Am 26. Januar 2016 fand an der Tier�rztlichen Hochschule Hannover eine vom bpt initiierte Podiumsdiskussion �ber die berufliche Situation der Assistenztier�rzte in Deutschland statt. Als Diskussionspartner waren eingeladen
�Dann geht man eben nachts putzen�
Geh�lter angestellter Tier�rzte, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen werden seit vielen Jahren hei� diskutierte, ohne dass sich die Bedingungen f�r Anfangsassistenten in der Praxis wesentlich ver�ndert h�tten. Der Artikel �Dann geht man eben nachts putzen� von Tier�rztin und Wissenschaftsjournalistin Christina Hucklenbroich, der 2009 in der FAZ erschienen ist und sich auf die Ergebnisse der Dissertation von Bettina Friedrich bezieht, brachte damals die Diskussionen ins Rollen.
Friedrich hat darin die berufliche und private Situation tier�rztlicher Praxisassistentinnen und �assistenten in Deutschland (2006) untersucht und teilweise katastrophale Verh�ltnisse gefunden.
Gehaltsempfehlungen k�nnen nur ein erster Schritt sein
Inzwischen gibt es zwar dankenswerter Weise Gehaltsempfehlungen vom bpt und der BTK, die Empfehlungen sind f�r die Arbeitgeber jedoch weder verpflichtend noch bindend.
Aber nicht nur in den Praxen und Kliniken f�hlen sich die Assistenten h�ufig ausgenutzt, auch in den Universit�ten gibt es diesbez�glich Missst�nde, wie die j�ngsten Geschehnisse an der Universit�t M�nchen und Leipzig gezeigt haben.
Dass etwas getan werden muss, dar�ber waren sich sowohl die Podiumsteilnehmer als auch die Anwesenden einig. Jedoch wurden auf dieser Veranstaltung die Anspr�che und Erwartungen beider Seiten er�rtert. Nicht zuletzt deswegen, um durch mehr Information und mehr Verst�ndnis f�r die �Gegenseite�, den Dialog zu f�rdern.
W�hrend die Assistenten die Arbeitszeiten, die Arbeitsbelastung und die meist geringe Entlohnung h�ufig als Ausbeutung empfinden, tragen die Inhaber die Verantwortung, unterliegen wirtschaftlichen Zw�ngen und verdienen nicht selten kaum mehr als ihre Assistenten, allerdings ohne bezahlten Urlaub oder gar �berstundenabgeltung. Hinzu kommt, dass ein Assistent �insbesondere ein Anfangsassistent- die Praxis in den ersten Monaten der Einarbeitung in der Regel erstmal Geld kostet, ohne dass er f�r die Praxis zus�tzlichen Umsatz generiert. Grunds�tzlich kann man rechnen, dass jeder Assistent das 3- bis 4-fache seines Bruttogehalts an Umsatz erwirtschaften muss, damit er sich f�r die Praxis rechnet.
Generationenverst�ndnis muss gef�rdert werden
Hinzu kommt eine scheinbar grunds�tzlich unterschiedliche Einstellung der Generationen zu den Themen Leben und Arbeiten. Die heutigen 25- bis 30-J�hrigen haben einen anderen Anspruch als Inhaber mit 50 bis 60 Jahre.
So ist der allzeit bereite Gemischtpraktiker, der sich seinem Job rund um die Uhr mit hohem Einsatz und Leidenschaft widmete und dabei Freunde, Familie und Freizeit weitestgehend hinten anstellte, heute fast schon vom Aussterben bedroht. Er wird abgel�st durch eine neue Generation mit einem ver�nderten Lebensanspruch. Heute sind Freizeit f�r Familie und Freunde, geregelte Arbeitszeiten und eine gute Work-Life-Balance wichtiger als eine monet�re Karriere. Dennoch w�nscht man sich ein ausk�mmliches Einkommen. So hielten es 37% der Anwesenden f�r realistisch, in den ersten beiden Berufsjahren f�r eine Vollzeitstelle 2.500-3.000 EUR brutto f�r eine Vollzeitstelle verdienen zu k�nnen. 12 % strebten bereits ein Gehalt von mehr als 3.000 EUR brutto an. Das ist auch das Ergebnis einer Studie des Dessauer-Zukunftskreises, die Hubertus Keimer als Podiumsteilnehmer (IDT Biologika) hier vorstellte. Demnach sind 95% der Studierenden der Meinung, dass ein anspruchsvoller Beruf auch gut bezahlt werden m�sse.
