Mit dem Anstieg von Zeckenpopulationen in Deutschland hat auch das Auftreten von Borrelioseerkrankungen zugenommen. Hierzulande gehört die Borreliose zu den häufigsten Infektionskrankheiten im Zusammenhang mit Zeckenbissen. Von den Spinnentieren übertragene Borrelien können beim Menschen zu schweren Erkrankungen verschiedener Organsysteme führen. Welche genetischen und immunologischen Prozesse letztendlich eine Borreliose verursachen, hat nun ein Forschungsteam des Zentrums für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM) in Zusammenarbeit mit zwei niederländischen Instituten in zwei Studien untersucht.
„Eine Infektion mit Borrelien führt nicht immer zur Erkrankung, und in der Regel kann eine Borreliose auch erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden. Doch wie unsere Kooperationspartner herausgefunden haben, entwickelt ein Teil der Betroffenen trotz Antibiotikabehandlung bleibende Beschwerden wie Fatigue, kognitive Einschränkungen oder Schmerzen“, sagt Prof. Yang Li, Direktorin des CiiM und Leiterin der Abteilung „Bioinformatik der Individualisierten Medizin“ am Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). „Um künftig zusätzliche Ansatzpunkte für die Entwicklung wirksamer Therapien zur Behandlung einer Borreliose zu finden, ist es zunächst wichtig, die für die Krankheitsentstehung verantwortlichen genetischen und immunologischen Mechanismen besser zu verstehen.“
Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Wissenschaftler:innen eine besondere, bislang unbekannte Genvariante sowie beteiligte Immunparameter. Zusätzlich zur Drosselung von antientzündlichen Prozessen im Körper, konnten Borreliose-Erkrankte mit dieser Genvariante deutlich weniger Antikörper gegen Borrelien produzieren. Die Forschenden vermuten, dass die Bakterien dadurch nicht effizient bekämpft werden können und die Erkrankung dadurch länger andauert. Zudem konnten 34 verschiedene Genorte identifiziert werden, die an der Regulation der Immunantwort von Borreliose-Erkrankten beteiligt sind.
„Unsere Studienergebnisse zeigen deutlich, wie Immunantworten über die Genetik bestimmt werden“, sagt Li. „Da unseren Studienergebnissen aufgrund der großen Kohorte eine extrem breite Datenbasis zugrunde liegt, bieten sie eine hervorragende Grundlage für weiterführende Forschungsansätze, etwa um die Wirkung unterschiedlicher Varianten der beteiligten Gene auf die Krankheitsschwere der Borreliose hin zu untersuchen.“