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Breiter Unmut wegen ungebremst wachsender Wolfspopulationen

Der Bestand an Wolfsrudeln im Alpenraum ist innerhalb eines Jahres um mehr als 60% gestiegen. Das geht aus dem ersten gemeinsamen Bericht zum länderübergreifenden Wolfsmanagement der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE Alp) hervor. Mit dem explosionsartigen Wachstum der Wolfspopulationen geht auch die entsprechend gestiegene Anzahl der gerissenen Nutztiere einher. Die Regionen Trient, Lombardei und Graubünden sind laut Bericht besonders betroffen. Die von den ARGE Alp-Mitgliedsländern geleisteten Entschädigungszahlungen haben sich seit dem Jahr 2019 beinahe versechsfacht. „Dieser ungebremsten Entwicklung müssen wir unbedingt etwas entgegensetzen“, fordert Josef Geisler, Tiroler Agrarlandesrat LH-Stv, und nimmt Bezug auf die Änderung der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und Senkung des Schutzstatus des Wolfs. Neben dem Aufbau einer gemeinsamen länderübergreifenden Datenbank werde auch intensiv an der Harmonisierung der genetischen Untersuchungsmethoden gearbeitet, so Geisler.

Um dem Wachstum der Wolfspopulationen in Deutschland entgegenzuwirken und Weidetiere vor Rissen zu schützen, plant Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Erleichterung von Wolfsabschüssen. Der Prozess von Abschussgenehmigungen soll demnach beschleunigt werden. Dies solle in bestimmten Regionen möglich werden, wenn ein Wolf ein Weidetier gerissen und Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden hat, wie die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Berlin erklärte.

„Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland hat zu Konflikten und Herausforderungen geführt. Für Weidetierhalterinnen und -halter ist es ein schwerer Verlust, wenn Tiere nach einem Wolfsriss verendet auf der Weide liegen, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional. Diese Sorgen und Probleme nehme ich ernst. Ich habe daher den Bundesländern einen Weg vorgeschlagen, um Wölfe nach Rissen von Weidetieren schneller und unkomplizierter abschießen zu können. Mein Vorschlag ist unkompliziert umsetzbar und praktikabel, ohne langwierige nationale oder europäische Gesetzesänderungen. Denn es ist offensichtlich: Die Weidetierhalterinnen und -halter brauchen so bald wie möglich mehr Schutz und Sicherheit, gleichzeitig müssen wir das europäische Artenschutzrecht einhalten. Beide Ziele möchte ich zügig mit den Bundesländern voranbringen“, so Lemke.

Die Ministerin plant eine Ausnahmegenehmigung, bei der 21 Tage lang auf den Wolf geschossen werden dürfe, ohne dass zunächst eine DNA-Analyse abgewartet werden müsse. Als Begründung für ihren Vorstoß nannte die Ministerin die wachsende Frustration bei den Weidetierhalter:innen, was langfristig zum Verlust der Akzeptanz des geschützten Wolfes führen könnte. Über den Vorschlag solle bei der Umweltministerkonferenz im November 2023 mit den Ländern gesprochen werden.

Topagrar

Bundesumweltministerium