Nachdem das West-Nil-Virus 2018 bei auch V�geln und Pferden
in mehreren Regionen Deutschlands festgestellt worden ist, r�t jetzt
sowohl die St�ndige Impfkommission
Veterin�r (StIKo Vet) als auch die Umweltministerin von
Rheinland-Pfalz, Haltern von Equiden dringend zur Impfung ihrer
Tiere gegen das Virus, das durch Stechm�cken �bertragen wird.
Denn obgleich infizierte Pferde in der Mehrzahl keine Symptome
zeigen, kommt es bei etwa acht Prozent der infizierten Equiden zu
einem schweren Krankheitsverlauf mit einer Sterblichkeit von 30 bis
50 Prozent. In diesem Fall treten zentralnerv�se St�rungen und
Ausfallerscheinungen wie Stolpern, allgemeine Schw�che,
Muskelzittern und L�hmungen bis hin zum Festliegen der Tiere auf.
�berlebende Pferde behalten in der Regel bleibende Sch�den zur�ck.
Eine rechtzeitige, empfehlenswerterweise, noch im April vor Beginn
der Stechm�cken-Saison durchgef�hrte Impfung kann Equiden vor
klinischen Symptomen sch�tzen. Au�erdem stellen sie dann auch
keine Ansteckungsquelle f�r andere Equiden oder auch den
Menschen dar.
Seit Anfang Juli 2020 best�tigte das Nationale Referenzlabor f�r
West-Nil-Virus-Infektionen, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), die
Erkrankung bei 32 Zoo- und Wildv�geln sowie 7 Pferden. Das Robert
Koch-Institut (RKI) meldete zudem eine Reihe von Humaninfektionen. F�r Europa wird die Zahl
der WNV-F�lle bei Equiden f�r die �bertragungssaison 2020 bislang
mit 167 angegeben. Die Zahl der WNV-Infektionen beim Menschen in
den EU-Mitgliedsl�ndern betr�gt aktuell 299, 34 davon endeten
t�dlich. (Stand: 16.10.2020)
Das West-Nil-Virus (WNV) wurde 1937 erstmalig im West Nile District des n�rdlichen Uganda bei einem Menschen beschrieben.
Gr��ere Epidemien wurden 1952 in Israel, 1962 in Frankreich, 1973 in S�dafrika, 1980 in Indien, 1996 in Rum�nien und seit 1999 in Russland, Israel sowie in den USA registriert. Auch in 2004 in Ungarn, 2008 in �sterreich und 2010 in Griechenland wurden Infektionen sowie Todesf�lle bei �lteren Menschen dokumentiert.
Im Sp�tsommer 2018 kam es zu einer erneuten Ausbreitung des West-Nil-Virus bei V�geln, Pferden und Menschen in den Europ�ischen Mitgliedsstaaten; zwischen dem 31. August und 06. September 2018 wurden allein 86 Infektionen bei Menschen gemeldet. Tendenz steigend. Im 1. Halbjahr 2020 infizierten sich vor allem Menschen im Leipziger Raum mit dem Virus.
Das West-Nil-Virus ist seit 1999 auf allen Kontinenten nachgewiesen. Seit Ende 2009 z�hlt das Virus in Deutschland zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen und wurde als solche erstmals 2018 an einem Bartkauz in Halle nachgewiesen.
Seit dem ersten Auftreten 1999 in den USA (New York) hat der Bekanntheitsgrad des West-Nile-Virus stark zugenommen, da Tausende Menschen an dem Virus erkrankten und es sich rasant von Ost nach West ausbreitete. Allein 2002 wurde in den USA 4.156 West-Nil-Infektionen bei Menschen mit 284 Todesf�llen gez�hlt.
Bei Pferden, die ebenfalls zu den Endwirten des Virus z�hlen, wurden in dem Jahr 14.717 West-Nil-Infektionen in den USA festgestellt. Erste Untersuchungen aus Gro�britannien weisen auf ein endemisches Vorkommen des WNV in der Vogelpopulation Gro�britanniens hin. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) beobachtet die Verbreitung des WNV in Europa und informiert auf ihrer Webseite w�chentlich �ber die Anzahl der gemeldeten F�lle.
