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FAO fordert effizientere Nutztierhaltung

28.05.2024

Schon im Jahr 2025 könnte die Weltbevölkerung die 10-Milliarden-Grenze überschreiten. Um aber alle Menschen ernähren zu können, ist es unerlässlich, dass die globale Nutztierhaltung effizienter wird. Das fordert die Welternährungsorganisation FAO. Im Gespräch mit SUS erklären Dr. Thanawat Tiensin, FAO-Direktor für Tierproduktion und Tiergesundheit, und FAO-Systemanalyst Dr. Dominik Wisser, dass mit einem deutlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen (THG) aufgrund der Tierhaltung zu rechnen sei, wobei die Rinderhaltung mit rund 60 % den weitaus größten Anteil hat. „Der Anstieg der THG-Emissionen aus der Nutztierhaltung ist zuallererst eine Folge des globalen Bevölkerungswachstums, der zunehmenden Urbanisierung und dem steigenden Einkommen in Schwellenländern wie Indien, China usw.“, erklärt Wisser.

Um mehr Lebensmittel bei gleichzeitiger Reduzierung der negativen Klimaauswirkungen produzieren zu können, bedarf es laut Tiensin einerseits eines optimalen Management des angewendeten Haltungsverfahrens. Andererseits müsste viel effizienter gearbeitet werden. „Die Steigerung der Produktivität und die effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen in der gesamten Wertschöpfungskette ist der vielversprechendste Weg zur Reduzierung von Emissionen, zur Förderung der Nachhaltigkeit und zur Eindämmung des Klimawandels“, erläutert der Experte, der auch vor einer Abwanderung der Tierhaltung aus Europa warnt. Das würde die Emissionen in Europa zwar reduzieren, sie an anderen Orten jedoch erhöhen. Gegebenenfalls würde der globale Gesamtausstoß sogar noch stärker ansteigen.

Daher empfiehlt Dr. Tiensin, zunächst eine genaue Betrachtung der Gesamtauswirkungen von Produktionsverlagerungen durchzuführen. Er sieht auch in In-vitro Fleisch keine wirkliche Alternative, da der CO2-Fußabdruck dieser Produkte noch viel zu groß sei. „Genaue Zahlen haben wir noch nicht, weil Zellfleisch bislang nur unter Laborbedingungen hergestellt wird. Spannend wird sein, wie der Klimafußabdruck bei einer Produktion in großem Stil aussehen wird. Allerdings gilt es dabei auch andere Kriterien als nur den CO2-Fußabdruck zu beachten“, so der FAO-Direktor. Auch eine verstärkte Umstellung auf pflanzliche Proteine betrachtet Tiensin nicht als die Lösung, um die Treibgasemissionen zu senken. Denn die gesteigerte Produktion von Gemüse und Obst, unausweichlich auch in Treibhäusern, würde zu einem erhöhten Energieverbrauch führen. Außerdem gäbe es zu bedenken, dass in vielen Regionen der Welt, insbesondere in sehr trockenen und trockenen Gebieten, Proteine aus tierischer Nahrung die einzige verfügbare Quelle für hochwertiges Protein seien.

SUS