mit ihren Serovaren für den Hund von Bedeutung (Tabelle 1) (Krawaczyk 2005, Hartmann und Stützer 2012).
Serogruppen |
Serovare |
Australis |
Australis |
Autumnalis |
Autumnalis |
Ballum |
Castellonis |
Bataviae |
Bataviae |
Canicola |
Canicola |
Grippotyphosa |
Grippotyphosa |
Hebdomadis |
Hebdomadis |
Icterohaemorrhagiae |
Copenhageni |
Panama |
Panama |
Pomona |
Pomona |
Pyogenes |
Pyogenes |
Sejroe |
Sejroe |
Während in den 1960er Jahren vor allem die Serovare L. Icterohaemorrhagiae und L. Canicola verbreitet waren, findet man dank der eingeführten Impfung bei Hunden nur noch selten Fälle, die auf diese Serovare zurückzuführen sind. Dennoch kommen diese Serovare weiterhin in der Wildtierpopulation vor, weshalb moderne Impfstoffe sowohl die herkömmlichen als auch die heute bedeutsamen Serovare enthalten, da durch Serovare unterschiedlicher Serogruppen keine Kreuzimmunität induziert wird. Generell hat die Zahl der caninen Leptospirosefälle in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen. Die Änderung der Serovarverteilung wird in der Humanmedizin als Serovarshift bezeichnet. Möglicherweise ist dieser Serovarshift verantwortlich für die zunehmende Erkrankungshäufigkeit bei Mensch und Hund (Geisen 2009).
Geografische Verteilung
Die Serogruppen, die heute in Deutschland und Europa am weitesten in der Hundepopulation verbreitet sind und damit die größte Bedeutung haben, sind neben den alten, geläufigen „Impfserogruppen“ Icterohaemorrhagiae (L. icterohaemorrhagiae und L. copenhageni) und Canicola auch die Serogruppen Grippotyphosa (L. grippotyphosa) sowie Australis (L. bratislava). Zu diesem Ergebnis kommt Ellis (2010) nach einer Auswertung mehrerer epidemiologischer Untersuchungen verschiedener Forscher in Deutschland und Europa. Anhand dieser Untersuchungen empfiehlt er auch dringend, die bisher verfügbaren „herkömmlichen“ Hundeimpfstoffe in Europa, die in der Regel nur die Stämme Icterohaemorrhagiae und Canicola als Impfstämme enthielten, um die Serovare L. bratislava und L. grippotyphosa zu erweitern.
Während Pomona in den USA eine der bedeutendsten Serogruppen ist, ist die Prävalenz in (Süd)Deutschland und anderen europäischen Ländern mit Ausnahme von Belgien sehr gering, so dass eine Erweiterung der Impfung um diesen Stamm für Europa nicht notwendig erscheint (Ellis 2010). Kohn et al. (2012) stellten hingegen in einer Studie in Berlin vorwiegend die Beteiligung der Serovare Grippotyphosa, Bratislava und Pomona fest. In Norddeutschland konnten Gerlach und Stephan (2007) bei der Auswertung von Proben zwischen 2003-2006 beim Hund ebenfalls am häufigsten L. bratislava, L. copenhageni, L. grippotyphosa, L. pomona, L. saxkoebing und L. sejroe nachweisen.
Ebenso wie in Deutschland findet sich auch in anderen Ländern und Regionen Europas sowie den USA eine unterschiedliche regionale Serovarverbreitung, die auch dem zunehmenden Hundetourismus ins Ausland und mit Hundeimporten aus dem Ausland zusammenhängt (Hartmann und Stützer 2012).
Die Erregerausscheidung in Wildtier-Reservoiren zu kontrollieren ist unmöglich. Daher stellt die wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen Leptospirose die regelmäßige Impfung dar. Nach den aktuellen deutschen Impfleitlinien zählt die Leptospirose-Impfung zur den Pflichtimpfungen (Core-Impfung). Sie ist nach der Grundimmunisierung (zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen) jährlich aufzufrischen, in Endemiegebieten oder bei hohem Infektionsrisiko (z.B. bei Jagdhunden) ist sogar eine halbjährliche Auffrischung des Impfschutzes ratsam. Bei der einmal jährlichen Impfung sollte diese vorzugsweise im Frühjahr erfolgen, da somit ein guter Schutz über die Sommer- und Herbstmonate (die Zeit der höchsten Gefahr für eine Infektion) besteht. Im Sommer sollte zudem versucht werden, den Hund am Trinken aus stehenden Gewässern oder Pfützen zu hindern.
