Tierärztliche Notfallversorgung ist Zumutung für Tierhalter:innen
Der Tierarztmangel wird in Deutschland immer mehr zu einem Besorgnis erregenden Thema. Besonders in Notfallsituationen nachts oder am Wochenende müssen Halter:innen von Haustieren nicht selten viele Kilometer fahren, um ihr verletztes oder erkranktes Tier behandeln lassen zu können. Die Hamburger Hundehalterin Julia Strelow bezeichnet die aktuelle Situation als Zumutung und hat daher eine Petition gestartet. Darin fordert sie die dringende Verbesserung der tierärztlichen Notfallversorgung. In einem so großen Stadtgebiet sei es nicht ausreichend und zumutbar, dass Entfernungen von 20 Kilometern oder mehr zurückgelegt werden müssen, um ein verletztes Tier behandeln lassen zu können, so Strelow. Bislang haben 520 Menschen unterzeichnet.
„Wie kann es in einer Millionenstadt wie Hamburg sein, dass es im Notfall keine oder kaum eine ärztliche Versorgung von Kleintieren gibt, die sich im Stadtgebiet befindet?“, fragt sich Strelow. Ein tierärztlicher Notdienst kostet jedoch Geld und Personal. Und auch für Tierärzt:innen gilt die gesetzliche Arbeitszeitregelung. „Früher waren viel mehr Tierärzte selbstständig und haben so lange gearbeitet wie erforderlich“, erklärt Christina Bertram, Vizepräsidentin der Tierärztekammer Hamburg.
In der Nutztiermedizin hat der anhaltende Tierarztmangel noch viel weitreichendere Konsequenzen. In einigen Regionen des Landes schließen mehr Großtierpraxen als neue eröffnet oder übernommen werden. Zahlreiche Landwirt:innen sind daher sehr besorgt und fürchten um die Gesundheit ihrer Tiere. In den Veterinärämtern, aber auch in den ländlichen Praxen blieben viele Stellen unbesetzt, heißt es von Seiten der Bayerischen Tierärztekammer. Als Gründe hierfür werden unter anderem die gestiegenen gesetzlichen Anforderungen und die zunehmende Bürokratie, vornehmlich im Bereich der Nutztierhaltung, genannt. Hinzu käme der demografische Wandel, wie das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erklärt. Die bayerische Landesregierung plant daher, die Landtierarztquote durch weitere zusätzliche Maßnahmen wie Stipendien oder eine finanzielle Unterstützung für die Niederlassung auf dem Land zu ergänzen.
Das zeigt auch die Exakt-Reportage Tierarzt auf dem Land gesucht! Wer kümmert sich um kranke Kühe und Schweine?
Auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) hat sich am letzten Septemberwochenende erneut im Rahmen eines Branchentreffens mit dem Tierärztemangel sowie möglichen Lösungsansätzen befasst. Diese Vorschläge können auf der Webseite Tierarztmangel.de nachgelesen werden. Hier werden auch News zum Thema Tierärztemangel veröffentlicht.
Außerdem informiert die Webseite BerufTierarzt.de über die Vielfältigkeit des tierärztlichen Berufs sowie das Studium der Veterinärmedizin. Tierärztinnen und Tierärzte aus allen Bereichen sind herzlich eingeladen, dabei mitzuwirken.
Hantavirus-Infektionen nehmen zu
In Teilen Niedersachsens hat sich im laufenden Jahr die Zahl der Hantavirus-Infektionen bei Menschen annähernd vervierfacht. Bislang wurden 67 Infektionen (2022: 17) registriert. Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) haben sich deutschlandweit in 2023 bereits rund 250 Personen infiziert. Die Schwankungen der vergangenen Jahre seien insbesondere auf das Nahrungsangebot und klimatische Faktoren zurückzuführen. Die Wirtstiere der verschiedenen, in Deutschland bislang nachgewiesenen Hantaviren, sind Nagetiere wie Rötel-, Brand- und Feldmäuse sowie Zucht- und Wildratten. Bestimmte Hantavirus-Erkrankungen treten demnach in den Regionen auf, in denen das jeweilige Wirtstier heimisch ist.
