Trentino startet mit Abschuss von Problembären
Die Regierung der RegionTrentino-Südtirol plant, 16 Bären zu töten, die als problematisch eingestuft wurden. Auslöser für diesen Beschluss war der Tod eines Joggers im April vergangenen Jahres durch einen Bärenangriff.
Im Rahmen des europäischen Projekts Life Ursus sind im Jahr 1999 zehn Bären ausgewildert worden. Innerhalb von knapp 25 Jahren hat sich die Population der Bären mehr als verzehnfacht. Seit dem Jahr 2004 war es Aufgabe der Landesverwaltung, sich um die Tiere zu kümmern, was nicht gelang. In der vergangenen Woche hatte Maurizio Fugatt, Präsident der autonomen norditalienischen Provinz Trento, für den Bären M90 einen Abschussbefehl erlassen, der dann von der Forstpolizei umgehend umgesetzt wurde. Ein Gutachten des Instituts für Umweltschutz und Forschung (Ispra) hatte ergeben, dass das Tier als besonders gefährlich eingestuft und dringend erlegt werden müsse. Der Bär zeige kaum Scheu vor Menschen, schrieb das Ispra. Das Tier hatte sich Ende Januar für längere Zeit einem Paar angenähert, das eine Wanderung durch den Wald gemachte hatte. Gegen die Abschusspläne der Regierung wollen Tierschützer:innen gerichtlich vorgehen.
Kein genereller Kupierverzicht in Planung
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hat den Ländern sowie den Verbänden der Agrarbranche einen Referentenentwurf vorgelegt, der das Kupieren von Schweineschwänzen regulieren soll. Im Rahmen der Überarbeitung des Tierschutzgesetzes sollte das Schwänzekupieren deutlich verschärft werden. Demnach ist ein generelles Kupierverbot aktuell jedoch nicht geplant. Das teilweise, auf ein Drittel der gesamten Schwanzlänge begrenzte, Kürzen soll auch in Zukunft möglich sein. Bedingung ist allerdings, dass der zuständige Veterinär dies für unverzichtbar hält.
Schweinhalter:innen werden jedoch deutlicher beim Kupieren der Schwänze eingeschränkt. Der Entwurf legt vor, dass die Behörden neben einem Katalog von Anpassungsmaßnahmen auch die Vergrößerung des Platzangebotes für kupierte Schweine vorschreiben können. Dieser Punkt wird von Fachleuten kritisiert, da diese Regelung einen zu großen Interpretationsspielraum lässt und auch angezweifelt wird, dass die Anhebung das Platzangebotes das Auftreten von Schwanzbeißen nicht allein verhindern kann. Gleichzeitig bedeutet eine größere Buchtenfläche höhere Kosten, welche die Fortführung des Schwänzekürzens unattraktiv machen und deutsche Betriebe einseitig benachteiligen.
Bis Anfang März erwartet das BMEL eine Stellungnahme der Länder.
Industrie und Forschung in Deutschland fehlt es an Dynamik
Fehlende Gelder und allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit haben auch auf die Forschung einen großen Einfluss. Der Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI) rechnet in den nächsten Jahren mit einer Stagnation in der chemisch-pharmazeutischen Branche. Zwar liege der Chemie-Innovationsstandort Deutschland im internationalen Vergleich aktuell noch auf dem vierten Platz, doch verändere sich gerade die Dynamik. Unter anderem hat China den bis 2022 größten Industriestandort Europa längst überholt.
Der zweite Quartalsbericht 2023 des VCI zeigt einen Rückgang von Produktion, Kapazitäten, Preisen und Umsätzen. Der Verband befürchtet ein Andauern der Talfahrt, zumal die Nachfrage gesunken ist und auch die hohen Energiepreise die Branche stark belasten. Hinzu kommt der anhaltende Fachkräftemangel und zu wenig Studienanfänger im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Qualifizierte Mitarbeitende, die dringend benötigt werden, um die Intensität in Forschung und Entwicklung, durch die sich Deutschland bislang auszeichnen konnte, aufrecht zu erhalten.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) beschreibt den aktuellen Zustand als „stabil, aber zu wenig dynamisch“. Der Verband bemängelt fehlende Veränderungen und Verbesserungen. Auch der VCI fordert neben mehr Wagniskapital eine ausreichende und verlässliche Finanzierung von Förderprogrammen und den Ausbau der steuerlichen Forschungsförderung.
