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Zahl der Listeria-Infektionen in der EU auf Höchststand

Auch im Jahr 2023 waren Campylobakteriose und Salmonellose in der EU die am häufigsten gemeldeten Zoonosen beim Menschen. Einen besorgniserregenden Höchststand seit 2007 erreichten die gemeldeten Listeria-Infektionen. Nahezu 3.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr mit Listeria monocytogenes infiziert, die häufig in Lebensmitteln wie kaltgeräuchertem Lachs sowie Fleisch- und Milcherzeugnissen vorkommen.

Das geht aus dem gerade veröffentlichten Zoonosebericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor.

Demnach gab es 2023 mehr als 148.000 Campylobakteriose-Fälle, was einem Anstieg gegenüber den 139.225 Fällen im Vorjahreszeitraum entspricht. Am zweithäufigsten wurden in der EU Infektionen mit Salmonellen gelistet. Auch hier wurde ein Anstieg um rund 12.000 auf insgesamt 77.486 Fälle verzeichnet.

„Die anhaltende Präsenz von Salmonellen in Geflügelpopulationen unterstreicht die Notwendigkeit ständiger Wachsamkeit bei der Bekämpfung von lebensmittelbedingten Erkrankungen. Instrumente der verstärkten Überwachung wie die Gesamtgenomsequenzierung sind von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, Ausbrüche wirksamer aufzudecken und zu kontrollieren“, so Frank Verdonck, Leiter des Referats Biologische Gefahren und Tiergesundheit der EFSA.

Während insgesamt ein leichter Rückgang der lebensmittelbedingten Ausbrüche erkennbar war, nahmen die gemeldeten Fälle von Zoonosen beim Menschen hingegen zu.

„Der Anstieg der schwerwiegenden Folgen von lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen verdeutlicht die anhaltende Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch Salmonellen und andere mit Lebensmitteln übertragbare Krankheitserreger. Durch die Integration der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Rahmen der Strategie „Eine Gesundheit“ können wir die Ausbreitung dieser Erkrankungen besser verhindern und die öffentliche Gesundheit schützen“, serklärte Celine Gossner, Leiterin der Abteilung Neu auftretende, durch Lebensmittel und Vektoren übertragbare Krankheiten des ECDC.

EFSA

Zahl der lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüche in 2023 rückläufig

Im vergangenen sind beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und beim Robert Koch-Institut (RKI) 190 Meldungen zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen eingegangen. 2.248 Erkrankungen, 283 Hospitalisierungen und 13 Todesfälle standen mit den Ausbrüchen in Zusammenhang. Die häufigsten Verursacher von Krankheitsausbrüchen waren Bakterien der Gattungen Salmonella spp. Am zweithäufigsten verursachen Campylobacter spp. Lebensmittelerkrankungen. Im Jahr 2023 gingen beim RKI und beim BVL 10 % weniger Meldungen zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen ein als im Jahr 2022.

Diese Zahlen gehen aus dem gemeinsamen Jahresbericht von BVL und RKI zu lebensmittelbedingten Erkrankungen in Deutschland für das Jahr 2023 hervor.

Kampf gegen Antibiotikaresistenzen muss weitergehen

Laut einem Ende Februar veröffentlichten Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bestehen weiterhin Resistenzen von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien gegen häufig verwendete antimikrobielle Mittel. Die EFSA rät daher dringend erneut zu einem umsichtigen Einsatz von Antobiotika. Zudem appelliert die Behörde, die Infektionsprävention und -kontrolle zu verbessern, Forschung und Innovation bei der Entwicklung neuer antimikrobieller Mittel zu stärken sowie Strategien und Verfahren auf nationaler Ebene zu gewährleisten.

Zwischen 2013 und 2022 beobachtete mindestens die Hälfte der meldenden Länder eine zunehmende Resistenz gegen Fluorchinolone bei Isolaten von Salmonella Enteritidis und Campylobacter jejuni, die gewöhnlich mit Geflügel in Verbindung gebracht werden. Dieser Befund ist für die öffentliche Gesundheit besorgniserregend, da in den seltenen Fällen, in denen Salmonellen- oder Campylobacter-Infektionen zu schweren Erkrankungen führen, Fluorchinolone zu den für die Behandlung verwendeten antimikrobiellen Mitteln gehören.

Der Bericht hat jedoch auch in mehreren EU-Mitgliedstaaten Fortschritte bei der Verringerung der antimikrobiellen Resistenz (AMR) gezeigt. So hat sich der Anteil der Escherichia coli-Isolate von zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren vergrößert, die eine „vollständige Empfindlichkeit“ oder „Nullresistenz“ gegen wichtige antimikrobielle Mittel aufweisen.

„Wir haben zwar positive Ergebnisse bei den Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenz erzielt, doch sind weitere gemeinsame Anstrengungen unerlässlich, um diese globale Bedrohung zu bekämpfen. Der One-Health-Ansatz erinnert uns daran, dass die Bekämpfung von AMR die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren wie der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und der Umwelt erfordert“, erklärten Carlos Das Neves, leitender Wissenschaftler der EFSA, und Mike Catchpole, leitender Wissenschaftler des ECDC. Mehr Aufmerksamkeit fordern die beiden Wissenschaftler auch für das Auftreten von Carbapenem-Resistenzen bei E. coli-Bakterien. Diese treten bei Menschen und Tieren aktuell zwar nur selten auf, aber in den letzten Jahren haben immer mehr EU-Länder über Bakterien berichtet, die Carbapenemase-Enzyme in verschiedenen Tierarten produzieren. Dies erfordert Aufmerksamkeit und weitere Untersuchungen, da Carbapeneme eine Gruppe von Antibiotika als letztes Mittel darstellen und jeder Nachweis einer Resistenz gegen sie besorgniserregend ist.

Das Portal VetMAB.de bietet Landwirt:innen und Tierärzt:innen zahlreiche Online-Fortbildungen an, die das Ziel haben, die Haltungsbedingungen und damit die Tiergesundheit zu verbessern und so den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren zu reduzieren.

EFSA

Salmonellen weiter auf Platz 1 der Lebensmittelrückrufe

www.lebensmittelwarnung.de ist eine gemeinsame Online-Plattform der Bundesländer und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), auf dem Rückrufe von Lebensmitteln veröffentlicht werden. Im Jahr 2023 waren es 308 kommunizierte Rückrufe. Bei 102 waren mikrobiologische Kontaminationen der Grund. Mit 35 Salmonellen-Meldungen waren die auch im vergangenen Jahr damit der häufigste Grund für die Warnung. Salmonellen können schwere Magen-Darm-Erkrankungen auslösen. Diese und weitere Mikroorganismen können bereits im lebenden Nutztier vorkommen und dann über den Schlachtprozess, die Rohmilch etc. in die Lebensmittelkette gelangen. Außerdem können Lebensmittel bei Ernte, Herstellung und Verarbeitung kontaminiert werden.

Für das Jahr 2024 kündigt BVL-Präsident Friedel Cramer eine App an, mit der die Meldungen komfortabel über das Smartphone abgerufen werden können. „Diese Weiterentwicklungen unseres digitalen Informationsangebotes sind ein weiterer wichtiger Beitrag zur Stärkung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes“, so Cramer.

BVL