Die Maul- und Klauenseuche ist weit gef�rchtet
Als am 21. Februar 2001 in Gro�britannien nach mehr 20 Jahren Seuchenfreiheit die Maul- und Klauenseuche (MKS) in der Grafschaft Essex ausgebrochen ist, hielt nicht nur Europa den Atem an. Die EU, USA, Kanada und Nordkorea erliessen sofort ein totales
Import- und Exportverbot f�r Tiere und tierische Erzeugnisse aus Gro�britannien. Die MKS z�hlt zu einer der kontagi�sesten Tierseuchen.
Sie wird durch einen
Aphtovirus der Familie Picornaviridae hervorgerufen. Das Virus verursacht fl�ssigkeitsgef�llte Bl�schen an den Schleimh�uten des Nasen-Rachenraumes und am Kronrand der Klauen. Nachdem die Bl��chen geplatzt sind, werden die Schleimhautl�sionen durch bakterielle Keime besiedelt, was zu schmerzhaften Sekund�rinfektionen f�hren kann. Dadurch stellen die Tiere das Fressen ein und zeigen Lahmheiten. Au�erdem geht die Infektion mit Fieber einher.
Da das Fleisch kranker Tiere aus
lebensmittelhygienischen Gr�nden nicht verwertet werden darf und aus
alle Klauentiere eines Bestandes get�tet und anschlie�end unsch�dlich beseitigt werden m�ssen, stehen den betroffenen Landwirten hohe Verluste ins Haus. Die Verluste sind sowohl materieller als auch emotionaler Natur. Die Massenkeulungen sind auch aus Sicht des Tierschutzes nicht unumstritten.
In dem Monatshema "MKS" halten wir Sie �ber die Situation in Gro�britannien auf dem Laufenden. Dar�ber hinaus informieren wir Sie �ber die Pathogenese und die Klinik der MKS bei verschiedenen Tierarten sowie �ber die tierseuchenrechtlichen Ma�nahmen. Zur Diskussion wird die Impfproblematik bei MKS gestellt, die anhand der Position verschiedener Experten beleuchtet wird. Klinik allgemein
Bei der Maul- und Klauenseuche (MKS) handelt es sich um eine anzeigepflichtige Viruserkrankung, die durch ein Virus des Genus Aphtovirus der Familie Picornaviridae ausgel�st wird.
Es sind bislang sieben nicht kreuzreagierende Serotypen (A, O, C, SAT 1, SAT 2, SAT 3, Asia 1) bekannt. F�r jeden
Serotyp existieren verschiedene Subtypen, wie z. B. O1, A22, usw.
Der Virustyp, der gerade in Gro�britannien grassiert ist der hochinfekti�se pan-Asiatic O Typ. Tiere, die sich mit einem der Serotypen infiziert haben, besitzen, nachdem sie sich von den Krankheitssymptomen erholt haben, eine geringe oder keine
Immunit�t f�r die �brigen Serotypen.
Tenazit�t: Das Picornavirus besitzt eine geringe Tenazit�t gegen Strahlung, W�rme und Trockenheit. Mit herk�mmlichen Desinfektionsmitteln kann das Virus zertst�rt werden. Dagegen ist die �berlebensf�higkeit bei N�sse und Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter sehr hoch.
Das Virus ist f�r Klauentiere hoch
kontagi�s und besitzt eine kurze
Inkubationszeit. Das ist der Grund f�r die sehr rasche Ausbreitung innerhalb von Populationen von Paarhufenr, wobei das Virus ungehindert von Rindern auf Schweine oder auf kleine Wiederk�uer und umgekehrt �bergeht. Bei Schaf und Ziege verl�uft die Krankheit meist milder als bei Rind und Schwein (s.u.).
Auch andere Tierarten und der Mensch sind f�r dieses Virus empf�nglich, wobei der Grad der Auspr�gung der Krankheitserscheinungen sehr unterschiedlich ist. Der Mensch erkrankt au�erordentlich selten. Die Symptome sind Fieber, Mattigkeit und Bl�schen an H�nden, F��en und im Mund-Rachen-Raum. Nach wenigen Tagen klingen die Symptome ab. Einhufer sind f�r MKS nicht empf�nglich.
Als Virustr�ger ohne klinische Krankheitssymptome kommen vor allem Wildwiederk�uern eine hohe Bedeutung zu. Diese stellen ein Erregerreservoir dar, welches f�r die Weiterverbreitung von MKS und f�r die Erkrankung von landwirtschaftliche gehaltenen Paarhufern von grosser Bedeutung ist.
Die Seuche kann in zwei Formen eingeteilt werden, die milde und die b�sartige Form.
Die Infektion der Tiere erfolgt
aerogen oder
oropharyngeal, also �ber die Schleimh�ute des Nasenrachenraumes. Dadurch kommen als Vektoren sowohl infizierte Tiere als auch andere belebte und unbelebte Faktoren in Frage.
In der Eintrittspforte, der Pharynxschleimhaut, entstehen innerhalb weniger Stunden nur
histologisch nachweisbare herdf�rmige
Prim�raphthen. In diesen vermehrt sich das Virus und es entstehen, im Zuge einer
Vir�mie, in ein bis vier Tagen die makroskopisch sichtbaren Sekund�raphthen an den entsprechenden
Pr�dilektionsstelle. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Blasenbildung ihren H�hepunkt erreicht, ist das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar. Im Laufe der Virusvermehrung l�sen sich die Zellen der unteren Hautschichten (Stratum spinosum) auf, und die dar�berliegenden Zellschichten heben sich in Form einer Blase (
Aphthe) ab. das Stratum germinativum bleibt unversehrt. Die entstandenen Blasen platzen dann, entweder automatisch oder durch mechanische Einfl�sse, und es tritt der nur noch vom Stratum basale bedeckte rote Papillark�rper zu Tage. Durch das Platzen mehrerer solcher Blasen und dem anschlie�enden Zusammenflie�en kommt es zu dem charakteristischen landkartenartigen Aussehen der Erosionen. Nach ein bis zwei Tagen trocknen die Erosionen ab und sind mit einem gelblichen oder grau- weissem Exudat bedeckt. Mit Beginn der Stomatitis speicheln die betroffenen Tiere ("MKS-Bart") und schmatzen in eigenartiger Weise. Wegen der Schmerzen an den F��en Trippeln, zuckendes Anheben der F��e.
