01.06.2023: Laborfleisch unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung
Der Fleischkonsum muss massiv reduziert werden. Der Meinung ist unter anderem Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta. Der Wirtschaftsethiker sieht das klassisch erzeugte Fleisch als Auslaufmodell, das schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte. „Allerdings sehen wir, dass wir uns in Deutschland eher schwer mit solchen Innovationen und neuen Technologien tun. Wir stehen mit einem Fuß auf der Bremse. Unser Zeitfenster, um als Standort Deutschland eine Rolle in diesem Markt zu spielen, wird immer kleiner. Bis die Musik irgendwann in anderen Ländern spielt“, sagt Lin-Hi. Im Gegensatz zu anderen Ländern scheinen die Menschen in Deutschland und auch die Europäische Union mentale Schwierigkeiten mit elementaren Veränderungen zu haben. „Denken Sie nur an die Einführung der Gurtpflicht in den 70ern. Eine Katastrophe für viele: Beschneidung der Freiheit, das ist das Ende des Glücks, die ganze Welt geht unter. Das ist ein ganz typischer Mechanismus. Die älteren Generationen vertreten oftmals auch die Position: Das, was wir haben, haben wir uns erarbeitet – und das lassen wir uns nicht wegnehmen“, erklärte der Professor in einem Interview mit dem WDR.
„Konventionelles Tierfleisch, selbst mit unseren massiven Subventionen, ist irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig.
Die Herstellung im Labor ist wesentlich effizienter. Rechnen wir dann noch die ökologischen Kosten drauf, ist das Thema sowieso gegessen. Diese Entwicklung können wir nicht stoppen. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten“, so Lin-Hi. Seinen Berechnungen nach macht die Ernährung knapp ein Drittel der menschengemachten Treibhausgase aus. Die Hälfte dieser Emissionen stammen von tierischen Produkten. Da mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Bedarf an Fleisch ansteigen werde, könnten Innovationen wie In-Vitro-Fleisch dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. „Optimistische Studien prognostizieren im besten Fall ein Einsparpotential von 90 %: 90 % weniger Flächenverbrauch, 90 % weniger Wasserverbrauch, 90 % weniger Emissionen. Und In-Vitro-Fleisch könnte auch dabei helfen, kognitive Dissonanz aufzulösen“, so der Experte. Er befürchtet, dass Deutschland den Anschluss an andere, weit aufgeschlossenere Ländern verlieren könnte. Wie beispielsweise Singapur, wo kultiviertes Fleisch seit 2020 zugelassen ist. Lin-Hi geht davon aus, dass Europa frühestens 2030 nachziehen wird.
Über In-Futura.VETitro-Fleisch und seine Vorzüge sowie über die Auswirkungen auf die Nutztierhaltung sprach Prof. Lin-Hi auch auf der Futura.VET am 16. Februar 2023.
17.05.2023: Sau bringt 41 Ferkel zur Welt
In einem brasilianischen Betrieb hat eine Sau 41
Ferkel in einem Wurf zur Welt gebracht! Ein Phänomen, denn auch Osmar Dalla von der Agrarforschungseinrichtung Embrapa Suínos e Aves, kann sich in seiner 37-jährigen Forschungszeit an keinen Wurf
erinnern, bei dem so viele Ferkel zur Welt kamen. Bis dahin lag die höchste Zahl von Ferkeln pro Wurf bei 26. Durchschnittlich brächten Sauen 36 Ferkel in 2,4 Würfen pro Jahr zur Welt. In Brasilien sei eine Ferkelzahl von 14-16 Tieren pro Wurf in den besten
Betrieben die Norm, sagt Dalla. Wie der Forscher erklärt, könnte eine Reihe von
zusammengekommenen Faktoren wie Hyperovulation, hochwertiges Sperma sowie ein sehr gutes Haltungs- und Fütterungsmanagement der Grund für dieses Phänomen sein. Doch Dalla betont, dass solche Würfe keinesfalls erstrebenswert seien. Denn die neugeborenen Ferkel seien sehr klein und die meisten würden mit großer
Wahrscheinlichkeit nicht überleben, so Della Costa. Zudem hat eine Sau max. 18 Zitzen, so dass sie so viele Ferkel auch gar nicht ernähren kann. Dennoch werde in diesem Fall alles darangesetzt, möglichst viele der Ferkel aufzuziehen.
Private Hochschule bietet Zahnmedizin-Studium in Brandenburg an
17.05.2023
Der Mangel an Fachkräften ist weltweit branchenübergreifend ein wachsendes Problem, so auch in den medizinischen Berufen. Vor allem auf dem Land fehlt es an Ärzten, Zahnärzten und Tiermedizinern. Um einem Versorgungsengpass entgegen zu wirken, hat die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) nun den ersten staatlich anerkannten Zahnmedizin-Studiengang im Land
Brandenburg verwirklicht. An dieser privaten Hochschule können pro Semester 48 Studierende theoretisch sowie vor allem praxisnah ausgebildet werden. Das Studium ist modular aufgebaut und von Beginn an stark an der Praxis und den
Patient:innen orientiert. Schon in den ersten Studienabschnitt sind vier Praxiselemente integriert. Ab Semester 7 verlagert sich der Schwerpunkt der Ausbildung dann neben weiterführenden
theoretischen Vertiefungen vor allem auf die praktische Ausbildung der
angehenden Zahnmediziner:innen in der MHB-Zahnklinik. So sollen die Absolvent:innen direkt nach ihrem
Examen fit für die Arbeit in einer Zahnarztpraxis sein. Studienstart ist jeweils zum Sommersemester. Die Auswahl der Zahnmedizinstudierenden findet dabei anders als an staatlichen Universitäten nicht nach einem notenbasierten numerus clausus statt, sondern nach Persönlichkeit, Motivation und relevanter beruflicher Vorerfahrung. Da die MHB zwar staatlich anerkannt ist, überwiegend aber nicht staatlich finanziert wird, werden zur kostendeckenden Finanzierung Studiengebühren in Höhe von rund 132.000 Euro erhoben. Es wird wie bereits in der Medizin und Psychotherapie auch für die Zahnmedizin attraktive Finanzierungsangebote geben, die das Stuium an der MHB ermöglichen. Da es bereits jetzt einen großen Bedarf an Tierärzt:innen in Deutschland gibt, der aller Voraussicht nach wachsen wird, hat die Branchen-Initiative tierarztmangel.de mit dem „Wörlitzer Memorandum“ 14 Forderungen bzw. Lösungsvorschläge zum Abbau des
Tierarztmangels aufgestellt.
