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300 Delegierte diskutieren über die Zukunft der Tierärzteschaft in Dresden



In Dresden fand am 13. und 14. September 2018 der 28. Deutsche Tierärztetag statt. In drei Arbeitskreisen wurde von etwa 300 Delegierten über die Zukunft der Tierärzteschaft und die Herausforderungen für die Tierärztinnen und Tierärzte in der Kleintier-, Pferde- und Nutztierpraxis sowie im Öffentlichen Veterinärwesen diskutiert.

Kleintierpraxis 2030

Nach dem einführenden Impulsreferat von Caroline Deiner, die ihre Zukunftsvisionen für die Kleintiermedizin in Form von Zeitungsartikeln vorstellte, wurde über die Notwendigkeit von BWL für Studierende der Veterinärmedizin als Pflichtfach, den „Nachwuchsmangel“, die sich für kleinere Praxen durch große Praxisketten aufbauende Drohkulisse, die mit dem Arbeitszeitgesetz und dem Einfordern einer größeren Work-Life-Balance notwendigen Änderungen der Praxisstrukturen, den steigenden Bedarf an Teilzeitstellen und die mangelnde Bereitschaft zur Selbstständigkeit genauso wie über das sich verschärfende Problem des Aufrechterhaltens der Notdienste angeregt diskutiert.

Am Ende sahen die Delegierten die Notwendigkeit, schon vor dem Studium die Interessenten mit den Perspektiven und Möglichkeiten der tierärztlichen Tätigkeit vertraut zu machen. Deshalb fordern sie in ihren veröffentlichten Beschlüssen von der Politik, ein verpflichtendes berufsvorbereitendes Praktikum einzuführen. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn bereits im Studium die für die erfolgreiche tierärztliche Arbeit in der Praxis notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse vermittelt werden würden. Weiterhin wurde die Notwendigkeit erkannt, der zunehmenden Feminierung in der Tiermedizin durch neue Arbeitszeitmodelle und Praxisstrukturen Rechnung tragen zu müssen. Anzustreben seien in Zukunft größere Praxiseinheiten, wo sich die Kollegen gegenseitig unterstützen und entlasten. Außerdem fordern die Delegierten im Namen der Tierärzteschaft von der Politik eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes für tiermedizinische Einrichtungen, die Miteinbeziehung der Tierärzte bei der Ausgestaltung des neuen Mutterschutzgesetzes sowie eine Anpassung der Kinderbetreuung angelehnt an flexible Arbeitszeiten.

Weitere Forderungen sind die umgehende Einführung einer kostendeckenden Notdienstgebühr sowie eine Evaluierung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Da die Optimierung der Versorgungsleistung in einem engen Zusammenhang mit steigenden Kosten für die Tierhalter steht, wird von der Tierärzteschaft eine steigende Anzahl krankenversicherter Tiere als Chance gesehen, dies zu erreichen, weshalb sich entsprechende Empfehlungen für die Tierhalter lohnen.

Nutztierpraxis 2030

Auch der Arbeitskreis Nutztierpraxis setzt sich neben der Stärkung der Bedeutung und einer festen Integration der Tierärztlichen Bestandsbetreuung in die Nutztierhaltung, für eine Überarbeitung der Aufnahmeverfahren für das Studium ein, damit die Bewerberinnen und Bewerber den zukünftigen Aufgaben künftig besser gewachsen sind. In der Ausbildung der Studierenden soll eine Mindeststundenzahl für die Ausbildung in der Nutztiermedizin (Chirurgie, Innere und Reproduktion) festgeschrieben werden. Die Ausbildung selbst soll zu einem großen Teil von praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte übernommen werden, die für diese Tätigkeit entsprechend weitergebildet und entlohnt werden.

Für die Bekämpfung von Tierseuchen in Krisenfällen wird die Sicherstellung einer flächendeckenden Struktur in der Nutztierpraxis mit erfahrenen Tierärztinnen und Tierärzten für den schnellen Erfolg der Bekämpfung gefordert. Außerdem sollen Nutztierärztinnen und -tierärzte im Bereich der Schlachttier- und Fleischuntersuchung eingebunden bleiben und die Entlohnung leistungsgerecht angepasst werden. Letztlich müsse auch die Dokumentationspflichten in der Nutztierarztpraxis kritisch evaluiert und zugunsten einer gesetzlich verankerten Tiergesundheitsdatenbank reduziert werden.

Amtstierarzt 2030

Der Arbeitskreis 3 „Amtstierarzt 2030“ forderte ebenfalls familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle sowie die Erarbeitung verbindlicher Leitlinien für die gesamte personelle Ausstattung der Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter und der Untersuchungsämter, deren Umsetzung durch die Länder vollständig finanziert werden müsse. Eine weitere Forderung sind mehr Ausbildungsplätze für das Öffentliche Veterinärwesen zu schaffen, die Verfügbarkeit der Daten zu verbessern und vor allem rückwirkende Dokumentationsaufgaben zu verringern. Zusätzlich zu den fachlichen Weiterbildungsinhalten müssen insbesondere auch Kompetenzen in der Personal- und Haushaltsführung und für eine sachlich geprägte Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation erworben werden können. Zudem müssten Maßnahmen ergriffen werden, um die Behördenmitarbeiter besser vor Gewaltandrohung und Gewalt zu schützen. Einer Umfrage zu Folge, habe bereits 1/3 der befragten Morddrohungen aufgrund der Ausübung seiner Arbeit erhalten.

Fazit

Alles in allem herrschte in den Arbeitskreisen meistens eine gelassene und kollegiale Stimmung, so dass die Diskussionen von den ArbeitsgruppenleiterInnen konstruktiv und gut auf Kurs gehalten werden konnten.

Im Rahmen der Festsitzung am Donnerstagabend wurde außerdem Prof. Dr. Blaha mit der Robert-von-Ostertag-Plakette ausgezeichnet.

Dr. Julia Henning
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