Ein Interview mit dem 1. Vorsitzender des BaT, Dr. Christian Wunderlich
Am 28. Juni 2016 hat sich der Bund angestellter Tierärzte (BaT) e.V. gegründet. Er kämpft für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Gehaltskonditionen von angestellten Tierärzten. Der Verein geht auf die Initiative der Tierärztin Dr. Leonie Wolters (2. Vorsitzende) und Dr. Christian Wunderlich (1. Vorsitzender) zurück. Vetion.de hat sich mit Dr. Wunderlich (30) für ein Interview getroffen.
Vetion.de: Guten
Tag Herr Wunderlich. Schön, dass Sie es
einrichten konnten. Ich würde mich gerne ein
wenig mit Ihnen über denHintergrund der
Vereinsgründung, Ihre persönliche Motivation
und die konkreten Pläne des Bundes für
angestellte Tierärzte sowie geplante Maßnahmen
unterhalten.
Wie kam es und wie kamen
Sie dazu, sich mit Hilfe eines Vereins für
bessere Arbeitsbedingungen in der Tiermedizin
für angestellte Tierärzte einsetzen zu wollen?
C. Wunderlich: Grundsätzlich gehöre ich von meinem Naturell schon zu den aktiven Typen. So war ich bereits im Studium Semestersprecher und an der Universität in verschiedenen Gremien aktiv. Daher hatte ich schon früh die Gelegenheit, mich viel mit den Kommilitonen auszutauschen und einen recht guten Blick auf die Bedingungen nach dem Studium werfen zu können. Daher habe ich schon früh für mich beschlossen, mich nach Abschluss dieses anspruchsvollen Studiums mit Staatsexamen nicht unter Wert zu verkaufen. In Zahlen hieß das konkret, dass ich nicht unter 3.000 Euro Anfangsgehalt arbeiten wollte, da ich alles andere für unangemessen und unwürdig für Absolventen dieses komplexen und zeitaufwendigen Studiums halte. Das hat aber nur beinahe geklappt.
In Gesprächen mit Studienfreunden merkte ich dann aber schnell, dass dieser Anspruch an das Anfangsgehalt nicht für alle galt und viele dann jedoch bereits nach kurzer Zeit aufgrund der Arbeitsbedingungen, der Arbeitszeiten und auch wegen des Gehaltes sehr unzufrieden und frustriert waren und begannen, sich umzuorientieren- us der Praxis weg.
Konkretisiert hat sich die
Idee aufzustehen und etwas dagegen zu
unternehmen im Herbst 2015, als ich mit meiner
Kollegin Dr. Leonie Wolters zusammen saß.
Unser „Vorbild“ war der Marburger Bund, dessen
Idee und Arbeit wir uns anschließend mal ein
wenig genauer angesehen haben. Außerdem haben
wir uns einmal genauer mit den gesetzlichen
Regelungen zu Arbeitszeiten und
Arbeitsbedingungen in Deutschland
auseinandergesetzt. Schließlich gibt es in
diesem Land ja für alles Regeln, sie müssen
eben nur angewandt werden.
Vetion.de: Warum haben Sie sich für
einen Verein als Rechtsform für den Verband
entschieden?
Sehr viel mehr kam
nicht in Frage, da sich ja angestellte
Tierärzte nicht gewerkschaftlich organisieren
können. Dies liegt daran, dass ein
Arbeitnehmerverband, also als Gewerkschaft, als
Gründungsvoraussetzung einen
Arbeitgeberverband benötigt, um überhaupt
Tarifverhandlungen führen zu können. In der
Tiermedizin gibt es aber bislang weder
öffentliche noch private Träger. Zudem benötigt
man für eine Gewerkschaft 2/3 der angestellten
Tierärzte Deutschland als Mitglieder hinter
sich. Leider war es auch nicht möglich, die
Satzung des bvvd zu übernehmen, nach der jeder
Student, der an einer veterinärmedizinischen
Hochschule in Deutschland studiert, automatisch
Mitglied des bvvds ist.
