Zu den pneumopathogenen Primärerregern der Enzootischen Bronchopneumonie (EBP) des Rindes zählen das Bovine Respiratorische Synzytial Virus (BRSV LINK), das Parainfluenza-3-Virus (PI-3 LINK) sowie Mannheimia (M.) haemolytica LINK Serovar A1 und A6 und Pasteurella (P.) multocida LINK. Sie alle können ? zumindest experimentell - ein eigenständiges Krankheitsgeschehen auslösen. Daher werden sie im Folgenden kurz besprochen.
Bovines Respiratory Synzytial Virus (BRSV)
Das Bovine Respiratory Synzytial Virus (BRSV) ist ein weltweit vorkommendes Pneumovirus (Familie Paramyxoviridae). Schwere Atemwegserkrankungen werden in erster Linie durch die Subtypen A und AB hervorgerufen, indem sie sich im Zytoplasma der Flimmerepithelzellen der oberen Atemwege vermehren und so die Fähigkeit des Organismus zur mukoziliären Clearance reduzieren (Belknap 1993). Anschließend breiten sich nicht nur die Viren, sondern auch Bakterien und Toxine schnell in den unteren Atemwegen aus, was zu einem ausgeprägten Entzündungsgeschehen führt. Dies führt im weiteren Verlauf ohne Behandlung zu einer massiven Schädigung der Lunge (Details s. Kap. 5 LINK). Es sind Anzeichen eines allergisch-hyperergischen Geschehens vom anaphylaktischen Typ (Histaminfreisetzung, Aktivierung der Komplementkaskade) zu beobachten, was eine zentrale Rolle für die Pathogenität des Virus zu spielen scheint.
Parainfluenza-3-Virus (PI 3)
Nach BRSV ist PI 3 bei Kälbern die häufigste Ursache für Virusinfektionen der unteren Atemwege (Lee et al. 2005). PI 3-Viren gehören ebenso wie BRSV zur Familie der Paramyxoviridae und sind auch bei gesunden Tieren im oberen Atmungstrakt zu finden. Bei Stress oder unter ungünstigen Haltungs- oder Umweltbedingungen werden hauptsächlich die Flimmerepithelzellen in Luftröhre, Bronchien und Bronchiolen befallen. Außerdem beeinträchtigt das Virus die Aktivität der Abwehrzellen in der Lunge (Alveolarmakrophagen, Leukozyten), stört die Zilienbildung und somit die mukoziliäre Clearance. Letztere ist für die unspezifische Immunabwehr von großer Bedeutung.
PI 3 ist so der optimale Wegbereiter schwerwiegender Superinfektionen mit anderen Viren und Bakterien (Stöber 2006).
Mannheimia haemolytica (M. haemolytica)
Mannheimia (M.) haemolytica (früher: Pasteurella [P.] haemolytica) gilt als bakterieller Hauptverursacher der EBP des Rindes (Confer 2009), wobei hier fast ausschließlich die Serovare A1 und A6 diagnostiziert werden.
M. haemolytica kann sich nach viraler Vorschädigung der Lunge oder in Verbindung mit immunsuppressiven Stressoren in die Lunge ansiedeln. Zu den Faktoren, die anschließend zur Zerstörung des Lungengewebes und zu massiven Entzündungen führen, zählen Adhäsine, Kapsel- und äußere Membranproteine (OMP), Eisen-regulierte Oberflächenproteine (IRP), Lipopolysacharide oder Lipooligosaccharide, Enzyme und Toxine (Rice et al. 2007, Confer 2009). Die wichtigsten Virulenzfaktoren von M. haemolytica sind dabei das Leukotoxin (LktA) und das Lipopolysaccharid (LPS). Die beiden Faktoren bewirken ebenso wie eine Infektion mit BRSV eine Histamin- und Zytokinfreisetzung sowie die Aktivierung des Komplementsystems. In der Folge führt dies zu einer fibrino-nekrotisierenden Pneumonie, die je nach Umfang einen fatalen Verlauf nehmen kann.
Eisen-regulierte Oberflächenproteine (Iron Regulated Proteins = IRP)
Die natürliche Infektion mit M. haemolytica induziert die Bildung humoraler Antikörper. Diese richten sich gegen die spezifischen Oberflächenantigene der eingedrungenen Keime. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die sogenannten Eisen-regulierten Oberflächenproteine. Das sind spezifische Membranproteine, die sich auch im Wirtstier unter natürlichen Wachstumsbedingungen auf der Oberfläche von M. haemolytica ausbilden. Sie sind serotyp-unspezifisch. Bei einer Infektion mit M. haemolytica induzieren sie die Bildung spezifischer serotyp-übergreifender Antikörper, die die Oberflächenantigene von M. haemolytica neutralisieren. Das Bakterienwachstum wird blockiert und so indirekt die Bildung des Leukotoxins verhindert (Details s. Kap. Diagnostik & Differentialdiagnosen).
Pasteurella multocida
Pasteurella (P.) multocida gehört ebenso wie M. haemolytica zur gramnegativen Familie der Pasteurellaceae.
Die Proliferation von P. multocida und die Besiedlung der unteren Atemwege führt zur Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen und Adhäsinen aus den unspezifischen Abwehrzellen. Die Folge sind fibrinöse Bronchopneumonien, die zumeist jedoch weniger stark ausgeprägt sind als die durch M. haemolytica verursachten Pleuropneumonien.
4.1.5. Weitere nachweisbare Krankheitserreger
Neben den bereits aufgeführten Primärerregern spielen noch weitere Viren und Bakterien beim Kälbergrippekomplex eine Rolle, die jedoch als sekundär pathogen eingestuft werden.
Viren
Das Bovine Virus Diarrhoe (BVD) -Mucosal Disease (MD) Virus und das Bovines Herpesvirus 1 (BHV 1) können am Krankheitsgeschehen der EBP beteiligt sein, in dem sie anderen Erregern wie z.B. M. haemolytica das Besiedeln der unteren Atemwege erleichtern (BHV 1) bzw. im Falle von BVD/MD ihrerseits zu einer Immunsuppression führen. Generell sind Infektionen mit BHV 1 (LINK) und BVD/MD (LINK) aber als eigenständige Erkrankung vom Komplex der Rindergrippe abzugrenzen.