Ohne das Angehen einer bakteriellen
Sekund�rinfektion erfolgt in den meisten F�llen in etwa f�nf Tagen eine
Restitutio ad integrum. An den betroffenen Hautstellen zeigt sich f�r ca. ein halbes Jahr lang noch eine
Leukoplakie, die anhand weisslicher Hautstellen erkennbar ist. Kommt es dagegen zu bakteriellen Sekund�rinfektionen, entstehen
diphtheroid-nekrotische Prozesse, die nur unter Narbenbildung ausheilen.
Die Krankheit verl�uft beim Rind als fieberhafte Erkrankung mit hoher
Morbidit�t aber nur geringer
Mortalit�t (2 - 50%). Das bedeutet, dasssehr viele Tiere erkranken, aber nur wenige sterben. Bei Schwein, Ziege und Schaf ist das Allgemeinbefinden in der Regel wenig gest�rt, meist haben die Tiere kein Fieber. Morbidit�t und Mortalit�t verhalten sich wie beim Rind.
Das Ausbrechen der Krankheit hat hohe wirtschaftliche Verluste zur Folge, insbesondere durch den hervorgerufenen Milchr�ckgang und das Auftreten von
Mastitiden beim Rind.
Aborte, Sterilit�ten und Wachstumsverz�gerungen bei erkrankten Tieren tun ihr �briges. Auch die veterin�rbeh�rdlichen Ma�nahmen sind von bedeutendem finanziellen Ausma�.
Klinik Rind
Die MKS ruft beim Rind charakteristische Krankheitssymptome hervor.
Pathogenese
Nach einer
Inkubationszeit von zwei bis sieben Tagen entwickeln sich bei der milden Form der MKS, die vor allem bei �lteren und weniger gut gen�hrten Tieren vorkommt, in der Mundschleimhaut einzelne oder multiple bis h�hnereigrosse Blasen, die mit einer klaren oder gelblich- roten Fl�ssigkeit gef�llt sind.
Diese Phase der Erkrankung ist durch ein schlechtes Allgemeinbefinden und meist von Fieber begleitet.
Besonders h�ufig sind Blasen an der Zungenspitze lokalisiert, auf dem Zungenr�cken, an den Zungenr�ndern, an der Zahnplatte, am Zahnfleisch und an der Lippen- und Backenschleimhaut.
Seltener sind die Aphthen am Flotzmaul, an der Nasen�ffnungen und am harten Gaumen zu finden.
Neben den Ver�nderungen in der Mundschleimhaut kommt es auch zur
Aphthenbildung in der
Mukosa des Pansenpfeilers, wobei es hier nicht selten zu einer direkten Koagulationsnekrose der Epithelzellen kommt.
H�ufig entwickeln sich nach der Vir�mie auch Erosionen in der Haut des Zwischenklauenspaltes, des Kronsaums, der Euterhaut und der Haut der Zitzen. Durch die L�sung der Lederhaut der Klauen kommt es nicht selten zum Ausschuhen.
Bei der b�sartigen Form der MKS, die bei Neugeborenen, Jungtieren und besonders wohlgen�hrten Tieren vorkommt, kommt es zu einer nicht- eitrigen Myokarditis mit Todesfolge, wobei die Aphthenbildung meist unterbleibt.
Differentialdiagnose
Mucosal Disease, b�sartiges Katarrhalfieber, Rinderpest, bovine Leukozyten- Adh�sions- Defizienz (BLAD), infekti�se bovine Rhinotracheitis (IBR), Stomatitis papulosa.
Bez�glich der Ver�nderungen im Zwischenklauenspalt: MD, Dermatitis digitalis, Mauke.
Klinik Schwein
Auch beim Schwein ruft die MKS charakteristische Symptome hervor, die sich von denen beim Rind unterscheiden.
Die Inkubationszeit beim Schwein liegt zwischen ein und vier Tagen. In dieser Zeit entwickeln sich in der Mundschleimhaut die ersten Prim�raphthen, in denen sich das Virus vermehrt. Der Vir�mie schlie�t sich die Bildung der Sekund�raphthen an Kronsaum und Sohle, bei der Sau auch an den Zitzen, an.
Weniger h�ufig ist die R�sselscheibe und die Mundschleimhaut befallen. Die b�sartige Form der MKS, die den Herzmuskel und die Skelttmuskulatur bef�llt, ist beim Schwein selten. Von der b�sartigen Form sind �berwiedend Saugferkel und L�ufer betroffen.
Klinisch ergeben sich durch die Erosionen an den Klauen Bewegungsst�rungen, die vom klammen Gang �ber St�tzbeinlahmheit bis zum Festliegen der Tiere reichen k�nnen. Ansonsten ist das Allgemeinbefinden wenig gest�rt.
Nach der Genesung der Tiere kann als Sp�tfolge gelegentliches Ausschuhen beobachtet werden.
Ab dem f�nften Tag nach der Infektion sind Serumantik�rper im Blut nachweisbar.
Die Durchseuchungsimmunit�t gegen�ber dem homologen Virustyp h�lt beim Schwein f�nf- sieben Monate an.
Differentialdiagnose
Swine vesicular Disease, Stomatitis vesicularis infectiosa, vesikul�res Exanthem.Klinik Schaf und Ziege
Die Ver�nderungen beim Schaf gleichen weitgehend denen des Rindes , nur sind die Blasen kleiner und vorzugsweise die Klauen betroffen. An den Klauen kommt es oft zu einer bakteriellen Sekund�rinfektion, aufgrund derer der Verlauf meist ung�nstig ist.
Differenzialdiagnose
Peste des petits ruminants (Pseudorinderpest), Bluetongue Disease (Blauzungenkrankheit)
Ziege
Die Krankheitserscheinungen gleichen denen des Schafes, allerdings treten bei der Ziege h�ufig auch �demat�se Schwellungen der Lippen- und Backenschleimhaut auf.
