Neuer Praxisleitfaden für Legehennenhaltung in Mobilställen
Forschende der Universitäten Kassel und Göttingen haben gemeinsam mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) einen neuen Praxisleitfaden für die mobile Legehennenhaltung erstellt. In dem drei Jahre dauernden Forschungsprojekt haben die beteiligten Wissenschaftler:innen Daten aus 42 Legehennenbetrieben und Verbraucherbefragungen analysiert. Der als Nachschlagewerk dienende Leitfaden hat das Ziel, ein hohes Tierwohl und erfolgreiches Marketing in der mobilen Legehennenhaltung zu sichern.
Der „Praxisleitfaden für Tierwohl und Marketing in der mobilen Legehennenhaltung“ ist ein umfassender Ratgeber und steht zum Download zur Verfügung. Neben Checklisten für das Ermitteln möglicher Ursachen für Tierwohlprobleme finden sich in dem Dokument auch Hinweise zur Preisfindung, Marktstrategien und möglichen Herangehensweisen bei Vertriebsprobleme. So können die Chancen der Mobilstallhaltung optimal genutzt und die potenziellen Risiken weitestgehend vermieden werden.
Impfen, nicht keulen
Impfungen sind wesentliche Instrumente zum Erhalt der Tiergesundheit und dienen dem Tierschutz sowie der Sicherstellung einer unbedenklichen Lebensmittelproduktion. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch Tierseuchenausbrüche ist das in der Tierseuchenbekämpfung bisher etablierte System der präventiven Tötung gesunder Tierbestände im Falle von Ausbrüchen, nicht mehr zeitgemäß. Anlässlich der Verlängerung der Gestattung der Impfung gegen die Blauzungenkrankheit mit BTV 3-Impfstoffen, fordern die Bundestierärztekammer (BTK) und der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) ausdrücklich in ihrem gemeinsamen Positionspapier, dass „Impfungen als ein bedeutendes Instrument in strategischen Ansätzen zur Bekämpfung von Tierseuchen sowie neu auftretenden Infektionskrankheiten zu verankern“ sind.
In Verbindung mit einer verbesserten Früherkennung und einer regelmäßigen tierärztlichen Bestandsbetreuung bieten Impfprogramme mit modernen und sicheren Impfstoffen ein großes Potenzial für die Tiergesundheit. Dies sollte auch aus Gründen von Nachhaltigkeit und Ernährungssicherung, genutzt werden.
Zielführend wäre ein planbarer strategischer Ansatz zur Tierseuchenbekämpfung in Deutschland und Europa, wobei die Impfung ihren festen Platz als eine der möglichen Maßnahmen einnimmt. Nur so ist es den Tiergesundheitsunternehmen möglich, im Tierseuchenfall möglichst rasch ausreichende Impfstoffmengen zur Verfügung zu stellen. BTK und BfT appellieren an die zuständigen Ministerien und Behörden, ein klares Signal zu senden, wie etwa durch eine klare Impfaufforderung oder sogar eine Impfpflicht gegen BTV-3 (Blauzungenkrankheit) in der kommenden Saison. Das würde die zeitnahe Bereitstellung der notwendigen Impfstoffdosen erleichtern und die Forschung nach geeigneten Impfstoffen fördern.
Erstmals Minderjährige mit H5N1 infiziert
Das Virus der Hochpathogenen Influenza H5N1 breitet sich aktuell weltweit bei Wildvögeln aus. Zudem infizieren sich auch zahlreiche wildlebende Säugetiere. Die USA meldet seit März 2024 H5N1-Ausbrüche bei Kühen in zahlreichen Milchviehbetrieben. Außerdem hatten sich einige Mitarbeitende auf betroffenen Betrieben mit dem Virus angesteckt.
Nun ist es erstmals zu Erkrankungen bei Minderjährigen in Nordamerika gekommen. Betroffen ist ein Kind in Kalifornien. Es zeigte jedoch nur leichte Symptome, die Familienmitglieder des Kindes seien nicht infiziert, berichtete die US-Gesundheitsbehörde CDC.