In Europa sind seit langem inaktivierte Impfstoffe mit den Serovaren L. icterohaemorrhagiae und L. canicola auf dem Markt. Der Einsatz dieser Impfstoffe konnte zwar in der Vergangenheit klinische Fälle von Leptospirose reduzieren, die Vakzine schützt aber nur gegen diese Serogruppen und damit nicht vor den Serovaren, die heutzutage die meisten Infektionen verursachen (Hartmann und Stützer 2012). Kohn et al. 2010 halten eine Kreuzimmunität, d. h. einen Schutz gegen die anderen Serogruppen, zwar für denkbar, beobachteten aber gleichzeitig, dass in ihrer Studie 34 von 45 erkrankten Hunde innerhalb des letzten Jahres vor der Vorstellung mit den traditionellen bivalenten Impfstoffen geimpft worden waren.
4-fach geschützt mit revolutioniertem Impfstoff
Da der Serovarwechsel eine zeitnahe Erweiterung der Impfstoffe um die aktuell prävalenten Serovare erforderlich macht (Gerlach und Stephan 2007), hat sich die MSD Tiergesundheit dieser Problematik angenommen und einen neuen, bedarfsgerechten Impfstoff gegen die canine Leptospirose entwickelt. Die neue Vakzine induziert einen zuverlässigen Schutz gegen alle vier relevanten Serovare L. canicola, L. icterohaemorrhagiae, L. bratislava und L. grippotyphosa. Somit erfüllt diese tetravalente Impfstoffinnovation alle Anforderungen aktueller Experten-Empfehlungen.
In Studien konnten Sutton et al. (2012) zeigen, das die Impfung das Risiko einer Infektion mit den im Impfstoff enthaltenen Serovaren deutlich senkt, ebenso wie die renale Erregerausscheidung. Klaasen et al. 2012 ermittelten nach der Impfung einen Impfschutz von bis zu 12 Monaten.
Weitere Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass der neue tetravalente Impfstoff auch bei Welpen ab einem Alter von sechs Wochen eine stabile Immunität induziert, und zwar trotz dem Vorhandensein maternaler Antikörper.
Hinweis! Es ist wichtig, dass beim Umsteigen auf die neuen Leptospirose-Impfstoffe eine erneute, vollständige Grundimmunisierung (2 Impfungen im Abstand von 3–4) durchgeführt wird.
Canine Leptospirose: Tetravalenter Impfstoff berücksichtigt aktuelle Serovarverbreitung >>>
von Catharina Vendl
Links / Literatur
Ellis, W. A. (2010). Control of canine leptospirosis in Europe: time for a change? Veterinary Record (2010) 167, 602-605
Bearbeitet von:
Catharina Vendl
Vetion
Email
MSD Tiergesundheit
Informationen über die bedeutendsten Infektionskrankheiten des Hundes wie die Leptospirose sowie die aktuellen Impfempfehlungen.
MSD Tiergesundheit
Auf der Website Pets on Tour finden Sie Informationen über die wichtigsten Infektionskrankheiten von Hund und Katze sowie die aktuellen Einseisebestimmungen und Reisebestimmungen für Heimtiere.
Klinik der Hundekrankheiten
von Ernst-Günther Grünbaum/ Ernst Schimke (Hrsg.),
Enke-Verlag, 2006
Der Hund komplett: Ein Lehrbuch, das für Studenten und als Nachschlagewerk für praktizierende Tierärzte gleichermaßen wertvoll ist. The State of the Art der modernen Diagnose- und Therapie-Möglichkeiten beim Hund. Mit seiner ausführlichen, größtenteils vierfarbigen Darstellung und fast 1.200 Abbildungen garantiert das Buch größte Transparenz auch komplexer Themen, so dass keine Frage offen bleibt.
Praktikum der Hundeklinik
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Fazit: Schnelle Entscheidungshilfe, Lehrbuch und Nachschlagewerk in einem.
