Im Technik-Museum in Wien fand am 7. Juni 2023 auf Initiative der Österreichischen Tierärztekammer der „Zukunftstalk 2023“ mit zahlreichen Steakholdern der Branche aus Österreich und den Nachbarländern statt. Im Fokus standen die künftigen Herausforderungen in der Veterinärmedizin. Etwa 130 Steakholder folgten der Einladung und diskutieren mit Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Bildung und NGOs den Status quo und Wege aus dem Fachkräftemangel. Gleichzeitig wurde auch das 75-jährige Jubiläum der Tierärztekammer gewürdigt. „Die Tierärzteschaft hat auch in den vergangenen Jahren den gesellschaftlichen Stellenwert unter Beweis gestellt – man denke hier an die Lebensmittelsicherheit, die Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen, aber auch an die Seuchenbekämpfung in Zeiten von Pandemien. Ein 75-jähriges Jubiläum ist daher immer ein guter Anlass, neue Weichen zu stellen – darum ging es auch in unserer berufspolitischen Diskussion zum Thema Tierärztemangel – Quo vadis Tiermedizin‘“, betonte ÖTK-Präsident Mag. Kurt Frühwirth.
Die berufspolitische Diskussion, die von dem erfahrenen ehemalige ORF-Journalisten Gerald Groß moderiert wurde, der auch durch das gesamte Programm führte, stand ganz im Zeichen einer Analyse im deutschsprachigen Raum. Hier kamenDr. Siegfried Moder, Präsident Bundesverband Praktizierender Tierärzte (BpT), und Dr. Iris Fuchs, Präsidentin der Bayrischen Landestierärztekammer (BLTK), sowie auch Dr. Olivier Glardon, Präsident Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST), gemeinsam mit Mag. Frühwirth zum Schluss, dass sich nicht nur die Arbeitsbedingungen und die Wertschätzung gegenüber tierärztlichen Kompetenzen ändern müssen. „Ein ganzes Maßnahmenbündel, angefangen von der Ausbildung bis zur Berufsausübung, wird nötig sein, um die Attraktivität der Berufsausübung wieder zu steigern. Dabei soll das Kernprofil unseres Freien Berufs nicht an Bedeutung verlieren“, so Frühwirth. Als Beispiele solch erforderlicher Maßnahmen wurden die Verbesserungen und Intensivierung der Digitalisierung, eine Entbürokratisierung der Abläufe und Dokumentationspflichten, das Schaffen von mehr Studienplatzen sowie die Ausbildung von mehr unterstützenden Personals wie TFAs oder medizinisch-technische Assistent:innen und Praxismanager:innen genannt. Das alles führe dazu, Ressourcen besser zu nutzen und wieder mehr Zeit für die Arbeit am Tier aufbringen zu können.
Konsens bestand auch darin, dass bei diesem Thema alle in einem Boot sitzen. Man müsse sich auf die gegenwärtige Situation nicht nur schnellstens einstellen, sondern einlassen und Wege für die junge Generation aufzeigen. Nur so würden diese wieder eine Zukunft und auch verantwortliche Aufgabe in der Tiermedizin für sich sehen.
Auch in den Pausen waren sich die Teilnehmer:innen einig, dass keine Lösungswege ausgeklammert werden dürften. Denkverbote seien bei der Entwicklung von Gegenmaßnahmen fehl am Platz. Stattdessen müsse man sich zuhören und die Situation im Gesamtzusammenhang sehen, ohne persönliche Befindlichkeiten. Zusammenarbeit auf allen Ebenen sei das Gebot der Stunde, um u.a. den sich sonst stark verschärfenden Versorgungsengpass für die Tiere abzuwenden.