Zuvor war eine Infektion mit dem H5N1-Virus bei einem Jugendlichen in Kanada nachgewiesen worden. Der Teenager wurde bereits am 9. November in einem kritischen Zustand ins Krankenhaus eingeliefert, wie die kanadische Public-Health-Behörde PHAC bekannt gab. Das Virus in dem Heranwachsenden sei mutiert und habe sich an den menschlichen Wirt angepasst, erklärten Virologen. In beiden Fällen ist die Ansteckungsursache noch unklar. Weiterhin schätzen die Behörden in beiden Ländern das Risiko für die Allgemeinbevölkerung als gering ein.
Landwirt:innen in Deutschland sorgen für Ernährungssicherheit
Landwirtinnen und Landwirte sind elementar für die Ernährungssicherheit.
Nach Informationen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft kann ein:e Landwirt:in in Deutschland 147 Menschen ernähren. Vor mehr als 12 Jahren waren das noch 124 Personen/Landwirt:in. Seit 1980 hat sich der Wert mehr als verdreifacht.
Jedoch nimmt die Zahl nicht kontinuierlich zu, sondern unterliegt immer wieder Schwankungen, die hauptsächlich durch die Witterung bestimmt werden. Trotz dieser Abweichungen konnte der Wert gegenüber vergangener Jahrzehnte stark gesteigert werden.
In dieser Summe sind nur die in Deutschland produzierten Nahrungs- und Futtermittel berücksichtigt. Rechnet man auch das aus dem Ausland importierte Futter für die Fütterung der landwirtschaftlich genutzten Tiere hinzu, steigt die Zahl der Menschen, die Landwirt:innen mit ihren Erzeugnissen rechnerisch ernähren können, sogar auf 155.
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
KI-gestützte Technologien für die Geflügelhaltung versprechen mehr Tierwohl
Künstliche Intelligenz (KI) ist auch in der Nutztierhaltung nicht mehr wegzudenken. In der Geflügelhaltung sorgen moderne KI- und Sensortechnologien für mehr Effizienz und besseres Tierwohl.
Auf der am vergangenen Freitag zu Ende gegangenen EuroTier konnten sich Geflügelhalter:innen unter anderem über KI-gestützte Überwachungssysteme, nicht-invasive Geschlechtsbestimmung und automatisierte Fanglösungen informieren. Zahlreiche Innovationen und spannende Start-Ups waren in Hannover zu entdecken. Unter anderem präsentierte die VetVise GmbH ihr neues, kameragestütztes System zur 24-Stunden-Überwachung von Masthähnchen im Stall. Analysiert wird das Verhalten der Tiere, ihre Aktivität und ihre Verteilung im Stall. Mit diesen Daten können Geflügelhalter:innen frühzeitig auf Veränderungen reagieren.
Innovative Technologien, wie das OmeggaOne-System, unterstützen die Geschlechtsbestimmung im Brutei, die nicht-invasiv durchgeführt wird. Das System erkennt das Geschlecht im Ei deutlich früher als die bisher auf dem Markt befindlichen Methoden. Es arbeitet rein optisch ohne Beschädigung der Eischale. Zudem präsentierten mehrere Hersteller Lösungen für das Fangen schlachtreifer Masttiere. Ein spannendes Thema, das mehr Biosicherheit und Schutz gegen die Vogelgrippe verspricht: Es müssen keine Fangkolonnen mehr in den Stall.
Um Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben geht es auch in der 7-teiligen Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). Kurs 5 befasst sich mit der Biosicherheit für Geflügelbestände. Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.
Ausnahmegenehmigung für BTV-3 Impfstoffe wird verlängert
Die drei per Ausnahme zugelassenen BTV-3-Impfstoffe gegen die Blauzungenkrankheit dürfen auch nach dem 6. Dezember 2024 weiter eingesetzt werden. Der Verordnung zur Änderung der Zweiten Verordnung über bestimmte Impfstoffe zum Schutz vor der Blauzungenkrankheit des Bundesagrarministeriums hat der Bundesrat am Freitag zugestimmt. Diese greift solange, bis ein entsprechender, in der Europäischen Union zugelassener Impfstoff zur Verfügung steht.