17.05.2023: Klimawandel verändert Artenverhältnis in der Arktis
Aktuellen Forschungsdaten zu Folge hat sich das Artenverhältnis von
arktischen Tieren durch den Klimawandel stark verändert. Seit mehr als vier Jahrzehnten beobachten Forschende der Universität Jena Brutvogelarten in der Arktis. „Wir zählen, wie viele Brutpaare es gibt und welchen Bruterfolg sie haben, also wie viele Küken am Ende der
Saison überlebt haben“, berichtet Polarornithologin Christina Braun, die das Forschungsteam der Uni leitet. Nach den Auswertungen der Daten der letzten Exkursion vor wenigen Wochen kamen die
Wissenschaftler:innen zu dem Ergebnis, dass einige Vogelarten von der Erwärmung des Meeres stark profitieren und andere Arten aufgrund des schwindenden Meereises in andere
Regionen abwandern. So nahmen die Bestände des Riesensturmvogels in den letzten Jahren zu, während die Kapsturmvögel aus dem
Forschungsgebiet auf King Georg Island fast vollständig verschwunden sind. Zudem breiteten sich Eselspinguine immer mehr aus, Adélie- und Zügelpinguine seien hingegen kaum noch in dem etwa 35 km2 großen Areal vorhanden, so Braun. „Beide Arten sind von Meereis abhängig, da dieses die Basis für die antarktische Nahrungskette bildet, indem der Antarktische Krill, die Hauptnahrung von Pinguinen und Walen, die dort vorhandenen Eisalgen abweidet. Da das Meereis immer weiter schrumpft, wandern die Pinguine immer weiter nach Süden, in weniger geeignete Gebiete ab“, erklärt die Polarornithologin.
16.05.2023: Monitoring belegt Winterverluste bei deutschen Bienenvölkern
Nachdem es vor gut 20 Jahren zu dramatisch hohen Bienenverlusten
über die Wintermonate gekommen war, ist im Jahr 2004 das Deutsche Bienen-Monitoring-Projekt (DeBiMo) zum Schutz der Bienengesundheit ins Leben gerufen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreut das Projekt im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Das DeBiMo überwacht und beurteilt die Gesundheit von rund 1.200 Bienenvölkern im ganzen Land und richtet sich an Imker:innen. Die letzten Zählungen im vergangenen Jahr zeigen stark erhöhte Winterverluste. Expert:innen sehen in dem Befall der Völker mit Varroa-Milben im Herbst und den damit einhergehenden Infektionen mit Viren den Hauptgrund für die Verluste. Das Monitoring ergab, dass Völker, die
im Winter 2021/22 starben, einen höheren Varroa-Befall (9,4 Milben
pro 100 Bienen) hatten als überlebende Völker (2,6 Milben pro 100 Bienen). Eine intensivere Forschung in Kombination mit Beratungen soll nun dafür sorgen, dass die Varroose in den Bienenvölkern
effektiver bekämpft wird, um weitere Winterverluste gering zu halten.
Imker:innen mit mehr als fünfzehn Bienenvölker haben die Möglichkeit, an dem Bienenmonitoring teilzunehmen. Alle wichtigen Informationen zur Datenerhebung sowie Blog-Einträge von bereits aktiven Imkereien sind auf der Internetseite des DeBiMo zu finden. Um infektiöse und nicht-infektiöse Bienenkrankheiten, wie auch die
durch einen Varroa-Befall ausgelösten Viruserkrankungen, geht es in
der vierteiligen E-Learning-Reihe Bienen auf Myvetlearn.de. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.
16.05.2023: Prävention ist essentiell für gesunde Tiere
Auf der diesjährigen Frühjahrsveranstaltung des Bundesverbandes
für Tiergesundheit e.V. (BfT) standen neben den aktuellen Herausforderungen der Nutz- und Kleintiermedizin besonders der One-Health-Ansatz und die Prävention von Krankheiten im Fokus. Als einen Schlüsselfaktor für gesunde Nutz- und Kleintiere gleichermaßen bezeichnete Prof. Johannes Holzner von der
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf die Prävention. Neben einem umfassenden Tiergesundheitsmanagements verwies Holzner besonders auf die Notwendigkeit von Impfungen, um Langzeitschäden zu vermeiden. Prof. Holger Volk von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover forderte eine bessere Compliance für das Haustiersegment. Die Corona-Pandemie hätte für einen
enormen Zuwachs von Haustieren in den Haushalten gesorgt und zudem gezeigt, dass Haustiere die emotionale Gesundheit und soziale Integrität der Besitzer fördern, aber im Umkehrschluss auch
Verhaltensauffälligkeiten, wie etwa Stress, von den Tierhaltern auf die
Tiere übertragen würden. „Vor diesem Hintergrund ist das One-Health-Konzept mit seiner Verbindung zwischen Human- und Tiermedizin der richtige Ansatz. Gerade im Haustiersegment müssen wir zu einer besseren Compliance kommen – weg von dem früheren Absetzen von Medikamenten ohne jede Kontrolle“, so der Kleintierspezialist. Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta
hingegen zeichnete ein gänzlich anderes Zukunftsbild mit Blick auf die Nutztierhaltung. Die massive Erzeugung von Treibhausgasen aus der Fleischerzeugung und der weltweit wachsende Fleischkonsum übersteige die Tragfähigkeit des Planeten bei Weitem, so Lin-Hi. Der Professor geht davon aus, dass eine disruptive Technologie die
Herstellung von tierischem Protein in den nächsten zehn Jahren verändern wird. „Ich rechne hier mit einer Sprunginnovation, die die zelluläre Landwirtschaft und in-vitro-Ansätze bei der Erzeugung von Milch und Fleisch enorm voranbringen wird,“ so Lin-Hi.
„Tiergesundheit ist und bleibt essenziell – und zwar für Tierschutz,
Umweltschutz und Klimaschutz. Um die richtigen Weichen zu stellen, müssen Strukturen und Regulierungen in ihrer Gesamtheit für einen zukunftsfähigen und zuverlässigen Rechtsrahmen diskutiert werden. Nur so wird sich der unterschiedliche gesellschaftliche Bedarf – auch im Sinne der Nachhaltigkeit – aufnehmen lassen. Der Sektor selbst ist gefordert, aktiv Lösungen vorzulegen“, lautete das Fazit von BfT-Geschäftsführerin Dr. Sabine Schüller. Mit dem One-Health-Ansatz und der Mensch-Tier-Beziehung befasste sich auch die Futura.VET, die am 16. Februar 2023 erstmalig stattfand. Die Aufzeichnung des zukunftsweisenden
Fortbildungsformats ist noch bis zum 31. Mai 2023 verfügbar.
16.05.2023: Tropenkrankheiten in Deutschland zu erwarten
Der Klimawandel bewirkt, dass auch in Deutschland teils tropische Temperaturen herrschen. Das ist eine gute Voraussetzung, dass sich mehr und mehr Insekten aus tropischen und subtropischen Gebieten auch in unseren Breitengraden wohlfühlen und vermehren.
