NDR-Fernsehtierarzt Dr. Fabian von Manteuffel hielt einen Impulsvortrag zur Bedeutung von Heimtieren in unserer Gesellschaft
Moderator Volker Wieprecht, Ines Kr�ger vom Berliner Tierschutzverein, Dr. Cristeta Brause von Tasso, Sandra Altherr von Pro Wildlife, Fehrnsehtierarzt Dr. Fabian von Manteuffel und ZZF-Pr�sident Norbert Holthenrich (v.l.n.r.) diskutierten ihre Forderungen an die Politik.
Nordert Holthenrich, Pr�sident des ZZF, sagte man k�nne ''''nicht alles verkaufen, was nicht bei drei auf den B�umen ist.''''
Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschland (ZZF) lud am 1. Juni 2017 zur Fachtagung �Wir f�r�s Tier� nach Berlin ein. Vertreter gro�er Tierschutzorganisationen stellten anl�sslich der diesj�hrigen Bundestagswahl ihre Forderungen an die Politik. Bundestagsabgeordnete von SPD, B�ndnis 90/Die Gr�nen und Die Linke �u�erten sich in einer Podiumsdiskussion anschlie�end dazu, welche der Forderungen ihre Partei in der kommenden Legislaturperiode umsetzen m�chte. Themen waren unter anderem, welchen Stellenwert der Tierschutz in der Politik hat, der Welpen- und Onlinetierhandel, die Qualzuchtproblematik, die m�gliche Unterst�tzung von Tierheimen und arbeitslosen Tierhaltern und gewerbliche Tierb�rsen. Hei� diskutiert wurden Positivlisten f�r die Tierhaltung und Importverbote.
Heimtiere geben Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten einen Halt
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Impulsvortrag, in dem NDR-Fernsehtierarzt Dr. Fabian von Manteuffel die Bedeutung von Heimtieren in unserer Gesellschaft aufzeigte. Haustiere seinen Tr�ster, helfen beim Stressabbau, f�rderten die Zufriedenheit, erf�llten den Alltag von �lteren Menschen mit Sinn und schenkten Menschen, �die nicht von der Gesellschaft verw�hnt worden sind�, Halt im Leben.
Allein in Deutschland w�rden gut 30 Millionen Heimtiere leben, davon fast die H�lfte Katzen und eine steigende Anzahl Reptilien. Gerade bei Letzteren l�ge die Expertise immer noch im Fachhandel.
Heimtierhaltung darf kein Privileg von Wohlstand sein
Der Pr�sident des ZZF, Norbert Holthenrich, stellte deshalb die Forderung, die Politik solle diesen hohen gesellschaftlichen Nutzen von Heimtieren f�rdern. Zusammen mit Tasso fordert der ZZF deshalb, dass Empf�nger von Transfereinkommen (etwa Hartz IV-Empf�nger), die Tiere halten, zus�tzlich zum Regelsatz Gutscheine f�r Futter, Pflege, Tierarztbesuche und weitere Kosten bekommen sollten. �Unverschuldet in Not geratene Tierbesitzer sollten sich nicht von ihren Tieren trennen m�ssen�, stellt Holthenrich klar heraus.
Ines Kr�ger vom Tierschutzverein Berlin und Umgebung, welcher nach eigenen Angaben das gr��te Tierheim Europas betreibt, wies darauf hin, dass solche F�lle Tiere in die Tierheime bef�rdere. Man sei das �Auffangbecken f�r eine verfehlte Politik� und verwies dabei vor allem auf die ungekl�rten Kosten, die durch die kommunale Verpflichtung zur Aufbewahrung von Fundtieren den Tierheimen aufgeb�rdet w�rden. Mit einer besseren finanziellen Ausstattung der Tierheime k�nne auch eine Unterst�tzung bed�rftiger Tierhalter erfolgen, so ihr Vorschlag. Kr�ger sagt, Tierschutz habe derzeit ��berhaupt keinen Stellenwert in der Politik� und werde in der Hauptsache von Ehrenamtlichen getragen.
In der anschlie�enden Podiumsdiskussion sagte Ute Vogt (SPD), Gutscheine w�rden die Menschen diskreditieren. Grunds�tzlich sei die Forderung aber richtig, denn �Tiere geh�ren in vielen Familien zu einer normalen Lebensf�hrung dazu�.
Auch Thomas Heilmann (CDU), Berliner Senator a.D. f�r Justiz und Verbraucherschutz, sprach sich gegen eine Einzelforderung aus. Nicole Maisch (B�ndnis 90/Die Gr�nen) merkte den m�glicherweise hohen Verwaltungs- und Kontrollaufwand an, den es zu beachten gelte.