Das BMEL hatte im Juni 2024 per Eilverordnung die sofortige Anwendung von drei vom Paul-Ehrlich-Institut benannten Impfstoffen für einen Zeitraum von sechs Monaten gestattet. Einen EU-zugelassenen Impfstoff gegen den Serotyp der Blauzungenkrankheit gibt es bislang nicht.
Nächster Landkreis in Brandenburg von ASP betroffen
Bei einem Wildschwein im Landkreis Oberhavel im Norden des Landes Brandenburg ist erstmals die Afrikanische Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein nachgewiesen worden. Der verendete Keiler ist nordöstlich von Gransee aufgefunden worden, berichtet das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV). Es werde aufgrund der Entfernung des Fundorts zu den bisherigen ASP-Gebieten von einer sogenannten Sprunginfektion über kontaminierte Gegenstände, Lebensmittel oder Futter ausgegangen.
Rund um den Fundort wird nun ein mobiler Wildschutzzaun errichtet und eine großflächige Fallwildsuche durchgeführt. Die Schweinehalter in der betroffenen Region seien aufgefordert, die Biosicherheitsmaßnahmen in ihren Betrieben zu verstärken.
Dr. Till Backhaus, der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, ist seinerseits beunruhigt: „Das beunruhigt mich sehr, denn eine Großausbreitung in Gebieten, die zudem für entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen schwer zugänglich sind, wünsche ich niemandem. Wir werden uns bei den Länderkollegen in Potsdam ein genaues Lagebild einholen und die Entwicklungen mit hoher Wachsamkeit verfolgen."
Aber nicht nur in Brandenburg, sondern auch in anderen Bundesländern sind neue ASP-Fälle gemeldet worden. So auch in Hessen, wo der Kampf gegen die hochansteckende Tierseuche bereits länger tobt und voraussichtlich noch viele Monate anhalten wird. Laut des Landesjagdverbands in Hessen erreichte das Seuchengeschehen mit 121 neu entdeckten positiven Wildschweinen in Südhessen einen neuen Höhepunkt.
Hessens Landwirtschaftsminister Ingmar Jung hob unterdessen die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten im Land hervor: „Die Afrikanische Schweinepest ist eine riesige Herausforderung für alle – insbesondere die Landwirtschaft. Für die schweinehaltenden Betriebe ist sie existenzbedrohend. Dank der schnellen und koordinierten Maßnahmen konnten wir jetzt aber wichtige Erfolge erzielen.“
Um die finanziellen Folgen der ASP abzufedern, hat die Hessische Landesregierung zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen für Schweinehalter beschlossen.
Ampel-Aus könnte neues Tierschutzgesetz stoppen
In der vergangenen Woche hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seinen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen. Damit ist die Ampelkoalition Geschichte. Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet, dass mit dem Regierungsaus auch die Novelle des Tierschutzgesetzes scheitern könnte. In einem Appell wenden sich die Tierschützer:innen an den Bundeskanzler und mahnen an, das Gesetz noch in dieser kurzen Legislaturperiode zur Verabschiedung zu bringen.
„Es fehlen nur noch wenige Schritte zum Ziel eines politischen Marathons. Sollte der vorliegende Gesetzentwurf scheitern, wäre nicht nur die Arbeit von Jahren verloren. Es wäre das Scheitern des Versuchs, millionenfaches Tierleid zu beenden und das hart erkämpfte Staatsziel Tierschutz endlich politisch mit Leben zu füllen. Wir appellieren daher dringend an Bundeskanzler Scholz, sich dafür einzusetzen, dass der Gesetzentwurf noch in zweiter und dritter Lesung im Bundestag beraten und verabschiedet wird“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Schröder weist darauf hin, dass parteipolitische Interessen jetzt nicht über den Schutz der Tiere gestellt werden dürften. Die Tierschutznovelle ist Teil des Koalitionsvertrags von 2021. Der im September diesen Jahres in erster Lesung eingebrachte Entwurf aus dem Haus des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurde in den vergangenen Wochen durch die Berichterstatter der Koalitionsfraktionen intensiv beraten und nahezu vollständig verhandelt.