Weiterhin sind im Zusammenhang mit der Rindergrippe häufig auch Adeno-, Reo- und Rhinoviren nachweisbar. Sie gehören jedoch nicht zu den primär pathogenen Erregern. Die Rolle der bovinen Coronaviren ist hingegen noch nicht endgültig geklärt.
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Bakterienkolonien |
Das Eindringen von Krankheitskeimen in die normalerweise keimfreien unteren Atemwege und die Freisetzung ihrer Toxine, mobilisiert die körpereigene Abwehr und setzt verschiedene Botenstoffe (=Mediatoren) wie z. B. Interleukin-1, Interleukin-6, TNF-α, TGF-β, Interferon-γ und Prostaglandin frei, die über die Blutbahn in die Leber gelangen. Dort setzt es die sogenannte Akut-Phase-Reaktion in Gang, deren Ziel es ist, weitere Gewebsschäden zu vermeiden. Die Erreger sollen isoliert und vernichtet, schädliche Moleküle und Gewebstrümmer beseitigt und Reparaturmechanismen eingeleitet werden, um das gestörte physiologische Gleichgewicht wieder herzustellen und Folgeschäden zu vermeiden. Dabei kommt es zu einer vermehrten Freisetzung von Enzymen und anderen Entzündungsmediatoren (freie Radikale, Proteasen, Arachidonsäurederivate, Zytokine, Neuropeptide und zytolytische Produkte), was einen massiven Zustrom von weiteren Entzündungszellen nach sich zieht.
So entwickeln sich klinische Erkrankungen |
Auch wenn die Rindergrippe in perakuten und akuten Fällen durch plötzlich auftretende schwere Respirationsstörungen gekennzeichnet ist, können bestimmte Alarmsignale wie eine erhöhte Körpertemperatur oder eine erhöhte Atemfrequenz festgestellt werden. Daher ist die regelmäßige Kontrolle der Körpertemperatur das A und O, insbesondere bei zugekauften Tieren. Bei Zukaufstieren sollte nicht nur eine gründliche Einstallungsuntersuchung durch den Tierarzt erfolgen, sondern auch vom Landwirt sollte während der ersten 2-4 Wochen täglich die Körpertemperatur gemessen werden.
Zeigen die Tiere bereits Nasenausfluss oder Husten, ist es fast schon zu spät. Wenn diese Symptomatik mit Abgeschlagenheit, Futter- bzw. Tränkeverweigerung einhergeht, sind irreparable Schäden der Lunge in Folge des Entzündungsgeschehens bereits aufgetreten. Jedes Tier, das eine erhöhte Körpertemperatur und/oder eine beschleunigte Atmung aufweist, sollte sofort mit einem Antibiotikum und einem nicht steroidalen Antiphlogistikum (NSAID) mit stark fiebersenkender und antiphlogistischer Wirkung behandelt werden, noch bevor weitere Krankheitsanzeichen auftreten. Hier bietet sich die gebrauchsfertige Fix-Kombination Resflor® von MSD Tiergesundheit an.
Klinische Alarmsignale der Rindergrippe |
Merke! Eine erhöhte Körpertemperatur kann als erster Hinweis für eine Infektion angesehen werden. Deshalb sollte der Landwirt dringend angehalten werden, insbesondere bei zugekauften Tieren, in den ersten Wochen täglich Fieber zu messen.
Diagnostik
Die Diagnose ergibt sich aus Anamnese, Stallinspektion, Adspektion und der klinischen Untersuchung der betroffenen Tiere, zu der vor allem das Messen der Körpertemperatur und die Auskultation der Lunge gehören. Durch die Auskultation lässt sich das Ausmaß der Ventilationsstörungen der Lunge weitestgehend ermitteln. Weitaus genauere Auskünfte über die Ventilationsstörungen der Lunge gibt jedoch die Messung des Sauerstoffpartialdrucks (pO2) mittels Blutgasanalyse. Auch röntgenologische und sonografische Methoden können hier weitere Auskunft geben.
Die pathologisch-anatomische Untersuchung von verendeten oder getöteten Tieren dient vor allem der Abklärung der Ursache im Rahmen der Bestandsuntersuchung. Details finden Sie in dem von MSD Tiergesundheit herausgegeben Heft "Atemwegserkrankungen bei Rindern - Diagnostischer Leitfaden für die Praxis".
Direkter Erregernachweis
Eine Erregerspezifizierung anhand der Klinik ist nicht möglich. Möglichkeiten der direkten ätiologischen Befunderhebung sind:
Merke: Hier ist es wichtig, sich nicht auf das kranke Tier, sondern sich auf die benachbarten Tiere in der Inkubationsphase zu konzentrieren. Es sollten Proben von 10% der Tiere, mindestens aber von 3 unbehandelten Tieren, die sich vermutlich in der Inkubationsphase befinden, gezogen und analysiert werden.
Optimaler Zeitpunkt der Probenentnahme |
Informationen zur TTA
Die TTA ist eine Methode zur Gewinnung von Probenmaterial für Untersuchungen im Zusammenhang mit der Diagnostik von Atemwegserkrankungen in der Praxis. Daher wird die TTA auch in der Praxis immer häufiger angewendet. Ziel ist die Bestimmung der beteiligten bakteriellen Erreger. Sie ermöglicht eine gezielte Behandlung entsprechend den Antibiotikaleitlinien inkl. Resistenztest.
Mittels eines Trachealkatheters wird handwarme physiologische Kochsalzlösung in die Lunge eingebracht. Die Lavageflüssigkeit wird dann unmittelbar nach der Injektion wieder aspiriert. Durchschnittlich werden 4-5 ml gewonnen, von denen 2 ml für die Analyse benötigt werden. Detaillierte Informationen und Anweisungen, wie Sie als Tierarzt die TTA Schritt für Schritt durchführen können, erhalten Sie von der MSD Tiergesundheit.