Differenzialdiagnose
Peste des petits ruminants (Pseudorinderpest)
Geschichtliches
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) war die erste Krankheit bei Mensch und Tier, bei der 1898 ein Virus als Erreger nachgewiesen werden konnte. Die gro�en Seuchenausbr�che der MKS verursachten enorme wirtschaftliche Sch�den.
1966/67 kam es zu einem Ausbruch in Gro�britannien: Fast 2350 Geh�fte waren betroffen; �ber 430 000 Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine mussten get�tet werden.
1997 erkrankten bei einem explosionsartigen Seuchenausbruch in Taiwan mehr als eine Million Schweine.
In Deutschland trat die MKS zuletzt 1982 (neue Bundesl�nder) bzw. 1988 (alte Bundesl�nder) auf.
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Die Krankheit und der Verdacht sind anzeigepflichtig. Behandlungsversuche sind verboten. Alle Klauentiere des betroffenen Bestandes werden unter strengen Sicherheitsma�nahmen get�tet und unsch�dlich beseitigt (VO zum Schutz gegen die MKS i.d.F. d. Bek. v. 1.2.1994). In manchen L�ndern der EU werden umfangreiche Vorkehrungen f�r den Ernstfall (= Ausbruch von MKS) getroffen, z.B. in Form von realistischen �bungen. In Bayern, das aufgrund seiner geographischen Lage als besonders gef�hrdet angesehen wird, existiert ein Notfallplan. Das Weltreferenzlabor f�r MKS ist in Pirbright, GB.
Verordnung zum Schutz gegen MKS
(s. Gesetze)
Vorschriften der EU
(s. Gesetze)
Rechtstexte BMVEL
Prophylaxe
In der BRD erfolgte bis 31.3.1991 eine j�hrliche Impfung mit inaktivierter trivalenter Vakzine. Seither ist die Impfung in der EU verboten. Es befindet sich kein Impfstoff mehr im Handel. F�r Notf�lle ist jedoch auf der Insel Riems eine Impfstoffbank eingerichtet worden. Auch das Pharmazieunternehmen "Bayer AG" unterh�lt eine Impfstoffreservebank. Dort lagern f�r die 12 bekannten Serotypen jeweils 100.000 Dosen zum sofortigen Gebrauch. Innerhalb einer Woche k�nnen eine Millionen Einheiten hergestellt werden. Es wird stetig weiter an der Fortentwicklung der Vakzinen gearbeitet.
Publikationen
Interview mit Prof. Dr. O. C. Straub zur Impfproblematik
Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor f�r Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
HomepageProf. Dr. O. C. Straub,
Pr�sident der Landestier�rztekammer Baden-W�rttemberg,
im Interview mit Univ.- Prof. W. Heuwieser
zur Impfproblematik bei MKS.
Exklusiv f�r Vetion.de
Weitere Informationen
| Vetion.de | Wie sehen Sie die Problematik einer akuten Massennotfallimpfung? W�re eine solche Impfung in Hinblick auf das vereinigte K�nigreich angebracht und welchen Vorteil w�rde eine solche Impfung bringen? � | | Prof.Straub | Nur im Falle, dass die MKS au�er Kontrolle ger�t, wie dies offensichtlich im Vereinigten K�nigreich der Fall ist, ist zur Verh�tung einer noch weiteren Verbreitung des Virus eine Impfaktion angezeigt. � | | Vetion.de | Wie stehen Sie zu dem derzeit hitzig diskutierten Thema, eine MKS- Impfung als Prophylaxe wieder einzuf�hren, in der Art, wie sie bis 1991 praktiziert wurde? Welchen Impfstoff w�rde man daf�r Ihrer Meinung nach am besten verwenden, und welche Tierarten m�ssten, in der Theorie, in das Impfprogramm in welchem Abstand einbezogen werden? | | Prof.Straub | Eine prophylaktische Impfung f�hrt nicht zum gew�nschten Erfolg, denn man kann nie im Voraus wissen, welcher Virustyp auftaucht. So grassieren z.B. in der T�rkei O, A und Asia 1 Virustypen und in Argentinien Virustyp A. | | Vetion.de | Wo liegen Ihrer Meinung nach die gr��ten Gefahren einer Viruseinschleppung nach Kontinentaleuropa und insbesondere Deutschland? Sind irgendwelche Schutzma�nahmen Ihrer Ansicht nach noch nicht getroffen worden? K�nnte man noch weiterreichende Ma�nahmen ergreifen, um das Risiko einer Seucheneinschleppung zu minimieren? | | Prof.Straub | Wichtig sind Kontrollen bei der Einfuhr von Lebensmitteln bei Flugg�sten aus verseuchten L�ndern, wie z.B. der Mongolei. | | Vetion.de | Glauben Sie, dass die getroffenen Ma�nahmen im Falle eines Seuchenausbruches in Deutschland ausreichen w�rden, um eine weitere Verbreitung zu verhindern? | | Prof.Straub | Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus meiner vorangehenden Antwort. Ich gehe aber davon aus, dass bei die bei uns getroffenen Massnahmen ein Desaster verhindern. (Siehe auch Presseerkl�rung der LTK Baden- W�rttemberg). | | Vetion.de | Woran, glauben Sie, liegt es, dass die Seuche in Gro�britannien ein solches Ausma� erreichen konnte? Sehen Sie ein Ende der Epidemie? | | Prof.Straub | Das Vereinigte K�nigreich erweist sich als unf�hig, die MKS zielgerichtet zu bek�mpfen. Ich verweise dabei auf die �ber 200 Tiertransporte aus verseuchten in nicht verseuchte Regionen und frei laufende Schafe. � | | Vetion.de | Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen dem Ausma� der Epidemie in England und der dort betriebenen Agrarpolitik in den letzten 15 Jahren? | | Prof.Straub | Eigentlich nicht. | | Vetion.de | In Frankreich ist ja seit dem ersten MKS- Ausbruch vor rund vier Wochen nur ein weiterer Ausbruch hinzugekommen. Was haben die Franzosen im Gegensatz zu den Engl�ndern getan, um eine Weiterverbreitung zu verhindern? | | Prof.Straub | Frankreich ist gezielt vorgegangen und hat damit offensichtlich weitere Ausbr�che verhindert | | Vetion.de | Vor drei Tagen wurde vom Hamburger Umweltinstitut e.V. ein Brief an die Bundesregierung geschrieben, dass eine gro�e Gefahr der Erregerverbreitung in der Kadaververbrennung zu sehen ist, das Virus w�rde vielfach durch das Verbrennen der Tierk�rper nicht abget�tet werden, sondern sich durch die Kaminwirkung der Verbrennung noch besonders gut verbreiten k�nnen. Was halten Sie von dieser Theorie? | | Prof.Straub | Es fehlt der Nachweis, dass durch die Verbrennungsaktionen das MKS- Virus nicht inaktiviert wird. | | Vetion.de | Sind Sie, abschlie�end der Meinung, dass Europa das derzeitige Auftreten der MKS unter Kontrolle hat? | | Prof.Straub | Ich gehe davon aus, dass das kontinentale Europa die MKS unter Kontrolle hat, basierend auf den Erfahrungen der letzten Ausbr�che in Italien und Griechenland. | | Vetion.de | Vielen Dank, Herr Professor. | |
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Hanns Ludwig zur Impfproblematik bei MKS
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Hanns Ludwig,
Institut f�r Virologie der Freien Universit�t Berlin,
zur Impfproblematik bei MKS.
