Bayern erleichtert Förderung von Tierheimen
Am heutigen Donnerstag (16.11.2023) tritt die neue Tierheim-Förderrichtlinie in Bayern in Kraft. Mit den aktuellen Änderungen können Tierheime leichter Zuschüsse erhalten. Darunter fallen unter anderem die Förderung von Bau- und Sanierungsvorhaben, Ausgaben für Ausrüstung und Ausstattung von Tierheimen sowie Vorhaben zur Eindämmung der Anzahl herrenloser Hauskatzen.
„Tierheime leisten einen wichtigen Beitrag für den Tierschutz. Die finanzielle Unterstützung von Tierheimen ist uns deshalb ein wichtiges Anliegen. Insgesamt stehen in diesem Jahr rund 2 Millionen Euro für die Tierheim-Förderung bereit. Mit der neuen Förderrichtlinie verbessern wir nochmals die Unterstützungsmöglichkeiten für die Tierheime in Bayern. Das bedeutet mehr Geld, weniger Bürokratie und einen echten Mehrwert für den Tierschutz. Ich danke den vielen Menschen vor Ort, die sich in Bayern mit großem Einsatz für den Tierschutz engagieren", erklärt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber.
Damit die Tierheime unkomplizierter und schneller an Fördermittel kommen, hat der Freistaat das Antragsverfahren insbesondere für die Förderung von Vermittlungstätigkeiten vereinfacht und die Antragsformulare überarbeitet. Zudem können entsprechende Anträge während des gesamten Kalenderjahres, unabhängig von Stichtagen, gestellt werden.
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Ersatzprodukte und Fleischwaren preislich auf einem Niveau
Im Oktober hatte Lidl Preissenkungen für pflanzliche Ersatzprodukte um bis zu 36 Prozent angekündigt, woraufhin Aldi und Penny nachzogen und ihre veganen Eigenmarken nun ebenfalls preiswerter anbieten. Die Preisangleichungen setzen die Fleischproduzenten enorm unter Druck. Denn bisher waren die pflanzlichen Ersatzprodukte deutlich teurer als Fleischprodukte. Zudem planen die Discounter, ihr Sortiment an veganen Lebensmitteln weiter auszubauen.
„Fleisch und pflanzliche Alternativen sollen die gleiche Chance haben, auf dem Teller zu landen. So können wir neue Kunden generieren, die was Neues ausprobieren wollen", sagt Christoph Graf, Einkaufsleiter von Lidl. Mit diesen neuen Kunden meint Graf die sogenannten Flexitarier, eine sehr begehrte Zielgruppe der Lebensmittelhändler. Nach Meinung des Markenstrategen Karsten Kilian ist die Gruppe der Flexitarier inzwischen auf 43 Prozent angewachsen. Besonders das Interesse der 14- bis 25-Jährigen an pflanzlichen Alternativen sei gewachsen, zeigt der Ernährungsreport 2023 der Bundesregierung. Demnach führt die Neugierde zu der Wahl der Fleischersatzprodukte, aber auch Klima und Tierwohl sind für viele Menschen Gründe, den Konsum von Fleisch zu komplett oder teilweise reduzieren.
Einheitliche Behandlungsempfehlungen für epileptische Serienanfälle veröffentlicht
Status epilepticus bezeichnet epileptische Anfälle, die außergewöhnlich lange anhalten oder in einer Serie von mehreren Anfällen hintereinander auftreten bzw. nicht von selbst aufhört. Ohne tierärztliche Hilfe kann sich dies zu einem lebensbedrohlichen Zustand entwickeln. Da sich die bisher international vorhandenen Behandlungsempfehlungen stark voneinander unterschieden, hat ein Team aus fünf international renommierten Neurologie-Spezialist:innen erstmals international einheitliche Richtlinien veröffentlicht. Dazu hatten die Expert:innen, darunter Dr. Holger Volk und Dr. Marios Charalambous von der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), systematisch wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Behandlung von Epilepsie analysiert, bisherige Erkenntnisse zusammengeführt und eine Konsenserklärung erstellt.
„Die Konsenserklärung soll helfen, komplexe, häufig auftretende neurologische Notfälle besser zu behandeln. Wir haben den aktuellen Stand der Forschung begutachtet und daraus die Empfehlungen abgeleitet. Sie sind allgemein anwendbar und die offizielle Richtschnur für Primär- und Fachtierärzte. Gleichzeitig zeigen sie potenzielle Forschungsansätze in diesem Bereich auf“, erklärt Dr. Marios Charalambous, Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Vor der Veröffentlichung im Journal of Veterinary Internal Medicine wurden die Richtlinien von den Expert:innen des American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) bewertet.