Indirekter Erregernachweis
Eine weitere Möglichkeit ist der Antikörpernachweis mittels einer Blutprobe über IFT, ELISA, IPA oder PCR, der allerdings in einer Serum-Doppelprobe erfolgen sollte. Die jeweiligen Titer sind auf etwaige, innerhalb dieses Zeitraums eingetretene Serokonversionen zu prüfen.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch zur Enzootischen Bronchopneumomie kommen in Betracht:
Wesentlich für den Therapieerfolg ist vor allem ein schneller Behandlungsbeginn.
Hier gilt: Jede Stunde zählt.
Verschleppte Infektionen führen oft zu schwerwiegenden irreversiblen Lungenschäden, die unweigerlich ein späteres Kümmern und u.U. lebenslange Leistungseinbußen der Tiere zur Folge haben.
Die Therapie der Bronchopneumonie muss sich zum einen auf die Bekämpfung der bakteriellen Infektionen konzentrieren. Zum anderen ist es wichtig, die damit in der Regel einhergehenden, ausgeprägten Entzündungsprozesse zu stoppen, um eine irreversible Schädigung der Lunge zu verhindern.
Merke: Je schneller die Behandlung erfolgt, umso besser sind die Heilungsaussichten. Nur eine rechtzeitige und effektive Behandlung kann die Leistungsfähigkeit der Tiere erhalten.
Behandlung mit einem Antibiotikum
Bei der Auswahl eines geeigneten Antibiotikums ist darauf zu achten, dass es schnell wirkt und ein breites Wirkspektrum, vor allem gegen die verschiedenen Erreger und Begleitkeime der Rindergrippe (M. haemolytica, P. multocida, Mykoplasma bovis, Histophilus somni, Str.spp.) besitzt. Weiterhin müssen innerhalb kürzester Zeit hohe Wirkspiegel des Antibiotikums in der Lunge verfügbar sein.
Die Prognose richtet sich nach den bereits erkennbaren klinischen Symptomen |
Dadurch wird eine weitere Ausbreitung der Erkrankung verhindert, das Freisetzen von Bakterientoxinen gestoppt und eine weitere Schädigung des Lungengewebes unterbunden. M. haemolytica kommt hier eine besondere Bedeutung zu, da der Erreger in der Lage ist, ein Leukotoxin zu bilden, das sowohl die weißen Blutzellen (Leukozyten) in der Lunge in ihrer Aktivität stark einschränkt, als auch Lungenzellen zerstört (Heckert 2008).
Florfenicol: Antibiotikum der ersten Wahl bei EBP
Ein für die Behandlung von Atemwegserkrankungen sehr potentes Breitbandantibiotikum mit guter Resistenzlage ist Florfenicol (Priebe 2003, Kroker 2006). Das bakterizid wirkende Antibiotikum hat ein breites Wirkungsspektrum gegen eine große Anzahl von grampositiven und gramnegativen Keimen, in dem es die bakterielle Eiweißsynthese in den Ribosomen hemmt. Es besitzt hervorragende minimale Hemmstoffkonzentrationen für M. haemolytica (1,0 μg/ml) sowie für P. multocida und H. somni (0,5 μg/ml) (Varma 1995, Priebe 2003).
Florfenicol tötet die Bakterien zuverlässig ab und dezimiert so die Bakterienkolonien innerhalb von 24 Stunden in so großem Maße, dass ein erneutes Wachstum nicht mehr stattfinden kann (De Haas et al. 2002).
Kaum Therapieversager und Rückfälle
Weltweit durchgeführte klinische Studien mit großen Tierzahlen unter konventionellen und industriellen Haltungsbedingungen belegen die hervorragende therapeutische Wirksamkeit von Florfenicol. Wirtschaftliche Verluste, bedingt durch Therapieversager und Rückfälle, konnten entscheidend verringert werden. Im Vergleich mit anderen antimikrobiell wirksamen Substanzen erwies sich Florfenicol innerhalb des Behandlungsregimes als ein effektives und zuverlässiges Antibiotikum ohne nennenswerte lokale oder systemische Komplikationen (Feyerabend 1999).
Aber auch Cefquinom, ein Cephalosporin der IV. Generation, weist eine sehr gute und schnelle Wirksamkeit gegen die bakteriellen Erreger der Rindergrippe sowie gegen die übliche Begleitflora auf.
Behandlung mit nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAID)
Neben einer Behandlung mit einem Antibiotikum sollten die Tiere mit einem starken Entzündungshemmer behandelt werden, der einerseits die überschießende Entzündungskaskade unterbricht, gleichwohl die Schmerzen lindert, als auch das Fieber senkt und somit das Allgemeinbefinden der Tiere schnell verbessert. Nur so können Folgeschäden der Lunge weitgehend vermieden werden (Lockwood et al. 2003, Heckert 2008). Die kombinierte Therapie zeigte gegenüber der alleinigen Antibiotikabehandlung signifikante Vorteile bei der Verbesserung der klinischen Parameter und bei der Auswertung des Therapieerfolges.
Merke:Eine dauerhafte Schädigung des Lungengewebes erfolgt in der Regel nicht durch die viralen oder bakteriellen Krankheitserreger selbst, sondern ist Folge der mit der Kälbergrippe einhergehenden, überschießenden Entzündungsreaktion.
Beeinflussungsmöglichkeiten der Entzündungsprozesse |
Nicht-steroidale Antiphlogistika
Für die Behandlung eignen sich insbesondere nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID) wie Flunixin (Feierabend 1999, Heckert 2008). Dies sind potente Entzündungshemmer mit einer ausgeprägten fiebersenkenden und schmerzlindernden Wirkung. Sie beruht auf der Hemmung der Cyclooxygenase, einem wichtigen Enzym bei der Prostaglandinsynthese (PG E2), deren Ausgangsstoff die vierfach ungesättigte C20-Fettsäure Arachidonsäure ist. Nicht-steroidale COX-Hemmer (NSAID) weisen im Gegensatz zu Glukokortikoiden keine immunsuppressive Wirkung bzw. Hemmung der neutrophilen Granulozyten auf.