Weitere Informationen
| Vetion.de | Wie sehen Sie die Problematik einer akuten Massennotfallimpfung? W�re eine solche Impfung in Hinblick auf das vereinigte K�nigreich angebracht und welchen Vorteil w�rde eine solche Impfung bringen? | | Prof.Ludwig | Die Impfung w�re in jedem Falle angebracht (angebracht gewesen); sie h�tte weit weniger gekostet, als die bisher durch T�tung angesammelten Wertverluste. der Vorteil einer Impfung w�re der Stopp der MKS- Ausbreitung im Vereinigten K�nigreich gewesen. � | | Vetion.de | Wie stehen Sie zu dem derzeit hitzig diskutierten Thema, eine MKS- Impfung als Prophylaxe wieder einzuf�hren, in der Art, wie sie bis 1991 praktiziert wurde? Welchen Impfstoff w�rde man daf�r Ihrer Meinung nach am besten verwenden, und welche Tierarten m�ssten, in der Theorie, in das Impfprogramm in welchem Abstand einbezogen werden? | | Prof.Ludwig | In Anbetracht der schweren Verluste in England sollte eine Impfung propagiert werden, zumindest beim Rind. Einzusetzen w�re ein Typ - spezifischer Totimpfstoff. Auch ich bin der Meinung, dass Einzelheiten der Europ�ischen Impfpolitik neu definiert werden m�ssen (siehe auch Kommentar von Fred Brown, Plum Island). | | Vetion.de | Wo liegen Ihrer Meinung nach die gr��ten Gefahren einer Viruseinschleppung nach Kontinentaleuropa und insbesondere Deutschland? Sind irgendwelche Schutzma�nahmen Ihrer Ansicht nach noch nicht getroffen worden? K�nnte man noch weiterreichende Ma�nahmen ergreifen, um das Risiko einer Seucheneinschleppung zu minimieren? | | Prof.Ludwig | Die Gefahren liegen vor allem allgemein in der "Globalisierung" des Alltags, im Reiseverkehr und in den Tiertransporten. Aber es gibt noch eine Vielzahl weiterer Risiken. | | Vetion.de | Glauben Sie, dass die getroffenen Ma�nahmen im Falle eines Seuchenausbruches in Deutschland ausreichen w�rden, um eine weitere Verbreitung zu verhindern? | | Prof.Ludwig | Die bisherigen Ma�nahmen sind meiner Meinung nach nicht ausreichend, um einen MKS- Ausbruch mit ziemlicher Sicherheit zu verhindern. Spezielle Notfallpl�ne sind mir zu wenig bekannt, um diese beurteilen zu k�nnen. | | Vetion.de | Woran, glauben Sie, liegt es, dass die Seuche in Gro�britannien ein solches Ausma� erreichen konnte? Sehen Sie ein Ende der Epidemie? | | Prof.Ludwig | Bin ich nicht gen�gend �ber die durchgef�hrten Massnahmen in Gro�britannien informiert, um Ihnen genau Gr�nde nennen zu k�nnen, aber wesentliche Punkte d�rften unkontrollierte Tiertransporte, schlampige hygienische Ma�nahmen und vielerlei weitere �konomische Gr�nde sein. Ich halte die Vers�umnisse in der klinischen und virologischen Fr�herkennung f�r urs�chlich. Die beiden str�flichsten Vers�umnisse sind meiner Meinung nach a) unkontrollierte Tiertransporte; b) bei Ausbruch der FMD h�tte sofort geimpft werden m�ssen. Ein Ende der Epizootie ist in meinen Augen noch nicht abzusehen. � | | Vetion.de | Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen dem Ausma� der Epidemie in England und der dort betriebenen Agrarpolitik in den letzten 15 Jahren? | | Prof.Ludwig | Ja, man kann die derzeitige MKS Epidemie auch als eine Folge "Thatcherismus". | | Vetion.de | In Frankreich ist ja seit dem ersten MKS- Ausbruch vor rund einer Woche kein weiterer Ausbruch hinzugekommen. Was haben die Franzosen im Gegensatz zu den Engl�ndern getan, um eine Weiterverbreitung zu verhindern? | | Prof.Ludwig | Bin ich nicht gen�gend �ber die durchgef�hrten Massnahmen in Frankreich informiert, aber ich vermute, dass die straffen Tierseuchenma�nahmen eine weitere Ausbreitung in Frankreich verhindern konnten. � | | Vetion.de | Vor einiger Zeit wurde vom Hamburger Umweltinstitut e.V. ein Brief an die Bundesregierung geschrieben, dass eine gro�e Gefahr der Erregerverbreitung in der Kadaververbrennung zu sehen ist, das Virus w�rde vielfach durch das Verbrennen der Tierk�rper nicht abget�tet werden, sondern sich durch die Kaminwirkung der Verbrennung noch besonders gut verbreiten k�nnen. Was halten Sie von dieser Theorie? � | | Prof.Ludwig | Aus virologischer Sicht ist diese Theorie stichhaltig. | | Vetion.de | Sind Sie, abschlie�end der Meinung, dass Europa das derzeitige Auftreten der MKS unter Kontrolle hat? | | Prof.Ludwig | Nein, ich denke, die MKS-Situation im Vereinigten K�nigreich bedeutet nach wie vor eine Gefahr des �bersprungs auf den Kontinent. | | Vetion.de | Vielen Dank Herr Dr. Ludwig | |
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Lothar Wieler zur Impfproblematik bei MKS
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Lothar Wieler,
Institut f�r Mikrobiologie und Tierseuchen
der Freien Universit�t Berlin, zur Impfproblematik bei MKS.
