Vetion.de: Die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 70. Jubiläum. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine der DVG und in welche Richtung möchte die DVG in den kommenden Jahren gehen?
Dr. Susanne Alldinger: Wissenschaft für die Praxis war bereits 1949 die Intention der Gründungsväter Haupt und Roots, Professoren aus Gießen. Bis 2003 wurden regelmäßig Kongresse in Bad Nauheim durchgeführt. Der damalige Vorsitzende Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Anton Mayr betonte schon 1973, dass der Kongress alle im tierärztlichen Beruf Tätigen anspreche.“ 2002 wurden die geschäftlichen Belange der DVG e.V. ausgelagert und die DVG Service GmbH gegründet. Ein weiteres wichtiges Signal und eine Erfolgsgeschichte war und ist die Etablierung des DVG-Vet-Congresses, der seit 2011 die Tagungen zahlreicher DVG-Fachgruppen unter seinem Dach versammelt, und damit den ureigensten Gedanken der DVG nach außen sichtbar macht. Diese Entwicklung soll fortgeführt werden.
Vetion.de: „Dank“ Corona wird der DVG Vet-Congress vom 18.-20.11.2021 zum 2. Mal als Hybridveranstaltung durchgeführt. Sehen Sie diese Art der Durchführung als Zukunftslösung? Was bedeutet dies für die Aussteller? Wohin tendiert die DVG?
Alldinger: Wir sind beruhigt, dass wir den DVG-Vet-Congress in diesem Jahr noch einmal als Hybridveranstaltung angelegt haben. Dies bedeutet für die DVG einen erheblichen finanziellen und logistischen Mehraufwand, allerdings kann man sich als Veranstalter auch in der unsicheren Pandemielage weitgehend entspannen. Trotz der kurzfristigen Umstellung auf einen 2G-Kongress werden wir allen TeilnehmerInnen gerecht und ermöglichen eine kostenfreie Umbuchung von Präsenz- zu Online-Teilnahme. Die DVG organisiert bis zu 30 Tagungen und Kongresse pro Jahr. In bestimmten Bereichen werden wir das Konzept der Hybridveranstaltung beibehalten. Der DVG-Vet-Congress mit seinen in diesem Jahr 20 parallelen Veranstaltungen und an die 15 Sitzungen lebt jedoch von der Präsenz. Nächste Woche werden über 80 Aussteller in Berlin sein; einige Firmen, darunter auch der Diamantsponsor, bevorzugten jedoch die digitale Messe. Unser Eindruck ist dennoch, dass Firmen zunehmend zur Präsenz zurückkehren möchten.
Vetion.de: Mit welchen Einschränkungen werden die diesjährigen Besucher in Berlin aufgrund von Corona zu rechnen haben?
Alldinger: Wie kurz erwähnt, haben wir den gesamten Kongress nach dem neuesten Beschluss des Berliner Senats vom 10. November auf 2 G umgestellt. Ein Scanner-System erlaubt die Bestimmung der Zuhörerzahlen in den einzelnen Räumen und eine Rückverfolgung einzelner Teilnehmer. Auf den Verkehrswegen werden wir die Maskenpflicht beibehalten. Auf den Sitzplätzen in den Veranstaltungsräumen können diese abgenommen werden. Die Industrieausstellung kann über zwei Eingänge erreicht werden und es findet eine Besucherlenkung statt. Selbstverständlich stehen Desinfektionsmittelspender in ausreichender Menge bereit. Masken werden u.a. von Industriepartnern gesponsort. Auf den Gesellschaftsabend müssen wir in diesem Jahr leider verzichten. Er wird jedoch im nächsten Jahr in abgeänderter Form stattfinden. Man darf gespannt sein!
Vetion.de: Der diesjährige Kongress steht ganz im Zeichen von (Qual-) Zuchtrelevanten Krankheitsdispositionen und Erbkrankheiten. Auf welche besonderen Programmpunkte können sich die TeilnehmerInnen zu diesem Thema freuen und welche Highlights erwarten die TeilnehmerInnen sonst noch?
Alldinger: Es fällt schwer, aus der Vielzahl hochkarätiger Vorträge einzelne auszuwählen. Das Thema wird bei unterschiedlichen Tierarten und betroffenen Organsystemen von hervorragenden ReferentInnen bearbeitet.
Ethische Fragen („Bin ich eigentlich noch Tierarzt oder Ökonom?“) und neue Erkenntnisse im Bereich Tierzucht und Genomik, Reproduktionsmedizin sowie Tierernährung werden bei der Tagung zur Rindermedizin behandelt. Die Fachgruppe Pferdekrankheiten thematisiert ein immer wichtiger werdendes Fachgebiet in der Pferdemedizin: Die Augenheilkunde. In Zeiten des Klimawandels nimmt die Intensität der ultravioletten Strahlung auch in unseren Breiten zu und induziert eine Vielzahl von Augenkrankheiten. Ans Herz legen möchte ich den TeilnehmerInnen auch das Seminar zur Tiergestützten Therapie. Warum sie im Trend liegt, wie die rechtlichen Vorgaben sind und wie es um das Wohl eingesetzter Tiere steht, wird ausführlich am Samstag, dem 20. November, behandelt werden. Ein weiteres Highlight ist auch wieder die Tagung der Fachgruppe Geschichte der Veterinärmedizin mit dem Thema: „Von Gutenberg bis Facebook: Tiermedizin in den Medien“. Am Donnerstag, dem 18.11., widmet sich ein neu zu gründender Arbeitskreis der gerichtlichen Veterinärmedizin. Vom Pferdeankauf bis zur rechtlichen Bewertung der Hundekastration werden Fragen rund um die Forensik behandelt. Weitere Tagungen finden zur Chirurgie, Anästhesie und Schmerztherapie, Antibiotikaresistenz, Naturheilverfahren und Regulationsmedizin, Verhaltensmedizin und Bissprävention sowie Umwelt- und Tierhygiene statt. Auch Erkrankungen der Wild-, Zoo- und Gehegetiere werden besprochen. Ergänzt wird das Programm durch eine Tagung der Tierärztekammer Berlin und eine Fortbildungsveranstaltung für Tiermedizinische Fachangestellte. Am Donnerstag, dem ersten Kongresstag (18.11.), können die Teilnehmer zwischen 12 Präsenz-Seminaren wählen.
Online- und Präsenzgewinnspiele locken zudem in die Industrieausstellungen und machen den Kongressbesuch zu einem kurzweiligen Erlebnis.