Das 1937 erstmalig beschriebene West-Nil- Virus (WNV) ist Ausl�ser der als West-Nil-Fieber bekannten Infektionskrankheit. Namensgebend ist die Region des West Nile Districts in Uganda, in der das Virus bei einer erkrankten Frau isoliert werden konnte.
Bei dem West-Nil-Virus handelt es sich um
ein Arbovirus aus der Familie der
Flaviviren. Flaviviren sind beh�llte, einzelstr�ngige
RNA-Viren.
Vom West-Nil-Virus sind
verschiedene Subtypen mit unterschiedlicher
regionaler Verbreitung bekannt. Subtyp 1a kommt au�er in Australien
und Indien weltweit vor. Subtyp 1b wurde bislang nur in Australien
und Subtyp 1c ausschlie�lich in Indien gefunden. Subtyp 2 ist auf das
s�dliche Afrika und Madagaskar beschr�nkt.
Bei dem
1999 in den USA isolierten Stamm handelt es sich um den Subtyp 1a.
Der nat�rliche Wirt des Virus ist der Vogel, w�hrend der
Mensch und das Pferd sowie sporadisch auch andere S�ugetiere Fehlwirte darstellen. Berichtet
wurde auch schon vereinzelt �ber Infektionen bei Kaltbl�tern. Als
�bertr�ger (Vektor) dienen dem Virus etwa 20
verschiedene M�ckenarten (haupts�chlich
Culicoides).
Der nat�rliche
�bertragungszyklus ist M�cke-Vogel-M�cke. Wie
f�r andere Flaviviren ist die M�cke vermutlich auch f�r das West-Nil-
Virus nicht nur passiver �bertr�ger, sondern tr�gt auch zur
Vermehrung des Virus bei.
W�hrend bei den S�ugetieren
nur eine Virus�bertragung durch M�cken bekannt ist, wird bei V�geln
auch eine Ansteckung durch direkten Kontakt bzw. durch Kontakt zu
infizierten Exkrementen diskutiert.
Obwohl V�gel die nat�rlichen Wirte des West-Nil-Virus sind, kommt es durch den Stich infizierter M�cken auch zur �bertragung auf Pferde und Menschen. Infizierte S�ugetiere stellen jedoch keine direkte Infektionsquelle f�r den Menschen dar.
In Deutschland wurde das Virus Ende August 2018 erstmals bei einem Bartkauz aus dem Weltvogelpark Walsrode festgestellt, sowie bei zwei Pferden. Inzwischen ist die Anzahl nachgewiesener Infektionen sowohl bei V�geln als auch bei Pferden in Deutschland deutlich gestiegen. Das Virus wurde au�erdem inzwischen auch bei Pferden in �sterreich nachgewiesen.
Seit 2009 muss das West-Nil-Virus als anzeigepflichtige Tierseuche bei Pferden und V�geln gemeldet werden.
In Pferden f�hrt das West-Nil-Virus mit etwa 10% Erkrankungswahrscheinlichkeit nach Infektion zu den anf�lligeren Fehlwirten des Virus unter den Vertebraten.
Nach der Infektion durch eine infizierte M�cke kommt es bei Pferden h�ufig zu Fieber (> 40�C), ataktischen Bewegungsst�rungen und schlie�lich zu einer Hinterhandschw�che, die fast immer mit dem Festliegen der Pferde endet. 45 Prozent der festliegenden Pferde verenden trotz einhergehender symptomatischer Behandlung.
Nach �bertragung des Virus durch eine M�cke erfolgt die erste Virusvermehrung wahrscheinlich in der Haut und in den region�ren Lymphknoten. Anschlie�end kommt es zur prim�ren Vir�mie und zum �bertritt in das retikuloendotheliale System. Hier kann sich eine sekund�re Vir�mie anschlie�en, die zum Durchbruch der Blut-Hirn- Schranke (Neurovirulenz) f�hren kann.
