Neue Therapieoption in der Veterin�rmedizin: Monoklonale Antik�rper

Olivier Martinon von Zoetis arbeitete �ber zehn 
Jahre an 
vorderster Front am Projekt Cytopoint und ist 
reichlich stolz: <em>How cool 
is this?</em>

Olivier Martinon von Zoetis arbeitete �ber zehn 
Jahre an 
vorderster Front am Projekt Cytopoint und ist 
reichlich stolz: <em>How cool 
is this?</em>
Olivier Martinon von Zoetis arbeitete �ber zehn Jahre an vorderster Front am Projekt Cytopoint und ist reichlich stolz: How cool is this?

Dr. Chiara Noli, Dermatolgieexpertin, sagt, das 
lokivetmab eine deutliche Verbesserung in der 
Lebensqualit�t von Hunden 
mit atopischer Dermatitis und f�r deren herrschen 
bringen wird.
Dr. Chiara Noli, Dermatolgieexpertin, sagt, das lokivetmab eine deutliche Verbesserung in der Lebensqualit�t von Hunden mit atopischer Dermatitis und f�r deren herrschen bringen wird.

Klinisches Erscheinungsbild der Atopischen 
Dermatitis am Hund (Bilder von Dr. Chiara Noli 
vorgestellt)
Klinisches Erscheinungsbild der Atopischen Dermatitis am Hund (Bilder von Dr. Chiara Noli vorgestellt)

Dr. Thierry Olivry
Dr. Thierry Olivry

Prof. Dr. Wolfgang B�umer
Prof. Dr. Wolfgang B�umer

Vor gut drei�ig Jahren wurde der erste monoklonale Antik�rper als Arzneimittel in der Humanmedizin in Deutschland zugelassen, nun zieht die Veterin�rmedizin nach. Im April wurde Lokivetmab, wie der Antik�rper im Fachterminus hei�t, als erster monoklonaler Antik�rper f�r eine Therapie am Tier in Europa zugelassen. Dieser bindet an den Immunmediator IL-31, der von den T-Helfer-Zellen unter anderem in der Haut beim Krankheitsgeschehen der Atopischen Dermatitis gebildet wird. Diese Krankheit ist unter Hunden verschiedenster Rassen weit verbreitet und geht einher mit einer allergischen �berreaktion auf ungef�hrliche Stimulantien, wie Gr�sern oder Hausstaub. Die Folge sind starker Juckreiz, Hautl�sionen und Sekund�rinfektionen, die in allen Hautarealen auftreten k�nnen und Tier und Halter oft ein Hundelebenlang belasten. Es gibt bereits verschiedene Behandlungsmethoden, die teils gut wirken, teils aber auch starke Nebenwirkungen verursachen, beispielsweise Immunsuppression beim Einsatz von Glukortikoiden.�

Was monoklonale Antik�rper deshalb so vielversprechend in der Behandlung von chronischen Erkrankungen macht, ist ihre Zielgenauigkeit. Im besten Fall wird nur ein spezielles Molek�l gebunden, was den gew�nschten Effekt und wenig Kollateralsch�den verursacht. Im Fall von Lokivetmab kann IL-31 nicht mehr an seinen Rezeptor binden, die Reaktion, die den Juckreiz ausl�sen w�rde, unterbleibt. Als positiver Nebeneffekt im Fall der Atopischen Dermatitis wird auch die Entz�ndung gelindert. Mit einer Injektion pro Monat verspricht der Hersteller, Zoetis, eine wirksame L�sung gegen Atopische Dermatitis bei Hunden jeden Alters �ber 3 Kilogramm � nahezu ohne Nebenwirkungen. �Einen Stoff v�llig ohne Nebenwirkungen gibt es nicht�, h�lt der Immunpharmakologe Prof. Wolfgang B�umer entgegen. Er leitet das Institut f�r Pharmakologie und Toxikologie am Fachbereich Veterin�rmedizin an der Freien Universit�t (FU) Berlin und findet monoklonale Antik�rper als Therapieoption �sehr spannend, wenn sie denn bezahlbar ist�. Das sei in der Humanmedizin, wo bereits seit 1986 und verst�rkt seit Anfang der 2000er monoklonale Antik�rper oder �mAbs�, wie sie auch genannt werden, therapeutisch eingesetzt werden, nicht unbedingt der Fall. Dort helfen mABs in der Krebsbehandlung, bei Asthma oder gegen Absto�ungsreaktionen nach Organtransplantation. Teils jedoch mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen, den die Krux ist, das richtige Zielmolek�l zu finden, das nach �abschalten� positive, aber kaum negative Wirkungen erzeugt. Als gel�ufige Nebenwirkungen sind dort zum Beispiel erh�hte Infektionsraten bekannt. �Ob IL-31 also der Weisheit letzte Schluss in der Behandlung der atopischen Dermatitis ist, dar�ber l�sst sich streiten�, so B�umer.