Zahl der lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüche in 2023 rückläufig
Im vergangenen sind beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und beim Robert Koch-Institut (RKI) 190 Meldungen zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen eingegangen. 2.248 Erkrankungen, 283 Hospitalisierungen und 13 Todesfälle standen mit den Ausbrüchen in Zusammenhang. Die häufigsten Verursacher von Krankheitsausbrüchen waren Bakterien der Gattungen Salmonella spp. Am zweithäufigsten verursachen Campylobacter spp. Lebensmittelerkrankungen. Im Jahr 2023 gingen beim RKI und beim BVL 10 % weniger Meldungen zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen ein als im Jahr 2022.
Diese Zahlen gehen aus dem gemeinsamen Jahresbericht von BVL und RKI zu lebensmittelbedingten Erkrankungen in Deutschland für das Jahr 2023 hervor.
Fachzeitschrift wird in „Die Praktische Tierärztin“ umbenannt
Die Anteil der Tierärztinnen in Deutschland wächst stetig. Das hat die Schlütersche Mediengruppe zum Anlass genommen, eine ihrer Fachzeitschriften umzubenennen. Aus dem Titel „Der Praktische Tierarzt“ wird mit Beginn des kommenden Jahres „Die Praktische Tierärztin“.
„Die Veterinärmedizin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert - wir reagieren also auf keinen kurzlebigen Trend, sondern auf eine langfristige und fortschreitende Entwicklung. Die Umbenennung unseres Titels ist ein logischer Schritt. Damit möchten wir nicht nur die überwältigende Präsenz von Frauen in diesem Berufsfeld anerkennen, sondern auch eine stärkere Identifikation und Zugehörigkeit für unsere Leserinnen schaffen. Unser Ziel ist es, eine Plattform zu bieten, die die Stimmen und Perspektiven aller Tierärztinnen und Tierärzte gleichermaßen repräsentiert“, erklärt Ingo Mahl, CEO der Mediengruppe.
Im Jahr 2023 waren rund 24.000 der 33.845 tierärztlich Tätigen Frauen, mehr als 80 Prozent der Praxisassistenten sind weiblich. Der neue Titel zielt darauf ab, die Realität in der Branche widerzuspiegeln. Inhaltlich hat sich das Heft stets weiterentwickelt, nun geht auch der Titel mit der Zeit.
„Unser Magazin wird selbstverständlich weiterhin die gewohnte Qualität und Relevanz bieten. Es ist und bleibt unser Ziel, die Kolleginnen und Kollegen in der Veterinärmedizin mit relevanten Fachinformationen zu versorgen und sie bei den vielfältigen Anforderungen ihres Arbeitsalltags zu unterstützen und zu begleiten. Daneben ist es uns ein besonderes Anliegen, nah an der beruflichen Realität unserer Zielgruppe zu bleiben. Tierärztinnen wurden bei 'Der Praktische Tierarzt' 105 Jahre lang mitgemeint. Sie sind schon lange in der Mehrheit und sollen nun auch auf dem Titel stehen", ergänzt Dr. Viola Melchers, Chefredakteurin von "Die Praktische Tierärztin".
Der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) begrüßt die Entscheidung. „Unser Beruf wird immer mehr von Frauen getragen, das erleben wir natürlich auch im bpt. Daher unterstützt das bpt-Präsidium die Entscheidung, die Rolle der Tierärztinnen in unserem Berufsstand zu betonen und zu stärken. Die Umbenennung in "Die praktische Tierärztin passt" in die Zeit", betont bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.
Mehr Daten, zahlen, Fakten sowie Entwicklungen und Trends finden sich im Tierärzte Atlas Deutschland 2024, einer Brancheninitiative für mehr Wissen.de. Der Atlas kann kostenfrei als pdf heruntergeladen werden oder ist für eine Schutzgebühr von 10 Euro im Vetion.de-Shop zu bestellen.