Agglutinat
Zellverklumpung, hervorgerufen durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion.
Anämie
Blutarmut.
Verminderung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und/oder des Gehalts an rotem Blutfarbstoffs (Hämoglobin) pro Volumeneinheit unter die physiologischen Grenzwerte. Klinisch treten v.a. blasse Schleimhäute, kalte Haut, ein kleiner, schneller Puls, metallisch klingende, pochende Herztöne sowie zentralnervöse und Atmungsstörungen auf. Es werden verschiedene Formen der Anämie unterschieden. Diese lassen sich in regenerative und nicht regenerative (aplastische) Anämien einteilen.
Azotämie
Es kommt es zu einem vermehrten Vorkommen von Endprodukten des Proteinstoffwechsels (Reststickstoff) im Blut.
Bilirubinämie
Krankhafte Erhöhung von Bilirubin (Hauptgallenfarbstoff) im Blut.
Bivalenz
Bindungsmöglichkeit von Antikörpern mit zwei Bindungsstellen.
chronisch
Sich langsam entwickelnder bzw. verlaufender Prozess; über lange Zeit bestehend und anhaltend.
Echogenität
Reflexions- bzw. Streuungseigenschaften einer Struktur gegenüber Schallwellen beim Ultraschall. Strukturen mit hoher Echogenität (z.B. Knochen) werden hell bis weiß dargestellt. Strukturen mit geringer Echogenität (z.B. Wasser) werden dunkel bis schwarz angezeigt.
Endemie
Andauerndes gehäuftes Auftreten einer Krankheit (im engeren Sinne einer Infektionskrankheit), die in einer begrenzten Region oder Population auftritt. Die entsprechende geografische Region wird Endemiegebiet genannt.
Endothel, Endothelium
Geschlossener, einschichtiger Verband von Zellen, die u.a. die Auskleidung von Gefäßen und Hohlorganen bilden.
Epidemiologie (Epizootiologie)
Wissenschaftszweig, der sich mit der Verbreitung von Krankheiten befasst. Hierbei werden besonders die Verteilung und die Häufigkeit der Erkrankung, Ursache, Risikofaktoren, Entstehung und Entwicklung sowie die Übertragungswege berücksichtigt.
Epithelzellen
Zellen, die häufig durch besondere Haftstrukturen miteinander verbunden sind und so das Epithelgewebe bilden.
Erythrozyten
Rote Blutkörperchen, die u.a. für den Transport des Sauerstoffs im Blut verantwortlich sind.
glomeruläre Filtration
Im Glomerulus wird das Plasma einer Filtration unterzogen. Der Anteil des Plasmas, der filtriert wird, liegt tierartenspezifisch zwischen 15-30 % des effektiven renalen Plasmaflusses (ERPF). Die Menge des Ultrafiltrats (glomeruläre Filtrationsrate, GFR) ist abhängig vom effektiven Filtrationsdruck, der wiederum bestimmt wird durch
1. Blutdruck in den Glomeruluskapillaren
2. Druck im Bowman-Kapselraum
3. kolloidosmotischer Druck der Plasmaproteine.
Die GFR kann durch die Inulin-Clearance erfasst werden.
Glukosurie
Ausscheidung von Glukose über den Harn durch die Niere. Durch krankhaften Anstieg der Glukosekonzentration im Blut (z.B. Diabetes mellitus).
gramnegativ
In der Gram-Färbung rot gefärbte Bakterien. Die Gram-Färbung ist eine in der Bakterio- und Histologie verwendete Differenzierungsfärbung, die auf der Anwesenheit bestimmter Zellwandkomponenten der Bakterien beruht. Grampositive Keime werden dabei blau dargestellt.
Hämaturie
Vermehrtes Vorkommen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin.
Hauptwirt
Der Hauptwirt ist ein Lebewesen, das von Parasiten aufgrund der optimalen Entwicklungs- und Vermehrungsbedingungen bevorzugt befallen wird.
Hepatitis
Entzündung der Leber
Hepatozellulär
Leberzellen betreffend
Hyperproteinämie
Erhöhung des Eiweißgehalts im Blutplasma
Ikterus
Gelbsucht
Auge, Schleimhäute und äußere Haut sind gelb gefärbt infolge vermehrten Auftretens des Gallenfarbstoffes Bilirubin in Blut und Gewebe.
