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CO2-Bepreisung für dänische Landwirt:innen geplant

Dänemark plant, bis zum Jahr 2030 seinen CO2-Ausstoß um 70 %  gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, sollen die Landwirt:innen ihren Teil beitragen. Nach Plänen der dänischen Regierung sollen die durch die Landwirtschaft produzierten Treibhausgase, einschließlich der Methanemissionen von Rindern, mit einem CO2-Preis belegt werden. Gut 100 Euro pro Tonne CO2 sollen von den Landwirt:innen bezahlt werden.

Um wiederum zu verhindern, dass aufgrund der Mehrkosten die Produktion verringert oder gar Betriebe aufgegeben werden, hat sich Dänemark bereit erklärt, Landwirt:innen bei der Finanzierung eines Futtermittelzusatzes zu helfen. 69 Millionen Euro seien dafür vorgesehen, teilt die Regierung mit. Auf diese Weise sollen die Methanemissionen der 550.000 dänischen Rinder um bis zu 30 % reduziert werden.

In Deutschland sind die landwirtschaftlichen Betriebe bislang nicht zu einer CO2-Abgabe verpflichtet. Aktuell scheint eine CO2-Bepreisung auch nicht so bald auf der Agenda zu stehen. Denn die Landwirtschaft ist zugleich auch über die CO2-Speicherung in den Böden ein wichtiger Klimaschützer.

Agrarheute

Nachhaltige Tierhaltung im Fokus der Tönnies Forschung

Die nachhaltige Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere, die sich konsequent am Tier ausrichtet und gleichzeitig umweltfreundlich ist, stand beim Workshop der Tönnies Forschung gGmbH in Marienfeld im Zentrum der Diskussionen. Um den Spagat zwischen Tierwohl und Emissionsreduzierung bestmöglich hinzubekommen, empfiehlt der Vorsitzende des Kuratoriums der Tönnies Forschung, Prof. Hans-Joachim Bätza, einzelne Bausteine zu verbessern. Darunter fallen neben der Futtereffizienz, optimierten Stallbedingungen sowie selektiver Züchtung auch alternative Proteinquellen, Bildung und Schulung von Mitarbeiter:innen sowie das Gesundheitsmanagement.    

Die eine Quintessenz für eine optimale Haltung gebe es nicht, so Bätza. Grundsätzlich sei eine Konsumreduzierung tierischer Lebensmittel in den reichen Ländern sowie die primäre Grünlanderzeugung von Milch empfehlenswert, erklärte Prof. Friedhelm Taube von der Universität Kiel. Auch das Thema Offenstall wurde vielfach diskutiert. Um die Geruchsentwicklung, die mit dieser Stallform einhergeht, einzugrenzen, sollten die Buchten strukturiert sowie der Auslauf überdacht sein. Zudem könnten Spaltenböden im „Toilettenbereich“ dafür sorgen, dass Ammoniakemissionen reduziert werden, wie Lars Broer von der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Nord-West darlegte. Prof. Kai Frölich aus dem Vorstand des Tierparks „Arche Warder“ forderte zudem die gezielte Förderung von klein- und mittelbäuerlichen Strukturen. Staatliche Förderinstrumente sollten nicht mehr wie bislang die Größe der Fläche berücksichtigen, sondern sich überwiegend am Ausmaß der jeweiligen Ökosystemleistungen orientieren, so Frölich abschließend.

Proplanta

Tönnies

Düstere Prognosen für die zukünftige Wasserversorgung

Die Wasserversorgung könnte sich schon bald in einigen Regionen der Welt so sehr verschlechtern, dass sich Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber schneller verbreiten. Zudem könnte eine fatale Ernährungssituation viele Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Das geht aus dem aktuellen Bericht „Water Dilemmas“ der Entwicklungsorganisation Oxfam hervor. Besonders betroffen von einer Wasserkrise seien demnach große Teile Afrikas, Asien sowie der Nahe Osten.

„Die Klimakatastrophe, die durch Öl, Kohle und Gas befeuert wird, kommt bei den Menschen als globale Wasserkrise an. Bereits jetzt sehen wir, dass die weltweite Überhitzung zu mehr Überschwemmungen und Dürren führt“, erklärt Serap Altinisik. Die Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland macht auch die fehlenden Investitionen in die Wasserinfrastruktur der genannten Regionen für die schlechte Prognose verantwortlich. „Die sich ständig verschärfende Wasserkrise wird von der Politik mit schockierender Nonchalance behandelt“, fährt Altinisik weiter fort. „Die reichen Länder müssen ihre Emissionen drastisch senken und die Wasserinfrastruktur in wirtschaftlich benachteiligten Regionen finanzieren. Wir können noch immer den Kurs ändern, aber wir müssen schnell handeln“.

Die Organisation fordert daher von den Industriestaaten eine drastische Senkung ihrer Emissionen sowie die Finanzierung der Wasserinfrastruktur in benachteiligten Regionen. „Die schlimmsten Szenarien, die die Welt vermeiden wollte, haben bereits begonnen“, warnte die Oxfam-Geschäftsführerin. Unter den aktuellen Emissionsprognosen hätten Milliarden von Menschen keine sichere Zukunft, so Altinisik abschließend.