Weitaus mehr Consensus Statements für die Kleintierpraxis bietet das tierärztliche Fortbildungsportal Myvetlearn.de. Diese aus 24 Kursen bestehende Fortbildungsreihe wird von dem Experten Prof. Dr. Stephan Neumann von der Kleintierklinik der Universität Göttingen, der u.a. auch Vorstandsmitglied der FECAVA ist, erklärt und kommentiert. Jede Fortbildungseinheit ist mit 2 ATF-Stunden anerkannt.
Parlamentarischer Abend der BTK
Der diesjährige Parlamentarische Abend der Bundestierärztekammer (BTK) fand in der vergangenen Woche in den Räumen der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin statt. Dabei wurde sowohl das neue BTK-Präsidium begrüßt als auch die Arbeit der alten Vertretung umfassend gewürdigt. In seiner neuen Funktion als Präsident stellte Dr. Holger Vogel vor zahlreichen Gästen die Bedeutung der Meinungsvielfalt in den Fokus und warb um Wertschätzung des tierärztlichen Berufsstandes.
„An die Verantwortungsträger der Legislative richte ich den Wunsch nach Entbürokratisierung und vollziehbarer Gesetzgebung, das betrifft leider alle Arbeitsfelder der Tierärzteschaft“, betonte Dr. Vogel. Glückwünsche zu seiner neuen Position als BTK-Präsident erreichten Vogel auch von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, die durch Dr. Ophelia Nick weitergegeben wurden. Die Staatssekretärin versprach in ihrer Rede, noch in dieser Legislaturperiode die Stärkung des Tierschutz weiterzuverfolgen, insbesondere durch die Schließung von gesetzlichen Lücken. Zudem hob Nick die Wichtigkeit des Dialog zwischen dem BMEL und der Tierärzteschaft hervor. Der scheidende BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann hielt das Schlusswort und mahnte erneut das Thema Aggression und verletzende Polemik v. a. im Social-Media-Bereich an.
Kampagne warnt vor Tieren als Weihnachtsgeschenk
Unter dem Motto "Wir wollen keine Bescherung, sondern ein Zuhause!" geht am heutigen Dienstag (14.11.2023) eine zweiwöchige City-Light-Kampagne im gesamten Dresdner Stadtgebiet an den Start. Mit dieser Aktion möchte das Dresdner Tierheim mit Tierheimtieren auf den Plakaten vor zu schnellen und unüberlegten Haustierkäufen als Weihnachtsgeschenk warnen.
„Ein Tier ist kein Geschenk für ein paar Tage. Es ist ein Lebewesen. Es wünscht sich sein ganzes Leben lang beste Haltungsbedingungen. Das erfordert Anstrengung und Verständnis aller Familienmitglieder", erklärt Lutz Meißner, Abteilungsleiter für Tierschutz und Tierseuchenbekämpfung im Veterinäramt der Stadt weiter. Wie in Dresden, warten auch in den Tierheimen im gesamten Bundesgebiet zahlreiche Hunde, Katzen und andere Haustiere auf ein neues Zuhause. Vor der Anschaffung eines tierischen Familienmitglieds sollten die Fragen der Betreuung, der Kosten und der Zeit umfassend besprochen und geklärt werden.
VDI-Roadmap beleuchtet Technik in der Tierhaltung
Der 2. Teil der Roadmap „Agriculture Technology 2030“ des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) ist gerade erschienen und befasst sich nun mit der automatisierten, zukunftsfähigen Tierhaltung. „Nachdem der Teil 1 unserer Forschungsagenda zur Technik für eine nachhaltige Pflanzenproduktion gute Resonanz erfahren hat, sind wir nun froh, mit der aktuellen Publikation zur Technik in der Tierhaltung Forschungsanforderungen für den gesamten Landwirtschaftsbereich vorstellen zu können“, erklärt Dr. Markus Demmel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik.