Flunixin wirkt
Untersuchungen zeigten, dass die Gabe von Flunixin-Meglumin eine sinnvolle und sichere Ergänzung zur antibiotischen Therapie bei bovinen Respirationserkrankungen darstellt (Feyerabend 1999).
Fiebersenkend, schmerzlindernd und besonders schnell wirksam Flunixin-Meglumin hat sich in der Veterinärmedizin als potenter Entzündungshemmer mit sehr guter fiebersenkender und schmerzlindernder Wirkung bewährt. Darüber hinaus ist sein besonders schneller Wirkungseintritt bei den Tierärzten beliebt. Nicht selten setzt die Wirkung bereits ein, während der Tierarzt noch auf dem Hof ist (Weingarten 2009). Ein weiteres Plus ist die verglichen mit anderen NSAID lang anhaltende Wirkung.
Flunixin-Meglumine ist ein reversibler nicht selektiver Hemmer der Cyclooxygenase (COX) 1 und 2. COX 1 und COX 2 sind wichtige Enzyme in der Prostaglandinsynthese, deren Ausgangsstoff die vierfach ungesättigte C20-Fettsäure Arachidonsäure ist. Prostaglandine spielen bei einer Vielzahl komplexer Entzündungsreaktionen eine Schlüsselrolle. COX 1 und 2 katalysiert neben der Bildung von Prostaglandinen (PG) auch die von Prostacyclin (PGI2) und von Thromboxanen (TX).
Glukokortikoide sind ungeeignet
Glukokortikoide sind aufgrund ihrer immunsuppressiven Wirkung und der Hemmung der Aktivität der neutrophilen Granulozyten, die eine wichtige Rolle bei der zellulären Erregerabwehr bei der EBP spielen, als Entzündungshemmer dagegen weniger geeignet.
Lungen-Schutz-Therapie (LST) bzw. Fix-Kombi |
LungenSchutzTherapie (LST)
Zwei moderne Behandlungsgrundsätze für die Rindergrippe sind:
MSD Tiergesundheit bietet ein entsprechendes Kombinationspräparat zur LungenSchutzTherapie (=LST) an, das aus einer einmaligen, gleichzeitigen s.c.-Injektion des Antibiotikums Florfenicol und des NSAID Flunixin-Meglumin besteht. Die LST (im Landwirtschaftsbereich auch als ?Fix-Kombi? bezeichnet) bewirkt eine schnellere klinische Verbesserung des Krankheitsbildes. Zeichen der Besserung sind schnell sinkendes Fieber und eine rasche Besserung des Allgemeinbefindens sowie der Atemfunktion (Behr 2008, Weingarten 2009). Das haben diverse Feldstudien und experimentelle Untersuchungen gezeigt (Balmer et al. 1997, Behr 2008).
Bereits 5,5 Stunden nach einmaliger s.c.-Gabe der Fix-Kombi werden um 30% höhere maximale Florfenicol-Spiegel im Plasma erzielt im Vergleich zur Anwendung des Antibiotikums ohne NSAID.
LungenSchutzTherapie: Eine Injektion, doppelte Wirkung
Die LungenSchutzTherapie mit Resflor® von MSD Tiergesundheit hat außerdem den Vorteil, dass die Behandlung durch nur eine subkutane Injektion von 2ml/15 kg KG erfolgt, was den Arbeitsaufwand und den Stress für das Tier reduziert. Außerdem sind die beiden Wirkstoffe aufeinander abgestimmt und im Rahmen der Arzneimittelzulassung geprüft worden, so dass weder Wechselwirkungen noch Nebenwirkungen zu befürchten sind.
Nach der Behandlung geht die Rektaltemperatur schnell und deutlich zurück |
Weniger Todesfälle durch Fix-Kombination
Bei Kälbern, die sowohl mit Florfenicol als auch mit Flunixin behandelt worden sind, ist in der Regel ein milderer Krankheitsverlauf mit weniger Todesfällen zu beobachten als bei Kälbern, die nur mit einem Antibiotikum behandelt worden sind (Van Donkersgoed et al. 2009). Außerdem sinkt die Körpertemperatur der fieberhaften Kälber, die mit der Kombination Florfenicol + Flunixin behandelt wurden, sehr viel rascher als bei Tieren, die nur Florfenicol erhielten (Weingarten et al. 2006) oder statt der Kombination mit Kochsalzlösung behandelt wurden (Kontrollgruppe) (Ramage et al. 2008). Durch die Fix-Kombination sinkt das Fieber bereits nach sechs Stunden.
Merke: Wird die Lungenentzündung zu spät erkannt und behandelt, so kann es zu bleibenden Lungenschäden kommen. Eine rechtzeitig durchgeführte LungenSchutzTherapie (LST), die aus der kombinierten Gabe von Florfenicol und Flunixin besteht, kann bleibende Lungenschäden vermindern. Es tritt praktisch eine sofortige Besserung des Allgemeinbefindens ein.
Ergänzende Behandlungsmaßnahmen
Neben der antimikrobiellen Therapie in Kombination mit einem nicht-steroidalen Antiphlogistikum (NSAID) zielen die weiteren therapeutischen Maßnahmen vor allem auf die Beseitigung der Atemnot ab, um die Auswirkungen der Respirationsstörungen zu minimieren. Hier können ergänzend schleimlösende Bronchospasmolytika oder Sekretolytika verabreicht werden. Voraussetzung ist, dass diese bei lebensmittelliefernden Tieren zugelassen sind.
Die Effektivität von Paramunitätsinducern als Behandlungsmaßnahme wird kontrovers diskutiert. Grundsätzlich erscheint eine Wirkung auch bei hochgradig erkrankten Tieren über eine Aktivierung der Phagozytose, eine Stimulation der weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) und eine vermehrte Bildung von Interferon denkbar. Allgemein jedoch werden Paramunitätsinducer eher im prophylaktischen und metaphylaktischen Bereich eingesetzt.
