Europa wird immer häufiger von Extremwetterereignissen getroffen. Besonders in den Sommermonaten waren in den vergangenen Jahren in zahlreichen Regionen vermehrt starke Hitze und langanhaltende Trockenheit zu beobachten. Ein Forscherteam des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ist der Frage auf den Grund gegangen, wie groß der Anteil des Klimawandels an diesen Extremereignissen ist.
Die Arbeitsgruppe „Compound Climate Extremes“ analysierte die außergewöhnliche Dürre, die in den Monaten Juni bis August 2022 in vielen Regionen Europas die Böden bis in weite Tiefe austrocknen ließ. Für ihre Untersuchungen setzten die Forschenden auf Beobachtungsdaten und das am UFZ entwickelte hydrologische Modell mHM, in das Niederschlags- und Temperaturmessdaten einfließen. Sie fanden heraus, dass mehr als 30 Prozent dem menschengemachten Klimawandel zuzuschreiben sind. Die extreme Austrockung der Böden sei aber kein plötzliches Phänomen, so die Wissenschaftler:innen. Die Bodenfeuchte habe klimawandelbedingt bereits in den Jahren zuvor kontinuierlich abgenommen.
„Unsere Simulationen zeigen, dass die Dürre im Jahr 2022 die extremste seit 1960 war”, sagt Emanuele Bevacqua, Erstautor der Studie und Leiter der UFZ-Arbeitsgruppe. „Während die Niederschlagsdefizite für das Auftreten der Dürre ausschlaggebend waren, verstärkten die hohen Temperaturen den Rückgang der Bodenfeuchte und der Abflussmengen“, betont der UFZ-Forscher.
Wie Prof. Dr. Jakob Zscheischler, Co-Autor und Leiter des UFZ-Departments Compound Environmental Risks, erklärt, habe der Klimawandel maßgeblich zur Dürre im Sommer 2022 beigetragen. Und weist darauf hin, dass dieser schon in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu höheren Temperaturen und zu einer erhöhten Verdunstung und Austrocknung des Bodens geführt habe. Es sei besonders wichtig, die Rolle der verzögerten Auswirkungen des Klimawandels auf Dürren im Blick zu behalten, so Bevacqua. Dies habe besondere Relevanz, da zum Beispiel in Europa zwei Drittel der Bevölkerung den Wasserbedarf über das Grundwasser deckt und Grundwasser in vielen Städten schon jetzt übernutzt ist.
Aufgrund einer sehr instabilen Wetterlage gehen Metereologen für diesen Winter von weiteren Extremen aus. Allerdings sei noch unklar, ob die kommenden Monate deutlich zu warm werden, wie sich aktuell bereits der Herbst zeigt, oder es eisig kalt wird mit viel Schnee. Klar ist aber wohl, dass es heftige Wetterumschwünge geben wird.