Zwar haben sich die meisten Menschen in Deutschland für mehr Tierwohl ausgesprochen, mehr dafür bezahlen möchten jedoch nur wenige. Die verkauften Mengen an Produkten aus artgerechter Tierhaltung in den Supermärkten sind nämlich gering. Tierwohl-Lebensmittel gehören leider in den Sortimenten vieler Supermärkte noch immer zu Nischenprodukten.
Sanfte Anstöße, das sogenannte „Nudging“, könnten helfen, das Kaufverhalten der Konsument:innen zu lenken. Das geht aus einer Studie der Universität Bonn und der Technischen Universität München hervor. Die Forschenden haben mit Hilfe von virtuellen Supermärkten untersucht, inwiefern „Nudging“ den Verkauf von Produkten aus artgerechter Tierhaltung beeinflussen könnte. „Wir haben daher getestet, ob eine erhöhte Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von Tierwohl-Produkten dazu führen, dass sie vermehrt gekauft werden“, erklärt Dr. Nina Weingarten vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn.
In dem Versuch wurden die Testpersonen in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Testgruppe in einem herkömmlichen virtuellen Supermarkt einkaufen ging, wurden die Testpersonen der zweiten Gruppe durch Nudging-Elemente wie Bodenmarkierungen in Form von Fußspuren und großen Aufstellern gezielt zu den Tierwohl-Produkten gelenkt. Diese Gruppe griff im Schnitt doppelt so häufig zu Tierwohl-Produkten wie die Vergleichsgruppe. Da sowohl die Kaufentscheidung als auch die Bezahlung der gewählten Produkte rein hypothetisch blieben, ist nicht klar, inwieweit sich die Ergebnisse auf wirkliche Einkäufe übertragen lassen. Dazu sind weitere Studien nötig, so Weingarten.
„Viele Menschen achten beim Einkauf stark auf den Preis, und der ist bei Tierwohl-Produkten in der Regel deutlich höher“, erklärt Dr. Monika Hartmann, die an der Universität Bonn die Abteilung Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft leitet. „In unserem Experiment könnte man jedoch vermuten, dass dies eine geringere Rolle spielt, da der Kauf virtuell blieb.“ Immerhin zeigen die Daten der Studie aber, dass preisbewusste Kund:innen auch an der digitalen Ladentheke seltener zu den teureren Tierwohlprodukten griffen als weniger preisbewusste. Sie verhielten sich also ähnlich, wie es auch in der Realität zu erwarten gewesen wäre.