Immer mehr Fälle von Animal Hoarding
Falsch verstandene Tierliebe und Überforderung sind die Hauptgründe für das sogenannte Animal Hoarding. Das pathologische Horten von Tieren findet immer häufiger in Deutschland statt. Bereits im Jahr 2022 wurden mehr als 70 Fälle registriert. Diese Zahl wurde jedoch im vergangenen Jahr noch überboten.
Da es keine offiziellen Statistiken gibt, kann die Zahl nicht genau bestimmt werden. Und es muss befürchtet werden, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist als die der gemeldeten Fälle. Immer häufiger müssen Tierärzt:innen massenweise Katzen oder Hunde, Vögel, Kaninchen und sogar Pferde aus dem Besitz völlig überforderter Halter:innen befreien. Werden aus einer Katze im Wohnzimmer irgendwann 60, dann geht es meistens nicht nur um Tierschutz, erklärt Nina Brakebusch, Fachexpertin für Animal Hoarding beim Deutschen Tierschutzbund. „In der heutigen Zeit vereinsamen die Menschen, es geht ihnen die Bindung zu anderen Menschen verloren“, so Brakebusch.
In den meisten Fällen von Animal Hoarding sind die beschlagnahmten Tiere krank, stark gestresst und sehr scheu, was dazu führt, dass die Tierheime viele der betroffenen Tiere nicht vermitteln können. Da das Animal Hoarding nach wie vor kein anerkanntes Krankheitsbild ist, fehlt es an finanziellen Mitteln für entsprechende Therapien oder Hilfsangebote für betroffene Personen. Hinzu kommt, dass krankhafte Animal Hoarder oft Wiederholungstäter sind. „Animal Hoarder verdrängen, dass es den Tieren schlecht geht“, sagt die baden-württembergische Landestierschutzbeauftragte Julia Stubenbord. Sie bagatellisieren und spielen mit den Behörden ein Katz-und-Maus-Spiel, um den Gerichtsbeschluss und den Zugang zur Wohnung zu verhindern. Umso wichtiger sei daher aus Sicht der Landestierschutzbeauftragten Stubenbord das aufmerksame Auge von Nachbarn. Stubenbord appelliert an die Politik, den Hortenden sowie ihren Tieren mehr Ressourcen und Unterstützung sowie verstärkte Aufklärungsmaßnahmen zukommen zu lassen.
Solidarische Landwirtschaft als Modell der Zukunft
Die Situation der Landwirt:innen in Deutschland hat sich durch verschiedene Faktoren wie Energiekrise oder Klimawandel in den letzten Jahren verändert. Immer mehr, meist kleinere, Betriebe geben auf. Das Konzept Solidarische Landwirtschaft (Solawi) könnte der aktuellen Entwicklung entgegenwirken. Damit können Privatleute Anteile an landwirtschaftlichen Betrieben kaufen und im Gegenzug etwas von der Ernte erhalten. Das wiederum bedeutet eine bessere Absicherung der Betriebe gegen Ernteausfälle, wie es in den vergangenen Jahren häufiger der Fall war.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, der Universität Siegen und des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft befasst sich im Projekt „nascent SolaRegio" mit den Möglichkeiten der Umstellung landwirtschaftlichen Betrieben in strukturschwachen Regionen. In vier Regionen mit unterschiedlichen Voraussetzungen wird das Konzept Solawi aktuell ausprobiert.
Was eine Umstellung auf Solidarische Landwirtschaft für Betriebe in strukturschwachen Regionen bedeuten könnte und inwiefern solch ein Modell, das von der Gemeinschaft getragen wird, Risiken verringern kann - darüber hat detektor.fm-Redakteurin Esther Stephan einem Podcast mit Dr. Lukas Egli vom Helmholtz-Zentrum gesprochen.