In der Regel werden die Hantaviren durch Inhalation von aufgewirbeltem, virushaltigem Staub sowie durch Bisse oder nach einem Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen (Speichel, Urin und Kot) übertragen. Daher empfiehlt das RKI dringend, sich bei Arbeiten in Garagen, Garten oder Schuppen vor einer Ansteckung mit einer FFP2-Schutzmaske sowie Arbeits- oder Gummihandschuhen zu schützen. Typische Symptome einer Hantavirus-Infektion sind plötzlich einsetzendes Fieber und grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Myalgien. Hierzulande ist die Infektionsgefahr zwischen April und September am größten.
Laboklin richtet erstmals Internationalen Hundezüchtertag aus
Tierärzt:innen und Hundezüchter:innen sind am 14. Oktober 2023 von 8-14 Uhr eingeladen, am 1. Internationalen Hundezüchtertag der Firma Laboklin teilzunehmen. Die Veranstaltung findet online statt. Die Teilnehmenden erwartet ein vielfältiges Programm zu Genetik, Fellfarben, Hormonen und vielen anderen interessanten Themen rund um die Hundezucht. Das Web-Seminar findet in englischer Sprache statt, die Veranstaltung wird zudem aufgezeichnet.
Bereits zwei Wochen später, am 28. Oktober 2023, wird sich der nächste Online-Züchtertag mit dem Schwerpunktthema Allergien beim Hund befassen. Unter anderem referiert dann Prof. Dr. Ingrid Vervuert (Uni Leipzig) über den Dauerbrenner BARFen. Dr. Regina Wagner (Laboklin) wird sich dem Thema Allergien beim Hund widmen. Die Teilnehmenden erwarten zudem Vorträge über genetische Farbmerkmale mit gesundheitlicher Relevanz sowie über Futtermittelallergien. Dem Vortragsteil schließen sich drei zusätzlich buchbare Seminare an. Auch in diesem Jahr haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, den Züchtertag zusätzlich als Aufzeichnung anzuschauen, um das Gelernte zu vertiefen.
Auf Tierhalter-Wissen.de haben Hundezüchter:innen und interessierte Hundehalter:innen die Möglichkeit, ihr Wissen über die Zucht mit Hunden aufzufrischen.
Online-Umfrage zur Änderung der TÄHAV
Die am 1. März 2018 in Kraft getretene 2. Verordnung zur Änderung der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken (TÄHAV) hat das übergeordnete Ziel, die Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen einzudämmen und damit auch die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten. Erstmals sind auch Umwidmungsverbote für bestimmte antibiotische Tierarzneimittel sowie die Verpflichtung zur Anfertigung von Antibiogrammen in bestimmten Behandlungsfällen in der 2. Verordnung enthalten.
Mittels einer Online-Befragung möchte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nun evaluieren, welche Erfahrungen Tierärzt:innen mit den Regelungen zu Umwidmungsverboten und Antibiogrammpflichten in den vergangenen fünf Jahren gemacht haben. Zudem möchte das Ministerium mit Hilfe der Angaben etwaige Verbesserungspotentiale identifizieren. Daher wäre es wünschenswert, dass möglichst viele kurativ tätige Tierärzt:innen an der Umfrage teilnehmen.
Die Umfrage läuft bis zum 27. Oktober 2023 und wird vom Dienstleistungszentrum der Bundesregierung für bessere Rechtsetzung im Statistischen Bundesamt durchgeführt. Der Evaluierungsbericht kann im Anschluss auf der Webseite des BMEL eingesehen werden.
Kiebitz zum Vogel des Jahres 2024 gewählt
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) wird Vogel des Jahres 2024. Nach der öffentlichen Vogelwahl, organisiert vom Naturschutzbund NABU sowie dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben sich rund 27 Prozent der knapp 120.000 Teilnehmenden für den sogenannten „Gaukler der Lüfte“ entschieden. Auf den Plätzen 2 und 3 landeten der Steinkauz (22,9 Prozent) und das Rebhuhn (21,5 Prozent).
„Wieder haben weit über 100.000 Menschen aus ganz Deutschland an unserer öffentlichen Vogelwahl teilgenommen. Das Interesse an der heimischen Vogelwelt ist ungebrochen. Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer.