Immunität
Erworbener Schutz eines Organismus gegen Krankheitserreger, der durch das Vorhandensein spezifischer Antikörper und spezifischer T-Lymphozyten gekennzeichnet ist. Daneben verfügt der Organismus über den unspezifischen, angeborenen Abwehrmechanismus (Resistenz).
Infektionsdosis
Die zum Angehen einer Infektion notwendige Dosis.
Inkubationszeit
Zeitspanne zwischen dem Zeitpunkt der Ansteckung (Infektion) und dem Auftreten der ersten klinischen Krankheitssymptome. Sie ist bei den verschiedenen Infektionskrankheiten unterschiedlich lang (zwischen wenigen Stunden bis mehrere Wochen, in Ausnahmefällen Monate bis Jahre). Sie ist abhängig vom Wirt, seiner Anfälligkeit (Disposition) und der spezifischen und unspezifischen Abwehr sowie von Art und Virulenz des Erregers und der Befallsstärke (Infektionsdosis).
intermittierend
unterbrochen, zeitweilig aussetzend bzw. nachlassend
interstitiell
dazwischenliegend
Inzidenz
Anzahl der Krankheitsfälle in einer Population in einem festgelegten Zeitraum.
kaudal
Schwanzwärts
Konjunktiva
Bindehaut des Auges
Kreuzreaktivität
Fähigkeit der Antikörper, neben den homologen Antigenen auch heterologe, ähnliche Strukturen zu binden. Die Intensität der Kreuzreaktivität lässt Rückschlüsse über den immunologischen Verwandtschaftsgrad von Erregern zu.
Letalität
Sterblichkeit
Leukozyten
Sammelbegriff für die weißen Blut- und Lymphzellen, die den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gegenübergestellt werden. Ihre relative Anzahl weist artspezifische Unterschiede auf. Außerdem ist die Zahl der Leukozyten bei Jungtieren höher. Die Anzahl weißer Blutkörperchen nimmt mit fortschreitendem Alter ab. Man unterscheidet bei den Leukozyten zwischen den Lymphozyten, den Monozyten und den Granulozyten.
Leukozytose
Ein deutlicher Anstieg der Gesamtleukozytenzahl (weiße Blutzellen) über die Normalwerte.
Liquor cerebrospinalis
Cerebrospinalflüssigkeit, Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit, CerebrospinalflüssigkeitWird vom Plexus chorioidei gebildet und füllt das Hohlraumsystem des Gehirns, den Zentralkanal des Rückenmarkes sowie die Subarachnoidalräume der Meningen aus. Dabei handelt es sich um eine klare, wässrige, eiweiß- und zellarme Flüssigkeit, die dem Stoffwechsel sowie dem mechanischen Schutz des Gehirns und des Rückenmarkes dient.
Lymphopenie
Verminderte Lymphozytenzahl.
Mikroagglutinationstest (MAT)
Test zum Antikörpernachweis, der im positiven Falle zur Bildung von Antigen-Antikörper-Agglutinaten (Verklumpung) führt. Er wird z.B. zum Nachweis von Antikörpern gegen Leptospiren verwendet.
Monozytose
Anstieg der Zahl der Monozyten (spezielle weiße Blutkörperchen) im Blut.
Nebenwirt
Ein Begriff aus der Parasitologie. Er bezeichnet Lebewesen, die zwar von einem speziellen Parasiten befallen werden können, ihm aber – im Gegensatz zum Hauptwirt - nur eingeschränkte oder keine Entwicklungsmöglichkeiten bietet
Neutrophilie
Als Neutrophilie bezeichnet man einen Anstieg der Zahl der neutrophilen Granulozyten im Blut. Die Neutrophilie ist die häufigste Form der Leukozytose, also der Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen.
pathogen
krankmachend
Eigenschaft, eine Krankheit hervorzurufen
pathognomonisch
krankheitsbezeichnend, für eine Krankheit kennzeichnend
PCR
Polymerase chain reaction (Polymerase-Kettenreaktion)
Die PCR ist ein molekulargenetisches Verfahren, bei dem ausgewählte DNA-Abschnitte vermehrt werden. Das Verfahren dient dem Nachweis von Viren, Bakterien und Verwandtschaften sowie der Analyse von Erbkrankheiten. In der Kriminologie dient sie der Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks.
perakut
sehr akuter, heftiger Verlauf
perirenal
In der Umgebung der Nieren
Persistenz
Fortbestehen, Bestehenbleiben
Charakteristische Merkmale durchschnittlich empfindlicher Keime, sich durch bestimmte Eigenschaften der für sie schädlichen Wirkung der Desinfektion zu entziehen.