Die Vereinsgründung hat sich dann auf dem Basistreffen Ende Januar 2016 in Hannover herauskristallisiert, damit wir unseren Mitgliedern auch eine Rechtssicherheit garantieren können. Sehr erfreulich war auch, dass einige der Anwesenden durchaus Interesse hatten, aktiv über eine normale Mitgliedschaft hinaus mitzuarbeiten. Daher haben wir uns zur Vereinsgründung entschlossen. In der Gründungsversammlung Anfang April 2016 wurde dann die Satzung abgestimmt, über Mitgliedsbeiträge diskutiert und Ziele definiert.
Wie viele
Mitglieder haben Sie inzwischen, wo wollen Sie
in welchen Schritten hin und wie hoch ist der
Mitgliedsbeitrag?
Im September
hatten wir 35 Mitglieder. Schön wäre, wenn es
bis zum Ende des Jahres 100 wären. Außerdem
gibt es noch eine Facebookgruppe, der
etwa 2300 Personen angehören.
Unser jährlicher Mitgliedsbeitrag
beträgt für angestellte TierärztInnen von 120
Euro, für Studenten 30 Euro/Jahr und für
arbeitslose TierärztInnen 60 Euro/Jahr. Diese
Beiträge werden jedoch hauptsächlich zur
Selbstverwaltung benötigt.
Was bieten Sie
Ihren Mitgliedern?
Die Grundidee
ist nach wie vor der Interessensverband für
angestellte Tierärzte. Aber wir sind aktuell
auch auf der Suche nach Partnern, die
betriebswirtschaftliche Veranstaltungen oder
Veranstaltungen zur Verbesserung der
Kommunikation von Tierärzten ermöglichen. Aber
auch juristisch abgesicherte
Musterarbeitsverträge, vergünstigte oder sogar
kostenfreie Rechtsberatung für Mitglieder sowie
eine kostenlose Rechtsschutzversicherung sind
mittelfristig geplant. Außerdem werden wir die
relevanten Gesetzestexte zur Regelung des
Arbeitsverhältnisses und dem Arbeitsschutzes in
den internen Mitgliederbereich stellen.
Was kokret sind die Ziele des Vereins?
Bessere
Arbeitsbedingungen. Dies heißt konkret eine
verlässliche Regelung der Arbeitszeiten und der
Arbeitszeiterfassung, mehr familienfreundliche
Arbeitsmodelle, denn die Tiermedizin ist eben
inzwischen hauptsächlich weiblich, und
schließlich auch bessere bzw. für die
durchlaufene Ausbildung angemessene
Anfangsgehälter sowie weiterführende
Entlohnungsmodelle. Derzeit sind die gezahlten
Gehälter zum Teil unterirdisch!
Als
Erstes haben wir uns hier vorgenommen, alle
Arbeitgeber über die dazu bestehenden Gesetze
zu informieren, und was ihre Nichteinhaltung
bedeutet. Außerdem wollen wir über das Thema
Arbeitsbedingungen und Gehälter auch mit den
anderen tierärztlichen Verbänden wie
beispielsweise dem bpt sprechen. Ein erster
Schritt ist eine Podiumsdiskussion zum Thema
Arbeitsbedingungen in der Tierarztpraxis auf
dem diesjährigen bpt-Kongress in Hannover.
Diese wird am Freitag von 13.00-14.00 Uhr
stattfinden und ist für alle Tierärztinnen und
Tierärzte sowie für die Studierenden
zugänglich. Denn gerade der Austausch zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist für ein
besseres Verständnis und Miteinander
unabdingbar.
Weiterhin wollen wir auch
den Tierbesitzer und die Öffentlichkeit über
unsere Ausbildung und Arbeit informieren, um
auch die Wertschätzung der Arbeit der Tierärzte
zu verbessern.
Da haben Sie sich ja viel vorgenommen. Viel Erfolg dafür! Gern würden wir in einiger Zeit wieder mit Ihnen sprechen, wie sich die Dinge entwickelt haben.
Satzung und Beitragserklärung finden sich auf der Webseite des BaT unter www.bundangestelltertieraerzte.de.