Tierschutznovelle: DBV fordert Nachbesserungen
Am kommenden Montag wird sich der Bundesratsausschuss mit dem Entwurf der Novelle des Tierschutzgesetzes befassen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisiert den Gesetzesentwurf der Bundesregierung scharf und erwartet ein deutliches Signal vom Bundesrat.
„Der vorgelegte Gesetzentwurf enthält praxisferne und nicht praktikable Regelungen und Verbote, die dringend nachgebessert werden müssen! Vor allem die Vorgaben zur Schweinehaltung führen zu weniger Tierschutz und zu mehr Bürokratie“, erklärt DBV-Präsident Joachim Rukwied. „Die Tierhalter sind bereit zur Weiterentwicklung des Tierwohls und des Tierschutzes. Dazu brauchen sie aber praktikable Regelungen im europäischen Gleichklang und keine nationalen Alleingänge, die nur die Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland zum Ziel haben.“
Jürgen Langreder vom Vorstand des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS) kritisiert unter anderem die zusehends ideologisch getriebene Förderpolitik der Ampelkoalition. In 90 Prozent der Schweine haltenden Betriebe in Deutschland würden die Tiere in den Haltungsstufen 1 und 2 aufgezogen. Diese Betriebe haben bislang jedoch keine Möglichkeit, Fördermittel zu erhalten. Dabei ließe sich auch hier mehr Tierwohl umsetzen, so Langreder. Er fordert auch für diese Haltungsformen entsprechend Förderungen. Genauso unverständlich sei für ihn, dass sowohl das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) als auch die Ringelschwanzprämie in Niedersachsen gestrichen werden sollen, mit dem Argument, dass eine Doppelförderung ausgeschlossen werden müsse. Dabei sei gerade die Ringelschwanzprämie eine Erfolgsgeschichte.
Mit den aktuellen Problemen des Tierschutzes befasst sich auch die schon traditionelle Tierschutztagung, die am 12. und 13. September 2024 sowohl als Präsenz- als auch als Online-Veranstaltung stattfinden wird. Die Tagung richtet sich an Amtstierärzt:innen und kurativ tätige Tierärzt:innen, sowie an Studierende der Veterinärmedizin und Veterinärreferendar:innen. Die Anmeldung ist bis 10. September um 16 Uhr möglich.
Angst vor erneuter Umweltkatastrophe in der Oder wächst
Im Sommer 2022 fand in der Oder, die zum Teil Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen ist, ein massenhaftes Fischsterben statt. Der Grund für diese ökologische Katastrophe war ein zu hoher Salzgehalt, der das Ausbreiten der giftigen Goldalge (Prymnesium parvum) nach sich zog. Nach Informationen des brandenburgischen Landwirtschaftsministeriums besteht seit einigen Tagen erneut eine hohe Algenkonzentration. Die Goldalge hat sich laut Ministerium mittlerweile im gesamten Flusslauf einschließlich der Nebengewässer etabliert. Auch wurden vereinzelt tote Fische gesichtet. Das Brandenburger Umweltressort berät aktuell über die Situation im Grenzfluss.
Trotz steigender Wasserstände am vergangenen Wochenende bleibt die Gefährdungsstufe 3, die höchste Warnstufe, bestehen, lässt das Amt verlauten. Durch die Katastrophe vor 2 Jahren sei das Flusssystem noch instabil, da die Algen fressenden „Filtrierer“, wie Schnecken und Muscheln größtenteils noch fehlen und sich das Ökosystem noch nicht erholen konnte. So bleiben die Messwerte zur elektrischen Leitfähigkeit mit zirka 2000 Mikrosiemens pro Zentimeter sowie der Chlorophyllgehalt mit rund 250 Mikrogramm pro Liter sehr hoch.
Das Landesamt für Umwelt führe das Monitoring fort, heißt es weiter. Landkreise, die Nationalparkverwaltung, die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sowie das Bundesumweltministerium würden fortlaufend über die Entwicklungen informiert. Zudem konnte der Austausch zwischen den Expert:innen des Brandenburger Landesamts für Umwelt und ihren polnischen Kolleg:innen intensiviert werden.