Die Pathogenese der Enzephalomyelitis beruht auf der Virusreplikation in Neuronen und Gliazellen, zytotoxischer Immunabwehr und perivaskul�ren Entz�ndungen, speziell im Thalamus, Medulla, Hirnstamm und oberen R�ckenmark.
Als Differenzialdiagnose kommen andere Arbovirusinfektionen wie western equine encephalitis (WEE) und eastern equine encephalitis (EEE) in Frage.
Bei einer WNV-Infektion ist nur eine symptomatische Behandlung m�glich. Entsprechend dem klinischen Bild ist die Behandlung der zerebralen �deme, Respirationshilfen, Vermeidung bakterieller Infektionen, Kreislaufstabilisierung und weiche Lagerung der betroffenen Pferde angezeigt.
Prophylaktisch steht zum Schutz vor einer West-Nil- Virusinfektion von Pferden ein Impfstoff zur Verf�gung, der zu 95 % Schutz bietet.
V�gel sind unter den Vertebraten die Hauptwirte des West-Nil-Virus. Seit 1999 wurde das West-Nil-Virus aus mehr als 70 Vogelarten auf dem nordamerikanischen Kontinent isoliert.
Es scheint jedoch, als bes��e das Virus eine besonders gro�e Affinit�t zu Kr�henv�geln, zu denen beispielsweise auch Elstern und Eichelh�her z�hlen, sowie einigen Greifvogel- und Eulenarten. Zumindest zeigen diese V�gel am h�ufigsten klinische Symptome einer Infektion, weshalb sie in den USA auch der WNV-�berwachung dienen.
Bei anderen Vogelarten verl�uft die WNV-Infektion vielfach inapparent. Auch Wirtschaftsgefl�gel kann von einer Infektion betroffen sein.
Insbesondere Zugv�gel spielen f�r die Ausbreitung des West-Nil-Virus eine wichtige Rolle, da sie das Virus �ber weite Strecken hinweg in nicht endemische Gebiete tragen k�nnen. Die Infektionsgefahr ist in Feuchtgebieten mit hoher M�ckendichte besonders hoch.
In infizierten V�geln sind die Virustiter jedoch mit > 105/ml Blut besonders hoch, sodass eine Infektion von M�cken in anderen Gebieten �ber Zugv�gel m�glich ist.
Bei infizierten V�geln kann nach der Inkubationszeit eine Enzephalitis, Pneumonitis, Nephritis und Myokarditis beobachtet werden. Dar�ber hinaus sind die V�gel h�ufig kachektisch und zeigen neurologische St�rungen. Aufgrund einer Infektion scheinen die V�gel auch anf�llig f�r Unf�lle zu sein, sodass ein offensichtliches t�dliches Trauma auch h�ufig indirekt auf eine West-Nil-Virusinfektion zur�ckzuf�hren ist.
Meist verl�uft eine Infektion mit dem West- Nil-Virus beim Menschen �hnlich einer Grippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeiner Angeschlagenheit. In etwa 80% der F�lle bleibt eine Infektion mit dem Virus sogar ohne klinische Symptomatik. Nur in seltenen F�llen (1-2 %) gelangt das Virus ins zentrale Nervensystem (ZNS) und erzeugt in erster Linie bei Menschen mit schlechter Konstitution eine Enzephalitis/Meningitis�mit hoher Letalit�t.
Die Inzidenz von WNV- Enzephalitis und die damit verbundene Letalit�t steigt mit dem Alter des Patienten.
Prophylaktischen Schutz bietet vor allem die M�ckenbek�mpfung. So sollten in gef�hrdeten Gebieten Feuchtstellen, die den Insekten als Brutpl�tze dienen, nach M�glichkeit trockengelegt und Repellentien sowie, besonders in den Morgen- und Abendstunden, protektive Kleidung verwendet werden.
An einem experimentellen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus f�r den Menschen wird derzeit in den USA gearbeitet. Das als HydroVax- 001WNV bezeichnete Vakzin erbrachte in vorklinischen Versuchen einen Schutz bei M�usen, muss jedoch noch in klinischen Studien am Menschen erprobt werden.