Ziel einer metaphylaktischen Behandlung ist es, noch gesunde Tiere, die aber zu erkranken drohen (es sind bereits Tiere im Bestand erkrankt, hohes Erkrankungsrisiko), vor einer Erkrankung zu schützen. Ist die Erkrankung in einem Bestand bereits ausgebrochen, werden entsprechend alle Tiere einer Herde/Bestand behandelt, also sowohl die kranken (therapeutisch) als auch die gesunden (metaphylaktisch). Eine metaphylaktische Behandlung kann auch dann erfolgen, wenn aufgrund von Managementmaßnahmen (Zukauf, Umstallung usw.) ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für die Tiere zu erwarten ist (Einstallungsprophylaxe).
Keine Anzeichen für zunehmende Resistenzen durch Metaphylaxe
Bislang konnten Studien die Befürchtungen, dass eine metaphylaktische Antibiotikagabe die Zahl bakteriellen Resistenzen erhöht und so die Behandlungsmöglichkeiten der Tiere bei späteren Infektionen verschlechtert, nicht bestätigen (Griffin 2007).
Die metaphylaktische Behandlung zum Schutz vor Atemwegserkrankungen kann oral über das Futter oder parenteral erfolgen.
Nachteile der oralen Verabreichung können sein:
Bei der Behandlung des Einzeltieres per injectionem ist zwar der Arbeitsaufwand höher, das Arzneimittel kann aber exakt dosiert werden, wodurch eine optimale Wirksamkeit gewährleistet ist.
In Deutschland sind von der MSD Tiergesundheit zwei bakterizide Präparate auf dem Markt, die nicht nur zur Therapie sondern auch zur metaphylaktischen Behandlung von Atemwegsinfektionen beim Rind zugelassen sind.
Beide Präparate enthalten das Antibiotikum Florfenicol und erreichten die MBK90 (minimale bakterizide Konzentration) gegen diese Erreger nachweislich in weniger als einer Stunde (Schuster et al. 2004, Varma et al. 1998). Als echte "Originale" wurden sie in klinischen Studien auch am kranken Tier umfangreich geprüft.
Da es sich bei der Kälbergrippe um das Zusammenspiel verschiedener infektiöser und nicht-infektiöser Faktoren (Details s. Kap. Krankheitsfaktoren) handelt, kommt den verschiedenen prophylaktischen Maßnahmen eine besondere Rolle bei der Prävention dieser Erkrankung zu. Dazu gehören ein gutes Kolostrummanagement, die Optimierung der Haltungsbedingungen und das Vermeiden von immunsuppremierendem Stress genauso wie eine wirksame Schutzimpfung. Die Impfung allein bringt ohne Begleitmaßnahmen häufig keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Des Weiteren sollten stets alle Tiere einer Gruppe bzw. alle empfänglichen Tiere eines Bestandes geimpft werden.
Schutzimpfungen allgemein
Schutzimpfungen senken sowohl die durch
die Primärerreger bedingten Erkrankungs- und
Verlustraten, als auch das Risiko von
Sekundärinfektionen. In einem wirtschaftlichen
und gut geführten Betrieb sind sie daher schon
lange Bestandteil des
Herdenmanagementprogramms.
Spezifische und unspezifische
Immunabwehr
Impfstoffe bewirken
die gezielte Ausbildung spezifischer und
unspezifischer Abwehrreaktionen gegen bestimmte
Antigene (z.B. Mikoorganismen). Zu den
spezifischen Immunreaktionen gehören die
Bildung spezifischer Antikörper sowie die
Bildung von Gedächtniszellen. Dies führt zu
einer langanhaltenden und stabilen Immunität
gegen die im Impfstoff enthaltenen Antigene.
Die unspezifische Abwehr wird durch das
verwendete Adjuvans und die Verabreichungsform
stimuliert. Das Tier ist dadurch im Falle einer
erneuten Infektion viel schneller und
intensiver in der Lage, spezifische Antikörper
gegen das Antigen zu produzieren und auf diesem
Wege eine Erkrankung, einhergehend mit
Leistungseinbußen, zu verhindern.
Impfungenn sind ein wirksamer Schutz |
Bestandsimpfung
Als
Schutzimpfung gegen die Rindergrippe haben sich
besonders gut Kombinationsimpfstoffe bewährt,
die mehrere Erregerkomponenten enthalten. Der
Kombinationsimpfstoff Bovigrip® RSP plus gegen
die Rindergrippe von MSD Tiergesundheit enthält
virale (BRS- und PI-3-Virus) und bakterielle
(M. haemolytica) Antigene. Die daraus
hervorgehende Immunität ist mit der einer
Infektionsimmunität vergleichbar. Eine
schützende Immunität gegen BRSV, PI-3 und
Mannheimia haemolytica Serotyp A1 und A6 wurde
in Belastungsinfektionsversuchen nachgewiesen,
in welchen die experimentelle Infektion 2 - 6
Wochen nach der Grundimmunisierung durchgeführt
wurde. Untersuchungen ergaben, dass noch 5
Monate nach abgeschlossener Grundimmunisierung
Antikörper gegen Antigene des BRS-Virus, des
PI-3-Virus sowie gegen den Mannheimia
haemolytica Serotyp A1 nachgewiesen werden
konnten. Hier besteht ein serotyp-
übergreifender Schutz für A6.
MRP-Technologie |
Optimierter Mannheimia-Schutz durch
IRP-Technologie
MSD
Tiergesundheit verwendet zur Herstellung seines
Impfstoffes gegen die Rindergrippe eine
Technologie zur Anzüchtung der M. haemolytica-
Keime unter eisenrestriktiven Bedingungen. Nur
so kommt es zur Ausbildung der so genannten
Eisen-regulierten Oberflächenproteine (IRP).
Das sind spezifische Membranproteine, die sich
auch im Wirtstier unter natürlichen
Wachstumsbedingungen auf der Oberfläche von M.
haemolytica ausbilden. Die damit induzierte
Immunantwort ist intensiver und
breitgefächerter (Serovarietät-übergreifend)
als bei Verwendung konventionell angezüchteter
Impfkeime. Gleichzeitig besteht Kreuzimmunität
zu M. haemolytica Serotyp A6.
