Die equine rezidivierende Uveitis (ERU), umgangssprachlich auch als Mondblindheit bezeichnet, ist eine der häufigsten Augenerkrankungen bei Pferden. Mittel- bis langfristig kann die entzündliche Erkrankung zur Erblindung des betroffenen Pferdes führen. In den meisten Fällen wird die ERU durch eine Leptospireninfektion im Auge ausgelöst. Um bleibende Schäden möglichst zu minimieren, ist eine korrekte und schnelle Diagnose unerlässlich.
Ein von Forscher:innen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München entwickeltes Deep-Learning Tool kann die Erkrankung zuverlässig erkennen. Eine aktuelle Studie des Teams unter der Leitung von Prof. Anna May von der LMU-Pferdeklinik ergab, dass das durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützte Tool die Erkrankung auf Bildern zu 93 Prozent richtig beurteilte, während auf Pferde spezialisierte Tierärzt:innen lediglich 76% der gezeigten Bilder richtig interpretierten. „Bei dem Deep-Learning Tool lag die Wahrscheinlichkeit für eine korrekte Antwort bei 93 Prozent“, sagt May. „Die Unterschiede waren zwar statistisch nicht signifikant, aber sie zeigen dennoch, dass die KI eine ERU verlässlich erkennt und großes Potenzial hat, Tierärzte zu unterstützen.“
KI-Tool soll Tierärzt:innen nicht ersetzen, sondern unterstützen
Das Tool ist Web-App basiert und kann von jedem leicht bedient werden, lediglich die Benutzung eines Smartphones ist Voraussetzung für die Bedienung. „Es soll den Tierarzt nicht ersetzen, aber es kann eine gute Hilfe zur Diagnosefindung darstellen, besonders für weniger erfahrene Kolleginnen und Kollegen oder auch für die Besitzer in Regionen mit geringer Tierarztdichte“, betont May. Durch die frühzeitige Erkennung von ERU können betroffene Pferde schneller eine angemessene Behandlung erhalten, was entscheidend sein kann, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die betroffenen Augen zu retten.