Damit steigt das Risiko, dass sich in Europa gefährliche Krankheiten wie das Dengue- oder das Gelbfieber sowie das Zika-Virus verbreiten. Das West-Nil-Virus ist bereits in Deutschland und weiteren Ländern Mitteleuropas angekommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Forschungsgruppe Medizinische Biodiversität und Parasitologie von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Die beteiligten Forschenden haben
die Habitate der Asiatischen Tigermücke in Europa näher untersucht. Sie befürchten, dass selbst bei einem nur moderaten Temperaturanstieg mit einem vermehrten Auftreten der Tigermücke
in Deutschland zu rechnen ist. Die Wissenschaftler:innen schätzen, dass in Zukunft in nahezu allen Gebieten Europas Klimabedingungen herrschen werden, die die Übertragung der Infektionskrankheiten begünstigen. Denn die Larven der ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimateten Stechmückenart entwickeln sich schneller bei warmen Temperaturen. Aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit ist die Tigermücke schon jetzt in Teilen Mitteleuropas anzutreffen.
15.05.2023: Neues Master-Studium AGES an der Uni Kassel
Ab dem kommenden Wintersemester steht Studierenden an der Universität Kassel der Masterstudiengang Agriculture, Ecology & Societies (AGES) zur Verfügung. Das AGES-Programm soll die
Masterstudierenden auf wissenschaftlicher sowie gesellschaftlicher Basis für die Agrar- und Ernährungswende vorbereiten. Ein
besonderer Fokus liegt auf einem interdisziplinären, kritischen und
projektbasierten Lernen, das sich die Studierenden in einem
breiten Wahlbereich aneignen können. Eine gewünschte Spezialisierung auf
Agrarökologie, ländliche Entwicklung und Umweltmanagement wird durch die Kooperation mit verschiedenen internationalen Partneruniversitäten ermöglicht. Alle AGES-Module finden auf
Englisch statt. Eine Bewerbung ist ab dem 1. Juni 2023 möglich. Voraussetzung für dieses Master-Studium ist ein Bachelor in den Agrar-, Sozial-, Wirtschafts- oder Geisteswissenschaften.
15.05.2023: Legaler Wildtierhandel meist nicht nachhaltig
Neben der Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels muss auch die
Überwachung des legalen Handels mit Wildtieren dringend überarbeitet werden. Besonders bedenklich ist, dass die
Nachhaltigkeit in den meisten Fällen nicht geprüft wird. Das geht aus
einer aktuellen Studie hervor, die Forschende der International Union for Conservation of Nature (IUCN) Kommission
gerade veröffentlicht haben. Darin haben die Wissenschaftler:innen sowohl die bestehenden Instrumente und Schutzmaßnahmen als auch die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen systematisch analysiert. Sie kamen dabei zu dem Schluss, dass der derzeitige legale Handel nicht durch strenge Nachweise für die Nachhaltigkeit
zahlreicher Arten gestützt wird. Als besonders bedenklich bezeichnen die Forschenden den Mangel an Daten über das
Exportvolumen von Wildtieren, Wildtierpopulationen und der evidenzbasierten Folgenabschätzungen des Handels. „Die Ausbeutung von Wildtieren stellt eine der größten Bedrohungen für
das Überleben der Arten dar. Allzu oft wird jedoch legaler Handel automatisch mit nachhaltigem Handel gleichgesetzt, obwohl es an Beweisen fehlt, die bestätigen, dass dies tatsächlich der Fall ist.
Unsere Untersuchung wirft ein grelles Licht auf den systematischen
Mangel an regulatorischen Schutzmaßnahmen, die dringend
erforderlich sind, um sicherzustellen, dass der legale Handel nicht zu einem Rückgang der Wildtierpopulationen führt“, erklärt Dr. Alice
Hughes, leitende Wissenschaftlerin und außerordentliche Professorin an der Universität von Hongkong. Um den legalen Wildtierhandel besser zu kontrollieren und eine echte Bewertung der nachhaltigen Nutzung zu ermöglichen, fordern die Expert:innen eine rigorose
Datenerfassung und -analyse von Populationen sowie die Verknüpfung von Handelsquoten mit IUCN- und internationalen Vereinbarungen und verbesserte Datenbanken und Einhaltung von Handelsbestimmungen. „Wir gehen davon aus, dass weitere Untersuchungen zeigen werden, dass weitaus mehr Wildtierarten in nicht nachhaltigem Umfang ausgebeutet werden“, resümiert Mit-Autor Dr. Mark Auliya vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Bonn, die zusammengetragenen Ergebnisse. Nur mit einer weitreichenden Überwachung könnten
Populationsrückgänge sowie ein Aussterben von Arten verhindert werden.
TAMG: bitte Petition unterschreiben!
12.05.2023
Am 1. Januar 2023 ist „das Gesetz zur Änderung des Tierarzneimittelgesetzes zur Erhebung von Daten über antibiotisch
wirksame Arzneimittel und zur Änderung weiterer Vorschriften“ in Kraft getreten. Auch wenn die Tierärzteschaft in Deutschland den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika befürwortet, fordert sie mit einer Petition am Deutschen Bundestag, die Rücknahme der
Vorgaben, die der EU-Verordnung zugrunde liegen, als auch der weit darüber hinausgehenden bürokratischen Umsetzungen. Mit dem 3-Stufen-Plan sei die tierärztliche Versorgung aller Rinder, Schweine, Hühner und Puten, begründen die Tierärzt:innen ihre Forderung. Diese lehnen die zusätzlichen Regelungen, die nur für Deutschland
gelten und weit über die EU-Verordnung hinausgehen, vehement
ab. Eine Rückführung der Gesetzgebung könnte die massiven bürokratischen Konsequenzen für die Tierärzteschaft mindern und zudem die tierärztliche Einflussnahme auf das Tierwohl erhalten. Das neue TAMG sieht eine weitere Reduktion von antibiotischen Behandlungen vor, was bedeutet, dass die Therapie bakterieller Infektionen weiter erschwert oder gar unmöglich macht. Dies steht der Tiergesundheit, dem Tierwohl und dem Tierschutz entgegen. Die Tierärzt:innen fordern daher die Etablierung einer nationalen Tiergesundheitsdatenbank, die zur Analyse genutzt werden kann. Allein damit ließe sich ein nachhaltiger Effekt für die Gesundheitssituation in den landwirtschaftlichen Betrieben erreichen. Die Petition kann noch bis zum 23. Mai 2023 unterzeichnet werden.
Machen Sie mit!