Auch wenn zahlreiche automatisierte Systeme längst zum Alltag in der Nutztierhaltung gehören, lässt sich doch ein nicht unerheblicher Mangel an Digitalisierung erkennen. Bis zu einem individualisierten Umgang mit den Nutztieren als Grundlage für die Verbesserung des Tierwohls, für die Reduzierung von Umweltbelastungen und der Verbesserung des Ressourceneinsatzes sei es noch ein weiter Weg, heißt es in dem VDI-Report. Neben der Auflistung der Handlungsbedarfe steht aber auch der Diskurs mit Politik und Gesellschaft im Fokus der Roadmap. Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass tragfähige langfristige Konzepte für die Zukunft der Tierhaltung erarbeitet werden müssten, auch für die Forschung und Lehre an den Universitäten und Hochschulen.
Die VDI-Roadmaps können auf der Internetseite des VDI kostenfrei heruntergeladen werden.
Teils hohe Antibiotikakonzentrationen in Gewässern
Besonders in Gewässern um Antibiotika-Produktionsstätten ist die Wirkstoffkonzentration teilweise massiv hoch. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie, an der unter anderem die AOK Baden-Württemberg beteiligt war. Gemeinsam mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW) und dem Umweltbundesamt haben Forschende in den vergangenen drei Jahren an bislang zehn Standorten in Indien und Europa Wasserproben auf die im Abwasser enthaltenen Antibiotikakonzentrationen geprüft sowie weitere Gewässerproben im Umfeld der Produktionsstätten untersucht.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Grenzwerte an 40 Prozent der Produktionsstätten massiv, teils in mehreren 1000 Prozent, überschritten wurden. Die höchste Überschreitung innerhalb der Produktionsanlagen konnte beim Antibiotikum Ciprofloxacin festgestellt werden. „Bei Ciprofloxacin haben wir eine Abwasserkonzentration, die den vertraglich vereinbarten Schwellenwert um 11.000 Prozent überschreitet. Auch andere Schwellenwertüberschreitungen lagen in Größenordnungen von mehreren tausend Prozent“, erklärt Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter Wasserressourcen-Management am IWW. Solch extrem erhöhte Wirkstoffkonzentrationen können zur Förderung von Resistenzen beitragen. Die Studienautoren fordern daher dringend Gesetzesänderungen.
„Belastete Produktionsabwässer sind ein wichtiger Grund für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen, neben dem Risiko durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin", erklärte Malgorzata Debiak vom Umweltbundesamt. Resistenzen führen dazu, dass Antibiotika nicht mehr wirken. „Wir müssen weltweit die Produktionsbedingungen im Blick haben, denn antibiotikaresistente Keime können sich in kurzer Zeit global ausbreiten und lassen sich nicht von Landesgrenzen aufhalten“, so Debiak. Auch Johannes Bauernfeind sieht "dringenden Handlungsbedarf". „Notwendig sind verbindliche Umweltkriterien für die Zulassung und laufende Produktion ausgewählter Arzneimittel, insbesondere Antibiotika, sowie einheitliche Kontrollsysteme zu deren Einhaltung“, fordert der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg.
Die Pilotstudie zeige gleichzeitig aber auch positive Effekte. „Durch unseren intensiven Dialog vor Ort und den direkten Zugang zu den Produktionsanlagen konnten wir bei den Wirkstoffherstellern das Wissen über die umweltkritischen sowie gesundheitsgefährdenden Auswirkungen der Produktion nachweislich erweitern“, betont Dr. aus der Beek. „Die Sensibilisierung bewirkt bereits lokale Verbesserungen im Umgang mit Antibiotika und den Produktionsabwässern“, ergänzt Bauernfeind.
Jugend geht in Sachen Tierschutz voran
Erstmalig sind Kinder und Jugendliche in Hessen für ihr Engagement mit dem Hessischen Tierschutzpreis für Jugend ausgezeichnet worden. „Oberstes Ziel unseres Wettbewerbs war es, jungen Menschen dafür zu danken, dass sie sich für Tiere engagieren. Die Preisträgerinnen und Preisträger haben sich auf eindrucksvolle Weise mit Tierschutzthemen wie artgerechter Haltung und Qualzucht beschäftigt, sind selbst aktiv geworden und haben andere informiert und motiviert“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz bei der Preisverleihung. In drei Altersgruppen wurde der Jugendtierschutzpreis vergeben. Zwei Gruppen in der Kategorie 3 (15-25 Jahre) wurden für ihr besonderes Engagement zum Thema Qualzuchten ausgezeichnet.