Der Kiebitz, ein schwarz-weiß gefärbter, etwa taubengroßer Regenpfeifer mit einer auffälligen Federhaube auf dem Kopf, gilt als stark gefährdet. Vor allem die Trockenlegung von Feuchtwiesen und eine intensivere Landwirtschaft gefährden die Art. Seinen Namen verdankt der frisch gewählte Vogel des Jahres seinem einprägsamen Ruf „Kie-wit“.
Walpopulationen in europäischen Gewässern stabil
In Nord- und Ostsee sowie den angrenzenden Gewässern des europäischen Atlantiks leben 1,4 Millionen Wale, Delfine und Schweinswale. Zu diesem Ergebnis kamen internationale Forschende aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Schweden, Portugal und dem Vereinigten Königreich nach einer umfassenden Zählung im Sommer 2022. Unter dem Namen „Small Cetaceans in European Atlantic waters and the North Sea (SCANS-IV)“ hatten die beteiligten Wissenschaftler:innen in acht Teams die Meeressäuger über einen Zeitraum von sechs Wochen mit Flugzeugen und einem Forschungsschiff das Gebiet systematisch erfasst. Dabei zählten sie in dem 1,7 Millionen Quadratkilometer großen Gebiet tausende von Walgruppen 17 verschiedener Arten.
„Die Ergebnisse der vergangenen drei Jahrzehnte haben unser Wissen zur Verteilung und Häufigkeit der unterschiedlichen Walarten in den europäischen Atlantikgewässern erheblich erweitert. Sie ermöglichen es uns, den Erhaltungszustand der Populationen zu bewerten und in Zusammenhang mit menschengemachten Stressfaktoren zu setzen. Diese groß angelegte Zeitreihe soll in den kommenden Jahrzehnten fortgesetzt werden", erklärte Projektleiterin Dr. Anita Gilles vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).
Die Ergebnisse legen dar, dass sich die Bestände von Schweinswalen und auch von Weißschnauzendelfinen sowie Zwergwalen in den vergangenen 28 Jahren nicht signifikant verändert haben. Die Zählungen belegen jedoch, dass sich die Population des Gemeinen Delfins weiter nach Norden ausgedehnt hat, wie auch die früheren SCANS-Erhebungen bereits gezeigt hatten. Die Schweinswalpopulation hingegen hat sich weiter von Nordwesten nach Süden verlagert, während sie in der westlichen Ostsee, der Beltsee und dem südlichen Kattegat weiter zurückgegangen ist. Die Daten der SCANS-Reihe sind eine wichtige Grundlage, um die Auswirkungen von Beifang und anderen zunehmenden anthropogenen Belastungen wie Offshore-Industrie, Schifffahrt und Fischerei auf Walpopulationen zu bewerten.
Unterdessen hat der dramatische Wassermangel hat im Amazonasgebiet dazu geführt, dass die bedrohten rosa Flussdelfine massenweise verenden. Allein innerhalb der vergangenen Woche seien mehr als 120 Tiere im Lago de Tefé gestorben, berichtet der WWF, der sich an einer Rettungsaktion beteiligt. „Das ist schon jetzt etwa 15 Prozent des dortigen Bestands und die Trockenzeit hat gerade erst begonnen“, berichtet Dirk Embert vom WWF Deutschland. „Wir versuchen, die Überlebenden zu retten, doch es ist ein Rennen gegen die Zeit.“ Fachleute vermuten, dass anhaltende Hitze, Trockenheit sowie Wassertemperaturen von bis zu 39 Grad die Auslöser des Massensterbens sind. Gewebeproben der Delfinkadaver sollen untersucht werden, um die genaue Ursache herauszufinden. Der WWF befürchtet jedoch, dass sich die aktuelle Situation weiter verschärft, denn auch in rund 60 weiteren Gemeinden herrsche ein dramatischer Wassermangel.
Gezielte Fütterung unterstützt Fellwechsel von Equiden
Der Herbst ist eingezogen und damit steht auch die Zeit des Fellwechsels bei Equiden an. Durch eine gezielte Gabe von Mineralfutter kann die Entwicklung eines widerstandsfähigen Deckhaares und entsprechender Unterwolle gefördert werden. Dabei sollten Pferdebesitzer:innen und Stallbetreiber:innen besonders auf die Zufuhr von Zink, Schwefel, Eisen, Kupfer und Jod achten, da eventuelle Reserven aufgebraucht sind. Zudem ist der Energiebedarf der Pferde während des Fellwechsels erhöht. Dies sollte bei der Fütterung und beim Training berücksichtigt werden.
