Die Equine Grass Sickness (EGS) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die Weidepferde, Ponys und Esel befällt und häufig zum Tode des betroffenen Tieres führt. Die Krankheit führt zu einer gestörten Magen- und Darmfunktion, was schwerwiegende Symptome wie Koliken, Schluckbeschwerden und Muskelschwäche auslösen kann. Während die Krankheit in Deutschland nur sehr selten auftritt, gehört EGS in einigen Gegenden Großbritanniens zu der häufigsten Todesursache von Pferden.
Bislang war die Ursache für eine Erkrankung unbekannt. Die Schädigung des Nervensystems lässt jedoch vermuten, dass eine Art von Toxin beteiligt ist. In einer aktuellen Studie konnten Wissenschaftler:innen der University of Edinburgh, der Newcastle University und der University of Padova nun belegen, dass ein Neurotoxin für EGS verantwortlich sein könnte.
Die Forschenden identifizierten ein neurotoxisches Enzym mit dem Namen Phospholipase A2, das Schäden an den neuromuskulären Verbindungen bei den betroffenen Pferde verursacht. Diese Verbindungen sind entscheidend für Muskelbewegungen und -funktion. Phospholipase A2 sei ein Toxin, welches von Mikroorganismen auf Weiden produziert werde, erklärt Professor Bruce McGorum von der Royal (Dick) School of Veterinary Studies. Die Tatsache, dass das Toxin auch im Gift vieler Giftschlangen vorhanden ist, lässt die Vermutung zu, dass Medikamente, die zur Behandlung von Menschen mit Schlangenbiss eingesetzt werden, möglicherweise auch bei Patienten mit Equine Gras Sickness hilfreich sein könnten. Die Studienergebnisse könnten neue Wege zur Bekämpfung von EGS ebnen.
„Weitere Arbeiten sind im Gange, um die Quelle dieses Neurotoxins zu bestimmen; es wird wahrscheinlich von einer Mikrobe wie einem Bakterium oder Pilz produziert, die auf der Weide des Pferdes während des kalten und trockenen Wetters wächst“, wird McGorum von der British Equine Veterinary Association (BEVA) zitiert.