Bei einer natürlichen Infektion mit M. haemolytica induzieren die IRPs die Bildung spezifischer Antikörper, die die Oberflächenantigene von M. haemolytica neutralisieren. Das Bakterienwachstum wird blockiert und so indirekt die Bildung des Leukotoxins verhindert.
Bovigrip® RSP plus ist derzeit der einzige Rindergrippe-Kombinationsimpfstoff auf dem Markt der für die Bestandimpfung inklusive hochtragender und laktierender Kühe sowie zur Frühimpfung der Kälber bereits ab der 2. Lebenswoche zugelassen ist.
Immunologische Lücke |
Kälberimpfung
Der
Kombinationsimpfstoff von MSD Tiergesundheit
ist ein Totimpfstoff, der bereits ab der
zweiten Lebenswoche eingesetzt werden kann. So
bewirkt er bei Kälbern eine rechtzeitige aktive
Immunisierung und verhindert die Manifestation
der so genannten bakteriellen und viralen
"Leitkeime", bevor die maternalen Antikörper
gänzlich abgebaut sind. Dadurch wird die
immunologische Lücke, in der die Tiere
besonders anfällig für Infektionen sind, auf
ein Minimum reduziert.
Impfung hochtragender Kühe
Treten in einem Bestand gehäuft
Atemwegserkrankungen bei Kälbern vor dem 8.
Lebenstag auf, sollten die Muttertiere acht
bzw. vier Wochen ante partum geimpft werden.
Dadurch wird das Kolostrum vermehrt mit
Antikörpern gegen BRSV, PI 3 und M. haemolytica
angereichert. Auf diese Weise kann ein
wirksamer passiver Schutz der Kälber erzielt
werden, bis diese das impffähige Alter erreicht
haben. Grundvoraussetzung ist an dieser Stelle
ein gutes Kolostrum-Management!
Impfschema gegen Rindergrippe (TÄ) |
Merke: Um einen wirksamen Schutz für den Bestand zu erzielen und den Infektionsdruck zu senken, ist es wichtig, alle impffähigen Tiere eines Bestandes zu impfen. Durch Nichtimpfen einzelner Tiere entstehen Impflücken, die eine Erregerausbreitung begünstigen und somit zum verstärkten Auftreten von klinischen Erkrankungen führen können.
Trotz Impfung der hochtragenden Tiere ist es
möglich, die Kälber bereits ab dem Alter von 2
Wochen zu immunisieren.
Die
Grundimmunisierung der Kälber sollte
optimalerweise zu Beginn der Mast abgeschlossen
sein oder im Mastbetrieb unter
Quarantänebedingungen erfolgen.
Simultanimpfung gegen BHV 1 und
BVD/MD
Auch eine Infektion mit
BHV 1 (Bovines Herpesvirus 1) kann das
Infektions- und Krankheitsgeschehen der EBP
negativ beeinflussen. In Betrieben, die noch
gegen BHV-1 impfen, empfiehlt sich eine
Simultanimpfung der Kälber gegen Kälbergrippe
und die Infektiöse Bovine Rhinotracheitis
(IBR). Wird die IBR-Impfung ab einem Alter von
zwei Wochen intranasal vorgenommen, bilden die
Tiere neben einer systemischen Immunität
bereits kurz nach der Applikation zusätzlich
eine lokale Immunität der Nasenschleimhaut aus.
Dies hat hinsichtlich der Kälbergrippe den Vorteil, dass sie das Eindringen der Erreger an der Eintrittspforte, der Nasenschleimhaut, verhindern. Eine Simultanimpfung wird ab der 3. Lebenswoche empfohlen und ist mit den Impfstoffen von MSD Tiergesundheit zugelassen.
Die Schutzimpfung ist eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen die Rindergrippe. Dennoch ist auch sie ohne begleitende Maßnahmen im Bereich Haltung und Management nicht immer Erfolg versprechend.
Weitere Informationen
Die Verbesserung der Hygiene und der Haltungsbedingungen ist unumgänglich. Dazu gehören vor allem Maßnahmen, die die Qualität der Atemluft verbessern. D.h., die Schadgaskonzentration, insbesondere von Ammoniak und Kohlenmonoxyd ist zu bestimmen und ggf. durch eine Verbesserung der Hygiene und der Ventilation zu reduzieren. Sonst wird die Atemwegsreinigung durch Schleim und Flimmerhärchen behindert. Des weiteren ist auch der Staubgehalt der Luft für die Genese von Atemwegserkrankungen wichtig, da er die Schleimhäute irritiert. Ebenso schädlich ist zu hohe Luftfeuchtigkeit in den Ställen. Sie fördert die Verkeimung der Atemluft und verringert die Aktivität der Abwehrzellen der Lunge sowie den Gehalt des Bronchotrachealschleims an Antikörpern. Zugluft und übermäßige Abkühlung sind ebenfalls zu vermeiden, da sie die Funktion der Flimmerhärchen beeinträchtigen. Dadurch wird wiederum der Abtransport von Fremdpartikeln aus der Lunge verschlechtert.
Bei der Auswahl der Zuluft- und Abluftöffnungen ist dem physiologischen Umstand Rechnung zu tragen, dass Kälber im Gegensatz zu älteren Rindern durch geringe Wärmeentwicklung kaum in der Lage sind, Thermik im Stall zu entwickeln. Die Thermikentwicklung führt durch Ausstrahlung von Körperwärme zu einem Wärmeluftpolster über dem Rücken der Tiere, das nach dem Schwerkraftprinzip herabfallender Kaltluft entgegenwirkt. Durch geöffnete Stallfenster darf daher in den Liegebereich der Kälber keine kalte Außenluft herabfallen. Die Stalltemperatur sollte so beschaffen sein, dass die Tiere nicht schwitzen und die Atemfrequenz nicht zugunsten der Thermoregulation ansteigt. Kälber sollten nach Altersgruppen getrennt aufgestallt werden (< 2, 2-6, > 6 Monate).