F�r Vetion.de Dr. Julia Henning / Dr. Jens Kluth
Weitere Informationen
| Vetion.de | Wie sehen Sie die Problematik einer akuten Massennotfallimpfung? W�re eine solche Impfung in Hinblick auf das vereinigte K�nigreich angebracht und welchen Vorteil w�rde eine solche Impfung bringen? | | Prof.Wieler | Momentan macht lediglich eine Ringimpfung um betroffene Best�nde Sinn. Eine Massennotimpfung ist logistisch (zeitlich/r�umlich/Impfdosen) nicht m�glich. | | Vetion.de | Wie stehen Sie zu dem derzeit hitzig diskutierten Thema, eine MKS- Impfung als Prophylaxe wieder einzuf�hren, in der Art, wie sie bis 1991 praktiziert wurde? Welchen Impfstoff w�rde man daf�r Ihrer Meinung nach am besten verwenden, und welche Tierarten m�ssten, in der Theorie, in das Impfprogramm in welchem Abstand einbezogen werden? | | Prof.Wieler | Aufgrund der starken Globalisierung w�chst der Infektionsdruck auf MKS-freie L�nder. Dar�ber sind sich alle Experten einig. Impfstoffe gegen MKS sind derzeit auf einem alten technischen Stand, weshalb zun�chst eine enorme Forschungsaktivit�t unternommen werden m�sste. Es gibt eine Vielzahl von theoretisch m�glichen Impfstoffen, �ber attenuierte Lebendimpfstoffe, Inaktivatimpfstoffe bis hin zu Spalt- und DNA-Impfstoffen. Diese Impfstoffe k�nnen parenteral oder mukosal �ber z.B. bakterielle Carrier appliziert werden. Eine Impfung hat aber nur dann Sinn, wenn zumindest die wichtigsten, am besten jedoch alle, Virus-Typen (Serotypen) abgedeckt sind. Das ist heutzutage technologisch leichter m�glich als noch vor 10 Jahren, die Forschung ist jedoch kostenintensiv. Wenn die politischen Signale eindeutig sind und Gelder bewilligt werden, werden Pharmaunternehmen auch forschen. Die wichtigsten Tierarten., die geimpft w�rden, w�ren nat�rlich Klauentiere, insbesondere Rinder und Schweine. �ber das Impfprogramm kann man nichts sagen, denn die Qualit�t, Sicherheit, Wirksamkeit, Dosierung etc. von Impfstoffen, die noch gar nicht erforscht sind, ist nat�rlich nicht vorherzusagen. Wichtig w�re in jedem Fall, dass geimpfte Tiere von solchen Tieren, die mit Feldst�mmen infiziert wurden, einfach und sicher differenziert werden k�nnen. Aber wir m�ssen schon realistisch sein: eine fl�chendeckende prophylaktische Impfung w�re sehr kostenintensiv, und unter wirtschaftlichen Aspekten nicht zu rechtfertigen. Neben MKS existiert ja eine Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten, die ebenfalls durch Impfungen bek�mpft werden k�nnten. Wir d�rfen hier trotz der gegenw�rtigen MKS-Epidemie den ganzen Zusammenhang nicht aus den Augen verlieren. Die sinnvollste Vorsorge gegen die Ausbreitung von Infektionskranheiten und Seuchen ist langfristig die Reduktion von Tiertransporten auf ein Minimum | | Vetion.de | Wo liegen Ihrer Meinung nach die gr��ten Gefahren einer Viruseinschleppung nach Kontinentaleuropa und insbesondere Deutschland? Sind irgendwelche Schutzma�nahmen Ihrer Ansicht nach noch nicht getroffen worden? K�nnte man noch weiterreichende Ma�nahmen ergreifen, um das Risiko einer Seucheneinschleppung zu minimieren? | | Prof.Wieler | Die gr��ten Gefahren liegen auf der Hand: Tiertransporte und Transporte von Schlachth�lften bzw. -produkten. Unter den derzeitigen weltweiten Handelswegen ist eine v�llige Sicherheit niemals zu gew�hrleisten. Die Transporte m�ssen mittelfristig drastisch auf ein Mindestma� reduziert werden. Ganz aktuell m�ssten alle Vorkehrungen getroffen werden, um jegliche Transporte zwischen L�ndern in Europa, insbesondere innerhalb der EU, zu reduzieren. Es ist mit sehr gro�er Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass wir in Deutschland MKS-F�lle haben werden. Der Tierverkehr aus Frankreich und den Niederlanden muss v�llig verboten werden und dieses Verbot muss 100%ig durch Kontrollen gesichert werden. | | Vetion.de | Glauben Sie, dass die getroffenen Ma�nahmen im Falle eines Seuchenausbruches in Deutschland ausreichen w�rden, um eine weitere Verbreitung zu verhindern? | | Prof.Wieler | Die deutschen Experten sind gewarnt, sie sind in h�chster Alarmbereitschaft. Wenn sich die Bev�lkerung die Appelle zu Herzen nimmt, m�glichst wenig bzw. gar nicht in MKS-Gebiete zu reisen, und wenn die angedachten Ma�nahmen wirklich von allen Beteiligten rasch und konsequent durchgef�hrt werden, dann kann die Anzahl der Seuchenausbr�che stark begrenzt werden. | | Vetion.de | Woran, glauben Sie, liegt es, dass die Seuche in Gro�britannien ein solches Ausma� erreichen konnte? Sehen Sie ein Ende der Epidemie? | | Prof.Wieler | Zun�chst einmal vergingen zwischen dem 20. Februar - also dem Tag der ersten Seuchenfeststellung - und dem Tag des absoluten Verbotes von Tierverkehr 3 Tage. In diesen drei Tagen wurden Tausende von Tieren transportiert, u.a. fanden eben auch Viehm�rkte statt. Diese drei Tage haben dazu gef�hrt, dass infizierte Tiere das Virus verbreiten konnten. Jetzt ist die Seuche kaum noch zu beherrschen, ja