„Wie oft muss sich das Fischsterben an der Oder noch wiederholen, bevor endlich gehandelt wird?“, fragt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Der Fluss braucht jetzt eine umfassende Erholung und Renaturierung, um ihn resilienter zu machen. Sonst werden wir jedes Jahr eine Katastrophe zu beklagen haben. Der Oderausbau muss sofort gestoppt werden, damit sich das Ökosystem erholen kann.“
Aufzucht ist Basis für resistente Milchkühe
Schon in den ersten Tagen nach der Geburt kann der Grundstein für ein gesundes und langes Leben von Milchkühen gelegt werden. Eine Studie der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern mit 27.664 Erstlingskühen hat ergeben, dass die Menge der gefütterten Milch bzw. der Milchaustauscher entscheidend für die tägliche Zunahme der Kälber sowie die weitere Lebensleistung ist. Die Untersuchung bestätigte auch, dass so gefütterte Kälber als Kühe eine deutlich geringere Abgangswahrscheinlichkeit in der ersten Laktation hatten. Diese Kühe blieben zudem länger im Betrieb und erreichten eine höhere Lebensleistung.
Die Grundlagen für die Gesundheit und für die Leistungsfähigkeit einer Kuh werden in den ersten Lebenstagen und -wochen des Kalbes gelegt und hier vor allem mit der Fütterung und mit der Tränke. Intensiv getränkte und satte Kälber sind auch weniger krankheitsanfällig. Denn es zeigte sich, dass Kälber, die höhere Milchmengen erhalten, auch mehr Zellen in ihren Organen aus, etwa im Eutergewebe. Das ist nach Meinung der Wissenschaftler:innen auch von der Dauer der Tränkephase abhängig, die mindestens 90 bis 100 Tage dauern sollte, wie auch eine Studie der Uni Höhenheim ergeben hat. Hier zeigten sich bei Kälbern, die nach sieben Wochen abgesetzt wurden, zu niedrige Glucose- und Insulinspiegel. Diese Kälber litten häufiger unter einer subklinischen Pansenazidose und waren anfälliger für Krankheiten. Währenddessen wiesen die Kälber, die 17 Wochen Milch trinken durften, nicht nur höhere Glucose- und Insulinspiegel im Blut auf, sondern zusätzlich bessere Leptinwerte.
Bienenverluste lagen bei rund 15 Prozent
Milde Winter, Parasiten und Nahrungsknappheit verursachen jedes Jahr größere Verluste von Bienenvölkern in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein. Noch bis zur Jahrtausendwende galten Verluste in Höhe von 10 Prozent als normal, seit dem Jahr 2000 jedoch häufen sich höhere Verlustraten und schwankten von Jahr zu Jahr auf hohem Niveau. Nach Auswertung der jährlichen Umfrage der Schweizer Bienenzüchtervereine Apisuisse lag die Verlustrate im letzten Winter in der Schweiz und in Liechtenstein bei 15 %. Die Varroa-Milbe sei hauptsächlich für die Verluste verantwortlich, heißt es in einer Erklärung von Apisuisse. Auch die Nahrungsknappheit einschließlich der fehlenden Blütenvielfalt in vielen Regionen sorge zusätzlich für schwache Bienenvölker.
In Deutschland haben rund 16 Prozent der Bienenvölker den vergangenen Winter nicht überlebt. Das ergab die Analyse der jährlichen Umfrage des Fachzentrums Bienen und Imkerei Mayen unter mehr als 9.000 Imker:innen bundesweit. Insgesamt mussten mehr als die Hälfte aller befragten Imker:innen Verluste an mindestens einem Bienenvolk hinnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich, dass der vergangene Winter zu etwas mehr Verlusten geführt hat. Im Winter 2022/2023 lag die Ausfallrate nur bei 13,2 Prozent.
Um die Gesundheit und die Haltung von Bienen geht es auch in der dreiteiligen E-Learningreihe Grundkurs Bienen, die Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.