Versandhandel von Tieren und Tierb�rsen geh�ren verboten
Eine weitere Forderung zur Bundestagswahl 2017 vom ZZF, der Bundestier�rztekammer, dem Deutschen Tierschutzbund, Pro Wildlife und Tasso lautet zudem, den Verkauf von Tieren �ber den Versandhandel zu verbieten. Der k�rperliche und psychische Stress f�r die ausgestellten Tiere sei nicht haltbar. Au�erdem sollen gewerbliche Tierb�rsen abgeschafft werden. Letzterer Forderung schlie�t sich auch der Bundesverband f�r fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA) an.
Begr�ndet werden beide Punkte vorrangig mit der unverzichtbaren pers�nlichen, ausf�hrlichen und langfristigen Beratung, die nur im Fachhandel und beim Z�chter direkt erreicht werden k�nne. Ein zentraler Kritikpunkt am Versandhandel ist daneben auch das bestehende Recht der K�ufer, so erworbene Tiere ohne die Angabe von Gr�nden und meist ohne die Kenntnis �ber oder die M�glichkeit f�r eine tierschutzgerechte Verpackung zur�ckzusenden. �Man bedenke auch, was in der Zeit des 14-t�gigen R�ckgaberechtes mit den Tieren geschehen sein k�nnte�, sagt Holthenrich.
Dr. Cristeta Brause von Tasso warf zudem in den Raum, dass mit einem Verbot des Online-Tierhandels der illegale Welpenhandel eingegrenzt werden k�nnte, der ein gro�es Tierschutzproblem sei und zurzeit auf Platz drei des organisierten Verbrechens l�ge. Online erfolge eine zu schnelle Umschichtung, die sich somit der Regulierung entzieht, sagt auch Sandra Altherr von Pro Wildlife. Die Verbote zum Onlinehandel und gewerblichen Tierb�rsen unterst�tzen die anwesenden Parteien weitestgehend einstimmig.
Positivlisten und Importverbot f�r Wildtiere sind sinnvoll
Au�erdem standen auch die sogenannten Positivlisten, wie sie in den Niederlanden und Belgien bereits existieren und die vorschreiben, welche Tiere gehalten werden d�rfen und welche nicht, zur Diskussion. �Nicht jeder kann alles halten, was die Natur hergibt�, sagte etwa Sandra Altherr von Pro Wildlife.
Auch Nicole Maisch sprach sich klar gegen den Import von Wildtieren aus. Man m�sse �berlegen, welche Tiere der Normalb�rger nach Ausstattung und Sachkunde zu halten in der Lage ist: �Krokodile und Flugh�rnchen geh�ren definitiv nicht dazu�, sagte Maisch. Birgit Menz (Die Linke) war gegen die Einfuhr von nicht-heimischen Tieren, Ute Vogt gegen die Entnahme von Wildtieren.
Die Frage, die sich im Publikum stellte, war daraufhin, ob denn nicht auch Meerschweinchen und Wellensittiche nicht-heimische Tiere seien. Norbert Holthenrich vom ZZF sagte f�r den Einzelhandel: �Es geht nicht, dass wir alles verkaufen, was nicht schnell genug auf dem Baum ist.� Dennoch merkte er auch an, dass der Zoofachhandel einen wichtigen Beitrag zum Arterhalt exotischer Tiere liefere, besonders in der Aquaristik brauche man Naturentnahmen, sagte er.
Gesetzliche Regulierung notwendig
Die freiwillige Selbstverpflichtung der ZZF-Mitglieder, niedergeschrieben 1991 in den Heidelberger Beschl�ssen, greift bereits viele der zur Tagung gestellten Forderungen auf. Die Mitglieder verzichten etwa auf aggressive Werbung f�r Tiere, pr�sentieren keine Heimtiere, die f�r den jeweiligen Interessenten ungeeignet sind und pr�fen im pers�nlichen Beratungsgespr�ch die Sachkunde des Ineressenten, lehnen den Versandhandel von lebenden Tieren und den Verkauf von Welpen ab, arbeiten eng mit Tierheimen und Z�chtern zusammen. Da jedoch nicht alle Zoofachh�ndler dem ZZF angeschlossen sind, sei eine gesetzliche Regulierung notwendig, so Altherr.
Norbert Holthenrich fasst zusammen: �Wir haben in Deutschland bereits ein gutes Tierschutzgesetz, nur der Vollzug muss noch besser werden.�
Die Veranstaltung war die dritte ihrer Art und entspringt der ZZF-Kampagne �Wir f�r�s Tier�, die die Selbstverpflichtung der Einzelh�ndler zum Tier- und Artenschutz publik machen soll. Die Sprecherin des ZZF, Antje Schreiber, sagte zur Veranstaltung, man wolle eine Diskussionsplattform bieten und dadurch Tendenzen zum Thema Tierschutz in der Gesellschaft aufsp�ren und sie als Konsens in die Politik hineintragen. Tier�rzte, Zoofachh�ndler, Tierarzneimittelhersteller sowie Tierschutzorganisationen und weitere Interessenverb�nde im Heimtierbereich nutzen den Branchentreff auch als Gelegenheit zum Netzwerken. Durch das Programm f�hrte Radiomoderator Volker Wieprecht.
Links / Literatur