12.05.2023: Sachsen-Anhalt bereitet sich mit Spürhunden auf ASP vor
Seit dem ersten Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in
Deutschland im September 2020 wurde das Virus bei mehr als 5.000 Wild- und Hausschweinen festgestellt. Auch wenn die Seuche in Sachsen-Anhalt bislang noch nicht nachgewiesen wurde, bereitet sich das Land intensiv auf einen Eintrag der ASP vor. Bislang wurden neun Spürhunde ausgebildet, die jederzeit zum Einsatz kommen können. Fünf weitere Kadaverspürhunde sollen in der
nächsten Zeit folgen, wie Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) mitteilt. Die ausgebildeten Hunde können Wildschweinkadaver mit ihrer feinen Spürnase systematisch aufspüren und zeigen dann ihren Fund durch lautes Bellen an. Ende April 2022 hatte die Belgische Schäferhündin Lili als erster Spürhund Sachsen-Anhalts ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Wichtig sei,
schnellstmöglich tote Tiere zu finden, wenn diese erkrankt seien, so der Minister.
12.05.2023: Staupe-Impfschutz bei Hunden regelmäßig prüfen
Immer mehr Wildtiere in Deutschland infizieren sich mit dem Staupevirus. Füchse, Waschbären und andere Wildtiere hierzulande stecken sich per Tröfcheninfektion, durch verunreinigtes Wasser oder Futter an. Erst kürzlich wurde bei einem toten Fuchs im
Stadtgebiet Gießen das Virus nachgewiesen. Daher appelliert das dortige Veterinäramt an Hundehalter:innen, den aktuellen Impfstatus ihrer Vierbeiner zu prüfen und gegebenenfalls eine
Auffrischimpfung durchführen zu lassen. Besonders gefährdet sind jagdlich geführte Hunde. Auch wenn eine Infektion mit dem Staupevirus nicht unbedingt tödlich
für das Tier enden muss, sind
infizierte Tiere jedoch empfänglicher für andere Krankheiten. Zudem besteht die Möglichkeit, dass ältere Hunde das Virus übertragen können, ohne selbst zu erkranken. Ein konstanter Impfschutz ist daher unerlässlich für alle Hunde. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) rät zu Wiederholungsimpfungen im Abstand von bis zu drei Jahren, abhängig von dem Impfstoffhersteller. Typische Symptome einer Staupeinfektion sind neben einem schleimigen Nasen- und Augenausfluss auch Husten, Fieber, Erbrechen und Durchfall. Auch Bewegungsstörungen können auftreten.
12.05.2023: Fleischersatzprodukte weiter auf dem Vormarsch
Der Fleischkonsum in Deutschland ist weiterhin spürbar rückläufig. Ein Grund für den sinkenden Verzehr ist die wachsende Vielfalt an Fleischersatzprodukten. Der Markt erlebt seit mehreren Jahren mit pflanzlichen Alternativen einen regelrechten Boom. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden hierzulande im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 rund 70 Prozent mehr
Fleischersatzprodukte hergestellt. Inzwischen hat die Zahl der
Erzeugerfirmen die 50er Marke überschritten. Auch die Herstellung von Lebensmitteln aus Zellkulturen befindet
sich auf Wachstumskurs. Immer mehr Forschungseinrichtungen arbeiten an der Entwicklung von In-vitro-Fleisch sowie aus Mikroorganismen gewonnenen Milchproteinen. Die britische Regierung
hat jüngst dem Unternehmen „Cellular Agriculture Manufacturing Hub“ (CARMA) eine finanzielle Förderung über knapp 13,7 Millionen Euro für ein sieben Jahre dauerndes Projekt zugesichert, das helfen soll, „Laborfleisch“ in großem Maßstab herzustellen, die
Produktionskosten zu senken und diese Lebensmittel für alle verfügbar zu machen. Zudem wollen sich die Forscher mit der Entwicklung von Lebensmitteln wie nachhaltigem Palmöl durch Präzisionsfermentation befassen.
Für die Sicherheit dieser aus Zellkulturen gewonnenen Lebensmitteln ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA zuständig. Bei der künftigen Bewertung wird die Behörde auch mit Herstellern und der
Gesellschaft im Allgemeinen zusammenarbeiten. „Wir sind
zuversichtlich, dass die von unseren Experten erstellten Leitlinien für neuartige Lebensmittel zusammen mit den anderen einschlägigen sektorübergreifenden Leitlinien der EFSA für diesen Zweck geeignet sind. Tatsächlich haben wir in den letzten Jahren über hundert Anträge für eine
Vielzahl neuartiger Lebensmittel anhand dieser Leitlinien bewertet. Dennoch überprüfen wir sie regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie in Bezug auf die Fortschritte in Wissenschaft und Technologie stets auf dem neuesten Stand sind“, erklärt Wolfgang Gelbmann,
leitender wissenschaftlicher Referent bei der EFSA im Bereich neuartige Lebensmittel. Laut Aussagen der EU-Kommission könne die Zellkulturtechnologie einen potenziellen
Beitrag zum Erreichen der Ziele der EU-Strategie „vom Hof auf den Tisch“ für faire, sichere, gesunde und ökologisch nachhaltige Lebensmittelsysteme leisten. Letztendlich werden aber die
Verbraucher:innen entscheiden, in welche Richtung sich dieser Markt entwickeln wird.
11.05.2023: Verbesserungen bei Heim- und Wildtierhaltung dringend notwendig
Bereits im Dezember 2021 ist eine Novelle des österreichischen
Tierschutzgesetzes angekündigt worden. Außer einer Adaptierung
der Gesetzestexte hinsichtlich landwirtschaftlich genutzter Tiere ist
seitdem nicht viel passiert. Doch besonders im Heim- und
Wildtierbereich sehen Tierschutzorganisationen und -vereine einen
dringenden Handlungsbedarf.