„Ich danke allen Siegerinnen und Siegern dafür, dass sie mit ihrem Engagement darauf aufmerksam machen, wie wichtig Tierschutz ist und dass man auch in jungen Jahren als Vorbild vorangehen kann“, sagte die Ministerin anschließend. Um Qualzuchten geht es auch in der siebenteiligen Online-Seminarreihe Tierärztliche Gesundheitsbescheinigung für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen sowie in der Aufzeichnung des Seminars mit Prof. Achim Gruber auf Myvetlearn.de. Die Fortbildungsreihe richtet sich gleichermaßen an Amtstierärzt:innen als auch an kurativ tätige Kolleg:innen.
Krank durch Rassezucht und der „vernünftige Grund“ auf Myvetlearn.de
Agrarpolitischer Bericht verdeutlicht das Höfesterben
Alle vier Jahre legt der Agrarpolitische Bericht dar, wie sich die Lage der Landwirtschaft und der ländlichen Räume entwickelt hat. Der gerade von der Bundesregierung vorgelegte und vom Bundeskabinett gebilligte Bericht umfasst den Zeitraum 2019 – 2022. Dieser zeigt deutlich, in welchem Veränderungsprozess sich die Landwirtschaft und auch die Tierhaltung in Deutschland befindet.
„Unser Bericht legt offen, dass die Politik des ‚Wachse oder Weiche‘ einen starken Strukturwandel befeuert hat. Viel zu viele Höfe mussten aufgeben. Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind zu Veränderungen bereit, brauchen aber Planungssicherheit. Mein Ministerium unterstützt dabei, Schützen und Nutzen in Einklang zu bringen. Getreu der Maxime: die Gewinne von heute dürfen nicht auf Kosten unserer Zukunft gehen", mahnt Bundesminister Cem Özdemir.
So sank die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 2010 und 2020 auf rund 260.000. Im Durchschnitt gaben zehn Betriebe pro Tag auf, insbesondere war die Nutztierhaltung davon betroffen. Besonders dramatisch zeichnet sich die Situation der Schweine haltenden Betriebe in Deutschland. Nahezu die Hälfte der Betriebe haben in dem Zeitraum aufgegeben, was unter anderem auch auf den sinkenden Schweinefleischkonsum in Deutschland zurückzuführen ist.
„Der Bericht verdeutlicht, wie stark gerade die Bäuerinnen und Bauern in den vergangenen Jahren unter Druck standen. Die Einkommen schwankten über die Jahre teilweise stark. Für die Landwirtinnen und Landwirte bedeutete dies, dass sie mit einiger Planungsunsicherheit umgehen mussten. Aufgabe der Politik ist es, die Rahmenbedingungen möglichst krisenfest zu gestalten, damit die Betriebe erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können“, erklärt der Grünenpolitiker.
Aussetzen invasiver Süßwasserarten bedroht Artenvielfalt
97 Prozent aller in Deutschland gehandelten Süßwassertiere sind nicht heimisch. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Wenn diese Exoten ausgesetzt werden, weil die Halter:innen ihrer überdrüssig geworden oder mit der Pflege überfordert sind, kann das zur Ausbreitung invasiver Arten in Süßgewässern beitragen. Das wiederum führt zu einem steigenden Verlust der biologischen Vielfalt. Einige der Arten, die die Forschenden im deutschen Handel dokumentiert und analysiert haben, stehen auf der Liste der „100 der schlimmsten invasiven gebietsfremden Arten der Welt". So zum Beispiel der Froschwels (Clarias batrachus). Andere, wie der Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus laevis), ist auf der EU-Liste der „invasiven gebietsfremden Arten von gemeinschaftlichem Interesse" aufgeführt. Die Forschenden fordern daher eine strengere Gesetzgebung zur Beschränkung künftiger Freisetzungen von unerwünschten Haustieren.
„Eine zunehmend globalisierte Welt hat die Verbreitung gebietsfremder Arten durch den schlecht regulierten internationalen Handel mit Heimtieren erleichtert. Um die Bedrohung durch invasive Arten einzudämmen, ist Prävention besonders wichtig. Dazu muss man die Risikoquellen kennen und die Arten identifizieren, die am ehesten eingeschleppt werden und sich im neuen Lebensraum etablieren können“, erklärt IGB-Forscher James W. E. Dickey, Erstautor der Studie.
„Wir hoffen, dass Risikobewertungen wie unsere und eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit dazu beitragen können, die Freisetzung riskanter und potenziell gefährlicher Arten in deutschen Gewässern zu reduzieren“, so der Forscher abschließend.