Phylogenese
Die stammesgeschichtliche Entwicklung der Gesamtheit aller Lebewesen als auch bestimmter Verwandtschaftsgruppen auf allen Ebenen der biologischen Systematik.
Polymerasekettenreaktion, polymerase chain reaction
Labor-Methode, um spezifische DNA-Frequenzen zu vervielfältigen.
Prävalenz
Häufigkeit, mit dem eine bestimmte Krankheit (oder ein bestimmtes Merkmal) in einer bestimmten Bevölkerung (Population) zu einem definierten Zeitpunkt vorkommt.
retikulonodulär
Beschreibt in der Radiologie (Röntgentechnik) netzförmig und knötchenartig bzw. netzförmig und fleckig Strukturen.
Serogruppe
Gruppe von Mikroorganismen derselben Spezies/Gattung, die nachweisbar gemeinsame Antigeneigenschaften aufweisen. Alle Serovare einer Serogruppe unterscheiden sich jedoch nur geringfügig voneinander. Dient der Klassifizierung von Bakterien und Viren.
Seroprävalenz
Häufigkeit, mit der seropositive Tiere in einer Population vorkommen.
Serovar
Untergruppe einer Bakterien bzw. Virenart, die nur mit immunologischen Methoden erfasst werden kann.Taxonomische Stellung unterhalb der Spezies.
Serovarshift
Änderung der Serovarverteilung
Sonographie
Echografie, Ultraschall. Sich der Ultraschalltechnik bedienendes bildgebendes Verfahren zur Untersuchung von organischem Gewebe.
Spirochäten
Gruppe gramnegativer, schraubenförmiger, sich aktiv bewegender Bakterien, die sich durch einen charakteristischen Bewegungsapparat auszeichnen.
subklinisch
Mit klinischen Untersuchungsmethoden nicht erfassbare Erkrankungen.
subpleural
Unter der Pleura befindlich
Tenazität, tenazid
Allgemeine Widerstandsfähigkeit von Mikroorganismen und Parasiten u.a. gegenüber chemischen und physikalischen Umweltfaktoren (z.B. Temperatur, Trockenheit, Strahlung).
tetravalent
Vierwertig.
Tetravalente Impfstoffe immunisieren gegen vier Krankheitserreger oder vier Erreger-Typen.
Thrombopenie, Thrombozytopenie
Abfallen der Thrombozytenzahl (Blutplättchen) im Blut unter den Normalwert.
Folgende Ursachen kommen in Frage: verkürzte Lebensdauer der Thrombozyten oder Bildungsstörungen (z.B. bei Entzündungen, Tumoren, Knochenmarkserkrankungen).
Titer
Maß für die Konzentration eines Antikörpers, der durch die fortlaufende Verdünnung einer Probe ermittelt wird. Die stärkste Verdünnung, bei der noch eine Reaktion nachweisbar ist, wird als Titer angegeben.
Tubulopathie
Erkrankungen des Nierengewebes, genauer gesagt der Nierentubuli.
Urämie
Hyperurinämie, Harnvergiftung
Klinisches Syndrom, das auf einer unzureichenden Ausscheidung von harnpflichtigen Stoffen beruht.
Zoonose
Infektionskrankheit, die vom Tier auf den Menschen sowie vom Menschen auf das Tier übertragen werden kann.
1 Vergleichende Untersuchungen von Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA), Mikroagglutinationsreaktion und Immunofluoreszenztest zum Nachweis von Antkörper gegen Leptospiren.
Dura, EU.
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.
2 Control of canine leptospirosis in Europe: time for a change?
Ellis, WA
Vet. Rec, 167, 602-605
3 Epidemiologic situation of leptospirosis in dogs in the southern states of Germany
Geisen, V.; Stengel, C.; Hartmann, K.