„Das politische Tauziehen darf nicht auf dem Rücken der Tiere
passieren. Eineinhalb Jahre nach dem Entschließungsantrag des
Nationalrats ist noch immer nichts passiert, dabei sind die
Änderungen überfällig: Qualzucht ist gang und gäbe, die laxen
Zuchtbestimmungen befeuern den illegalen Welpenhandel, und viel
zu viele Wildtiere gelangen in private Haushalte, was nicht nur für die
Halter:innen selbst, sondern auch für die Öffentlichkeit gefährlich
werden kann. Wir fordern die rasche Umsetzung der politischen
Versprechen“, erklärt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika
Weissenböck. Ein erster Entwurf des Sozialministeriums hat für
massive Kritik von Seiten des Zoofachhandels gesorgt. Das wollen die
Tierschützer:innen nicht gelten lassen und haben ihre Forderungen
nach einer
Gesetzesnovellierung bekräftigt. „Fast 20 Jahre nach
Beschluss des Bundes-Tierschutzgesetzes muss dem deutlich
gestiegenen Tierschutz-Bewusstsein endlich Rechnung getragen
werden. Immer neue und schreckliche Skandal-Bilder von gequälten
oder vernachlässigten Tieren sind keine ‚Einzelfälle‘. Materielle
Verbesserungen wie strengste Verbote von Qualzuchten oder die
lückenlose Erfassung aller ‚Zuchten‘ sind nötig und wichtig, doch
wenn die Aufdeckung von Missständen weiter fast ausschließlich
durch private Tierschutzvereine oder mutige Einzelpersonen
geschieht, dann reichen Novellierungen an der Oberfläche schon
lange nicht mehr“, kritisiert Madeleine Petrovic, Präsidentin von
Tierschutz Austria. Um Qualzuchten geht es auch in der Online-
Seminarreihe „Tierärztliche Gesundheitsbescheinigung für Hunde“
auf Myvetlearn.de. Die Referenten gehen in den sieben Kursen auf
häufige Qualzucht- bzw. Defektzuchtmerkmale bei Hunden ein. Am
31. Mai können sich Amtstierärzt:innen und kurativ tätige Kolleg:innen
mit dem Kurs 4 zum Thema cranio-mandibuläre Osteopathie,
Hydrocephalus sowie Epilepsie und Taubheit online fortbilden.
11.05.2023: Tipps für eine gelungene Wanderung mit dem Hund
Die Zeit der langen Wanderungen hat begonnen. Welche Punkte es bei Ausflügen mit dem Hund zu beachten gibt, hat die Vetmeduni Wien übersichtlich ausgeführt. Schon bei der Wahl des Wanderweges
sollte im Vorfeld sowohl die körperliche Verfassung als auch die zu
erwartenden Wetterverhältnisse in die Entscheidung mit einfließen. In dem Fall, dass die Wanderroute über eine Alm führt, weist die Vetmeduni darauf hin, dass der Vierbeiner immer an der Leine zu führen ist und die Weidetiere unbedingt im Blick behalten
werden sollten, um mögliche
Gefahren frühzeitig zu erkennen. Hunde
können bei Weiderindern Aggressionen auslösen, daher sollte der Vierbeiner
bei Gefahr schnell abgeleint werden können. Zeigen die Tiere Drohgesten, sollte man sich ihnen keinesfalls weiter nähern, sondern mit ruhigen Bewegungen den Abstand vergrößern. Auch sollten
Hundehalter:innen immer genügend Wasser, mindestens 1–2 Liter, für den Hund mit sich führen. Grundsätzlich empfiehlt die Vetmeduni, ausnahmslos auf ausgewiesenen Wegen zu bleiben und regelmäßig die Pfoten des Hundes auf Fremdkörper und Verletzungen zu überprüfen.
10.05.2023: Deutschland hat erste Bundestierschutzbeauftragte
Die Ampel-Regierung hat eine weitere Vereinbarung des Koalitionsvertrags umgesetzt und Deutschlands erste Bundestierschutzbeauftragte berufen. Es ist Ariane Désirée Kari, Fachtierärztin für Tierschutz und seit 2016 stellvertretende Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württemberg. Sie wird das neue Amt am 12. Juni 2023 antreten.
Nach der Approbation als Tierärztin im Jahr 2012 qualifizierte sich Kari 2015 im Rahmen einer Weiterbildung zur Amtstierärztin und erwarb 2019 die tierärztliche Zusatzbezeichnung Tierschutz. Sie konnte sich zudem zur Fachtierärztin für Öffentliches Veterinärwesen und Tierschutz weiterbilden. „In der Arbeit als Beauftragte der Bundesregierung für Tierschutz sehe ich eine große Chance, den Tierschutz voranzubringen. Ich freue mich
sehr darauf, Tieren auf Bundesebene eine Stimme zu geben und sie zum Beispiel in Gesetzgebungsverfahren zu vertreten“, erklärte Kari. Sie will „immer wieder den Fokus auf Missstände im Umgang mit Tieren richten, damit diese von den zuständigen Stellen behoben werden“.
Auch Özdemir zeigte sich im Anschluss an die Bekanntgabe der ersten Bundestierschutzbeauftragten überzeugt, dass Kari mit ihrer Arbeit wichtige Impulse setzen und den gesamtgesellschaftlichen Diskurs und Dialog im Bereich des Tierschutzes mit fachlicher Expertise begleiten und fördern wird. Mit der Schaffung des Amtes auf Bundesebene will er den Tierschutz in Deutschland strukturell und institutionell weiter stärken. Nach Angaben des BMEL soll die Bundestierschutzbeauftragte politisch und fachlich unabhängig arbeiten.
10.05.2023: Neue Mutation bei Holstein-Kälbern entdeckt
US-Wissenschaftler von der Penn State University konnten einen neuen Gendefekt bei Holstein-Kälbern identifizieren. Vom sogenannten „Calf Recumbency“ betroffene Kälber kommen meist schon stark geschwächt auf die Welt und können nicht selbstständig stehen. Ihre Lebenserwartung beträgt in der Regel weniger als sechs Wochen. Die dafür verantwortliche Mutation, die nur bei homozygoten
Kälbern zu einer klinischen Ausprägung kommt, befindet sich auf dem 16. Chromosom. Alle untersuchten Fälle konnten dabei auf einen in 2008 geborenen Bullen zurückgeführt werden.
Derzeit arbeiten die Forscher daran, einen Haplotyp-basierten Test zu entwickeln, der den genetischen Defekt nachweisen kann, um betroffene Kälber von anderen lebensschwachen Tieren unterscheiden zu können.
10.05.2023: Online-Infoabend zum Masterstudiengang Tiergesundheitsmanagement
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) lädt interessierte Tierärzt:innen zu einer Info-Veranstaltung über den interdisziplinären und praxisbezogenen „Master Tiergesundheitsmanagement“ ein. Die Veranstaltung findet heute (Mittwoch, 10.05.2023) um 19.30 Uhr online statt. Studiengangsleiterin Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler und Studienfachberaterin Dr. Kristina Lipp-Radisic geben in dem Online
StudienInfoTalk
detailliert Auskunft über Aufbau und Kosten des Studiengangs und geben Einblicke in das Studium der aktuellen Jahrgänge. Das berufsbegleitende Lehrangebot setzt sich aus den drei Vertiefungsrichtungen „Rind“, „Schwein“ und „Geflügel“
zusammen und umfasst die Bereiche Fütterung, Haltung, Gesundheit und Herdenmanagement. Eine weitere Online-Infoveranstaltung ist für den 20. Juni 2023 vorgesehen.