sie ist au�er Kontrolle geraten. Britische Experten gehen davon aus, dass der H�hepunkt der Seuche Mitte Mai sein wird, die Seuche wird noch viele Monate andauern. � | | Vetion.de | Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen dem Ausma� der Epidemie in England und der dort betriebenen Agrarpolitik in den letzten 15 Jahren? | | Prof.Wieler | Nein, da kann ich keinen Zusammenhang erkennen. Die Einschleppung des Virus ist eine M�glichkeit, vor der sich kein Land der Erde 100%ig sch�tzen kann. | | Vetion.de | In Frankreich ist ja seit dem ersten MKS- Ausbruch vor rund einer Woche kein weiterer Ausbruch hinzugekommen. Was haben die Franzosen im Gegensatz zu den Engl�ndern getan, um eine Weiterverbreitung zu verhindern? | | Prof.Wieler | Wie gesagt - wir Kontinentaleurop�er hatten und haben das Gl�ck, dass wir eben vorgewarnt waren. Deshalb haben die Franzosen unverz�glich alle Tiere - die seuchenkranken, seuchenverd�chtigen und ansteckungsverd�chtigen - in einem gro�z�gigen Radius get�tet. Au�erdem wurden ja schon vor dem Ausbruch aus Vorsicht Tiere get�tet, die - ohne jede Anzeichen von Krankheiten - innerhalb einer gewissen Frist aus dem Vereinigten K�nigreich verbracht wurden. Damit ist eine m�gliche Infektionskette nat�rlich schneller zu durchbrechen bzw. sie entsteht gar nicht erst. | | Vetion.de | Vor drei Tagen wurde vom Hamburger Umweltinstitut e.V. ein Brief an die Bundesregierung geschrieben, dass eine gro�e Gefahr der Erregerverbreitung in der Kadaververbrennung zu sehen ist, das Virus w�rde vielfach durch das Verbrennen der Tierk�rper nicht abget�tet werden, sondern sich durch die Kaminwirkung der Verbrennung noch besonders gut verbreiten k�nnen. Was halten Sie von dieser Theorie? | | Prof.Wieler | Mir selber sind keine experimentellen Daten dar�ber bekannt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Picornavirus eine Verbrennung �bersteht. Bei den Temperaturen einer Verbrennung wird das Virus in Sekunden vernichtet. Weiterhin ist die Anzahl der Tiere, die get�tet werden m�ssen, so gro� geworden, dass die Verbrennung bei Weitem sinnvoller ist, als die Kadaver �ber gro�e Strecken zu Tierk�rperbeseitigungsanlage zu transportieren. Allein logistisch ist das fast nicht machbar. | | Vetion.de | Sind Sie, abschlie�end der Meinung, dass Europa das derzeitige Auftreten der MKS unter Kontrolle hat? | | Prof.Wieler | Das Vereinigte K�nigreich hat die MKS derzeit nicht unter Kontrolle. Hoffen wir, dass alle Beteiligten die Sicherheitsvorschriften beachten und niemand Bioterrorismus betreibt, indem er das Virus vors�tzlich verbreitet. Dann wird die Epidemie kontrolliert werden k�nnen. | | Vetion.de | Vielen Dank Herr Prof. Wieler. | |
Die Impfproblematik bei der Maul- und Klauenseuche
Autor: Dr. Marc Drillich
Wiss. Mitarbeiter der Tierklinik f�r Fortpflanzung
EmailHomepageDie Maul- und Klauenseuche grassiert nach �ber 30 Jahren wieder in Gro�britannien, und das vielleicht verheerender als bei der Epidemie 1967. Der Rest Europas bangt vor einem �bergreifen der hochkontagi�sen Tierseuche. Dann war es soweit: Frankreich meldete seinen ersten MKS-Fall. Daraufhin kam in den �brigen EU L�ndern die Angst erst richtig hoch. Es mehrten sich die Stimmen, und sie wurden auch zunehmend lauter, die nach der Wiedereinf�hrung der prophylaktischen MKS-Impfung riefen. Lesen Sie mehr �ber das Pro und Contra der MKS-Impfung.
Weitere Informationen
Die Maul- und Klauenseuche grassiert nach �ber 30 Jahren wieder in Gro�britannien, und das vielleicht verheerender als bei der Epidemie 1967. Auch in Kontinentaleuropa w�chst die Angst in den letzten f�nf Wochen st�ndig, dass die Seuche den Sprung �ber den Kanal auf das Festland schafft. Vor einer Woche war es dann soweit, Frankreich meldete seinen ersten MKS- Fall. Daraufhin kam in den �brigen EU L�ndern die Angst erst richtig hoch. Es mehrten sich die Stimmen, und sie wurden auch zunehmend lauter, die nach der Wiedereinf�hrung der prophylaktischen MKS- Impfung riefen. Sogenannte "Massenimpfungen" und die "Notfallimpfung" sollen her. Die Problematik der MKS-Impfung, ihre Vorteil, Nachteile und die dadurch entstehenden Konsequenzen, sind von Dr. Marc Drillich, Klinik f�r Fortpflanzung der Freien Universit�t Berlin f�r Vetion.de zusammengefasst dargestellt worden. Er nimmt dabei Bezug auf eine Ver�ffentlichung von K. Strohmaier und O.C. Straub in der Tier�rztlichen Umschau 1995.
In einer Artikelserie der Tier�rztlichen Umschau 1995 schrieben K. Strohmaier und O.C. Straub von der Bundesforschungsanstalt f�r Viruskrankheiten der Tiere in T�bingen �ber die Problematik der Impfung gegen die Maul- und Klauenseuche ("Die Maul- und Klauenseuche-Was ist nach Einstellung der Fl�chenimpfung zu erwarten?").
Seit 1992 gilt:
"Impfungen gegen die MKS sowie Heilversuche an seuchenkranken- und verd�chtigen Tieren sind verboten." (Verordnung zur �nderung der MKS- Verordnung vom 25. 3. 1992).