Nachschulung für Sachkundenachweis zur Isofluran-Narkose nicht vergessen
Seit dem 1. Januar 2021 ist die betäubungslose Ferkelkastration verboten. Volljährige Landwirt:innen dürfen ihre Ferkel unter Isofluran-Narkose kastrieren. Der Erwerb eines Sachkundenachweises ist jedoch vorher verpflichtend. Gemäß § 6 Abs. 5 Ferkelbetäubungssachkundeverordnung (FerkBetSachkV) sind die Sachkundeinhaber:innen auch dazu verpflichtet, innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren ab der erstmaligen Ausstellung eines Sachkundenachweises an einer mindestens zweistündigen Fortbildungsschulung teilzunehmen, in der der aktuelle Wissensstand vermittelt wird. Dabei werden die praktischen Fähigkeiten bei der Durchführung der Narkose von einer Tierärztin oder einem Tierarzt überprüft.
Zahlreiche Ferkelerzeuger in Deutschland, die erst seit 2021 haben, sollten daher rechtzeitig an die Nachschulung denken. Entsprechende Informationen bzw. Schulungstermine sind bei den zuständigen Veterinärämtern zu erfragen.
Mit neuem Zuchtziel die Ferkelverluste verringern
Dänemark hatte in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Anteil an Ferkelverlusten zu beklagen. Die Ursache der hohen Verlustraten liegt in besonders hohen Wurfgrößen. Schon vor knapp 8 Jahren kamen mehr als 20% der Ferkel tot zur Welt bzw. verstarben nach wenigen Tagen. Im Jahr 2021 erreichte das skandinavische Land dann einen traurigen Höhepunkt mit rund 23% an Saugferkelverlusten inklusive der Totgeburten, wie die Beratungs- und Kontrollorganisation Landbrug & Fødevarer berichtet.
Bereits im Jahr 2022 hat die dänische Regierung reagiert und ein neues Zuchtziel eingeführt, das die Ferkelsterblichkeit über mehrere Jahre hinweg um etwa 1 Prozentpunkt pro Jahr senken könnte. Mit Hilfe der veränderten Zuchtarbeit soll die noch negative Korrelation zwischen der Futterverwertung und der Saugferkelsterblichkeit verbessert werden. Die ersten Erfolge haben sich im vergangenen Jahr eingestellt, denn die Saugferkelverluste sind 2023 durchschnittlich um 0,9 % zurückgegangen. Aufgrund des guten Zwischenergebnisses wollen die Forschenden den eingeschlagenen Weg jetzt verstärkt fortsetzen.
Produktion von Fleischersatz auch in 2023 gewachsen
Immer mehr Menschen in Deutschland greifen beim Einkauf zu vegetarischen oder veganen Fleischersatzprodukten. Die Nachfrage nach pflanzlichen Fleischalternativen scheint ungebrochen. Nach Informationen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden im Jahr 2023 mehr als 121.600 Tonnen Fleischersatzprodukte hergestellt, was einem Plus von 16,6 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 %). Auch die Zahl der herstellenden Unternehmen ist in 12 Monaten von 51 auf 67 gestiegen.
Gleichzeitig hat sich der Trend zum Verzehr von weniger Fleisch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Durchschnittlich wurden 2023 knapp 7 Kilo weniger Fleisch pro Kopf als noch vor 5 Jahren verzehrt. Trotzdem lag der Wert des produzierten Fleisches fast 80 Mal so hoch wie der von Fleischersatzprodukten.
Das Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich informiert umfassend über Alternativen zu konventionell hergestelltem Fleisch sowie pflanzliche Alternativen.
2024 noch keine West-Nil-Fälle
Bedingt durch den Klimawandel treten in Deutschland immer mehr Mückenarten aus tropischen und subtropischen Gebieten auf, die unter Umständen gefährliche Krankheiten übertragen können. Dazu gehört auch das West-Nil-Virus (WNV). WNV hat in den vergangenen Jahren schon zu Infektionen bei Tieren in Deutschland geführt, nachdem der Erreger erstmalig im Jahr 2018 bei Tieren in Deutschland festgestellt worden ist.