Australien setzt auf mRNA-Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten
10.05.2023
Um für die drohende Gefahr von Tierseuchenausbrüchen gewappnet
zu sein, sollen in Australien mRNA-Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten schnell getestet und bei Bedarf in
Massenproduktion hergestellt werden. In Kooperation mit den
Landwirtschaftsministerien der Bundesstaaten New South Wales und
Queensland und dem Australian Centre for Disease Preparedness (CSIRO) wird das amerikanische Biotechnologieunternehmen Tiba Biotech zunächst Vakzine zum Schutz vor der Lumpy Skin Disease (LSD) erproben. Die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen die beiden Hauptstämme der Maul- und Klauenseuche (MKS) sowie des exotischen Rinderpestvirus sollen später in einem erweiterten Projekt
folgen. Der Branchenverband Meat & Livestock Australia (MLA) finanziert das übergreifende Fünfjahresprogramm, um
wirtschaftliche, soziale und tierschutzrechtliche Auswirkungen
im
Falle einer Einschleppung der Seuche in australische Rinderbestände zu vermeiden. „Impfstofftechnologien der nächsten Generation auf mRNA-Basis können einen bahnbrechenden Ansatz für die Vorbereitung auf Notfallerkrankungen bieten“, erläuterte MLA-Projektmanager Michael Laurence. Noch gibt es in Australien keine Zulassung für LSD-Impfstoffe. MLA hofft jedoch auf eine schnelle Zulassung. „Das LSD-
Impfstoffkonstrukt wird jetzt an Tieren auf seine Wirksamkeit getestet. Bis Ende dieses Jahres werden wir wissen, ob dieser Impfstoff bei Wiederkäuern wirken wird“, so Laurence. Die Vakzine der neuen Generation ermöglichten in Labortests zudem, die Immunantwort in geimpften Tieren von einer natürlichen Infektion zu unterscheiden. „Der Erfolg dieses Projekts könnte in weniger als zwei Jahren einen Pilotimpfstoff liefern, der für den Einsatz in Australien geeignet ist“, erklärt der Projektmanager.
09.05.2023: Umsetzung des Tierarzneimittelgesetzes im Fokus des BfT
Um sowohl Tiere als auch die Umwelt und das Klima zu schützen, ist eine gute Tiergesundheit essentiell. Um diese zu erhalten und auch Krankheiten vorzubeugen, befasst sich der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) fokussiert mit der sachgerechten Umsetzung der überarbeiteten europäischen Tierarzneimittelgesetzgebung sowie dem nationalen Tierarzneimittelgesetz. „Der Verband hat in 2022 zusammen mit dem Bundesverband der praktizierenden Tierärzte (bpt) und dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) durch eine Initiative zur Impfmotivation im Kleintierbereich und die Plattform „Gesundes Kalb | Gesunde Kuh“ Akzente gesetzt und deutlich gemacht, in welchem
Rahmen Tierarzneimittel eingesetzt werden“, berichtet Dr. Sabine
Schüller, Geschäftsführerin des BfT.
Hinzu kommt auch
das Problem der zunehmenden antimikrobiellen Resistenzen, deren Kontrolle von Seiten der Politik in Form von geplanten Anwendungsbeschränkungen und einer
pauschalen Minimierung vorangetrieben wird. Der BfT stellt dagegen die gezielte, fachgerechte Anwendung von Antibiotika und die Verbesserung der Tiergesundheit durch die Förderung eines
umfassenden Tiergesundheitsmanagements in den Vordergrund. Die Minimierung von Antibiotika bei Nutztieren ist auch das Ziel von VetMAB, dem Online-Fortbildungsportal für Tierärzt:innen und Landwirt:innen. In verschiedenen E-Learning-Modulen geben anerkannte Referenten bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag mit Rind, Schwein und Geflügel integrieren lassen. So gibt es gesündere Tiere und damit weniger Antibiotikaeinsatz.
09.05.2023: Mehr Tierwohl im Kaninchenstall
Die gewerbliche Aufzucht von Kaninchen kann sowohl tierwohlgerecht als auch wirtschaftlich sein. Das zeigt das europaweit einzigartige EIP-Agri-Projekt eines völlig neu konzipierten Tierwohl-
Kaninchenstalls. Die sieben Projektpartner haben den innovativen
Stall für die Haltungsstufe 3 mit Außenklimareiz konzipiert. Allen
Partnern geht es darum, herauszufinden, was das Beste für die Tiere
ist. Auf dem Hof von Landwirt und Projektkoordinator Thomas Bauer in Hohenlohe ist der Tierwohlstall in den Probelauf gestartet. „Wir wollen zeigen, dass wir uns ständig weiterentwickeln. Die Haltung der Tiere mit Außenklimareiz und Einstreu ist nach der Umstellung von
Käfig- auf Bodenhaltung nun die nächste große Herausforderung für die Branche“, sagt Bauer stellvertretend für die
sieben Projektpartner. Modernste Kamera- und Computertechnik sowie intelligente Systeme zur Auswertung werden genutzt, um das Verhalten der Kaninchen zu
analysieren. Ein Technikraum und ein umlaufender Gang ermöglichen dabei die Kontrolle der automatischen Klima- und Lichtsteuerung, der Fütterung, Reinigung und persönliche Rundgänge. Die Ergebnisse sollen anschließend auch anderen Kaninchenhaltern zur Verfügung
gestellt werden. „Mich interessiert besonders, ob und wie sie
untereinander agieren, wenn sie in diesen neuen Ställen leben. Werden sie sich in der Gruppe anders verhalten? Welche Einstreu wird die richtige sein und wo liegen die Unterschiede?“, erklärt Susan Loske von der Technischen Hochschule Bingen, die selbst viel vor Ort auf dem Hof sein wird.