Tierschützer:innen fordern Verbot von Windhunderennen
In Großbritannien und Irland haben Windhunderennen eine große Tradition. Neben England, Schottland, Irland und Wales sind kommerzielle Windhundrennen noch in weiteren 6 Ländern erlaubt. Für die Besitzer:innen der pfeilschnellen Greyhounds und Buchmacher:innen bedeuten die Rennen einen enormen Profit. Außerdem tragen diese dazu bei, dass die beliebte britische Wettkultur gepflegt wird. Für einen guten Windhund werden bis zu 40.000 Pfund bezahlt. Auch wenn die Popularität der Windhundrennen rückläufig ist, werden jährlich noch immer Tausende Hunde für die Rennen gequält. Denn auch Verletzungen und Todesfälle gehören zu dem zweifelhaften Unterhaltungssport ebenso wie das Wetten um Geld. Berechnungen der britischen Windhundbehörde Greyhound Board of Great Britain (GBGB) zeigen, dass zwischen 2018 und 2022 mehr als 2.200 Windhunde bei Rennen gestorben sind und mehr als 22.000 Verletzungen zu verzeichnen waren. Die häufigsten Verletzungen waren muskulärer Art oder gebrochene Gliedmaßen, da die Hunde bei hohem Tempo ineinander bzw gegen Banden laufen.
Obwohl Windhunde von Natur aus anschmiegsam und geeignete Familienhunde sind, werden diese lediglich als sogenannter Gebrauchshund oder Sportgerät betrachtet. Nur wenn das Tier den gewünschten Erfolg bringt, hat es einen Wert. Das Geschäft mit den Windhunden beginnt bereits bei ihrer Geburt: Die Schnellen werden trainiert, die Anderen aussortiert, heißt es auf der Seite von Veto Tierschutz. Nach dem Ende der leidvollen Rennzeit, werden erfolgreiche Rüden und Hündinnen als Deck- und Gebärmaschinen missbraucht.
Ein Zusammenschluss aus britischen Tier- und Hundeschutzorganisationen, darunter Dogs Trust, Blue Cross und Hope Rescue, wollen Rennen per Gesetzt stoppen.„Windhunderennen riskieren ernsthafte Verletzungen und Tod rein für die Unterhaltung“, betont die Tierschutzorganisation Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA).
Universität Hohenheim veranstaltet 7. Zeckenkongress
Der zunehmende Tourismus sowie die starke Entwicklung des globalen Handels haben zu einer größeren Verbreitung von Zecken geführt. Auch in Deutschland haben sich zahlreiche neue Zeckenarten angesiedelt und viele der Plagegeister sind inzwischen ganzjährig aktiv. Auch wenn dem Robert-Koch-Institut (RKI) in 2023 weniger Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gemeldet worden sind, warnt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim, in diesem Jahr vor einem besonders ausgeprägten Zecken-Vorkommen in Deutschland. Besonders zeckenreiche Jahre traten bislang alle drei Jahre auf. Inzwischen hat sich der Abstand auf 2 Jahre verringert. Vor allem in Baden-Württemberg haben Mackenstedt und ihre Kolleg:innen immer mehr so genannte Naturherde, also kleine, räumlich begrenzte Gebiete, in denen FSME-positive Zecken vorkommen, identifiziert.
Der 7. Süddeutsche Zeckenkongress, der vom 26.-28. Februar 2024 an der Universität Hohenheim stattfinden wird, befasst sich mit den biologischen, epidemiologischen und ökologischen Aspekten von Zecken und den von ihnen übertragenen Krankheitserregern. Zahlreiche Wissenschaftler:innen aus den Disziplinen Biologie, Veterinär- und Humanmedizin werden erwartet. Zudem werden Nachwuchswissenschaftler:innen ihre Forschungsergebnisse vortragen. Der Kongress beinhaltet auch eine Online-Ärztefortbildung am 28. Februar 2024, in welcher bisher selten auftretende Krankheitserreger, die von Zecken übertragen werden können, im Fokus stehen werden.
Um durch zecken übertragenen Krankheiten auf Haustiere geht es auch in den Kursen 6 und 9 der Fortbildungsreihe Consensus Statements für die Kleintiermedizin von Myvetlearn.de
Nahostkonflikt lässt Milchpreise steigen
Entgegen der Prognosen sind die Milchpreise auf dem Weltmarkt stark angestiegen. Die Störungen der Schiffstransporte am Roten Meer haben nach Meinung von Expert:innen dazu geführt, dass sich die Preise für Vollmilchpulver, Milch und Butter auf dem höchsten Niveau seit acht Monaten bewegen. Da Handel und Transport von den Produzenten auf der Nordhalbkugel massiv beeinträchtigt werden, drängt die Nachfrage Richtung Neuseeland, sodass die Milchpreise dort mittlerweile höher sind als in Europa.