Einem Kalb mit 50 kg Körpergewicht sollten mindestens 7 ? 8 m 3 Luftraum zugestanden werden. Ein geringerer Luftraum kann nicht durch höhere Lüfterleistung kompensiert werden, da die Luftgeschwindigkeit zu groß wird. Sie sollte 2 m/sec nicht übersteigen. Der Luftaustausch sollte mindestens 6 x stündlich erfolgen. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Belegdichte gering gehalten wird, da sonst der Keimdruck zu groß wird. Stress, wie er durch Absetzen, Enthornen, Umstallungen, Neugruppierungen und Transporten entsteht, wirkt sich in jeder Form negativ auf die Immunabwehr der Tiere aus. Daher sollte er auf ein Minimum reduziert werden. Bestimmte Stresssituationen sind jedoch nicht zu vermeiden. Deshalb ist die Stärkung der spezifischen und unspezifischen Immunität (z.B. durch Impfungen oder Paramunitätsinducern, Vitamine, Selen) erforderlich.
In Deutschland ist nur ein Impfstoff gegen die Rindergrippe (Enzootische Bronchopneumonie des Rindes) zugelassen. Was zeichnet diesen Impfstoff aus?
Dieser Kombinationsimpfstoff gegen die Rindergrippe enthält neben viralen Antigenkomponenten gegen das Bovine Respiratory Synzytial Virus (BRSV) und gegen das Parainfluenza-3-Virus auch M. haemolytica als Antigenkomponente. Diese bakterielle Komponente ist das ?Highlight? des Kombinationsimpfstoffes und insofern von Bedeutung, da M. haemolytica neben den genannten Viren ebenfalls als Primärerreger agieren können.
Es gibt einen Kombinationsimpfstoff gegen die Rindergrippe, der neben verschiedenen viralen Antigenkomponenten auch M. haemolytica Serotyp A1 enthält. Deckt dieses Antigen auch den Serotyp A2 mit ab?
Ja ! Inzwischen sind die Ergebnisse von Belastungsstudien bekannt und publiziert (z.B. WBC Hannover 2002).
Handelt es sich bei diesem Kombinationsimpfstoff gegen die Rindergrippe um einen Tot- oder einen Lebendimpfstoff?
Bei dem Kombinationsimpfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff, da nur ein inaktivierter Impfstoff die Kompatibilität der verwendeten Viren (BRSV, PI 3) und der Bakterien (M. haemolytica) ermöglicht. Es ist nicht möglich, wirksame Lebendvakzinen gegen M. haemolytica herzustellen.
Welchen Tieren kann der Kombinationsimpfstoff verabreicht werden?
Der Kombinationsimpfstoff kann Kälbern bereits ab der 2. Lebenswoche verabreicht werden. Jedoch sollten mit diesem Totimpfstoff nur gesunde Tiere geimpft werden, um Impfprovokationen zu vermeiden !
Werden tragende Kühe 8 bzw. 4 Wochen ante partum geimpft, reichern sich die entsprechenden Antikörper im Kolostrum an, wodurch wiederum der passive Schutz für das Kalb verbessert wird.
Was versteht man unter der IRP-Technologie?
IRP (Iron Restricted Protein = Eiweißprodukte, die unter Eisenmangel gebildet werden) ist ein innovatives, International patentiertes Verfahren, bei dem unter eisenrestriktiven Bedingungen der Keim angezüchtet und vermehrt wird. Die durch diesen Impfstamm erzeugte Immunität ist qualitativ vergleichbar mit dem Schutz, der nach einer überstandenen Infektion induziert wird!
Durch dieses immunogene Potential wird auch die kreuzimmunisierende Eigenschaft von Typ A1 erklärt, der den Serotyp A2 belastbar abdeckt.
Die IRP-Techologie wird zur Herstellung des Kombinationsimpfstoffes gegen die Rindergrippe verwendet.
Wodurch wird die Kälbergrippe verursacht?
Bei der Kälbergrippe handelt es sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung. Das bedeutet, dass das Krankheitsgeschehen ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren ist und selbst primär pathogene Erreger in der Regel nicht als alleinige Krankheitsursache anzusehen sind. Die relative Bedeutung jedes Faktors ist dabei variabel. Die Faktoren können infektiöser und nicht infektiöser Art sein.
Zu den Primärerregern gehören:
Bovines Respiratory Synzytial Virus (BRSV)
Parainfluenza-3-Virus (PI 3)
Mannheimia (M.) haemolytica
Pasteurella multocida
Die nicht infektiösen Faktoren wie Stress, Umstallung, Transport, nicht artgerechte Haltung, schlechte Hygiene oder Futterumstellungen führen zu einer Schwächung der körpereigenen Abwehr der Tiere und erleichtern das Angehen einer Infektion auch schwach pathogenen oder fakultativen Keimen.
Warum sind Kälber besonders anfällig für Atemwegserkrankungen?
Kälber sind aufgrund der anatomischen und physiologischen Gegebenheiten der Lunge besonders anfällig für das Entstehen von respiratorischen Erkrankungen. Diese sind:
1. Die postnatale Lungenreifung, mit der auch eine Verbesserung der Immunabwehr des Organismus einhergeht, beginnt erst vier Wochen nach der Geburt und ist erst nach etwa einem Jahr abgeschlossen.
2. Minimale Gasaustauschreserven, da die Ventilationsaktivität aufgrund einer geringen Dichte der Kapillaren und einer geringen alveolären Oberfläche bereits im Ruhezustand sehr ausgeprägt ist.
3. Fehlende Möglichkeit zur Kollateralventilation
4. Ausgeprägte Segmentierung der Lunge mit Neigung zu interstitiellen Emphysemen und Atelektasen.
5. Niedrige Makrophagendichte in den Alveolen und der geringe Lysozymgehalt im Bronchotrachealschleim.
6. Starke Beschleunigung der Atemluft in den Atemwegen beim Einatmen (
Was passiert, nachdem Keime in die unteren Atemwege eingedrungen sind?