09.05.2023: Erneut Verbot von PMSG gefordert
Zur Zyklussteuerung wird Schweinen in der industriellen Tierhaltung
häufig das Trächtigkeitshormon PMSG (eCG) verabreicht. Dieses
Hormon wird dazu aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen. Zahlreiche Tierschutz- und Umweltorganisationen, unter ihnen der World Wide Fund for Nature (WWF), fordern ein Verbot für die sogenannten Blutfarmen. „PMSG wird als Tierarzneimittel deklariert und ohne wirklichen medizinischen Behandlungsgrund in der industriellen Tierproduktion eingesetzt. Es dient rein wirtschaftlichen Interessen. In Deutschland wird das Hormon in bis zu 30 % der Schweinezuchtbetriebe eingesetzt“, erklären die Tierschützer. Scharfe
Kritik erntet das isländische Pharmaunternehmens Isteka für seine
Behauptung, PMSG habe einen positiven Effekt auf Klima-, Arten- und Tierschutz. Nach Informationen der Tierschutzverbände bezieht das Unternehmen rund 120 Tonnen Blut von 90 Blutfarmen mit knapp 4.800 Islandstuten. „Die Anwendung des Hormons bietet auf globaler Ebene außerordentlich große Vorteile für die Umwelt, fördert darüber
hinaus im wahrsten
Sinne des Wortes das Tierwohl und die Entwicklung der Tiere, bei denen es zum Einsatz kommt“, erklärt Isteka Kommunikationsleiter, Kristinn Hugason. Dagegen sprechen jedoch neben dem systematischen Quälen der Stuten auf den Blutfarmen, auch die stark gesteigerte Fruchtbarkeitsleistung der Sauen, so die Verbände. „Etwa ein Drittel der Sauen in Deutschland wird aufgrund von zumeist managementbedingten
Reproduktionsstörungen frühzeitig geschlachtet oder getötet. Somit
stellen Fortpflanzungsprobleme die häufigste Abgangsursache von Sauen in Deutschland dar. Der Einsatz von Hormonen wie PMSG trägt zu großen Teilen dazu bei“, betont Esther Müller vom Deutschen Tierschutzbund. Zudem sei es unseriös, dem Einsatz von PMSG eine
positive Umweltwirkung zuzurechnen, so Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität beim BUND. „Die ökologische Landwirtschaft und
NEULAND zeigen, dass der Einsatz von PMSG nicht benötigt wird, und auch in der konventionellen Sauenhaltung gibt es Betriebe, die auf den Einsatz von PMSG bewusst verzichten“, sagt Meißner
abschließend.
08.05.2023: Bislang kein Preisabzug für PRRS-Schweine in Dänemark
Zur Bekämpfung des Porzinen Reproduktiven und Respiratorischen
Syndrom (PRRS) bei Schweinen hat Dänemark finanzielle Anreize für Mäster geschaffen. Nur für Schlachtschweine mit negativem PRRS-Status soll der reguläre Tagespreis gezahlt werden. Mäster mit positivem Status müssen hingegen mit einem Preisabzug rechnen. Mit diesem landesweit angelegten Sanierungsprogramm sollen bis zum Jahr 2025 85 % der Sauen und 75 % der Mastschweine PRRS-frei sein. Geplant ist eine
Erhöhung des sogenannten Malus innerhalb der nächsten Jahre. Noch ist die Umsetzung des Malus Ermessenssache der Schlachthöfe. Diese haben den Preisabzug, der seit Juli 2022 gilt, jedoch noch nicht umgesetzt, was mit der aktuell schlechten Auslastung im Zusammenhang stehen dürfte. Der dänische Dachverband für Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion (L&F) geht aber davon aus, dass die Fleischindustrie noch in diesem Jahr mit den Preisabzügen
starten wird.
08.05.2023: Brandschutz in den Ställen soll verbessert werden
Jedes Jahr kommen Zehntausende Tiere bei Bränden in deutschen
Ställen ums Leben. Allein im Jahr 2021 wurden mehr als 2.300 Brände in der
Landwirtschaft erfasst, durch die mehr als 150.000 Tiere starben. Ein Hauptproblem ist der fehlende oder nicht ausreichende
Brandschutz in landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetrieben.
Besonders gefährdet sind große Haltungsbetriebe. Auf eine Kleine
Anfrage der Fraktion Die Linke hat das Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bekannt gegeben, dass
der
Brandschutz in Nutztierbetrieben verbessert werden soll. Geplant sei
die Aufnahme entsprechender Regelungen in die Tierschutz-
Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV). So soll künftig eine
Musterbauordnung als Vorlage für die Landesbauordnungen der
Länder dienen, die für das Bauordnungsrecht zuständig sind. Dazu
soll unter anderem die Ermächtigungsnorm im Tierschutzgesetz
herangezogen werden. Mit den Regelungen soll eine schnellere
Brandbekämpfung erreicht werden, damit im Akutfall auch mehr Tiere
gerettet werden können.
08.05.2023: Herbstzeitlose im Frühjahr bekämpfen
Die hochgiftige Herbstzeitlose wächst vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und an Böschungen. Gerade im Frühling macht sich die Pflanze in lückigen Grasnarben breit. Besonders
häufig ist die Herbstzeitlose auf extensiv genutzten Flächen zu
finden. Das in der Pflanze enthaltene Colchicin ist ein Zellgift, das beim
Verzehr in bereits sehr geringen Mengen für Menschen und Tiere gefährlich ist. Der höchste Giftgehalt findet sich in der Blüte, aber auch in den Samen, der Knolle und den Blättern ist Colchicin
enthalten. Daher muss dringend darauf geachtet werden, dass sich keine
Herbstzeitlosen vor dem Mähen auf der Wiese befinden. Ansonsten ist das Heu als Futtermittel nicht mehr sicher und dürfe nicht mehr verfüttert werden, wie Katharina Weihrauch von der Grünland- und
Futterbauberatung des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) erklärt. Zwar können die Blätter noch während der Fütterung herausgezogen werden, jedoch bestehe die Gefahr der Verwechslung
mit Ampfer und Wegerich. Da das Gift auch im konservierten Zustand lange haltbar ist, rät Prof. Dr. Peter Theobald vom Dezernat Qualitätssicherung Futtermittel, Regierungspräsidium Gießen, dringend zur Bekämpfung der Herbstzeitlosen mit dem Mulcher. Der
optimale Zeitpunkt dafür liegt im Frühjahr, wenn die Pflanze ihre
maximale Biomassebildung abgeschlossen hat und beginnt, die Samenkapseln zu schieben. Da die Pflanze äußerst langlebig und ausdauernd ist und auch um das Samenpotenzial im Boden zu reduzieren, sollte der Prozess nach ungefähr einem Monat wiederholt
werden.
08.05.2023: 1,5 Milliarden Euro für Abbau von Nutztierhaltungen
Zur Verringerung der Stickstoffemissionen sollen die
Nutztierbestände in den Niederlanden in besonders belasteten Gebieten abgebaut werden. Um die aussteigenden Landwirt:innen finanziell zu entlasten, wurden nun zwei umfangreiche
Beihilfepakete in Höhe von knapp 1,5 Mrd. Euro seitens der Europäischen Union (EU) genehmigt. Ziel ist die dauerhafte Schließung von bis zu 3.000 tierhaltenden Betriebe in Natura-2000-Gebieten.
Die Tierhalter:innen verpflichten sich mit dem Programm, die Nutztierhaltung dauerhaft und unwiderruflich aufzugeben. Das gilt auch für andere EU-Mitgliedstaaten. Bis zum 27. Februar 2028 können Landwirt:innen, die die Bedingungen erfüllen, an dem
Ausstiegsprogramm teilnehmen. Die Verpflichtung, keine tierische
Erzeugung zu betreiben, ist auch für jeden künftigen Käufer oder Nutzer der betreffenden Flächen bindend.