Prof. Hensel erhält Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig
Ende September 2023 hat die Veterinärmedizinische Universität Leipzig ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Im Rahmen der Festveranstaltung, die die Feierlichkeiten einläutete, wurde Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel die Ehrendoktorwürde verliehen. In seiner Danksagung würdigte Prof. Uwe Truyen besonders den Einsatz des Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) für das Öffentliche Gesundheitswesen und die Festigung der Stellung des Tierarztes/der Tierärztin darin sowie seine herausragenden Leistungen als Hochschullehrer auf dem Gebiet der Tierhygiene. Auch Hensel unterstrich die Bedeutung des Tierarztes bzw. der Toierärztin in und für die Gesellschaft. So heile der Tierarzt nicht nur Tiere, sondern sorge auch für die Unbedenklichkeit tierischer Lebensmittel. Weiterhin ist er/sie ein bedeutender Baustein im Kampf gegen Zoonosen. „Zwei Dinge sind es, die die akademische Welt ausmachen. Das eine ist Herz und das andere ist Hirn. Nutzen wir es!“, so die Aufforderung Hensels an alle Anwesenden.
Dem akademischen Festakt folgte am 30. September ein festlicher Ballabend in der Kongresshalle des Leipziger Zoos. Einen ausführlichen Bericht zu den Feierlichkeiten der 100-Jahr-Feier können Sie auf Vetion.de nachlesen.
West-Nil-Virus bei Pferd in Schleswig-Holstein nachgewiesen
Bei einem Pferd in Schleswig-Holstein ist das West-Nil-Virus (WNV) nachgewiesen worden. Nachdem das Tier im Kreis Herzogtum Lauenburg neurologische Symptome gezeigt sowie Fieber entwickelt hatte, ist nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums eine Laboruntersuchung eingeleitet worden, die inzwischen durch das Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt wurde. Die Infektion des Pferdes ist der erste bestätigte WNV-Fall in Schleswig-Holstein. Im Juli 2023 war ein Waldkauz im Tierpark Dessau an der anzeigepflichtigen Tierseuche verendet. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet, seien in 2023 bislang vier WNV-Infektionen bei Menschen nachgewiesen worden.
WNV wird durch Stechmücken übertragen, deren Hauptwirte Vögel sind. Im Jahr 2022 gab es laut FLI bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Auch wenn eine Infektion von Pferden und Menschen eher selten vorkommt, empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet), Pferde in den bereits betroffenen Gebieten gegen WNV zu impfen. Bei etwa 8% der infizierten Pferde komme es zu neurologischen Symptomen. Diese Verlaufsform geht mit einer hohen Letalität von ca. 30 bis 50% einher. Zudem zeigen überlebende Pferde häufig bleibende Schäden, so die StIKo Vet.
Ozonkonzentration beeinflusst Bestäubungsleistung von Bienen
Erhöhte Konzentrationen von Ozon in der Luft können dazu führen, dass sich Duftfahnen von Blumen verändern bzw. kleiner ausfallen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Bestäubungsleistung von Honigbienen abnimmt, weil die Insekten die Blüten dann seltener finden.
Zu diesem Ergebnis kamen Forschende des britischen Centre for Ecology & Hydrology (UKCEH) sowie vier weiterer Universitäten des Landes in einer aktuellen Studie. Die Untersuchungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine erhöhte Ozonkonzentration in der Luft Auswirkungen auf den Wildblumenreichtum hat und landwirtschaftliche Erträge reduziert. Die Forscher gehen zudem davon aus, dass auch andere geruchskontrollierte Verhaltensweisen, im wesentlichen die Partnersuche der Insekten, durch die Luftverschmutzung beeinträchtigt werden könnten.
Für Tierärzt:innen stehen auf Myvetlearn.de vier einzeln buchbare Module zum Thema Bienen für die Online-Weiterbildung zur Verfügung. Neben den Grundlagen zur Bienenhaltung befasst sich der Kurs mit Bienenkrankheiten und -produkten sowie rechtlichen Grundlagen der Bienenhaltung.