Der normalerweise von Bakterien produzierte Naturstoff Disorazol Z1 besitzt die Fähigkeit, das Wachstum von menschlichen und tierischen Zellen zu verhindern bzw. die Zellen zu zerstören. Aus diesem Grund wird der Wirkstoff auch bereits als Antikrebsmittel diskutiert. Chemiker:innen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist es nun erstmals gelungen, den Wirkstoff mit einem hocheffizienten Verfahren synthetisch nachzubauen. „Die Substanz ist extrem aktiv“, erklärt Teamleiter Dieter Schinzer. „Wir sprechen von picomolaren Konzentrationen, also zwölf Nullen hinter dem Komma.“ Aus Sicherheitsgründen habe sein Team zunächst nur zwei Milligramm hergestellt.
„Wir haben die Natur nachgeahmt, aber mit einem entscheidenden Vorteil“, so Schinzer weiter. „Bakterien produzieren Disorazol Z1 nur in einer bestimmten Form, wir können es gezielt anpassen und für medizinische Anwendungen optimieren.“
Schon vor einigen Jahren hatten Wissenschaftler:innen den Disorazol Z1 produzierenden Bakterienstamm entdeckt, den Wirkstoff isoliert und seither in wissenschaftlichen Studien für mögliche Krebstherapien untersucht. Der nun synthetisch nachgebaute Wirkstoff könnte sich gezielt in Tumorzellen einsetzen lassen. Der Zelltod finde dann nur noch dort statt, wo er erwünscht sei.
„In Zusammenarbeit mit der Industrie soll die Substanz nun so weiterentwickelt werden, dass sie gezielt den Krebs angreift, während gesunde Zellen weitgehend verschont bleiben“, erklärt der Magdeburger Chemiker. Die nächsten Schritte nach diesem Forschungserfolg sind demnach die rasche Patentierung und Veröffentlichung der Entdeckung.