Tierarztliche Praxis. Ausgabe K, Kleintiere/Heimtiere 36, 329-336
4 Leptospirose bei Hunden in Süddeutschland
Geisen, V.
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
Website
5 Epidemiologische Situation der kaninen Leptospirose in Norddeutschland in den Jahren 2003-2006
Gerlach, T.; Stephan, I.
Tierärztl. Prax. 35 (2007), S. 421-429
6 Leptospirose beim Hund – Überblick über Bedeutung, Klinik und Prophylaxe.
Hartmann, K.; Stützer, B.
veterinärSPIEGEL 2012; 2: 51–54
7 Leptospirosis in urban wild boars, Berlin, Germany
Jansen, A.; Luge, E.; Guerra, B.; Wittschen, P.; Gruber, A. D.; Loddenkemper, C.; Schneider, T.; Lierz, M.; Ehlert, D.; Appel, B.; Stark, K.; Nockler, K.
Emerg Infect Dis 2007; 13: 739-42.
Website
8 A novel tetravalent Leptospira bacterin protects against infection (and shedding following challenge in dogs.)
Klaasen, H. L.; van der Veen, M.; Molkenboer, M. J.; Sutton, D.
Vet Rec. 2012 Nov 28.
9 Canine Leptospirose -eine ”re-emerging disease”.
Kohn, B .
Praxisreihe Kleintier CICADA unter www.myvetlearn.de vom 1.10.-31.12.2012
10 Leptospirose beim Hund – aktuelle Aspekte zu Klinik, Diagnose, Therapie und Prophylaxe.
Kohn, B.; Weingart, C.; Mayer-Scholl, A.; Nöckler, K.;
Kleintierpraxis 57, Heft 9 (2012), Seiten 461–474
11 Lungenmanifestation bei caniner Leptospirose.
Kohn, B.; Steinicke, K.; Arndt, G.; Gruber, A. D.; Guerra, B.; Jansen, A.; Kaser-Hotz, B.; Klopfleisch, R.; Lotz, F.; Luge, E.; Nöckler, K.
Kleintierpraxis 55 (2010), S. 650–651.
12 Serological evidence of leptospirosis in animals in northern Poland.
Krawczyk, M.
Vet Rec 2005; 156: 88-9.
13 Leptospirose beim Hund: immer noch aktuell.
Laboklin
Info 7/2002, S. 2
14 Entwicklung einer quantitativen PCR zum Nachweis von DNA pathogener Leptospiren in Glaskörper- und Kammerwasserproben von Pferden.
Roczek, H.
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Website
15 Leptospira
Rolle, M.
In: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre.
Mayr A, ed. Stuttgart: Enke Verlag 2006: 399-403.
16 Epidemiological patterns of leptospirosis
Sehgal, S. C.
Indian J Med Microbiol 2008; 24: 310-1.
Website
17 Bakterielle Krankheiten der Tiere.
Selbitz, H.-J-
In: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre, 8th edn. Mayr A, ed. Stuttgart: Enke Verlag 2006: 393-403.
18 A new canine leptospirosis vaccine prevents both disease and infection following challenge with strains from four serogroups.
Sutton, D.; Klaasen, E.; van der Veen, M.; Molkenboer, M.
Proceedings of the 2012 WSAVA/FECAVA/BSAVA Congress; Apr 11-15; Birmingham, U.K. 526-527.
19 Antibodies to selected viral and bacterial pathogens in European wild boars from southcentral Spain.
Vicente, J.; Leon-Vizcaino, L.; Gortazar, C.; Jose Cubero, M.; Gonzalez, M.; Martin-Atance, P.
J Wildl Dis 2002; 38: 649-52.
20 Zoonosen beim Feldhasen in Niederösterreich: Ergebnisse aktueller Untersuchungen. Internationale Tagung „Niederwild – Wildtiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und –Qualität.
Winkelmayer, R.; Paulsen, P.; Vodnansky, M.
Österreichische Gesellschaft der Tierärzte, Fachausschuss für Wildbret und Wildtiergesundheit des NÖ Landesjagdverbandes und Mitteleuropäisches Institut für Wildtierökologie (Wien-Brünn-Nitra). Tagungsband, ISBN 3-901950-06-0, herausgegeben von P. Paulsen, Seite 43 – 48