Giardien bei Hund & Katze

mit freundlicher Unterstützung von

Intervet Deutschland GmbH

Einleitung

Der sehr enge Kontakt zwischen Mensch und Haustiere bringt f�r den Menschen nicht nur Freude, sondern auch gesundheitliche Risiken mit sich. So k�nnen Hunde und Katzen bestimmte Endoparasiten auf den Menschen �bertragen, da diese ein zoonotisches Potenzial besitzen. Das gilt f�r Rundw�rmer ebenso wie f�r Bandw�rmer und Giardien.

Durch eine regelm��ige Entwurmung von Hund und Katze kann einer Ansteckung des Menschen jedoch wirksam vorgebeugt werden. Eine regelm��ige Entwurmung dient nicht nur dem Wohlbefinden des Tieres, sondern sch�tzt auch den Tierhalter vor einer so genannten Zoonose. Dabei handelt es sich um von Tieren auf den Menschen �bertragbare Krankheiten. Im Zusammenhang mit Parasiten sind hier vor allem Spul- und Hakenw�rmer, Bandw�rmer sowie Giardien zu nennen.

Besonders anf�llig f�r Infektionen mit diesen tierischen Endoparasiten sind Kinder, da sie h�ufig einen sehr engen Kontakt zu dem Tier haben. Eine Giardien-Infektion kann bei ihnen zu Durchfall, Mangelern�hrung und Wachstumsverz�gerungen f�hren.

Entsprechend beugt das regelm��ige Entwurmen von Hund und Katze je nach Infektionsdruck jedoch mindestens alle 3 Monate einer Infektion mit den erw�hnten Zoonoseerregern vor.

Mehr Informationen zur Giardiose bei Hund & Katze sowie beim Menschen finden Sie in diesem Fokusthema.

Giardienbefall bei Hund und Katze

Entwicklungszyklus der Giardien

Verbreitung
Giardien (G.) sind einzellige Gei�eltierchen (Flagellaten). Sie kommen weltweit im Darm zahlreicher S�ugetiere vor. Sie stellen auch f�r den Menschen als Zoonoseerreger eine Gefahr dar. Beim Menschen ist G. duodenalis (syn. G. intestinalis, G. lamblia) ebenso wie bei Hund und Katze ein weit verbreiteter Darmparasit. Giardien geh�ren neben den Spulw�rmern zu den am h�ufigsten vorkommenden Parasiten bei Hund und Katze. Die infekti�sen Zysten werden zu Hunderttausenden mit dem Kot der Tiere ausgeschieden.

Infektionswege
Die Infektion erfolgt mit infekti�sen Zysten �ber kontaminiertes Futter, Wasser oder Schmierinfektionen. In den USA lassen sich in bis zu 80 Prozent der Rohwasserproben Giardien nachweisen (Asp�ck 2002). Fliegen spielen eine weitere Rolle bei der Verbreitung der Erreger und der Kontamination des Futters (Mehlhorn 1997). Bereits 10 Zysten reichen als Infektionsdosis aus (Mehlhorn 1997, Asp�ck 2002, Tenter und Deplazes 2005). Die in die Umwelt ausgeschiedenen Zysten sind sofort infekti�s. Im Darm des Wirtes l�st sich die Zyste auf und entl�sst zwei Protozoen, die Trophozoiten. Diese heften sich an die Mikrovilli der Zellen der Darmschleimhaut. Hier vermehren sie sich durch Zweiteilung (Rommel 2000, Dongus 2003). Unter g�nstigen Bedingungen k�nnen sich die Giardien ausgesprochen stark vermehren. Gleichzeitig beginnt die Umbildung zur widerstandsf�higen Zyste, die dann wieder zwei Trophozoiten enth�lt. Die Zysten werden in gro�en Mengen (bis zu 10 Mio. Zysten pro Gramm Kot) �ber einen Zeitraum von 4 bis 5 Wochen, manchmal sogar Monate ausgeschieden (Rommel 2000, Dongus 2003, Tenter und Deplazes 2005). Dieser Zeitraum verl�ngert sich, wenn immer wieder ansteckungsf�hige Zysten aus der Umwelt aufgenommen werden. Die ausgeschiedenen Zysten bleiben in k�hlem Wasser (4�C) bis zu 3 Monate infekti�s, in feuchten B�den bis zu 7 Wochen. Unter optimalen Bedingungen k�nnen diese mehrere Monate lebensf�hig bleiben.

Klinische Symptome

Die Trophozoiten heften sich mit ihrer Saugscheibe an die Darmschleimhaut an. Dadurch kommt es zur mechanischen Sch�digung der Mikrovilli und somit zur Malabsorption. W�hrend eine Giardiose bei erwachsenen Hunden und Katzen fast immer symptomlos verl�uft, kann sie bei Welpen und Jungtieren mit �bel riechendem, hartn�ckigem, intermittierendem oder chronischem hellem Durchfall mit schleimigen, selten mit blutigen Beimengungen einhergehen (Mehlhorn 1997, Dongus 2003). Meist ist der Kot sehr fetthaltig. Zum Teil erbrechen die Tiere auch.

Als Folge der schlechten Nahrungsverwertung und der Mangelern�hrung tritt Gewichtsverlust und ein K�mmern der Tiere bei unver�ndertem Appetit ein (Mehlhorn 1997, Dongus 2003). Eine kohlenhydratreiche Nahrung f�rdert das Auftreten klinischer Symptome (Rommel 2000).

Nachweis und Therapie

Zysten von Giardia canis

Nachweis
Der Tierarzt oder ein Untersuchungslabor kann eine Infektion mit Giardien anhand einer Kotprobe mit Hilfe spezieller Anreicherungsverfahren oder mittels Kopro-Antigen-Nachweis feststellen.

Therapie
Mittel der Wahl ist die Therapie mit Fenbendazol. Infizierte Hunde k�nnen mit Fenbendazol in einer Dosierung von 50 mg/kg K�rpergewicht an 3 aufeinander folgenden Tagen behandelt werden. Aufgrund des hohen Risikos der Reinfektion wird eine Wiederholungsbehandlung nach 2 Wochen empfohlen. Derzeit gibt es ein Pr�parat mit dem Wirkstoff Fenbendazol, das f�r die Behandlung der Giardiose beim Hund zugelassen ist.

Katzen sprechen generell weniger gut auf eine Giardiose-Behandlung im Vergleich zum Hund an. Die Gr�nde hierf�r sind unbekannt. Bei Katzen sollte mit einer f�nft�gigen Fenbendazol-Behandlung begonnen werden. Daran schlie�t sich eine dreit�gige Pause an. Anschlie�end wird die Therapie erneut f�r 5 Tage fortgesetzt. Analog dem Hund wird aufgrund des hohen Risikos der Reinfektion eine Wiederholungsbehandlung nach 2 Wochen bei gleichem Behandlungsschema empfohlen.

Bislang wurden bei der Behandlung mit Fenbendazol keine Nebenwirkungen beobachtet. Dagegen werden bei Behandlungen mit Metronidazol h�ufig Nebenwirkungen beobachtet werden. Au�erdem ist Metronidazol nicht f�r die Behandlung von Giardiosen bei Hund und Katze zugelassen. N�here Informationen dazu erhalten Sie von ihrem Tierarzt.

Auf Grund des hohen Infektionsrisikos und dem Zoonotisches Potenzial f�r den Menschen, sollten Hunde und Katzen bei Giardien-Verdacht auf diesen Erreger untersucht und bei positivem Befund behandelt werden. Es gibt derzeit nur ein Pr�parat mit dem Wirkstoff Fenbendazol, das zur Behandlung von Giardien beim Hund zugelassen ist. Die dreit�gige Behandlung der Giardien erfasst zeitgleich auch alle relevanten Rundw�rmer sowie die am h�ufigsten vorkommenden Bandw�rmer (Taenien).

Ein Impfstoff mit einer gen�gend gro�en Wirksamkeit zum Schutz vor einer Giardien-Infektion steht bislang nicht zur Verf�gung (Lehman und Lehman 2004).

Hygienema�nahmen

Zeitgleich mit der Behandlung m�ssen aufgrund des hohen Risikos einer Reinfektion bestimmte Hygienema�nahmen durchgef�hrt werden. Dies ist insbesondere in Tierheimen oder Zwingern mit hohem Infektionsdruck von Bedeutung. Dazu geh�rt eine gr�ndliche Reinigung aller f�kal kontaminierten Bereiche mittels Dampfstrahl (Temperatur > 60�C) und einem geeigneten Desinfektionsmittel. Anschlie�end m�ssen die Bereiche vollst�ndig abtrocknen, da die Giardien-Zysten am besten unter feucht-kalten Bedingungen �berleben.
Au�erdem sollten zumindest langhaarige Tiere wegen der sehr kleinen Infektionsdosis gr�ndlich shampooniert werden (Tenter A. und Deplazes P .2005).

Ma�nahmen, die den Infektionsdruck senken:
  • Behandlung aller Hunde und Katzen im Bestand
  • Reduktion der Kontaminierung der Umgebung mit Kot (Kot sammeln und unsch�dlich beseitigen)
  • Regelm��ige Beseitigung von frischem Kot
  • Beseitigung von Wasser/Futter, das mit Kot kontaminiert ist
  • Reinigung von kontaminierten Gegenst�nden (Fress- und Wassernapf mit kochend hei�em Wasser reinigen)
  • Katzentoilette t�glich reinigen (hei�es Wasser, gut abtrocknen)
  • Aufsp�ren von Infektionsreservoiren
  • v.a. langhaarige Tiere nach Therapie shampoonieren, da die minimale infekti�se Dosis sehr gering ist und infekti�se Zysten am Haarkleid haften k�nnen
  • Trockenlegen feuchter Areale
  • Befestigen der Ausl�ufe
  • Reinigen der Boxen und des Zwingers mit Dampfstrahlger�t
  • Gutes Abtrocknen nach Reinigung
  • Desinfektion bei befestigten B�den

Frequently Asked Questions

Was sind Giardien und welche Rolle spielen diese Parasiten bei Hund und Katze?

Giardien sind einzellige Gei�eltierchen (Flagellaten), die im Darm vieler S�ugetiere vorkommen. Giardien kommen etwa bei 10 Prozent der erwachsenen Hunde- und Katzenpopulation in Deutschland vor. Bei Welpen und Jungtieren liegt die H�ufigkeit des Befalls beim Hund bei 70 und bei der Katze bei 75 Prozent.

Giardien verursachen vor allem bei Hunde- und Katzenwelpen und Jungtieren heftige und immer wiederkehrende schleimige Durchf�lle, wodurch es zu Wachstumsst�rungen kommen kann.

Was kann gegen eine patente Infektion mit Giardien bei Hund und Katze unternommen werden?

Giardien-Zysten k�nnen vom Tierarzt durch eine mikroskopische Kotuntersuchung und durch immunologische Verfahren nachgewiesen werden. Diese sollten regelm��ig als Kontrollma�nahmen durchgef�hrt werden. Giardien-Infektionen sollten in jedem Fall behandelt werden, da es sich um Zoonoseerreger handelt, die auch klinische Symptome bei Menschen, insbesondere bei Kindern, hervorrufen k�nnen. Die Behandlung erfolgt beim Hund durch die dreit�gige Gabe eines zur Giardien-Behandlung zugelassenen Pr�parates mit dem Wirkstoff Fenbendazol. Aufgrund der hohen Reinfektionsgefahr sollte die dreit�gige Behandlung nochmals nach 2 Wochen wiederholt werden. Katzen werden 5 Tage lang mit Fenbendazol behandelt. Daran schlie�t sich eine dreit�gige Pause an. Anschlie�end wird die Behandlung erneut f�r 5 Tage fortgesetzt. Eine Wiederholungbehandlung nach dem gleichen Schema erfolgt auch hier nach 2 Wochen. Fenbendazol ist bereits bei 2 Wochen alten Welpen sehr gut vertr�glich.

Welche zus�tzlichen Ma�nahmen unterst�tzen die Giardien-Therapie und k�nnen einer erneuten Infektion vorbeugen?

Zus�tzlich zu einer regelm��igen Entwurmung und einer medikament�sen Giardien-Behandlung mit Fenbendazol sollten insbesondere dort, wo durch den hohen Infektionsdruck die Gefahr einer Reinfektion gro� ist (z.B. Tierheimen, Tierpensionen und Zwinger), bestimmte Hygienema�nahmen unbedingt durchgef�hrt werden. Mit Kot verschmutztes Wasser und Futter sollte beseitigt werden. Die Ausl�ufe befestigt und trockengelegt werden. Die Boxen und Zwinger sollten mit Dampfstrahlger�ten gereinigt werden. Anschlie�end ist auf eine vollst�ndige Abtrocknung zu achten, da sich Giardien in einem feuchten und k�hlen Klima sowie im Wasser mehrere Wochen bis Monate �berleben.
(N�here Informationen siehe auch Giardienbefall bei Hund und Katze)

Welche Gefahren bestehen f�r mich und meine Kinder, wenn mein Hund mit Giardien befallen ist?

Giardien sind so genannte Zoonoseerreger, d.h. sie k�nnen vom Tier auf den Menschen �bertragen werden und Krankheiten verursachen. Vor allem bei Kindern k�nnen Giardien Durchfall, Mangelern�hrung und Wachstumsverz�gerungen hervorrufen. Daher sollten Hunde und Katzen auf jeden Fall gegen Giardien behandelt werden. Fenbendazol wirkt au�er gegen Giardien auch gegen die wichtigsten Rundw�rmer bei Hund und Katze sowie gegen Bandw�rmer (Taenien).

Medien

Veterin�rmedizinische Parasitologie
von Schnieder/ Rommel/ Eckert/ Kutzer (Hrsg.),
Parey Verlag, 2006

Alle wichtigen Parasitosen unserer Haustiere in einem Buch und auf einen Blick. Parasitosen geh�ren zu den h�ufigsten Erkrankungen unserer Haustiere. Vom Rind bis Kaninchen, vom Igel und Fisch bis hin zur Biene bietet Ihnen das internationale Autorenteam konkrete Konzepte zur Erkennung und Bek�mpfung von parasit�ren Erkrankungen. Ein unentbehrlicher Helfer, wenn Kompetenz rund um Parasitosen gefragt ist. Ein unentbehrlicher Helfer f�r den Tierarzt, wenn Kompetenz rund um Parasitosen gefragt ist. Hier finden Sie alle praxisrelevanten Fragen der Parasitologie.

Inhalt & Bestellung

Literatur

1 Am�ben, Bandw�rmer, Zecken ?.Parasiten und parasit�re Erkrankungen des Menschen in Mitteleuropa.

  Asp�ck, H.
  Biologiezentrum des O�. Landesmuseums Katalog Densia 6, 2002


2 Giardien-Infektionen: Bedrohung f�r Hund und Mensch

  Dongus H. (2003)
  Der Hund 2, 2003: 58-59


2 Giardien: Infektion und Impfung im Tierheim.

  Lehmann, Ch. und Lehmann, W.
  Tier�rztliche Umschau 6, 2004, 337 ? 340


3 Neue Erkenntnisse zum Darmparasiten Giardia ? einem Gesundheitsrisiko f�r Hund und Mensch.

  Mehlhorn H.
  In: Gefahren f�r Hund und Halter. Ma�nahmen zur Abwehr von Sch�dlingen Springer, Berlin 1997
  Website


4 Parasitosen von Hund und Katze.

  Rommel M.
  In: Veterin�rmedizinische Parasitologie (Hers. Rommel, Eckert, Kutzer, K�rting, Schnieder). Parey Verlag, 5. Auflage, 495-521


5 Parasitosen von Hund und Katze, Giardiose

  Tenter, A, Deplazes, P.
  In: Schnieder, T. (Hrsg.) Veterin�rmedizinische Parasitologie, 6. Auflage. Parey Verlag, Stuttgart, 409-411.