Kathrin Cuddy, die aus Cork nach Lausanne zum 29. Europ�ischen Kongress der Veterin�rdermatologie gereist ist, um sich in ihrem Fachgebiet Dermatologie weiterzubilden, geh�rte zu den wenigen Tier�rzten, die das neue Produkt aus dem Hause Zoetis bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart in der Praxis nutzen durfte. Sie ist soweit zufrieden: �Ich habe Lokivetmab bei Hunden angewendet, bei denen kein anderes Mittel half und habe in den meisten F�llen gute Erfolge erzielt.� Aber sie gibt auch zu bedenken, dass man bisher noch sehr wenig �ber die Langzeitwirkung therapeutischer monoklonale Antik�rper beim Tier wisse und ihre Kollegin aus England wirft ein, dass es �doch recht teuer ist�.

Seit zwei Jahren ist Lokivetmab unter der Produktbezeichnung �Cytopoint�� als Tierarzneimittel in den USA zugelassen. Das ist also der l�ngste Zeitraum, in dem das Produkt bisher dauerhaft am klinischen Patienten angewendet wurde. Laut Zoetis sind dabei �keine Nebenwirkungen� erfasst wurden, �die auf das Pr�parat zur�ckzuf�hren� seien. Im Zulassungsbericht der European Medicine Agency (EMA) sind �Schwellungen des Gesichtes und juckender Hautausschlag� beschrieben. �Welche Nebenwirkungen sich auf lange Sicht zeigen, m�ssen wir abwarten�, sagt B�umer, der die Studien zu dem Pr�parat kennt, �man sollte au�erdem bedenken, dass eine Nebenwirkung auch ein Wirkungsverlust dadurch ist: Antik�rperbildung gegen Antik�rper.� Daraus l�sst sich unter anderem schlie�en, warum das Pr�parat, bei 50 bis 60 Prozent der Hunde sehr gute Erfolge erzielt und seine Wirkung sogar einen Monat beh�lt (andere Pharmaka auf diesem Gebiet verlieren ihre Wirkung bereits nach einem Tag), bei manchen Hunden aber gar nicht anschl�gt. B�umer sagt dazu: �Das gute bei der Indikation dieses Produktes ist aber, dass die Atopische Dermatitis keine lebensgef�hrliche Erkrankung ist. Schl�gt es nicht an, kann man immer noch auf ein anderes Produkt wechseln � anders sieht die Sache bei der Krebsbehandlung aus.�

Therapeutika auf der Basis von monoklonalen Antik�rpern sind auf dem Vormarsch, sagt B�umer, wenn auch sie bisherige Mittel nicht verdr�ngen werden. Ab 15.9.17, dem Verkaufsstart von Cytopoint in Deutschland, k�nnen dann auch Tier�rzte hierzulade an diesem �Trend� teilhaben. Mindestens f�nf weitere mAbs stecken au�erdem bereits in der Pipeline f�r die Zulassung als Tierarzneimittel in Europa. Das zeigte Dr. Thierry Olivry, Professor f�r Immundermatologie an der Fakult�t f�r Veterin�rmedizin an der North Carolina State University in einem Vortrag zum Einsatz monoklonaler Antik�rper in der Veterin�rmedizin, den er anl�sslich der Produktpr�sentation von Zoetis vor Medienvertretern auf dem Dermatologiekongress am 7.9.17 in Lausanne in der Schweiz hielt. Nexvet entwickelt etwa gerade einen mAb gegen Schmerz bei der Katze und Aratana gegen B-Zell-Lymphome beim Hund. Sollte der Preis stimmen, kann sich B�umer auch gut vorstellen, dass in Zukunft mAbs in der Nutztierhaltung Anwendung finden und Olivry spricht von �mAb-Cocktails�, die er sich gut vorstellen kann.

Die BGW (Berufsgenossenschaft f�r Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) weist im �brigen in der Humanmedizin auf eine Gefahr in der Anwendung von mAbs hin, da es bei Selbstinjektion etwa zu Absto�ungsreaktionen kommen kann.

Sophia Neukirchner
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