Was hat zu diesem Impfverbot gef�hrt?
Die MKS ist eine der klassischen Tierseuchen und wird seit �ber 100 Jahren intensiv erforscht. Bis in die sechziger Jahre konnte jedoch von einer wirksamen Bek�mpfung der Seuche nicht die Rede sein, was die Zahlen der Neuausbr�che eindrucksvoll beweisen.
Von 1960 bis 1965 waren j�hrlich bundesweit weit �ber tausend H�fe betroffen. Eine bundesweit einheitliche Bek�mpfungsstrategie gegen die MKS gibt es seit 1966. Bis dahin blieb es jedem Bundesland �berlassen scheinbar geeignete Ma�nahmen gegen die Seuche zu ergreifen. Sowohl Impfungen als auch Behandlungsversuche waren erlaubt. H�ufig kam es vor, dass die betroffenen Tiere auf dem Betrieb verblieben bis alle Tiere durchseucht und wieder gesund waren. Mit der "Verordnung zum Schutze gegen die Maul- und Klauenseuche" vom 4.4.1966 wurden es verboten, erkrankte Tiere- und somit Virusausscheider- bis zur Wiedergenesung im Bestand zu belassen. Es wurde angeordnet, alle Tiere des betroffenen Bestandes umgehend zu t�ten. Fleisch von krankheitsverd�chtigen Tieren wurde besonderen Vorsichtsma�nahmen bei der Verwertung unterworfen. Diese Verordnung galt zun�chst f�r Schweine, konnte aber auch auf Wiederk�uer ausgedehnt werden. Der Erfolg der konsequenten T�tung der betroffenen Tiere zeigte sich innerhalb weniger Monate: die Zahl der Neuausbr�che ging drastisch zur�ck. Noch innerhalb des selben Jahres wurde der Gesetzgeber mit der "2. VO zum Schutze gegen die Maul- und Klauenseuche" vom 12.12.1966 erneut t�tig. Mit dieser Verordnung wurde die bundesweite Impfpflicht aller �ber vier Monate alten Rinder eingef�hrt. Die ersten fl�chendeckenden Impfaktionen wurden mit trivalenten Seren im Fr�hjahr 1967 durchgef�hrt. Die Zahl der Neuausbr�che sank von 15 933 (1965), 4 715 (1966), 2 860 (1967) auf 70 im Jahr 1968 und nur noch 8 im Jahr 1970. Was war die Ursache f�r diesen Erfolg, die T�tungsanordnung oder die Impfpflicht? Strohmaier und Straub halten eindeutig die konsequente Merzung der Tiere der betroffenen Betriebe f�r das effektivere Mittel zu Bek�mpfung der MKS.
Trotz der vorgeschriebenen Impfungen kam es jedoch immer wieder zu einzelnen Ausbr�chen, welche sich recht gut zur�ckverfolgen lassen. Von 31 Prim�rausbr�chen zwischen 1970 und 1994 traten 20 davon in unmittelbarer zeitlicher N�he zu Impfkampagnen auf, 6 in unmittelbarer Umgebung von Impfstoffwerken. Als Ursache wurde ausgemacht, dass der verwendete Impfstoff noch infekti�ses Virus enthielt. Daraufhin wurde in der Produktion zur Inaktivierung der Viren Formalin durch Ethylenimin ersetzt, was ebenfalls keine 100%ige Sicherheit gew�hrleistet.
Aber immerhin konnte kein Ausbruch durch Verwendung eines Ethylenimin-inaktivierten Impfstoffes nachgewiesen werden.
Auch in europ�ischen Nachbarl�ndern wurde fl�chendeckend gegen MKS geimpft:
in Italien 1984 mit der Konsequenz einer nahezu fl�chendeckenden Ausbreitung der Seuche.
Ein weiteres Problem: Der Impfstoff f�r Rinder bietet keinen ausreichenden Schutz f�r Schweine! Das bedeutet, dass durch die Impfungen von Rindern die Seuche nicht wirkungsvoll bek�mpft werden kann, da sie bei "Schweinen von Generation zu Generation weitergegeben" wird.
v Wie sicher ist der Impfschutz?
Untersuchungen von Straub (1989) und Gasch�tz (1988) zeigten, dass bei Erstimpflingen der Antik�rpertiter bereits nach 6 bis 8 Wochen wieder auf dem Niveau von ungeimpften Tieren liegt. Um einen sicheren Impfschutz, vor allem auch bei Ringimpfungen im Krisenfall zu bieten, m�ssten die Impfungen entsprechend nach vier bis sechs Wochen wiederholt werden. Selbst nach einer Zweitimpfung wiesen 28 % der Tiere einen ungen�genden Impfschutz auf. Das bedeutet also, dass trotz der durchgef�hrten kostspieligen Impfungen bei vielen Tieren schon einige Wochen sp�ter gar kein ausreichender Impfschutz mehr bestand.
Mit Einf�hrung der Impfpflicht trat ein neues Problem auf: Nebenwirkungen.
Am h�ufigsten wurden Aborte und allergische Reaktionen, welche zu �ber 40 % letal verliefen, registriert.
Weitere Schwierigkeiten bei der Impfung stellen die verschiedenen Typen und Subtypen des Virus dar. Durch zunehmende internationalen Tiertransporte, aber auch durch die Einfuhr von Lebensmitteln und nicht zuletzt durch zunehmenden Tourismus besteht jederzeit die Gefahr, den Subtyp eines MKS-Virus einzuschleppen, gegen den nicht geimpft wurde. Der folgenreiche Seuchenzug in Gro�britannien im Jahr 1967 beispielsweise wurde durch Hammelfleisch aus Argentinien importiert. (Nun, diese bilaterale Problematik war sp�testens mit dem Falklandkrieg in der 80er Jahren erledigt). Doch auch aus �stlichen L�ndern, wie Bulgarien, den Balkanstaaten und der T�rkei droht die Seuche immer wieder nach Mitteleuropa zu gelangen, teilweise erfolgreich.
