Schlummernde Milzbrand-Sporen gefährden Gesundheit von Mensch und Tier

03.03.2025

Bacillus anthracis ist der Erreger der gefährlichen Zoonose Anthrax, auch bekannt als Milzbrand. Bei Huftieren wie Rindern oder Schafen kann das Bakterium schwere Erkrankungen verursachen. Aber auch Menschen können schwer an Milzbrand erkranken.

Auch wenn Anthrax in Deutschland nur noch selten ausbricht, geht von den Sporen des Bakteriums eine große Gefahr aus. Denn diese gelten als äußerst umweltstabil und können Jahrzehnte im Boden überdauern. Insbesondere der fortschreitende Klimawandel und menschliche Aktivitäten können historische B. anthracis-Vorkommen reaktivieren.

Um die Persistenz sowie genetische Vielfalt von Bacillus anthracis besser zu verstehen, hat ein interdisziplinäres Forschungsteam der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem Amt für Rüstung und Wehrtechnik des österreichischen Bundesheeres und der deutschen Bundeswehr nun historische Milzbrand-Vorkommen untersucht.

„Wir analysierten archivierte Aufzeichnungen über Milzbrandvorfälle in Österreich, um historische B. anthracis-Bodenreservoirs zu lokalisieren. Parallel dazu testeten wir Bodenverarbeitungsprotokolle, um ein effektives Screening für historische Anthrax-Funde zu entwickeln“, erklärt Studien-Erstautor Maximilian F. Mayerhofer-Rochel, Offizier im Amt für Rüstung und Wehrtechnik des Bundesheeres und PhD-Student am Institut für Mikrobiologie des Zentrums für Pathobiologie der Vetmeduni.

Unter anderem konnten die Wissenschaftler:innen an einer stillgelegten Gerberei lebensfähige Sporen isolieren. Wie Studien-Letztautorin Monika Ehling-Schulz, Leiterin des Zentrums für Pathobiologie der Vetmeduni, erklärt, können diese Sporen auch nach Jahrzehnten eine Gesundheitsbedrohung darstellen, wenn solche Stätten durch klimatische Faktoren oder menschliche Eingriffe reaktiviert werden. Denn die Forschenden konnten mit der Genomanalyse der isolierten Stämme belegen, dass Milzbrand-Sporen selbst nach 80 Jahren lebensfähig sind und damit aus der One Health-Perspektive eine potenzielle Gesundheitsgefahr darstellen.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, solche Orte systematisch zu überwachen, um Rückschlüsse über natürliches Vorkommen und etwaige absichtliche Ausbringung zu ziehen“, erklärt Mayerhofer-Rochel. „Die Untersuchung auf lebensfähige Sporen an solchen historischen Orten könnte nicht nur neue Erkenntnisse über die frühere genetische Vielfalt und Populationsstruktur von B. anthracis liefern. Sie könnte darüber hinaus auch wichtige Informationen für die Ergreifung geeigneter Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Ausbrüche geben, die von diesen Orten ausgehen“, unterstreicht Ehling-Schulz abschließend.

Vetmeduni Wien