Die Erreger setzen Toxine frei, wodurch die körpereigene Abwehr aktiviert wird und verschiedene Botenstoffe wie Interleukin-1, Interleukin-6, TNF-α, TGF-β, Interferon-γ und Prostaglandin freigesetzt werden. Sie gelangen über die Blutbahn in die Leber, wo sie die sogenannte Akut-Phase-Reaktion in Gang setzen, deren Ziel es ist, weitere Gewebsschäden zu vermeiden.
Die eingeleitete Immunabewehr führt zu einer vermehrten Freisetzung von Enzymen und anderen Entzündungsmediatoren (freie Radikale, Proteasen, Arachidonsäurederivate, Zytokine, Neuropeptide und zytolytische Produkte), was einen massiven Zustrom von weiteren Entzündungszellen nach sich zieht.
Es kommt zu einer überschießenden Entzündungsreaktion, die sofort behandelt werden muss, da sonst weiterhin Lungengewebe in Bindegewebe umgewandelt wird, woraus eine dauerhafte Schädigung des Lungengewebes mit deutlich einhergehenden Leistungseinbußen resultiert.
Wie sollte die Kälbergrippe behandelt werden?
Jedes Tier, das eine erhöhte Körpertemperatur und/oder eine beschleunigte Atmung aufweist, sollte sofort mit einem Antibiotikum und einem nicht steroidalen Antiphlogistikum (NSAID) mit stark fiebersenkender und antiphlogistischer Wirkung behandelt werden, noch bevor weitere Krankheitsanzeichen auftreten. Hier bietet sich die gebrauchsfertige Fix-Kombi von MSD Tiergesundheit an. Sie besteht aus dem hochwirksamen Breitbandantibiotikum Florfenicol und dem bewährten nicht steroidalen Entzündungshemmer Flunixin.
Warum ist die Gabe eines Entzündungshemmers so wichtig?
Damit die überschießende Entzündungsreaktion gestoppt und bleibende Gewebeschäden vermieden werden. Außerdem bessert sich durch die Gabe eines fiebersenkenden Entzündungshemmers das Allgemeinbefinden der Tiere wesentlich und die Tiere beginnen wieder zu fressen.
Ist auch eine metaphylaktische Behandlung möglich?
Ja. Für die metaphylaktische Behandlung stehen zwei Präparate von MSD Tiergesundheit zur Verfügung, die das Antibiotikum Florfenicol enthalten. Die Bakterienkolonien werden damit durch eine einmalige subkutane Injektion binnen 24 Stunden so zerstört, dass kein erneutes Wachstum mehr möglich ist.
Ist eine Kälberimpfung sinnvoll?
Ja. Durch die aktive Immunisierung der Kälber wird die Manifestation der so genannten bakteriellen und viralen ?Leitkeime? verhindert, bevor die maternalen Antikörper gänzlich abgebaut. Dadurch wird die immunologischen Lücke, in der die Tiere besonders anfällig für Infektionen sind, auf ein Minimum reduziert. Dafür steht von MSD Tiergesundheit ein Kombinationsimpfstoff zur Verfügung (Totimpfstoff), der bereits ab der zweiten Lebenswoche eingesetzt werden kann. So bewirkt er bei Kälbern eine rechtzeitige aktive Immunisierung und verhindert die Manifestation der so genannten bakteriellen und viralen ?Leitkeime?, bevor die maternalen Antikörper gänzlich abgebaut sind. Dadurch wird die immunologische Lücke, in der die Tiere besonders anfällig für Infektionen sind, auf ein Minimum reduziert.
Wann sollten auch hochtragende Kühe geimpft werden?
Wenn in einem Bestand gehäuft Atemwegserkrankungen bei Kälbern vor dem 8. Lebenstag auftreten. Dann sollten die Muttertiere acht bzw. vier Wochen vor der Geburt geimpft werden. Dadurch wird das Kolostrum vermehrt mit Antikörpern angereichert. Auf diese Weise kann ein wirksamer passiver Schutz der Kälber erzielt werden, bis diese das impffähige Alter erreicht haben. Grundvoraussetzung ist an dieser Stelle ein gutes Kolostrum-Management!
Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei zur Kälbergesundheit
Checkliste des Landwirtschaftlichen Zentrums für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei zur Kälbergesundheit.
The cattle site
Englischsprachige Informationen zur Calf Pneumonia
Cobactan.com
Englischsprachige Informationen zur Bovine Pneumonia
Nuflor.com
Informationen über Florfenicol und Nuflor sowie Managementtipps und vieles mehr rund um das Thema Atemwegserkrankungen beim Rind.
Tierproduktion
In der Tierzucht und die Tierproduktion konnten in der Vergangenheit viele Erfolge erzielt werden. Entsprechend stark hat sich die Tierproduktion in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Daher ist auch das Buch Tierproduktion seit seiner Erstauflage im Jahre 1939, als es noch unter dem Titel ?Bäuerliche Viehzucht? publiziert wurde, nun bereits in der 14. Au ...
Kälberkrankheiten: Ursachen und Früherkennung - Neue Wege für Vorbeugung und Behandlung
von Rademacher, Günter,
Ulmer GmbH & Co., 2. Aufl. 2007, 2007
Kälbererkrankungen resultieren in der Regel aus dem Zusammentreffen verschiedener ungünstiger, vornehmlich betriebsinterner Faktoren. Der Landwirt kann solche Verluste bereits im Vorfeld verringern, wenn er die auslösenden Faktoren der wichtigsten Erkrankungen kennt. Dieses Buch informiert über die richtige Haltung und artgemäße Fütterung, wodurch viele Erkrankungen bei Aufzucht- und Zukaufkälbern vorbeugen kann.
Rinderkrankheiten
von Hofmann, Winfried,
UTB für Wissenschaft Uni-Taschenbücher GmbH, 2005
Farbatlas Rinderkrankheiten
von Hofmann, Winfried,
Ulmer (Eugen), 2007
Tierärztliche Bestandsbetreuung beim Milchrind
von Kruif, Aart de,
Enke, 2007
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