„Angesichts der anhaltenden Spannungen am Roten Meer, die sowohl zu längeren Lieferzeiten und -kosten als auch zu einer Verlagerung der Nachfrage führen, wird es interessant sein zu sehen, ob diese Kaufaktivität kurzfristig anhält“, erklärte Rosalind Crickett, Molkereianalystin bei der Terminbörse NZX.
Die Gesamtpreise liegen weiterhin auf ihrem höchsten Stand seit Juni 2023 und sind seit dem Jahrestief im August 2023 letztem Jahr um rund 29 % gestiegen. Auf längere Sicht liegen die Preise jedoch nur geringfügig über dem langjährigen Durchschnitt. Das zeigt, dass dies keine Rekordpreise für Milchbauern sind, auch wenn die schlimmsten Befürchtungen für 2023 nicht eingetreten sind. Denn das alles muss vor dem Hintergrund des starken Anstiegs der Betriebskosten gesehen werden.
Tierschutzabkommen in Dänemark unterzeichnet
Wie schon zu Beginn diesen Jahres angekündigt, plant die dänische Regierung, den Schutz von Nutz- und Haustieren in dem Land zu verbessern. Am 9. Februar 2024 haben die dänische Regierung und sechs weitere Parteien nun 31 Initiativen definiert und so den Startschuss für das erste Tierschutzabkommen des Landes gegeben. Unter dem Motto „Gemeinsam für Tiere“ soll mit den Initiativen der Schutz der Tiere intensiviert werden. Unter anderem machen sich die insgesamt neun teilnehmenden Parteien stark für mehr frei laufende Sauen in Abferkelställen und eine schrittweise Abschaffung der Anbindehaltung bei Rindern.
Das zunächst bis zum Jahr 2027 ausgerichtete Abkommen basiert auf Forderungen der politischen Parteien, der Wirtschaft sowie von Tierschutzorganisationen. Landwirtschaftsminister Jacob Jensen zeigte sich zufrieden mit der Einigung.
FDP lehnt Özdemirs Pläne zum Tierwohl-Cent ab
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat einen Plan zum Tierwohlcent vorgelegt. Demnach sollen Fleisch, Fleischerzeugnisse, genießbare Schlachtnebenerzeugnisse und Verarbeitungsprodukte mit einem noch nicht benannten Satz besteuert werden. Die so generierten Einnahmen sollen landwirtschafts- und ernährungspolitische Projekte sowie wichtige Vorhaben im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft in Deutschland unterstützen. Erwartungsgemäß hat der Vorschlag starke Kritik seitens des Bundesfinanzministeriums (BMF) erhalten. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) betrachtet Özdemirs Plan als zu bürokratisch und nicht zielführend.
„Wenn wir in Deutschland eine Tierwohlabgabe einführen, können die Einnahmen daraus möglicherweise nicht nur in Deutschland eingesetzt werden. Sondern müssten auch ins Ausland gehen, wenn dort unter gleichen Rahmenbedingungen produziert wird. Das ist eine hohe Hürde gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Und eine Tierwohlabgabe ist sicherlich nicht die alleinige Lösung für den Agrarsektor, denn nicht alle Landwirte sind Tierhalter“, äußerte sich Lindner in einem Interview mit Topagrar. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Liberalen im Bundestag, Christoph Meyer, fand noch klarere Worte: „Neue Steuern oder Steuererhöhungen wird es mit der FDP nicht geben. Der Vorschlag von Cem Özdemir geht an den eigentlichen Nöten der Landwirte vorbei." Der Vorschlag würde der Landwirtschaft nicht helfen, denn die Steuereinnahmen würden ohne Verwendungsbindung in den Bundeshaushalt gehen. Özdemirs Pläne zum Tierwohlcent würden einen zu großen bürokratischen Aufwand verursachen, so Lindner. Der wiederum präferiert ein Gesamtpaket, das insbesondere das Wiedereinführen der steuerlichen Tarifglättung, eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage sowie einen nachhaltigen Abbau von Bürokratie umfassen kann.