Oxfam

Weniger Methan durch spezielle Rinderzucht

Die Haltung von Rindern, insbesondere von Milchkühen, ist verantwortlich für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen, da bei der Verdauung der Wiederkäuer Methan erzeugt wird. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Umfang der Ausstöße jedoch um rund 16 Prozent verringert, wie der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) mitteilt. Das gehe einher mit den gesunkenen Milchkuhbeständen, so der BRS. Gleichzeitig ist die Milchproduktion um fast 20 % gestiegen, was auf die verbesserte Zucht, eine bedarfsgerechte Fütterung sowie ein optimiertes Management zurückzuführen sei. Laut Destatis lag die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh und Jahr 2021 bei etwa 8.500 kg, während es vor etwas mehr als 20 Jahren noch 6.200 kg waren.

Um den Methanausstoß langfristig zu senken, setzt Kanada auf eine spezielle Zucht. Hier sollen jetzt gezielt Rinder gezüchtet werden, die weniger Methan als üblich ausstoßen und damit zum Klimaschutz beitragen sollen. Basis der Zucht ist ein Bullensperma, das durch das Genetikunternehmen Semex und der kanadischen Milchaufzeichnungsagentur Lactanet gewonnen wird. Grundlage für die Produktion des Spermas ist eine gezielte Selektion auf das genetische Merkmal „niedriger Methanausstoß“. Damit ließe sich der Methanausstoß um jährlich rund 1,5 % verringern, wie Semex mitteilt. Bis 2050 sei eine Eindämmung des Methanausstoßes um 20 % bis 30 % möglich. Prof. Christine Baes von der Universität Guelph ist überzeugt, dass die Emissionen in den nachfolgenden Generationen immer weiter sinken könnten.

Das Vorhaben erntet aber auch Kritik. So warnt Juha Nousiainen, Senior Vice President der finnischen Molkerei Valio, vor Verdauungsproblemen bei den Tieren, die durch diese Zucht verursacht werden könnten. Methan werde von Mikroben im Kuhdarm bei der Verdauung von Ballaststoffen produziert, nicht vom Tier selbst, so Nousiainen. 

Topagrar

Proplanta

Laborfleisch unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung

Der Fleischkonsum muss massiv reduziert werden. Der Meinung ist unter anderem Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta. Der Wirtschaftsethiker sieht das klassisch erzeugte Fleisch als Auslaufmodell, das schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte. „Allerdings sehen wir, dass wir uns in Deutschland eher schwer mit solchen Innovationen und neuen Technologien tun. Wir stehen mit einem Fuß auf der Bremse. Unser Zeitfenster, um als Standort Deutschland eine Rolle in diesem Markt zu spielen, wird immer kleiner. Bis die Musik irgendwann in anderen Ländern spielt“, sagt Lin-Hi. Im Gegensatz zu anderen Ländern scheinen die Menschen in Deutschland und auch die Europäische Union mentale Schwierigkeiten mit elementaren Veränderungen zu haben. „Denken Sie nur an die Einführung der Gurtpflicht in den 70ern. Eine Katastrophe für viele: Beschneidung der Freiheit, das ist das Ende des Glücks, die ganze Welt geht unter. Das ist ein ganz typischer Mechanismus. Die älteren Generationen vertreten oftmals auch die Position: Das, was wir haben, haben wir uns erarbeitet – und das lassen wir uns nicht wegnehmen“, erklärte der Professor in einem Interview mit dem WDR.

„Konventionelles Tierfleisch, selbst mit unseren massiven Subventionen, ist irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig. Die Herstellung im Labor ist wesentlich effizienter. Rechnen wir dann noch die ökologischen Kosten drauf, ist das Thema sowieso gegessen. Diese Entwicklung können wir nicht stoppen. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten“, so Lin-Hi. Seinen Berechnungen nach macht die Ernährung knapp ein Drittel der menschengemachten Treibhausgase aus. Die Hälfte dieser Emissionen stammen von tierischen Produkten. Da mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Bedarf an Fleisch ansteigen werde, könnten Innovationen wie In-Vitro-Fleisch dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. „Optimistische Studien prognostizieren im besten Fall ein Einsparpotential von 90 %: 90 % weniger Flächenverbrauch, 90 % weniger Wasserverbrauch, 90 % weniger Emissionen. Und In-Vitro-Fleisch könnte auch dabei helfen, kognitive Dissonanz aufzulösen“, so der Experte. Er befürchtet, dass Deutschland  den Anschluss an andere, weit aufgeschlossenere Ländern verlieren könnte. Wie beispielsweise Singapur, wo kultiviertes Fleisch seit 2020 zugelassen ist. Lin-Hi geht davon aus, dass Europa frühestens 2030 nachziehen wird.

Über In-vitro-Fleisch und seine Vorzüge sowie über die Auswirkungen auf die Nutztierhaltung sprach Prof. Lin-Hi auch auf der Futura.VET am 16. Februar 2023.

WDR

Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich