Impfungen sind unverzichtbare prophylaktische Maßnahmen, deren Bedeutung angesichts der zunehmenden Mobilität der Tierhalter und ihrer Schützlinge sowie des zunehmenden Reisetourismus noch an Bedeutung gewinnen. Sie sind oft der einzig wirksame Schutz gegen Virusinfektionen. Darüber hinaus haben sie teilweise sogar eine Bedeutung zum Schutz des Menschen gegen so genannte Zoonosen. Dabei handelt es sich um vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheiten.
Das Prinzip von Schutzimpfungen beruht darauf, den zu schützenden Organismus mit den entsprechenden Antigenen kontrolliert mehrfach in Kontakt zu bringen. Dies induziert die Bildung von Antikörpern sowie langlebigen Gedächtniszellen. Auf diese Weise wird der Organismus auf eine Auseinandersetzung mit dem natürlichen Erreger vorbereitet. Die Immunabwehr fällt dann bei einer tatsächlichen Infektion schneller und intensiver aus, da auf Grund des vorangegangenen Kontaktes mit dem Antigen und der bereits abgelaufenen primären Immunreaktion sofort die Sekundärreaktion ablaufen kann.
In letzter Zeit ist jedoch intensiv über die Notwendigkeit von Impfungen von Hunden und Katzen im Allgemeinen sowie über die erzielte Dauer der Immunität und dem damit verbundenen notwendigen Impfintervall diskutiert worden. Dabei wird von Seiten der Impfkritiker jedoch übersehen, dass die über viele Jahre verbreitete Impfpraxis in Deutschland und Europa und die damit einhergehende gute Kontrolle sowie die geringe Zahl von Erkrankungen eine solche Diskussion über die Notwendigkeit von Schutzimpfungen überhaupt erst möglich hat.
"Die Impfung ist Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden", erklärt Professor Dr. Marian Horzinek vom Institut für Infektionskrankheiten und Immunologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Utrecht, Mitglied der Ständigen Impfkommission und Vorsitzender des European Advisory Board on Cat Diseases (ABCD) die derzeitige Situation.
Da solche Diskussionen zur Verunsicherung von Tierhaltern beitragen, hat die Ständige Impfkommission Vet. (StIKo Vet.) im Juni 2006 die ?Deutschen Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis? herausgegeben. Diese wurden basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Fachgebiete Immunologie, Virologie und Epidemiologie im August 2009 aktualisiert (Leitlinie zur Impfung von Kleintieren).
Sie sind mit der Maßgabe entwickelt worden, die Zahl der Impfungen zwar so klein wie möglich, aber so groß wie nötig zu halten. So wird zwischen so genannten Pflichtimpfstoffen (Core-Vakzinen) und Wahlimpfstoffen (Non-Core-Vakzinen) unterschieden. Während die Pflichtimpfungen als absolutes "MUSS" zu verstehen sind, um die Hundepopulation vor verlustreichen Epidemien zu schützen, richtet sich die Notwendigkeit der Wahlimpfungen nach dem jeweiligen Infektionsrisiko, basierend auf ihren individuellen Haltungs- und Umweltbedingungen.
Dieses Fokusthema beantwortet in diesem Zusammenhang vor allem folgende Fragen:
Aktivierung des angeborenen (unspezifischen)Immunsystems
Mit der Impfung wird der Impfstoff, also das Impfantigen, in den Organismus eingebracht. Die Impfung kann auf Schleimhautoberflächen erfolgen, z.B. bei Impfstoffen die in die Nase verabreicht werden, oder sie wird in ein Gewebe appliziert, wie dies bei der Impfung unter die Haut (subkutanen) (s.c.) der Fall ist (Moos 2006).
Um eine gezielte Immunreaktion durch das Impfantigen hervorzurufen, muss dieses vom Körper als Antigen erkannt werden. Es darf in keinem Fall zu schnell von unspezifischen Abwehrzellen wie Makrophagen und neutrophilen Granulozyten erkannt und abgebaut werden. Darüber hinaus ist das Erzielen einer ausreichenden immunogenen Wirkung von einer genügend großen Menge Impfantigen abhängig.
Als nächstes müssen lokale Wächterzellen wie Dendritische Zellen das Impfantigen aufnehmen und es in das sekundäre lymphatische Gewebe transportieren. Dazu gehören u.a. Lymphknoten, Milz und Peyer?sche Plaques. Im sekundär lymphatischen Gewebe erfolgt dann eine spezifische Immunantwort. Häufig sind die hochgradig gereinigten Erregerkomponenten, wie sie in Subunitvakzinen Verwendung finden, dazu nicht in der Lage. Dieses Defizit wird durch den Zusatz von Adjuvantien ausgeglichen. Mit der Wahl des Adjuvans kann sowohl die Ausbildung der humoralen als auch der zellulären Immunabwehr unterstützt werden.
Transport des Impfantigens in das sekundäre lymphatische Gewebe
Mit der Lymphe gelangen die Antigen - beladenen Dendritischen Zellen dann ins sekundär lymphatische Gewebe, in diesem Fall in die regionalen Lymphknoten.
Dort aktivieren sie durch die Präsentation des Antigens die naiven T-Lymphozyten, wodurch letztlich die Proliferation und Differenzierung zu Effektor- und Gedächtnis-T-Lymphozyten bewirkt wird (Moos 2006).
Sekundäre Immunantwort und Gedächtniszellen
Darüber hinaus wird mit der so genannten Booster-Impfung (s.u.) die Anzahl bereits vorhandener antigenspezifischer IgG-Gedächtniszellen nochmals entscheidend erhöht. Dies ist für die Ausbildung einer belastbaren Immunität von entscheidender Bedeutung (Moos 2006).
Weiterhin führt bereits die zweite sowie jede weitere Immunisierung zu einer Selektion derjenigen B-Lymphozyten, die Antikörper mit höherer Affinität bilden (Affinitätsreifung). Dies trägt zusammen mit dem schnelleren und höheren Antikörperanstieg zu einer gesteigerten Effektivität einer Booster-Impfung und damit zum wirksamen Schutz vor Infektionen bei.
Der erste Antigenkontakt bzw. die erste Impfung führt vor allem zur Bildung von Antikörpern, dem so genannten Immunglobulin G (lgG) sowie nach zeitlicher Verzögerung auch zur Ausbildung erster langlebiger Gedächtniszellen. Diese können sich bei erneutem Antigenkontakt schnell zu leistungsfähigen Effektorzellen umwandeln und gegen das Antigen vorgehen. Die deutlich schnellere Sekundärantwort und der höhere IgG-Spiegel bilden zusammen eine belastbare Immunität (Moos 2006).
Die Ausbildung einer belastbaren spezifischen Immunität wird durch die so genannte Grundimmunisierung gegen eine bestimmte Infektionskrankheit bewirkt. Sie muss durch regelmäßige Auffrischimpfungen (Booster-Impfung) erhalten werden. Die Grundimmunisierung besteht je nach Infektionskrankheit aus einer zwei- bis dreimaligen Impfung im Abstand von jeweils etwa vier Wochen. Die StIKo-Vet empfiehlt in den Leitlinien zur Impfung von Kleintieren bei einigen Erkrankungen noch eine weitere Impfung nach einem Jahr (StIKo-Vet 2009).
Die zweite sowie jede weitere Impfung führt dabei zu einer Selektion derjenigen B-Lymphozyten, die Antikörper mit höherer Affinität bilden (Affinitätsreifung). Dies trägt zusammen mit dem schnelleren und höheren Antikörperanstieg zu einer gesteigerten Effektivität und damit zum wirksamen Schutz vor Infektionen bei. Die erste Booster-Impfung sollte etwa vier Wochen nach der Erstimpfung erfolgen.
Für einen weiter anhaltenden Schutz sind dann in regelmäßigen Intervallen Wiederholungs- oder Auffrischimpfungen erforderlich. Das notwendige Impfintervall richtet sich zum einen nach dem verwendeten Impfstoff und der jeweiligen Infektionskrankheit. Zum anderen müssen die epidemiologischen Gegebenheiten sowie die individuellen Risiken des Impflings durch Umwelt- und Haltungsbedingungen berücksichtigt werden (Suter und Hartmann 2006, VAFSTF, StlKo-Vet 2009).
In der Vergangenheit wurden fast alle Impfungen routinemäßig im Einjahresrhythmus aufgefrischt. Inzwischen stellen die modernen Impfstoffe von MSD Tiergesundheit bei mehreren Erkrankungen einen für drei Jahre anhaltenden Impfschutz sicher. Gegen einige Krankheiten, die auch auf den Menschen übertragen werden können, muss weiterhin jährlich geimpft werden. (Details siehe Kapitel Impfempfehlungen).
Nach Möglichkeit sollte die Grundimmunisierung bereits im Welpenalter erfolgen. Die meisten Impfungen können bereits in der 8. Lebenswoche erstmalig verabreicht werden. Je nachdem, ob die Grundimmunisierung aus zwei oder drei Impfungen besteht, ist sie dann entsprechend der Arzneimittelzulassung bereits nach 12 oder spätestens nach 16 Wochen abgeschlossen. Die Leitlinien zur Impfung von Kleintieren der StIKo-Vet empfehlen die Grundimmunisierung erst mit einer weiteren Impfung nach einem Jahr vollständig abzuschließen.
Achtung! Vergeht nach der Grundimmunisierung ein längerer als der empfohlene Zeitraum, muss anstelle der Auffrischimpfung eine neue Grundimmunisierung erfolgen, die dann ebenfalls in den empfohlenen regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden muss. Das notwendige Impfintervall ist zum einen vom jeweiligen Immunstatus des Tieres abhängig, richtet sich aber auch nach dem Infektionsdruck und dem Infektionsrisiko, dem das Tier ausgesetzt ist sowie den Herstellerangaben des verwendeten Impfstoffes. So ist zum Beispiel die Impfung gegen Leptospirose (Details siehe Kapitel Leptospirose) bei Hunden, die sich in einem Endemiegebiet aufhalten, häufiger als einmal jährlich zu wiederholen, während eine jährliche Auffrischimpfung bei Tieren mit wenig Kontakt zu Wasser und Nagetieren ausreichend ist.
Neugeborene und Welpen besitzen durch maternale (mütterliche) Antikörper eine vorübergehende passive Immunität. Die Aufnahme der maternalen Antikörper erfolgt tierartabhängig über die Plazenta oder über die Biestmilch (Kolostrum). Bei Hund und Katze werden fast alle maternalen Antikörper über das Kolostrum in den beiden ersten Lebenstagen übertragen. Die passive Immunität schützt den Welpen zwischen einigen Tagen und einigen Wochen. Die passive Immunität dauert zwischen einigen Tagen und Wochen. Zum einen ist dies von der anfänglichen Antikörperkonzentration abhängig. Zum anderen wird die Dauer durch die spezifische Halbwertszeit der Antikörper bestimmt, die für jede Infektionskrankheit charakteristisch ist (Moos 2006, Suter und Hartmann 2006).
Auf jeden Fall nimmt der Titer der maternalen Antikörper innerhalb der ersten zwei Monate erheblich ab. In der Regel verringert er sich jedoch nicht soweit, dass eine aktive Immunisierung mit herkömmlichen Impfstoffen durchgeführt werden kann (Refraktärzeit). Die Impfantigene würden durch die maternalen Antikörper sofort neutralisiert. Daher ist eine aktive Immunisierung erst nach dieser Refraktärzeit möglich. Die Refraktärzeit dauert etwas länger als der Schutz durch maternale Antikörper gegen eine entsprechende Spontaninfektion besteht. Die durch die Impfung hervorgerufene Immunantwort führt jedoch auch anschließend nicht zu einem sofortigen Schutz, da ein schützender Antikörpertiter sowie die T-Zell-Antwort erst im Laufe einiger Wochen ausgebildet werden müssen (Moos 2006). Gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose schützen die Impfstoffe von MSD Tiergesundheit jedoch bereits eine Woche nach Impfung. Die Phase niedriger maternaler Antikörpertiter und der nach einer Impfung langsam ansteigende Spiegel körpereigener Antikörper wird immunologische Lücke genannt. Während dieses Zeitraumes ist das Risiko eines Individuums für Infektionen besonders groß (Moos 2006). Diese risikoreiche, individuell stark variierende Periode ist außerdem von Erreger zu Erreger unterschiedlich.
Die Staupe (canine distemper) war vor Einführung der Impfung (um 1960) die verlustreichste Virusinfektion des Hundes (Horzinek und Truyen 2006, König, Moritz und Thiel 2007). Bei ungenügendem Impfschutz oder mangelhaftem Immunisierungsgrad der Population kann es zu Epidemien mit hoher Mortalität kommen. Das zeigt die Staupe-Epidemie in Finnland 1994 -1995. Ihr fielen Hunderte Tiere zum Opfer und sie konnte erst gestoppt werden, als etwa 70% der Welpen in dem betroffen Areal geimpft worden waren (Horzinek und Truyen 2006).
Bei der Staupe handelt es sich um eine durch ein Paramyxovirus (RNA-Virus) hervorgerufene, hoch ansteckende Infektionskrankheit bei Hunden und anderen terrestrischen Carnivoren wie Fuchs, Wolf, Dingo, Kojote, Schakal, Frettchen, Nerz, Wiesel, Waschbär und Seehund. Hauskatzen lassen sich zwar mit dem Virus infizieren, zeigen jedoch keine Symptome. Während ein Zusammenhang mit der Multiplen Sklerose des Menschen wurde inzwischen ausgeschlossen, steht diese Abklärung mit Morbus Paget noch aus (König, Moritz und Thiel 2007).
Infizieren können sich Tiere jeden Alters oral oder aerogen über Sekrete und Exkrete infizierter Hunde (Tröpfcheninfektion), jedoch sind vorwiegend junge Hunde zwischen drei und sechs Monaten, ungeimpfte oder immunsupprimierte Tiere betroffen. Die indirekte Erregerübertragung durch Hände, Kleidung, Schuhe, Futternäpfe usw. ist von geringerer Bedeutung. Eine intrauterine Infektion der Welpen ist ebenfalls möglich.
Außer bei intrauterin infizierten Welpen, die mit dem Rückgang der maternalen Antikörper erkranken, beträgt die Inkubationszeit zwischen 3-7 Tagen. Anschließend kommt es je nach Virulenz des Erregers und der Immunantwort dann zu einem akuten, subakuten oder chronischen Verlauf. Je nach den dominierenden Symptomen spricht man von katharrhalischer, gastrointestinaler, kutaner oder nervöser Staupe. Eine Sonderform stellt die selten auftretende Hartballenkrankheit (hard pad disease) dar. Diese ist durch eine übermäßige Verhornung der Haut der Ballen und des Nasenspiegels gekennzeichnet (König, Moritz und Thiel 2007). Die Prognose ist hier ebenso wie bei der nervösen Staupe ungünstig. Allerdings müssen auch die anderen Formen als zweifelhaft beurteilt werden, da keine spezifische Behandlung möglich ist.
Nach einer ersten Virämie, die durch einen Anstieg der Körpertemperatur für 1-2 Tage auf 40° C sowie Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall, serösen Augen- und Nasenausfluss gekennzeichnet ist, kommt es nach dem Absinken der Körpertemperatur in den Normalbereich zur Organmanifestation. Der weitere Verlauf der Erkrankung, die Organbesiedlung und eventuelle Sekundärinfektionen hängen in erster Linie vom Immunstatus des Tieres ab (Suter und Hartmann 2006). Baut sich eine gute humorale und zelluläre Immunantwort auf, wird das Virus nach etwa 14 Tagen eliminiert, ohne klinische Symptome hervorgerufen zu haben (subklinischer Verlauf). Nur in seltenen Fällen entwickeln sich aus solch einer stummen Infektion später neurologische Symptome oder die so genannte "Hartballenkrankheit" (Suter und Hartmann 2006). Das Virus vermag außerdem im Nervengewebe, Haut und Augen zu fortzubestehen und vermutlich noch Jahre später Symptome hervorzurufen.
Die Symptome variieren je nach dem, welche Organe betroffen sind und nach Vorkommen und Art der bakteriellen Sekundärerreger. Diese werden ebenso wie andere Erkrankungen durch die durch das Staupevirus bedingte Immunsuppression (Immundefizit) begünstigt.
Bei schlechtem Immunstatus entwickelt der Hund respiratorische (eitriger Augen- und Nasenausfluss, Husten, Niesen, Bronchitis, Bronchopneumonie und Durchfall) oder intestinale Störungen (Durchfall, Erbrechen, Dehydratation) unterschiedlicher Ausprägung. Häufig folgen darauf ZNS-Störungen (nervöse Staupe) mit tonisch-klonische Krämpfen, Bewusstseinstörungen, gesteigerte Aggressivität und rhythmische Muskelkrämpfe sowie Paresen und Nervenlähmungen. Bei der Hautform treten infolge Sekundärinfektionen an den Innenflächen der Schenkel und auf der Ohrinnenfläche Bläschen und Pusteln zusammen mit einer starken Hautrötung auf. Infizieren sich juvenile Tiere während des Zahnens, kommt es zu Zahnschmelzdefekten ("Staupegebiss").
Am schwersten und oft tödlich verläuft die Staupe bei ungeimpften bzw. ungenügend geimpften und/oder gestressten Junghunden (Suter und Hartmann 2006). In den letzten Jahren sind auch in Deutschland wieder vermehrt Staupefälle aufgetreten. Als Ursachen werden eine gewisse Impfmüdigkeit der Besitzer als auch ein zunehmender Import von Hunden ohne ausreichenden Impfschutz vermutet (Suter und Hartmann 2006).
Die Tiere werden am besten durch eine Impfung geschützt. Diese sollte am besten in der achten Lebenswoche mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Staupe, Hepatitis, Parvovirose, gegebenenfalls Parainfluenza und Leptospirose erfolgen. In der zwölften Lebenswoche sollte diese Kombination dann wiederholt und noch durch die Tollwutimpfung ergänzt werden. Laut Empfehlungen der Ständigen Impfkommission umfasst die Grundimmunisierung weitere Impfungen in der 15./16. Lebenswoche und dann noch mal ein Jahr später. Anschließend wird die Impfung gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose alle drei Jahre aufgefrischt, die anderen Komponenten müssen halbjährlich bzw. jährlich aufgefrischt werden. Das Impfintervall gegen die Tollwut hängt vom verwendeten Impfstoff ab. Nur MSD Tiergesundheit bietet dafür Impfstoffe mit den entsprechenden Zulassungen an.
In besonders gefährdeten Beständen sollte die Grundimmunisierung des Welpen gegen Staupe und Parvovirose bereits mit vier Wochen beginnen. Dazu steht von MSD Tiergesundheit ein Kombinations-Lebendimpfstoff gegen Staupe und Parvovirose zur Verfügung.
Merke:
Die Staupe (canine distemper) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung der Fleischfresser. Vor Einführung der Impfung um 1960 war Staupe die verlustreichste Virusinfektion des Hundes. Bei ungenügendem Impfschutz oder mangelhaftem Immunisierungsgrad der Population kann es auch heute noch zu Epidemien mit hoher Todesfolge kommen, wie die Staupe-Epidemie in Finnland 1994/1995 verdeutlicht. Ihr fielen Hunderte Tiere zum Opfer und sie konnte erst gestoppt werden, als etwa 70% der Welpen in dem betroffen Areal geimpft worden waren.
Hunde jeden Alters können erkranken, jedoch sind vor allem junge Hunde zwischen drei und sechs Monaten, ungeimpfte oder immunsupprimierte Tiere betroffen. Die Impfung gegen Staupe gehört daher zu den so genannten Pflichtimpfungen (Core-Impfungen), die jeder Hund erhalten sollte.
Die Parvovirose ist eine hochansteckende, weltweit verbreitete Viruserkrankung, die insbesondere für ungeimpfte Hunde eine große, mitunter tödliche Gefahr darstellt. Sie wird durch das canine Parvovirus (CPV) hervorgerufen. Dabei handelt es sich um ein sehr widerstandsfähiges unbehülltes DNA-Virus, das Monate, u.U. sogar Jahre in der Umwelt überleben kann. Die erste dramatische Epidemie, im Laufe derer Tausende Hunde verendeten, trat in den 70er Jahren auf, noch bevor Schutzimpfungen gegen diese Virusinfektion zur Verfügung standen. 1978 wurde erstmals das Virus CPV-2 in den USA isoliert (König, Moritz und Thiel 2007). Schon bald nach dem ersten Auftreten des ursprünglichen Stamms CPV-2 kam es zur Bildung der neuen Varianten 2a und 2b, die CPV-2 weltweit ersetzten. Sie unterscheiden sich durch Aminosäureveränderungen im VP-2 Protein. Im Jahr 2000 wurde zunächst in Italien ein neuer Typ isoliert, der in der italienischen Hundepopulation inzwischen das CPV-2b ersetzt. Diese Mutante wird als neue antigene Mutante 2c bezeichnet. CPV-2c tritt mittlerweile in vielen Ländern wie Spanien, Deutschland und Großbritannien auf - was gerade auch für das Reisen mit Hunden von Bedeutung ist. Ihre weltweite Verbreitung setzt sich auch in Südamerika fort, wo sie erstmals in diesem Jahr als Erreger schwerer blutiger Magen-Darm-Entzündungen beschrieben wurde.
Obwohl derzeit keine Epidemien mehr beobachtet werden, treten Parvovirusinfektionen jedoch nach wie vor recht häufig bei ungeimpften Hunden auf, die nicht selten tödlich für die Tiere enden. Ebenfalls besonders gefährdet sind Welpen, deren maternale Antikörper gerade unterhalb der schützenden Grenze gefallen sind und deren körpereigene Antikörperproduktion erst im Aufbau begriffen ist. Diese Tiere sterben häufig noch vor Erreichen ihres dritten Lebensmonats an den Folgen einer Entzündung des Herzmuskels (König, Moritz und Thiel 2007). Die Tiere können noch Jahre später an Herzversagen sterben (Suter und Hartmann 2006). Ein wirksamer Impfschutz wird bei diesen Welpen jedoch durch die noch vorhandenen, restlichen maternalen Antikörper verhindert, da sie das im Impfstoff enthaltene Antigen als ?fremd? erkennen und zerstören. Kommen Welpen jedoch ohne einen ausreichenden maternalen Schutz auf die Welt, so ist die Gefahr einer generalisierten Erkrankung und Tod nach 2-12 Tagen besonders groß. Generell können sich aber alle Hunde ab einem Alter von vier Wochen infizieren, hauptsächlich erkranken jedoch Tiere, die jünger sind als ein Jahr.
Die Ansteckung erfolgt vorwiegend durch die Aufnahme von infiziertem Kot über verunreinigtes Futter, Belecken von Fell und Händen, Teppichen oder Kleidern. Andere Sekrete oder Exkrete spielen hier nur eine geringe Rolle. Eine direkte Übertragung des Virus von Hund zu Hund ist selten.
Das CPV benötigt zu seiner Vermehrung Zellen mit einer hohen Teilungsrate wie z.B. Zellen der Darmkrypten und des hämatopoetischen und lymphopoetischen Systems. Die Besiedlung dieser Zellen führt bereits wenige Tage nach der Infektion zu entsprechenden Symptomen (Suter und Hartmann 2006). Der Schweregrad der Infektion mit dem Parvovirus variiert stark und der Verlauf hängt zum einen von der Infektionsdosis, zum anderen vom Alter und vom Immunstatus der Tiere ab (Suter und Hartmann 2006, König, Moritz und Thiel 2007). Während ältere Hunde seltener erkranken, sind ungeimpfte oder ungenügend geimpfte Junghunde bis zu einem Alter von sechs Monaten stark gefährdet. Bei Dobermannpinscher, Rottweiler und Deutschem Schäferhund wird von einer zusätzlichen Rasseprädisposition ausgegangen (Suter und Hartmann 2006).
Nach einer Inkubationszeit von 4-7 Tagen kommt es in der Regel zu einem akuten Verlauf mit plötzlichem, starkem und anhaltendem Erbrechen. Kurz darauf setzt wässriger, oft blutiger Durchfall ein (König, Moritz und Thiel 2007). Die Tiere können bis zu 41,5°C Fieber haben oder leiden an Untertemperatur. Auf Grund von Durchfall und Erbrechen sind die Tiere schnell dehydriert. Zu Todesfällen kommt es vor allem bei Junghunden in Folge von Endotoxinschock bzw. einer Blutvergiftung (König, Moritz und Thiel 2007). Die Infektion des Knochenmarks führt zu einem ausgeprägten Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie), wobei die Lymphozyten besonders betroffen sind. Die daraus resultierende Immunsuppression begünstigt Sekundärinfektionen mit Bakterien oder dem caninen Coronavirus (König, Moritz und Thiel 2007).
Trotz einer umgehenden symptomatischen Behandlung bleibt die Prognose einer klinisch manifesten Parvovirose mäßig bis zweifelhaft. Überleben die Tiere den fünften Krankheitstag, verbessert sich die Prognose. Auf Grund einer Schädigung des Herzmuskels durch das Virus, kann es jedoch zu Herzmuskelentzündungen mit Spätfolgen kommen.
Der wirksamste Schutz ist eine gegen alle Varianten (CPV 2a, 2b und 2c) des Virus schützende Impfung im Welpenalter. Solch ein Schutz wird z.B. durch die MSD Tiergesundheit Parvo Impfstamm, der in allen Parvo haltigen Impfstoffen in sehr hoher Antigenkonzentration enthalten ist, bewirkt. Die Impfstoffe können bereits ab einem Alter von 4 Wochen eingesetzt werden. Wichtig für die Ausbildung einer wirksamen Immunität ist eine korrekt erfolgte Grundimmunisierung (siehe Staupe).
Anschließend ist eine Auffrischimpfung lediglich alle drei Jahre erforderlich. In Zuchten, in denen Probleme mit dem Parvovirus aufgetreten sind, sollte auf eine gute Immunisierung der Hündinnen vor der Trächtigkeit geachtet werden (Truyen 2006). Sollte dies nicht erfolgt sein, können die Impfstoffe von MSD Tiergesundheit auch noch in der Trächtigkeit verabreicht werden. In diesem Zusammenhang spielt aber auch ein Höchstmaß an Hygiene eine bedeutende Rolle, um zu vermeiden, dass die Welpen mit großen Virusmengen in Kontakt kommen.
Merke:
Die Parvovirose ist eine hochansteckende, weltweit verbreitete Viruserkrankung, die insbesondere für ungeimpfte und junge Hunde eine große, mitunter tödliche Gefahr darstellt. Weltweit kommen verschiedene Varianten des Caninen Parvovirus vor (CPV 2a, 2b und 2c). Die Ansteckung erfolgt vorwiegend durch die Aufnahme von infiziertem Kot über verunreinigtes Futter, Belecken von Fell und Händen, Teppichen oder KleiderDer wirksamste Schutz ist eine gegen alle Varianten (CPV 2a, 2b und 2c) des Virus schützende Impfung im Welpenalter.
Die Leptospirose (Stuttgarter Hundeseuche, Weil-Krankheit) ist eine bakterielle Erkrankung mit weltweiter Bedeutung (Suter und Hartmann 2006). Sie wird durch eine Infektion mit verschiedenen Serovaren des Bakteriums Leptospira interrogans verursacht (André-Fontaine 2006).
Leptospiren sind bewegliche, fadenförmige, schraubenartig gewundene Bakterien mit hakenförmigen Enden, die sich auch in der Umwelt aktiv fortbewegen und verbreiten können. Leptospiren persistieren vor allem in Wildtieren, die ihnen als Erregerreservoir dienen. In diesem Zusammenhang kommt der Ratte eine besondere Bedeutung zu. Die Bakterien werden mit dem Urin infizierter Hunde ausgeschieden. Die Ansteckung erfolgt entweder durch direkten Kontakt mit infektiösem Urin (auch durch Trinken aus kontaminierten Pfützen), bei der Paarung, diaplazentär, durch Bisse oder Hautläsionen oder indirekt über eine kontaminierte Umwelt (Wasser, Futter, Erde, Schlafstelle usw.) (Suter und Hartmann 2006).
Nach der Infektion über den Nasen-Rachen-Raum oder die Haut, gelangen die Bakterien in die Blutbahn und mit dem Blut in Leber, Nieren, Milz, ZNS, Augen und Geschlechtsorgane. Dort vermehren sie sich rasch, wobei es zu mehr oder weniger schweren Organschäden kommen kann (André-Fontaine 2006, Suter und Hartmann 2006). Die Symptome bei einer Infektion mit Leptospira icterohaemorrhagiae beim Hund können mild und unspezifisch sein wie Lethargie und Depressionen. Es können aber auch abdominale Schmerzen mit schweren Leberschäden und Ikterus auftreten. Der Schweregrad der Symptome ist in erster Linie vom Alter des Patienten und von der Fähigkeit des Individuums zur Produktion spezifischer Antikörper abhängig. Vor allem für ungeimpfte Tiere kann eine Infektion tödlich verlaufen. Viele Leptospiren-Infektionen verlaufen jedoch auch ohne klinische Symptome. Unerkannt infizierte Tiere können, ebenso wie gesundete Tiere, weiterhin Erregerausscheider sein und stellen somit für andere Hunde und den Mensch eine Infektionsquelle dar.
Wurden beim Hund in der Vergangenheit vor allem die Serovare icterohaemorrhagiae und canicola nachgewiesen, sind es heute vor allem die Serovare icterohaemorrhagiae, grippotyphosa, pomona, bratislava (Horzinek und Truyen 2006), saxkoebing, sejroe und australis. Bei der Leptospirose handelt es sich um eine Zoonose, das heißt, die Krankheit kann vom Tier auf den Menschen übertragen werden.
Nach den Deutschen Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis gehört die Impfung gegen die Leptospirose zu den Pflichtimpfungen (Core-Impfung). Sie ist nach der Grundimmunisierung (zwei Impfungen in Abstand von vier Wochen) jährlich aufzufrischen, in Endemiegebieten ist sogar eine halbjährliche Auffrischung des Impfschutzes ratsam.
Merke:
Die Leptospirose, die auch unter den Namen Stuttgarter Hundeseuche und Weil-Krankheit bekannt ist, ist eine bakterielle Erkrankung mit weltweiter Bedeutung. Sie wird durch eine Infektion mit dem Bakterium Leptospira interrogans verursacht, wodurch es zu mitunter schweren Organschäden, insbesondere der Leber, kommen kann. Leptospiren persistieren vor allem in Wildtieren, wobei der Ratte eine besondere Bedeutung als Infektionsquelle für den Hund zukommt. Die Bakterien werden mit dem Urin infizierter Tiere ausgeschieden. Vor allem für ungeimpfte Tiere kann eine Infektion tödlich verlaufen. Aber auch Menschen können sich über den Kontakt mit infektiösem Hundeurin infizieren. Daher ist eine Impfung gegen Leptospirose unbedingt angeraten. Sie gehört nach den Deutschen Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis zu den Pflichtimpfungen.
Bei der Hepatitis contagiosa canis handelt es sich um eine generalisierte Virusinfektion mit dem caninen Adenovirus -1 (CAV-1). Das Virus kommt weltweit vor, ist gegenüber der Umwelt resistent und überlebt einige Wochen bei Zimmertemperatur. CAV ?1 ist antigenetisch verwandt mit dem CAV ?2, einem Erreger aus dem Zwingerhustenkomplex (Truyen 2006).
Zwar tritt die HCC heutzutage in ihrer klassischen Form nur noch relativ selten auf (Suter und Hartmann 2006, König, Moritz und Thiel 2007). Es wird aber eine Beteiligung an der recht häufig zu beobachtenden chronischen Hepatitis des Hundes angenommen. Hierbei kommt es nach einer klinisch inapparenten Infektion zuerst zu immunvermittelten pathologischen Leberveränderungen (Leberfibrose bzw. Leberzirrhose) mit einer sich anschließenden chronischen Hepatitis.
Die Infektion erfolgt über den Nasen-Rachen-Raum (oronasal) und zwar vor allem durch die Aufnahme von Urin oder urinhaltigem Futter bzw. Wasser. Anschließend vermehrt sich das Virus in den Tonsillen und anschließend in den regionalen Lymphknoten und Peyersche Platten (König, Moritz und Thiel 2007). Die sich daran anschließende Virämie geht meist mit Fieber einher und führt zur Besiedelung der Gefäßendothelien sowie vieler Organe (Leber, Nieren und Augen). Durch die dort stattfindende Virusvermehrung kommt es zu Zellschäden mit ?-je nach Krankheitsverlauf- mehr oder weniger ausgeprägten, entsprechenden klinischen Symptomen. Die Inkubationszeit beträgt vier bis sieben Tage.
Die Bildung und die Ablagerung von Immunkomplexen können zu Entzündungen in Augen (hepatic blue eye) und Nieren führen (Suter und Hartmann 2006, König, Moritz und Thiel 2007). Eine besonders große Affinität besitzt das Virus zu den Kupffer-Sternzellen der Leber und den Gefäßendothelien.
Im Vordergrund akuter Erkrankungen stehen die Symptome einer akuten Leberentzündung (Fieber, Apathie, Erbrechen, Durchfall, Durst, verweigerte Nahrungsaufnahme, Leibschmerzen und Gelbsucht), hervorgerufen durch die Virusvermehrung in den Leberzellen. Außerdem kann es durch die Zerstörung der Gefäßendothelien zu Blutungen und Ödemen kommen. Ein akuter sowie perakuter Verlauf endet für den Hund häufig tödlich. Dies gilt vor allem für junge, ungeimpfte Hunde. Je akuter der Verlauf, desto ungünstiger die Prognose.
Die Virusausscheidung erfolgt mit Beginn der Organbesiedelung über alle Se- und Exkrete. Im weiteren Verlauf wird der Erreger dann vorwiegend über den Harn ausgeschieden. Dies betrifft auch Tiere, bei denen die Infektion ohne klinische Symptome abläuft.
Es ist möglich, Hunde durch eine Impfung vor einer Infektion zu schützen. Dies ist nicht nur sinnvoll, um eine Erkrankung des Tieres zu verhindern, sondern auch um eine weitere Erregerverbreitung zu vermeiden. Infizierte Tiere scheiden den Erreger nämlich über einen langen Zeitraum mit dem Urin aus.
Als Impfstoff eignen sich vor allem attenuierte heterologe (CAV ?2) Vakzinen. Es sind derzeit ausschließlich Kombinationsimpfstoffe (z. B. mit Staupe/Parvo) zugelassen, so auch von MSD Tiergesundheit. Die Impfstoffe von MSD Tiergesundheit bieten nach Grundimmunsierung neben Staupe, Parvovirose und Tollwut auch gegen Hepatitis drei Jahre Schutz.
Merke:
Hepatitis contagiosa canis (HCC) ist eine generalisierte Virusinfektion, die in ihrer klassischen Form heutzutage zwar nur noch selten auftritt, jedoch ist das Virus häufig an der Ausbildung einer chronischen Leberentzündung beim Hunde beteiligt. Durch die Bildung und die Ablagerung von Immunkomplexen kann es außerdem zu Entzündungen in den Augen (hepatic blue eye) und Nieren kommen. Aber auch ein akuter bis perakuter Verlauf ist möglich, der vor allem für junge, ungeimpfte Hunde tödlich endet. Es ist möglich, Hunde durch eine Impfung vor einer Infektion zu schützen (Details siehe Impfempfehlungen).
Bei der Tollwut handelt es sich um eine Virusinfektion mit dem Lyssa-Virus. Dabei handelt es um ein einsträngiges, behülltes RNA-Virus aus der Familie der Rhabdoviren. Dies ist ein auf Nervenzellen spezialisiertes Virus, das vor allem direkt durch Biss mit Kontakt zu infiziertem Speichel übertragen wird. Es gibt jedoch auch Fallberichte über aerogene Übertragungen bei Menschen, Hunden oder Füchsen nach Aufenthalt in von infizierten Fledermäusen bewohnten Höhlen.
Auch orale Infektionen sind möglich, kommen aber selten vor (Suter und Hartmann 2006). Nahezu alle warmblütigen Spezies sind empfänglich, so auch alle Haus- und Nutztiere sowie der Mensch. In Europa ist der Hauptüberträger und der wichtigste Reservoirwirt der Rotfuchs (König, Moritz und Thiel 2007). Für Europäer sind Hundebisse die häufigste Infektionsquelle (König, Moritz und Thiel 2007). Auf Grund der Bedeutung der Tollwut als Anthropozoonose werden in Deutschland und anderen Ländern Europas bereits seit vielen Jahren Tollwutimpf-Köder ausgelegt, um einen Rückgang der Wild-Tollwut zu erreichen. Seit 2008 gilt Deutschland als frei von der Tollwut.
Beim Menschen treten jährlich etwa 55.000 Tollwutfälle auf, davon 2/3 in Indien (Edigkaufer 2006).
Das Virus vermehrt sich zunächst an der Eintrittsstelle und tritt nach einer unterschiedlich langen Zeit (Tage-Monate) in die neuromuskulären Endplatten über. Von dort breitet sich das Virus entlang der Axone in Richtung ZNS und von dort in die Speicheldrüsen aus. Die natürliche Inkubationszeit beträgt 2-24 Wochen (Suter und Hartmann 2006). Bei Bissverletzungen in der Nähe des Kopfes kann sich die Inkubationszeit durchaus auf nur 10-14 Tage verkürzen (König, Moritz und Thiel 2007). Der sich anschließende klassische Tollwutverlauf geht beim Hund mit unterschiedlich stark ausgeprägten Verhaltensänderungen und weiteren neurologischen Symptomen einher. Weiterhin charakteristisch ist starkes Speicheln, das auf Schluckstörungen zurückzuführen ist (Suter und Hartmann 2006). Mit dem Einsetzen der klinischen Symptome ist der Verlauf stets tödlich.
Nach dem Tierseuchengesetzt ist die Tollwut anzeigepflichtig, weshalb ein Tollwutverdacht unverzüglich der zuständigen Behörde gemeldet werden muss. Impfungen nach einer bereits erfolgten Infektion sind ebenso wie jegliche therapeutische Maßnahmen verboten. Zwar besteht in Deutschland für Hund und Katze keine Impfpflicht, sollte aber schon zu Gunsten des eigenen Schutzes erwogen werden. Außerdem werden ungeimpfte Tiere, die Kontakt zu einem tollwütigen Tier hatten, ausnahmslos getötet (Tollwutverordnung). Darüber hinaus ist eine Tollwutimpfung notwendig, um das Tier mit auf Reisen nehmen zu können. Als Impfstoff stehen inaktivierte Mono- und Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung. Das notwendige Impfintervall ist nach der Grundimmunisierung vom verwendeten Impfstoff abhängig (Herstellerhinweis). Die Tollwutimpfung der Firma Intervet muss bei Hund und Katze alle drei Jahre aufgefrischt werden.
Merke:
Die Tollwut ist eine stets tödlich endende, anzeigepflichtige Infektionskrankheit für Mensch und Tier. Daher sollten Hunde schon aus Gründen der eigenen Sicherheit unbedingt regelmäßig gegen Tollwut geimpft werden. Mit dem Impfstoff von Intervet ist eine Auffrischimpfung nur alle drei Jahre notwendig!
Tetanus ist eine akute, teils subakute schwere und anzeigepflichtige Infektionskrankheit, die durch das von Clostridium (Cl.) tetani gebildete Exotoxin Tetanospasmin hervorgerufen wird. Cl. tetani gelangt meist als Spore über mit Fäzes, Stallmist oder Erde verunreinigte Wunden mit anaeroben Milieu in den Körper.
Die Sporen von Cl. tetani bleiben in der Umwelt über Jahre infektiös. Die Keimvermehrung erfolgt lokal, dabei werden Exotoxine abgegeben. Das Tetanospasmin bindet sich dann an die Nervenzellen und wandert in die graue Rückenmarkssubstanz ein. Dort verhindert es die Weiterleitung von Reizen. Es kommt zu peripheren tonischen Muskelspasmen durch eine Lähmung der Streckmuskeln. Die Tiere zeigen anfänglich eine Steifheit in der Hinterhand und einen gestelzten und unsicheren Gang. Im Stehen ist die Sägebock-Stellung typisch. Die Tiere verschlucken sich häufig oder würgen ihr Futter wieder hervor. Hierbei besteht die Gefahr des Erstickens. Durch die Bindung des Tetanospasmins an Ganglien im Gehirn kommt es zu Spasmen der Gesichtsmuskulatur mit Stirnfaltenbildung. Dadurch bekommen die Tiere häufig einen verschlagenen Gesichtsausdruck (Suter und Hartmann 2006).
Die Krankheit kommt bei Hunden jedoch in der Regel selten vor. Eine Impfung wird daher nicht empfohlen. Es gibt einen für Hunde zugelassenen Toxoid-Impfstoff und ein Tetanus-Serum von MSD Tiergesundheit.
Der Zwingerhusten ist eine klinisch definierte, hoch ansteckende multifaktorielle Erkrankung der oberen Atemwege. Ursächlich können verschiedene Erreger und Erregerkombinationen beteiligt sein. Meist sind jedoch primär Viren wie canines Parainfluenzavirus (CPIV LINK), canines Adenovirus-2 (CAV-2 LINK), canines Herpesvirus (CHV) und/oder canines Reovirus und sekundär Bakterien beteiligt. Jedoch wird Bordetella (B.) bronchiseptica inzwischen auch eine primäre ätiologische Rolle zuerkannt (Suter und Hartmann 2006, König, Moritz und Thiel 2007). Häufig liegen jedoch Mischinfektionen vor.
Die Viren schädigen dabei primär das Epithel des Atmungstraktes und bereiten dadurch den Weg für bakterielle Sekundärinfektionen. B. bronchiseptica ist ein aerobes, bewegliches, gramnegatives Kokkenbakterium, das sich mit Hilfe von Fimbrien an die Wirtszelle anheftet. Es hat eine hohe Affinität zu Zilien-tragenden Schleimhautzellen des Atmungstraktes und wird durch eine Tröpfcheninfektion übertragen.
Neben den Erregern gelten auch Haltungsform (Zwinger, Gruppenhaltung, Überbesetzung) und Haltungsbedingungen (Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, mangelhafte Hygiene) als Krankheitsursache. So sind Hunde in Hundekolonien wie in Tierheimen, Zwingern, Tierpensionen oder Tiere, die viele Kontakte zu anderen Hunden haben (Hundeschulen, ?Gassigeh-Service?, Welpengruppen) weitaus stärker gefährdet, als Tiere in Einzelhaltung (Suter und Hartmann 2006, König, Moritz und Thiel 2007). Aber auch individueller Stress (lange Transporte, Besitzerwechsel, starker Wurmbefall) schwächt das Immunsystem der Tiere und begünstigt so eine Infektion.
Nach einer Inkubationszeit von 2-30 Tagen, je nach beteiligten Erregern, tritt ein akuter, wiederkehrender, trockener Husten auf, der besonders bei Anstrengung und Aufregung einsetzt. Das Allgemeinbefinden ist jedoch in der Regel ungestört. B. bronchiseptica verursacht dagegen eher feuchten Husten, begleitet von Niesen und mukopurulentem Augenausfluss. Meist legt sich der Husten binnen 14 Tagen. Als Komplikation treten gelegentlich Bronchopneumonien auf (Suter und Hartmann 2006).
Hunde, die auf Grund ihrer Haltungs- und Nutzungsbedingungen (s.o.) vermehrt gefährdet sind, sollten vorsorglich gegen den Zwingerhustenkomplex geimpft werden. Dabei sollte den Impfstoffen, die Komponenten beider Haupterreger (B. bronchiseptica und CPiV 2) enthalten und zur lokalen Anwendung vorgesehen sind, der Vorzug gegeben werden. Sie erscheinen immunologisch besonders sinnvoll (Truyen 2006). Durch die lokale Applikation, z.B. in die Nase, wie dies bei dem Impfstoff von MSD Tiergesundheit der Fall ist, wird eine schnelle und lokale Immunantwort induziert. Die Anwendung wird durch maternale Antikörper nicht gestört. Die Immunität gegen B. bronchiseptica beginnt hier bereits nach nur 72 Stunden. Daher ist eine Impfung auch mindestens 72 Stunden vor einer zu erwartenden, erhöhten Infektionsgefahr erforderlich. Die Impfung muss nicht wie andere Impfungen zur Grundimmunisierung mehrfach appliziert werden. Bereits eine Impfung schützt den Hund für ein Jahr vor Zwingerhusten.
Merke:
Der Zwingerhusten ist eine hoch ansteckende multifaktorielle Erkrankung der oberen Atemwege, die in der Regel durch eine Mischinfektion verschiedener Erreger verursacht wird, die insbesondere in Einrichtungen mit vielen Hunden (Tierheim, Tierpension, Ausstellung, Hundeschule, Gassigeh-Service u.ä.) weit verbreitet sind. Hunde, die auf Grund ihrer Haltungs- und Nutzungsbedingungen (s. o.) vermehrt gefährdet sind, sollten daher unbedingt vorsorglich gegen den Zwingerhustenkomplex geimpft werden. Der Impfstoff sollte Komponenten beider Haupterreger (B. bronchiseptica und CPIV 2) enthalten und zur lokalen Anwendung vorgesehen sein. Durch die lokale Applikation, z.B. in die Nase, wie dies bei dem Impfstoff von MSD Tiergesundheit der Fall ist, wird eine besonders schnelle und lokale Immunantwort induziert. Weitere Informationen zum Zwingerhusten finden Sie unter www.zwingerhusten.de.
Das canine Herpesvirus 1 (CHV-1) ist einer der Primärerreger des Zwingerhusten-Komplexes und der bedeutendste Erreger von Fruchtbarkeitsstörungen des Hundes. Während Infektionen der Atemwege zu respiratorischen Erkrankungen führen, kann das Virus bei trächtigen Hündinnen zu einem Absterben der Foeten (Abort und Totgeburten) führen. Weitaus häufiger führt es jedoch bei Neugeborenen innerhalb der ersten Lebenstage zum Welpensterben. Welche Folgen die Infektion auf die Foeten bzw. Welpen hat, ist in erster Linie vom Zeitpunkt der Infektion abhängig.
Erwachsene Hunde stecken sich über den Nasen-Rachen-Raum oder selten beim Geschlechtsverkehr an. Meist kommt es dann zu einer latenten Infektion ohne erkennbare klinische Symptome. CHV-1 ist jedoch in der Lage, sich in bestimmten Ganglien von den Zellen des Immunsystems unerkannt zu verstecken. Stresssituationen wie eine Geburt können das Virus jedoch reaktivieren. Es wird dann über Vaginal-, Mund-, Augen- und Nasensekret ausgeschieden. Die Welpen nicht immuner Hündinnen infizieren sich dann entweder in der Gebärmutter (intrauterin), während der Geburt oder horizontal über andere Welpen. Es erkranken nur Welpen von Hündinnen, die keine Antikörper durch frühere Infektionen oder Impfungen gebildet haben, die also nicht durch maternale Antikörper geschützt sind.
Infizierte Welpen zeigen nach einer Inkubationszeit von etwa 7 Tagen Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall, Leibschmerzen und meist auch Atembeschwerden, bis sie nach etwa 2 Tagen versterben. In Ausnahmefällen können die Welpen auch genesen. Bei diesen Tieren treten dann vereinzelt Taubheit, nervöse Störungen, Blindheit und Augenveränderungen auf.
Am häufigsten erkranken Welpen im Alter von 1-3 Wochen, da sie dann ihre Körpertemperatur noch nicht selbst kontrollieren können und leicht unterkühlen. Dies sind für das Virus die besten Voraussetzungen für eine sehr rasche Vermehrung. Im Labor besitzt das CHV ein Temperaturoptimum von 35-36°C. Bei 38-39°C ist die Virusvermehrung dagegen etwa 100-1000fach herabgesetzt, so dass die Gewährleistung einer Temperatur von 38°C in den Wurfboxen ("Hot Dogs") zwar eine Infektion der Welpen nicht verhindert, die Vermehrung des Virus ist dann aber soweit gedrosselt, dass es keine Erkrankung nach sich zieht. Außerdem kann die Hündin sicherheitshalber vor der Trächtigkeit gegen CHV geimpft werden.
Das canine Coronavirus (CCV) ist in den Hundepopulationen weit verbreitet und kann bei den Tieren eine Darmentzündung mit überriechendem, wässrigem und blutigem Durchfall verursachen, der dem der Parvovirose sehr ähnlich ist. Bei Welpen ist CCV neben dem Parvovirus die zweithäufigste virale Ursache für Durchfall. Es sind jedoch Hunde aller Altersgruppen und Rassen für das CCV empfänglich (Appel 1987). Eine wesentlich schwerere Enteritis mit oft tödlichem Ausgang wird außer bei Welpen auch bei Hunden beschrieben, bei denen Mischinfektionen mit Corona- und Parvoviren vorliegen (Pratelli 2000).
Neben gastrointestinalen Symptomen rufen Coronaviren aber auch respiratorische Symptome sowie Krankheiten des zentralen Nervensystems, Entzündungen des Bauchfells (Peritonitis) und granulomatöse Entzündungen der inneren Organe hervor (Czerny 1994). Auch wird das Virus häufig bei Hunden mit chronischen Durchfällen nachgewiesen.
Es ist jedoch auch ein symptomloser Verlauf möglich, wobei solche Tiere das Virus zwischen 3 und 14 Tage nach der Infektion mit dem Kot ausscheiden und so weiter verbreiten können. In der Umwelt kann das Virus bedingt überleben. Sonne und Wärme wirken sich negativ, Kälte und Feuchtigkeit positiv auf die Überlebensdauer des Virus in der Umwelt aus (Suter und Hartmann 2006). Eine durch eine Infektion erworbene Immunität schützt nur ungenügend gegen eine Reinfektion (Suter und Hartmann 2006).
Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit infiziertem Kot sowie durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren. Ein Zusammentreffen vieler Hunde aus verschiedenen Zwingern/Einrichtungen begünstigt das Angehen einer Infektion mit klinischen Symptomen. So liegt die Antikörperprävalenz von Wohnungshunden nach Suter & Hartmann (2006) bei bis zu 54%, die von Zwingerhunden fällt mit bis zu 80% dagegen deutlich höher aus.
CCV wird fast ausschließlich oral aufgenommen, passiert unbeschadet den Magen und besiedelt anschließend die oberen 2/3 der Dünndarmzotten sowie in geringem Ausmaß die des Dickdarms. In den Epithelzellen der Zotten vermehrt sich das Virus dann sehr schnell, wodurch es zu einer Zottenathrophie bei intakten Krypten kommt. Dadurch werden die Verdauungs- und Resorptionsvorgänge maßgeblich gestört. Es kommt zu einer Hypersekretion (Czerny 1994) in Folge einer osmotischen Diarrhoe, die 18 - 72 Stunden nach Infektion auftritt und einige Tage anhält (Pratelli 2000). Je nachdem wie ausgedehnt der Dünndarm geschädigt ist, desto heftiger ist auch der typischerweise grünliche und/oder blutige Durchfall. Nicht selten tritt starke Dehydratation auf (Pratelli et al. 2001). Die Körpertemperatur ist in den meisten Fällen nicht oder nur wenig erhöht (Appel et al. 1978). Eine Virämie und eine generalisierte Infektion wurden bisher nicht nachgewiesen.
Eine massive CCV-Infektion ist klinisch nicht von einer Parvovirose zu unterscheiden. Bei CCV ist jedoch im Unterschied zur Parvovirose zu keinem Zeitpunkt der Infektion eine Leukopenie labordiagnostisch feststellbar (Suter und Hartmann 2006).
Im weiteren Verlauf hindern die gebildeten Antikörper die weitere Vermehrung des CCV im Dünndarm und unterbinden so ein Fortschreiten der Infektion (Tennant et al. 1991). Ungefähr sieben Tage nach der Infektion erlangt der Dünndarm eine völlige Wiederherstellung der Zotten. Im weiteren Verlauf der Genesung nimmt die Menge an ausgeschiedenem Virus immer mehr ab (Pratelli 2000).
Allerdings begünstigt die virale Schädigung der Dünndarmschleimhaut das Entstehen bakterieller Sekundärinfektionen, die rechtzeitig mit Antibiotika behandelt werden sollten. Hunde mit einem erhöhten Infektionsrisiko (Welpen, Zuchthündinnen, Tiere mit viel Kontakt zu Artgenossen und bei Belastung/Stress) sollten deshalb vorsorglich gegen CCV geimpft werden. Dazu steht von MSD Tiergesundheit u.a. ein auch verschiedene Core-Komponenten (Staupe-, Adeno-, Parvo- und Parainfluenzavirus sowie Leptospiren) enthaltender Impfstoff zur Verfügung, der ab der 6. Lebenswoche angewendet werden kann.
Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfungen im Abstand von jeweils vier Wochen. Die Impfung sollte bei weiter bestehendem, hohem Infektionsrisiko jährlich aufgefrischt werden.
Merke:
Das canine Coronavirus (CCV) ist weltweit in der Hundepopulation verbreitet und kann bei Welpen und bei Tieren mit einem hohen Infektionsrisiko zu schweren Darmerkrankungen, u.U. mit Todesfolge führen. Daher sollten besonders exponierte Tiere gegen CCV geimpft werden, wofür ein Impfstoff von MSD Tiergesundheit zur Verfügung steht.
Babesien sind intrazellulär in den roten Blutkörperchen lebende Parasiten (Protozoa), die durch Zeckenbisse auf ihre Wirte übertragen werden (Bauer 2007). In Europa spielt als Überträger vor allem die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) eine Rolle. Sie breitet sich zunehmend weiter in Deutschland und Europa aus. Dies ist nicht zuletzt eine Folge des zunehmenden Reisetourismus, des Klimawandels und einer Strukturänderung in der Landwirtschaft (zunehmende Brachflächen) (Schein 2007).
Für Hunde sind vor allem Babesia canis canis, B. canis vogeli und B. canis rossi (große Babesienart) sowie Babesia gibsoni (kleine Babesienart) von Bedeutung. Prinzipiell sind Hunde jeden Alters empfänglich. Während die Infektion bei Hunden in Endemiegebieten in der Regel nur latent oder subklinisch verläuft, kommt es bei nicht-immunen Hunden (Reisetourismus) zu schweren Erkrankungen, die bei fehlender Behandlung letal verlaufen (Bauer 2007).
Die Inkubationszeit beträgt 10 Tage bis zu 3 Wochen. Währenddessen erfolgt die Besiedelung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Dort vermehren sich die Babesien auch. Dadurch kommt es zu einer direkten Zerstörung der befallenen roten Blutkörperchen, begleitet von einer intra- und extravasalen Hämolyse (Bauer 2007). Die Erkrankung ähnelt der Malaria des Menschen und wird daher im Volksmund auch als Hundemalaria bezeichnet.
Im Gegensatz zum Menschen ist für den Hund jedoch eine Vakzine von der MSD Tiergesundheit mit EU-Zulassung erhältlich. Diese wird derzeit lediglich in Frankreich und der Schweiz verkauft. Zwar wird der Hund dadurch nicht vor einer Infektion geschützt, doch werden durch die Impfung die Schwere der klinischen Symptome einer akuten Babesiose (B. canis) sowie damit verbundene Anämien vermindert. Zusätzlich sollten die Hunde durch einen wirksamen Zeckenschutz vor einer Infektion geschützt werden. Hierzu eignen sich Präparate mit Repellentwirkung.
Die Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung bei Mensch und Tier, verursacht durch verschiedene Spezies von Borrelia burgdorferi sensu lato. In Europa kommen vor allem B. garinii und B. afzelii vor, während in den USA vor allem B. stricto nachgewiesen wird. Die Spirochäten werden durch den Biss des gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus) übertragen. Obwohl die Infektion beim Hund sehr häufig vorkommt, entwickeln die Tiere viel seltener als der Mensch klinische Symptome.
Die Pathogenität hängt von der jeweiligen Spezies ab. Nach einer Inkubationszeit von 2-5 Monaten bekommen die Tiere Fieber, werden lethargisch und verweigern die Futteraufnahme. Unter Umständen sind wechselnde Lahmheiten zu beobachten. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, wobei nicht von einer vollständigen Erregerelimination ausgegangen werden kann. Daher muss mit möglichen Rezidiven gerechnet werden (Suter und Hartmann 2006). Einen gewissen Schutz bietet die Impfung mit einem in Europa zugelassenem Inaktivatimpfstoff. Dieser basiert jedoch auf B. burgdorferi sensu stricto, einer in Europa kaum vorkommenden Spezies, daher ist seine Wirksamkeit umstritten.
Grundsätzlich wird zwischen einer passiven Immunisierung (mit einem Serum) und einer aktiven Immunisierung (mit Impfstoffen) unterschieden.
Bei der aktiven Immunisierung wiederum unterteilt man die Impfstoffe auf Grund der verwendeten Antigenkomponente in Lebend- und Totimpfstoffe.
Lebendimpfstoffe
Lebendimpfstoffe enthalten abgeschwächte, noch vermehrungsfähige Erreger. Diese können aber die Krankheit in der Regel nicht auslösen.
Ihr großer Vorteil ist, dass sie eine echte Krankheit sozusagen im ?Kleinen? ohne Symptome erzeugen und daher eine gute und langanhaltende Immunität erzielen.
Ihr Nachteil ist, dass es in sehr seltenen Fällen zu Nebenwirkungen und Krankheitserscheinungen kommen kann. Lebendimpfstoffe wirken in der Regel effizienter als Totimpfstoffe, da sie neben humoraler Immunität (mittels zirkulierender Antikörper) auch bis zu lebenslang anhaltende zelluläre Immunantworten auslösen.
Inaktivierte Impfstoffe
Totimpfstoffe enthalten abgetötete Erreger oder lediglich Bruchstücke des Erregers (Antigene). Es gibt auch Toxoid-Impfstoffe, die nur den biologisch inaktiven Bestandteil (Toxoid) des Toxins eines Erregers enthalten (z. B. das Tetanus-Toxoid). Diese zählen ebenfalls zu den Totimpfstoffen.
Ein Vorteil von Totimpfstoffen ist es, dass eine daraus folgende Erkrankung ausgeschlossen ist.
Kombinationsimpfstoffe
In Kombinationsimpfstoffen werden Impfstoffe gegen mehrere Krankheiten gemischt und gleichzeitig verabreicht. Der Vorteil von Kombinationsimpfstoffen liegt vor allem darin, dass das Tier nur einmal zum Tierarzt gebracht und nur einmal "gepiekt" werden muss.
Der Nachteil von Kombinationsimpfstoffen ist jedoch, dass sie das Berücksichtigen der spezifischen Situation des Impflings erschweren bzw. verhindern, da die einzelnen Komponenten nicht einzeln aufgefrischt werden können.
Während z.B. für Parvo und Staupe nach der Grundimmunisierung nur alle drei Jahre eine Auffrischimpfung stattfinden muss, ist die Auffrischung der Leptospiroseimpfung jährlich bzw. je nach Infektionsdruck sogar halbjährlich notwendig. MSD Tiergesundheit bietet daher neben Kombinationsimpfstoffen auch zahlreiche Einzelkomponenten nach dem Baukastensystem an.
Pflicht- und Wahlimpfstoffe
Bei den Impfungen für Hund- und Katze wird zwischen so genannten Pflichtimpfungen (Core-Vakzine) und Wahlimpfungen (Non-Core-Vakzine) unterschieden.
Unter Pflichtimpfungen versteht man Impfungen gegen solche Erreger, gegen die alle Tiere zu jeder Zeit geschützt sein sollten. Die Notwendigkeit von Wahlimpfungen richtet sich zum einen u.a. nach dem Alter und der Konstitution des Tieres. Zum anderen bestimmen jedoch auch Faktoren wie Haltungs- und Umweltbedingungen das Programm.
Die empfohlene jährliche Gesundheitsberatung einschließlich Impfberatung in der Tierarztpraxis dient der Ermittlung eines individuellen Impfprogramms. Bei jeder Impfung sowie bei der Festlegung des entsprechenden Impfintervalls (Auffrischimpfung) sind die individuelle Gefährdung des Impflings sowie die epidemiologischen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Das Motto "so oft wie nötig, so wenig wie möglich" hat sich hier stets bewährt (Suter und Hartmann 2006). Jedoch müssen etwaige Impfkomplikationen und entsprechende Refraktärzeiten von Krankheit zu Krankheit beachtet werden.
Seit 2006 gibt es eine "Leitlinie zur Impfung von Kleintieren" der ständigen Impfkommission Veterinär, welche zuletzt im August 2009 überarbeitet wurden. Jedoch handelt es sich dabei nicht um gesetzliche Vorschriften, sondern um Expertenempfehlungen, denen sich aber die meisten praktizierenden Tierärzte anschließend dürften (Horzinek und Truyen).
Nach der "Leitlinie zur Impfung von Kleintieren" (StlKo Vet.) sollten Hunde in Deutschland grundsätzlich gegen Staupe, Parvovirose, Hepatitis contagiosa canis (HCC), Leptospirose und Tollwut geimpft werden (Pflichtimpfungen). Individuell können je nach regionalen Gegebenheiten und/oder Haltungsbedingungen noch weitere Impfungen wie z.B. gegen canines Parainfluenzavirus 1, canines Herpesvirus (CHV-1), canines Coronavirus, Bordetella bronchiseptica, Borrelia burgdorferi sensu lato, Babesia canis sowie gegen Dermatophyten und Mikrosporidien ratsam sein (Wahlimpfungen).
Die MSD Tiergesundheit empfiehlt entsprechend der "Leitlinie zur Impfung von Kleintieren" (StlKo Vet.) folgendes Impfschema:
Wie überall in der Biologie gibt es auch bei der Wirksamkeit von Impfungen nie einen 100-prozentigen Schutz (Horzinek und Truyen 2006). Bei der Immunisierung einer bisher ungeimpften Population kann je nach Antigen mit einem Impfschutz von etwa 70-80 Prozent gerechnet werden. Dennoch vermag ein starker Infektionsdruck die Immunität bei 20-40 Prozent der Tiere zu durchbrechen.
In Extremfällen kann die Erfolgsquote einer Impfung sogar unter die 50-Prozentmarke fallen. Auch das Vorhandensein von so genannten Nicht-Reagenten kann den Impferfolg in einer Population verringern. Dabei handelt es sich um Tiere, die nicht oder nur unzureichend auf eine Impfung ansprechen. Durch Wiederholungsimpfungen wird der Prozentsatz solcher Nicht-Reagenten verringert.
Von einem tatsächlich 100-prozentigen Infektionsschutzschutz des Impflings kann in praxi jedoch schon deswegen nicht ausgegangen werden (Moos 2006, Suter und Hartmann 2006), weil verschiedene Faktoren die Immunantwort des Tieres vermindern können. Dazu gehören angeborene oder erworbene Immundefizienzen, schlechter Gesundheitszustand, immunsuppressive Medikamente, Interferenz der maternalen Antikörper sowie individueller Stress (Ettinger and Feldman 2005).
Seit dem 18. Jahrhundert sind Impfungen das Mittel der Wahl zum Schutz vor bakteriellen und viralen Infektionskrankheiten. Aber wie alles im Leben, besitzen auch Impfungen nicht nur Vorteile, sondern beinhalten auch gewisse Risiken. So können Impfungen unter Umständen gewisse Nebenwirkungen verursachen. Ein zu 100 Prozent risikofreier Impfstoff existiert nicht. Jedoch ist der Nutzen einer Impfung zweifelfrei wesentlich größer als das damit verbundene Risiko (VAFSTF 2007). Die Antwort des Immunsystems auf die Applikation eines Impfstoffes ist dem gesunden Organismus in der Regel nicht anzumerken.
Jedoch sollten aktive Impfungen nur bei gesunden Tieren durchgeführt werden, um postvakzinale Komplikationen nach Möglichkeit zu vermeiden. Komplikationen können sich nämlich u.a. dadurch ergeben, dass Impfungen während der Inkubationszeit von Infektionen vorgenommen werden. Generell kommen solche postvakzinalenKomplikationen wie Impferkrankungen, Impfdurchbrüche und Impfschäden jedoch sehr selten vor (Suter und Hartmann 2006). Im Einzelfall wiegen sie jedoch schwer. Vor der Impfung handelt es sich um ein scheinbar gesundes Tier und die Verbindung Ursache-Wirkung scheint für den Besitzer offensichtlich. Daher sollten einer Impfung stets eine kurze Anamnese und eine gründliche Allgemeinuntersuchung mit Messung der Körpertemperatur vorausgehen (Suter und Hartmann 2006).
Bei Impferkrankungen handelt es sich um postvakzinale Komplikationen, die mit den im Impfstoff enthaltenen Antigenen bzw. Komponenten zusammenhängen. Dies können übermäßige lokale Reaktionen, Erkrankungen infolge von Restvirulenz verimpfter Erreger, Aktivierung subklinischer oder ruhender Erkrankungen bei Risikopatienten, allergische Reaktionen, Aborte, Autoimmunerkrankungen oder Veränderungen des Blutbildes (hämolytische Anämie oder Thrombozytopenie) sein. Außerdem können verwendete Adjuvantien u.U. Entzündungsreaktionen an der Impfstelle mit anschließender lokaler Abszessbildung hervorrufen (Moos 2006). Auftretende allergische Reaktionen bei Booster-Impfungen beruhen auf der Sensibilisierung des Organismus bei der Erstimpfung durch Impfstoffkomponenten.
Insbesondere bei der Katze kann es darüber hinaus an der Injektionsstelle zu einem Injektions-assoziierten Fibrosarkom kommen. Dabei handelt es sich um die Ausbildung von Tumoren an Injektionsstellen, und zwar unabhängig davon, ob ein Impfstoff oder ein anderer Arzneistoff injiziert wurde. Ausschlaggebend ist vermutlich das mit der Injektion einhergehende Trauma (Kirpensteijn 2006a). Hingegen konnte bislang ein ursächlicher Zusammenhang zwischen einzelnen Impfstoffen oder Kombinationsvakzinen nicht nachgewiesen werden. Seit Anfang der neunziger Jahre wurde vermehrt die Vermutung geäußert, dass bestimmte Impfungen (Tollwut, FeLV) sowie die Häufigkeit der Impfungen dabei eine Rolle spielen könnten (Hendrick 1991, Kass et al. 1993). Vermutlich beruht die Entstehung des Sarkoms jedoch auf einem mehrstufigen Prozess, in den sowohl genetische, iatrogene und lokale Faktoren miteinfließen (Kirpensteijn 2006a).
Es wird davon ausgegangen, dass das Injektionstrauma als solches zu einer Überreaktion bei einigen Katzen führt (Kirpensteijn 2006a, Truyen 2006). Wird im Anschluss an eine Injektion eine überschießende Entzündung oder eine granulomatöse Reaktion beobachtet, kann dies als Prädisposition für eine Zellentartung an dieser Stelle gewertet werden (Kirpensteijn 2006a, Kessler 2005).
Außer an Impfstellen wurden Fibrosarkome aber auch nach der Injektion von beispielsweise Langzeitantibiotika und Depot-Steroiden beobachtet (Kass et al. 2003). Darüber hinaus könnte auch ein Zusammenhang zwischen der Ausbildung eines Injektionssarkoms und der Temperatur des injizierten Stoffes bestehen. Je kälter der injizierte Impfstoff, desto größer das Risiko (Kass et al. 2003). Die genaue Ätiologie ist bislang noch unklar. Fibrosarkome waren bei der Katze aber schon immer ein häufiger Hauttumor, die nicht erst seit Impfungen an Verbreitung gewonnen haben (LMU München). Untersuchungen zufolge beträgt das Risiko eines impfungsassoziierten Fibrosarkoms zwischen 1 : 3000 und 1 : 10.000 (Hendrick 1991, Kass 1993, Coyne et al. 1997, Kirpensteijn 2006a).
Einer epidemiologischen Studie zu Folge bilden in den USA 0.63 Prozent von 10.000 Katzen ein Sarkom aus. Auf 10.000 Impfdosen bezogen, entwickeln sich 0,32 Prozent Sarkome (Gobar und Kass 2002).
Wie diese Zahlen zeigen, sind die Inzidenz und damit das Risiko eines Injektionssarkoms gering. Wird dieses Risiko dem Infektionsschutz von Impfungen gegenübergestellt, ist der Nutzen der Impfung um eine Vielfaches höher als die Gefahr einer Entstehung eines Injektionssarkoms.
BTK - Impfen von Hunden und Katzen ? notwendig oder überflüssig?
Fragen und Antworten, zusammengestellt für Tierhalter.
PEI
Fragen und Antworten zum Thema vom Hund auf den Menschen übertragbare Krankheiten
Future of Vaccination
Hier wird ausführlich auf die Notwendigkeit sowie auf das Pro und Contra von Schutzimpfungen bei Haustieren eingegangen. Die Infektionskrankheiten sowie die jeweiligen Infektionswege werden vorgestellt und die individuellen Infektionsrisiken aufgezeigt.
Tierärztliche Impfpraxis, 3. Auflage 2006
Anfang 2006 hat die Europäische Union mit den Bestimmungen zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes für Tierarzneimittel einen entscheidenden Schritt zur Vereinheitlichung der Anforderungen an immunologische Tierarzneimittel getan. In Deutschland finden die Bestimmungen im Arzneimittelgesetz und der Tierimpfstoffverordnung Umsetzung. Aus diesem Anlass haben ...
Literaturliste als PDF-Datei downloaden