Sachsen-Anhalt gehört zu den Bundesländern mit den meisten bislang aufgetretenen WNV-Infektionen. In den vergangenen sechs Jahren haben sich hier 34 Pferde und 47 Vögel nachweislich mit WNV infiziert, wie das Landesamt für Verbraucherschutz mitteilt. Zudem haben sich 12 Menschen mit dem Virus angesteckt. Nach Auskunft der örtlichen Behörden sind in diesem Jahr erfreulicherweise noch keine Infektionen bekannt geworden.
Mehr als die Hälfte der Landwirt:innen wählt konservativ
Am vergangenen Sonntag (9.6.2024) hat die Europawahl stattgefunden. Dabei haben die Landwirt:innen in Deutschland mehrheitlich (52%) der CDU/CSU ihre Stimme gegeben. Das ist das Ergebnis einer Befragung der Forschungsgruppe Wahlen unter annähernd 46.500 Wähler:innen aus verschiedenen Berufsgruppen. Die Befragung ergab zudem, dass die AfD auch bei den Landwirten die zweitstärkste Partei geworden ist. 15,9 % der Bäuer:innen wählten demnach die AfD. Bei der Europawahl im Jahr 2017 waren es 8 % der Landwirt:innen.
Lediglich 3 % der Landwirt:innen sagten am Wahltag aus, dass sie "Die Grünen" wählen würden. Gründe für das wiederholt schlechte Abschneiden der Grünen werden in der EU-Pflanzenschutzpolitik sowie anderen umweltpolitischen Vorhaben gesehen. Sowohl die FDP als auch die SPD erhielten jeweils 5 % der Stimmen. Und auch Die Linken konnten bei den Landwirt:innen nicht punkten. Linke und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kamen nur auf jeweils 2 %.
Neues Projekt bekämpft Wilderei in Deutschland
Wenn in Deutschland über Wilderei berichtet wird, denken die meisten Menschen direkt an verschiedene afrikanische Länder oder Regionen in Asien. Aber auch hierzulande werden tausende geschützte Tiere illegal gejagt und getötet. Dagegen will ein neues Bündnis, bestehend aus Umweltverbänden, Polizei und Wissenschaft, nun vorgehen.
Trotz eines drohenden Bußgeldes von bis zu 50. 000 Euro bis hin zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe werden neben Luchsen, Bibern, Fischottern oder seltenen Greifvögeln auch Wölfe illegal getötet. Mindestens 1.140 Wildtiere wurden im vergangenen Jahr von Wilderern erschossen, vergiftet oder erschlagen. Fachleute gehen aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Nur selten können die Täter jedoch von den Behörden gefasst werden.
Mit Hilfe eines länderübergreifenden Bündnisses aus Naturschutzverbänden, Ermittlungsbehörden und Wissenschaft soll nun der Wildtierkriminalität ein Ende gesetzt werden. Unter der Leitung des WWF Deutschland haben sich 13 Organisationen aus Deutschland und Österreich für „wildLIFEcrime“ zusammengeschlossen und wollen erreichen, dass Fälle von Wildtierkriminalität künftig häufiger entdeckt, effektiv bearbeitet, aufgeklärt und die Täter konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Die Ausmaße illegaler Wilderei würden oft unterschätzt. „Wichtig ist, dass Wildtierkriminalität nicht mehr als Kavaliersdelikt angesehen wird“, erklärt WWF-Projektmanagerin Samantha Look.
Unter anderem soll eine Meldeplattform helfen, dass die Bevölkerung unkompliziert und anonym Hinweise über Wilderei-Vorfälle abgeben kann. „Beobachtung, Meldung und Dokumentation bilden den Grundstein“, unterstreicht Look. „Jeder Beitrag zählt.“ Eine Falldatenbank mit Beispielen einschlägiger Artenschutz-Straffälle und vollständigen Urteilen soll die Behörden zusätzlich unterstützen. Alles in allem wollen die Bündnispartner den Informationsaustausch bei den Ermittlungen optimieren. Dazu gehören unter anderem auch verbesserte forensische Untersuchungen sowie Fortbildungen für Polizei und Staatsanwaltschaft.