Dabei scheint die Tatsache, dass Tiere h�ufig auch au�erhalb der �blichen Gesch�ftszeiten krank werden, schon einmal verdr�ngt zu werden. Oder ist die h�ufig von den Inhabern monierte geringe Bereitschaft f�r Not- und Nachtdienste sowie Wochenenddienste anders zu erkl�ren?
Lob und Anerkennung erw�nscht
Auf der anderen Seite hat man vielfach den Eindruck, viele Praxisinhaber sind der Meinung, Lob und Anerkennung sind schmerzhaft oder bekommen den Assistenten nicht. Warum sonst k�nnte es ihnen so schwer fallen, hin und wieder die Leistungen der Assistenten zu w�rdigen oder das Erreichen von Zielvereinbarungen zu belohnen?
Dennoch stimmten die Anwesenden mit Dr. Moder �berein, dass der Beruf Tierarzt �einer der sch�nsten Berufe ist, die es gibt�. Auf die TED-Frage �W�rden Sie noch einmal Tiermedizin studieren?� antworteten immerhin 46% mit �Ja, bestimmt� und 29% mit �Vielleicht, wenn sich was bessert�. Allerdings sollte man als Universit�t und Berufsverband auch aufmerken, wenn 24% der Anwesenden sich nicht noch einmal f�r das Studium der Veterin�rmedizin entscheiden w�rden.
In der zweiten Veranstaltungsh�lfte nach der Pause ging es dann vornehmlich um Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodelle inkl. Arbeitszeiterfassung. Hierzu stellte Dr. Marx die von ihm in seiner Praxis praktizierte Zeiterfassung und die aus seiner Sicht damit einhergehenden Vor- und Nachteile vor. Einig waren sich die Anwesenden jedoch dar�ber, dass die Vorteile deutlich �berwiegen und dass klare Absprachen und Regelungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wesentlich sind f�r eine gute Stimmung im Team.
In der Diskussion stellte sich zudem heraus, dass nicht alle Arbeitgeber �ber die geltenden gesetzlichen Bestimmungen und juristischen Vorgaben zu Arbeitszeiten und �berstundenregelungen ausreichend Bescheid wissen. Hier besteht Informationsbedarf.
Fazit
Allein die gro�e Anzahl Teilnehmer (Studierende, Assistenten und Inhaber) von mehr als 100 Personen und die rege Diskussionsbeteiligung, spiegelte den bestehenden Gespr�chsbedarf zu dem Thema wider. Dies sollte die Veranstalter ermutigen, sich mit der Situation der Assistenztier�rzte in Deutschland, den Anspr�chen der jungen Generation inkl. der Problematik einer zunehmenden Feminisierung, aber gleichzeitig auch mit den Gegebenheiten in der Praxis und den Problemen sowie der Verantwortung der Inhaber st�rker auseinander zu setzen.
Ziel muss eine bessere Verst�ndigung und ein gr��eres Verst�ndnis der Generationen und ihrer Erwartungen untereinander sein.
Aber auch konkrete Hilfestellungen von Seiten der Berufsverb�nde, Universit�ten, Praktikern und Studierenden f�r den Dialog und mehr konkrete Vorschl�ge f�r eine leistungsgerechte Bezahlung sind w�nschenswert, wie es bereits in den Arbeitskreisen des bpt passiert.