Forschung zu Vektor-übertragenen Erregern bei Equiden
05.05.2023
In einer wissenschaftlichen Studie wollen Tierärzt:innen und
Parasitolog:innen der Vetmeduni Wien mehr Informationen zu
Infektionskrankheiten bei Pferden sammeln, die von Vektoren übertragen
werden. Denn bislang sind kaum Daten zu vektor-übertragenen Erregern bei Equiden in Österreich vorhanden. Zu den Vektoren
gehören Zecken, Fliegen und Stechmücken, die unter anderem das West-Nil-Virus übertragen können. Um einen Überblick
über die Verbreitung dieser Erreger in Österreich zu erhalten, werden
Pferdehalter:innen gebeten,
Proben von ihrem Pferd sowie einen vollständig ausgefüllten Fragebogen einzusenden und
das Forschungsprojekt so zu unterstützen. „Je mehr Daten wir aus
ganz Österreich haben, desto besser können Pferdehalter:innen das
Risiko von gefährlichen Erregern einschätzen“, erklärt Jessika
Cavalleri, eine der Projektleiterinnen und Leiterin der Internen Medizin
Pferde an der Vetmeduni. Ab Sommer 2023 sollen sowohl Blut- als auch Kotproben von Pferden, Ponys und Eseln gesammelt werden, um sie auf Infektionen zu untersuchen.
05.05.2023: Russland strebt nach größerer Unabhängigkeit bei Tierarzneimitteln
Anders als bei Gas besteht eine sehr hohe Abhängigkeit Russlands bei ausländischen Arzneimitteln. Je nach Produkt betrage die Abhängigkeit der russischen Schweineindustrie von ausländischen Medikamenten und Impfstoffen zwischen 50 und 90 Prozent, wie der russische Verband der Schweinefleischproduzenten schätzt. 70 bis 80 Mio. Dosen Schweineimpfstoffe wurden in den vergangenen Jahren nach Russland importiert. Nun appelliert die russische Veterinärbehörde Rosselhoznadzor an die Schweinehalter:innen im
Land, auf den Einsatz von westlichen Impfstoffen und
Tierarzneimitteln zu verzichten. Grund seien die Pharmaunternehmen, die Russland sabotieren und unter Druck
setzen, indem sie eine bewusste Verknappung herbeiführen, so die
Behörde. Russland hat inzwischen seine Produktion von Tierarzneimitteln verstärkt. So wurden in 2022 insgesamt 12,74 Mrd. Dosen Lebendimpfstoff für die Landwirtschaft hergestellt, was einem
Wachstum gegenüber des Vorjahres um 90 Prozent gleichkommt, heißt es von Seiten der Veterinärbehörde.
05.05.2023: Milchmarkt steuert auf nächste Krise zu
Der Preisrückgang bei Milch geht weiter. Nachdem die Milchpreise im März 2023 bereits stark gesunken waren, ist auch im April der Rohstoffwert der Milch weiter gefallen. „Der Milchmarkt ist gekippt, die Zeichen stehen auf Sturm,“ sagt der Vorstand der MEG Milch Board Albert Pröpster. „Nachdem einige Molkereien die Auszahlungspreise drastisch gesenkt haben und andere ihrem Beispiel gefolgt sind, steuert der Milchmarkt auf die nächste Krise zu.“ Besonders die Preise für die sogenannte Spotmilch, die unter den Molkereien gehandelt wird, haben das niedrigste Niveau seit 2016 erreicht, wie das ife-Institut in Kiel mitteilte. Die kräftig gewachsene Milchmenge sei der Hauptgrund für den drastischen Preisrückgang,
so
die Einschätzung der MEG Milch. Gleichzeitig sei auch die Nachfrage gesunken. „Dass der Milchpreis sinken wird, war abzusehen angesichts der Zeichen auf dem Weltmarkt, in den etwa 50 Prozent unserer Milchprodukte fließen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit haben aber sowohl Molkereien als auch Milcherzeuger überrascht“, sagt Manfred Tannen. Der Landvolk-Vizepräsident rechnet auch für Mai 2023 mit weiter sinkenden Auszahlungspreisen für die Milchbauern.
Bisher ließen sich zumindest noch die laufenden Kosten auf den meisten
Höfen noch decken, was nun aber bedeutend schwieriger werden dürfte, da sich die Preise für Futter, Energie und Arbeitskraft weiterhin auf einem sehr hohen Niveau befinden.
05.05.2023: Wildtierschutz beim Mähen
Der Wildtiernachwuchs ist gerade erst zur Welt gekommen und schon
lauern ernste Gefahren durch die in Kürze startende Frühjahrsmahd.
Besonders gefährdet sind neben jungen Feldhasen und Bodenbrütern
auch Rehkitze, die in Wiesen und Grünroggen verweilen. Instinktiv
ducken sich die Jungtiere, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Der
Deutsche Bauernverband (DBV) appelliert gemeinsam mit anderen
Verbänden an die Landwirt:innen, den Mähtermin rechtzeitig
zusammen mit den Jagdpächtern zu koordinieren, damit geeignete
Schutzmaßnahmen, wie das Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden,
bzw. das Aufstellen von Knistertüten, Flatterbänder oder Kofferradios,
ergriffen werden können. Auch sollten die Wiesen und Felder
grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, damit die Tiere
während der Mahd flüchten können. Zudem können Drohnen helfen,
Jungtiere auf großen Flächen zu lokalisieren. Die Verbände fordern
die Politik außerdem auf, der Forschungs- und Innovationsförderung
zum Schutz von Wildtieren eine hohe Priorität einzuräumen. Auch Igel
sind in Gefahr,
von Mährobotern verletzt oder sogar getötet zu
werden. Um die Stacheltiere zu schützen, hat ein Abiturient aus
March (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) einen intelligenten
Mähroboter entwickelt. Dieser ist mit einer Kamera, einem
Minicomputer und Künstlicher Intelligenz ausgestattet, um Igel zu
erkennen und an ihnen vorbeizufahren. Der Mähroboter ist so
konzipiert, dass Igel auf einer Entfernung von 50 Zentimetern erkannt
werden können. Nach ersten Versuchen im heimischen Wohnzimmer
hat das Gerät schon den Praxistest mit lebenden Igeln bestanden.
„Die Entscheidung, ob es ein Igel ist oder kein Igel ist, dauert
ungefähr 50 Millisekunden“, erklärt der 20-jährige Erfinder. Mit seiner
Erfindung hat er schon den Regionalwettbewerb von Jugend forscht
gewonnen. Ende März wird er am Landeswettbewerb in Karlsruhe
teilnehmen – und auch noch an weiteren Wettbewerben, etwa dem
Bundesumweltwettbewerb. Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in
der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf
Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen und TFAs in zwei separaten
Reihen online fortbilden können.