Aus den oben genannten Gr�nden zogen Stohmaier und Straub das Fazit: "Prophylaktische Fl�chenimpfungen sind gegen Einschleppungen der MKS unwirksam. Zudem waren Herstellung und Anwendung von Impfstoff die h�ufigsten Ursachen f�r Ausbr�che. Nicht der Impfstatus der Rinder war der Grund f�r die relativ geringe Zahl von MKS- Ausbr�chen in den letzten 25 Jahren, sondern die Abwesenheit des Krankheitserregers."
Und dann 1992:
Das Impfverbot!
Ein Vergleich zwischen L�ndern, die gegen MKS impfen und L�ndern, die dies nicht tun, lohnt sich: Nichtimpfende L�nder wiesen von 1966 bis 1991 erheblich mehr seuchenfreie Jahre auf als impfende L�nder! Traten in nichtimpfenden L�ndern MKS-Ausbr�che auf, lie� sich in den meisten F�llen nachweisen, dass diese aus impfenden L�ndern eingeschleppt wurden. Ein weiterer Vergleich: D�nemark, ein nichtimpfendes Land, gab 1982 f�r die Seuchenbek�mpfung, einschlie�lich Kompensationszahlungen, Beseitigung der Tierk�rper und des kontaminierten Futters, Desinfektionsma�nahmen und Entsch�digung der Landwirte 7,4 Millionen DM aus. Die Kosten f�r Impfma�nahmen betrugen in Niedersachsen im gleichen Jahr etwa 9 Millionen DM. In dieser Summe sind nicht die Kosten enthalten, die f�r die Bek�mpfung der trotz oder gerade wegen der MKS- Impfung aufgetretenen Seuchenausbr�che aufgewendet werden mussten.
Nicht zuletzt aus wirtschaftlichen �berlegungen heraus, stellte sich f�r die L�nder der Europ�ischen Union die Frage nach einer einheitlichen Seuchenpolitik. Bei der Einfuhr in impfende L�nder mussten nicht geimpfte Tiere aus "nichtimpfenden" L�ndern nachgeimpft werden. Auf der anderen Seite verboten nichtimpfende L�nder die Einfuhr geimpfter Tiere. Auch au�ereurop�ische L�nder, zum Beispiel die USA, verh�ngten eine Einfuhrsperre gegen�ber Tieren aus L�nder, die gegen MKS impften. Es wurden verschiedene Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt, welche zeigten, dass eine Strategie ohne Fl�chenimpfung erheblich weniger Kosten verursachen w�rde, als die Weiterf�hrung der bisherigen Impfpolitik. Als wichtigster Kostenfaktor stellten sich dabei die durch Handelseinschr�nkungen entstehenden Kosten heraus.
Die positiven Erfahrungen aus der Seuchenbek�mpfung der nichtimpfenden L�nder und schlie�lich auch wirtschaftliche �berlegungen, f�hrten zu einer Wende in der Bek�mpfungsstrategie innerhalb der Europ�ischen Union und zur "Verordnung zum Schutz gegen die Maul- und Klauenseuche" vom 25. M�rz 1992. Diese sieht unter anderem neben der sofortigen T�tung aller Tiere eines MKS- befallenen Bestandes das ausdr�ckliche Verbot von Impfungen vor. Die Seuche soll also durch konsequente Merzung an ihrer Verbreitung gehindert und letztendlich in Europa getilgt werden. Abschlie�end weisen Stromaier und Straub in ihrer Artikelserie auf Ma�nahmen im Falle einer erneuten Einschleppung der MKS hin. Sie betonen die Wichtigkeit der diagnostischen Zentren der Bundesanstalt f�r Viruskrankheiten und die Notwendigkeit im Krisenfall kompetentes Personal und ein geeignetes Labor zu diagnostischen Zwecken zu Verf�gung stehen zu haben.
Fazit:
Der Einsatz von Notimpfungen sei vor allem von der Bestandsdichte in der Region, der Art der Tierhaltung und der betroffenen Spezies abh�ngig zu machen. Keinesfalls d�rfte jedoch auf die T�tung der Tiere der betroffenen Geh�fte verzichtet werden.
Quelle: AG Bestandsbetreuung & Qualit�tsmanagement 3 / 2001
Gesetze und Verordnungen
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Quelle
Fassung vom
Tierseuchen in der EU - aktuelle Verordnungen
(�berwachung, Tilgung, Finanzhilfe, Aujeszky, Vesikul�re Schweinekrankheit, Brucellose, Tuberkulose, Leukose, Tollwut, Infekti�se An�mie der Pferde, infekti�se Rhinotracheitis des Rindes, Referenzlaboratorien, Ausgaben Veterin�rbereich, Pocken) Vetion
21.07.2023
Medien
BSE & MKS
von Nowak, Rainer; Nowak, Kerstin;,
AOL-Verlag Frohmut Menze GmbH, 2001
�ber Erreger und Seuchen
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Das Wesen und die Behandlung der Maul- und Klauenseuche
von Kolisko, Eugen;,
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von B�tza, Hans J;,
aid Infodienst Verbraucherschutz. Ern�hrung. Landwirtschaft, 2001
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Maul- und Klauenseuche
von aid,
aid Infodienst Verbraucherschutz. Ern�hrung. Landwirtschaft, 2000
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Funktionale Analyse von RNA-Protein-Interaktionen an der internen ribosomalen Eintrittsstelle (IRES) des Maul- und Klauenseuchevirus (FMDV)
von Petersen, Anke,
Edition Wissenschaft Bd. ; 24; Tectum /KNO, 1995
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Tierseuchen in der Landwirtschaft
von J�rgens, Karin,
Ergon, 2003
Die psychosozialen Folgen der Schweinepest f�r betroffene Familien - untersucht an Fallbeispielen in Nordwestdeutschland
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Tierseuchenrecht in Deutschland und Europa ,
von Geissler, A; Rojahn, A; Stein, H; B�tzer, H J,
Schulz, R S, 2001
Grundwissen von a bis z
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Zoonosen
von Krauss, Hartmut; Weber, Albert; Enders, B.,
Deutscher �rzte-Verlag, 1997
Von Tier zu Mensch �bertragbare Infektionskrankheiten
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von B�tza, Hans J;,
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Kompendium der Staatlichen Tierseuchenbek�mpfung
von Bisping, Wolfgang,
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