Menü ≡

Kampf gegen Antibiotikaresistenzen muss weitergehen

Laut einem Ende Februar veröffentlichten Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bestehen weiterhin Resistenzen von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien gegen häufig verwendete antimikrobielle Mittel. Die EFSA rät daher dringend erneut zu einem umsichtigen Einsatz von Antobiotika. Zudem appelliert die Behörde, die Infektionsprävention und -kontrolle zu verbessern, Forschung und Innovation bei der Entwicklung neuer antimikrobieller Mittel zu stärken sowie Strategien und Verfahren auf nationaler Ebene zu gewährleisten.

Zwischen 2013 und 2022 beobachtete mindestens die Hälfte der meldenden Länder eine zunehmende Resistenz gegen Fluorchinolone bei Isolaten von Salmonella Enteritidis und Campylobacter jejuni, die gewöhnlich mit Geflügel in Verbindung gebracht werden. Dieser Befund ist für die öffentliche Gesundheit besorgniserregend, da in den seltenen Fällen, in denen Salmonellen- oder Campylobacter-Infektionen zu schweren Erkrankungen führen, Fluorchinolone zu den für die Behandlung verwendeten antimikrobiellen Mitteln gehören.

Der Bericht hat jedoch auch in mehreren EU-Mitgliedstaaten Fortschritte bei der Verringerung der antimikrobiellen Resistenz (AMR) gezeigt. So hat sich der Anteil der Escherichia coli-Isolate von zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren vergrößert, die eine „vollständige Empfindlichkeit“ oder „Nullresistenz“ gegen wichtige antimikrobielle Mittel aufweisen.

„Wir haben zwar positive Ergebnisse bei den Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenz erzielt, doch sind weitere gemeinsame Anstrengungen unerlässlich, um diese globale Bedrohung zu bekämpfen. Der One-Health-Ansatz erinnert uns daran, dass die Bekämpfung von AMR die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren wie der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und der Umwelt erfordert“, erklärten Carlos Das Neves, leitender Wissenschaftler der EFSA, und Mike Catchpole, leitender Wissenschaftler des ECDC. Mehr Aufmerksamkeit fordern die beiden Wissenschaftler auch für das Auftreten von Carbapenem-Resistenzen bei E. coli-Bakterien. Diese treten bei Menschen und Tieren aktuell zwar nur selten auf, aber in den letzten Jahren haben immer mehr EU-Länder über Bakterien berichtet, die Carbapenemase-Enzyme in verschiedenen Tierarten produzieren. Dies erfordert Aufmerksamkeit und weitere Untersuchungen, da Carbapeneme eine Gruppe von Antibiotika als letztes Mittel darstellen und jeder Nachweis einer Resistenz gegen sie besorgniserregend ist.

Das Portal VetMAB.de bietet Landwirt:innen und Tierärzt:innen zahlreiche Online-Fortbildungen an, die das Ziel haben, die Haltungsbedingungen und damit die Tiergesundheit zu verbessern und so den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren zu reduzieren.

EFSA

Reduzierter Antibiotikaeinsatz führt zu Rückgang von Resistenzen

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat gemeinsam mit der EFSA und der EMA den Verbrauch antimikrobieller Mittel und das Auftreten antimikrobieller Resistenzen (AMR) in Bakterien von Menschen und lebensmittelliefernden Tieren (JIACRA IV) analysiert und die Ergebnisse im inzwischen vierten gemeinsamen Bericht veröffentlicht. Demnach traten Antibiotikaresistenzen in Ländern, die den Einsatz von Antibiotika bei Menschen und Tieren verringert hatten, seltener auf.

„Der Einsatz von weniger Antibiotika in der Tierhaltung zahlt sich aus: in den meisten Ländern, in denen der Antibiotikaeinsatz reduziert wurde, konnten wir einen entsprechenden Rückgang der Resistenzen beobachten. Das bedeutet, dass die nationalen Bemühungen greifen. Es unterstreicht auch das Engagement der EU für den One-Health-Ansatz, der sowohl die Gesundheit der Tiere als auch die globale öffentliche Gesundheit schützt“, so Bernhard Url, geschäftsführender Direktor der EFSA.

Die 3 Agenturen haben zum ersten Mal auch die Entwicklung des Antibiotikaverbrauchs und der Antibiotikaresistenz in Escherichia coli (E. coli) von Menschen und lebensmittelliefernden Tieren im Zeitraum zwischen 2014 und 2021 bewertet. In diesem Zeitraum ging beispielsweise der Antibiotikaverbrauch bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren um 44 % zurück. Die durchgeführte Analyse ergab, dass E. coli-Bakterien sowohl bei Tieren als auch bei Menschen immer weniger resistent gegen Antibiotika sind, da der Antibiotikaverbrauch insgesamt zurückgeht. Dies zeigt, dass die besorgniserregenden Trends bei der Antibiotikaresistenz mit den richtigen Maßnahmen und Strategien umgekehrt werden können. Außerdem legt der Bericht dar, dass die Verwendung wichtiger Antibiotikagruppen wie Carbapeneme, Cephalosporine der 3. und 4. Generation und Chinolone beim Menschen mit einer Resistenz gegen diese Antibiotika bei E. coli aus dem Menschen verbunden ist. Ebenso wird die Verwendung von Chinolonen, Polymyxinen, Aminopenicillinen und Tetrazyklinen bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren mit einer Resistenz gegen diese Antibiotika bei E. coli-Bakterien in zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren in Verbindung gebracht.

Der One-Health-Ansatz, der durch die Zusammenarbeit von ECDC, EFSA und EMA umgesetzt wurde, und die in diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse erfordern die Fortführung der Anstrengungen zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz auf nationaler, EU- und globaler Ebene im gesamten Bereich der Menschen und der zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tiere, lautet das Fazit der Agenturen.

ECDC

Mettenleiter mit Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet

Am 19. Oktober 2023 ist der ehemalige Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Thomas C. Mettenleiter, im Rahmen des politischen Erntedanks des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit der Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet worden. Dies ist die höchste Auszeichnung des BMEL, die an Personen verliehen wird, die sich im besonderen Maße um die Landwirtschaft verdient gemacht haben.

Bundesminister Cem Özdemir überreichte Thomas Mettenleiter die Medaille für seine Forschungsarbeiten zu grundlegenden Prozessen der Virus-Wirts-Interaktion mit besonderem Blick auf die Entwicklung neuartiger Impfstoffe auf Basis molekularbiologischer Techniken. Die Arbeit an diesem Thema trug entscheidend zur wirksamen Bekämpfung der Aujeszkyschen Krankheit bei Schweinen bei. Gleichermaßen wurde sein Engagement für die Zusammenarbeit von Veterinär- und Humanmedizin im Sinne der One Health-Strategie auf nationaler und internationaler Ebene gewürdigt.

FLI

BMEL

Interaktiver VetmedTalk zu Zoonosen

Immer mehr Zoonosen gefährden die Gesundheit von Mensch und Tier. Unter anderem sorgt der Klimawandel dafür, dass sich Parasiten, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können, in der ganzen Welt ausbreiten. Inzwischen sind Zecken nicht mehr nur in den Sommermonaten aktiv, sondern überleben auch mildere Winter.

Über den Umgang mit solchen Vektor-Krankheiten informiert der interaktive Online-VetmedTalk „Gesunde Tiere – Alles über Zoonosen, Zecken und Co“ der Veterinärmedizinischen Universität Wien am 7. September um 18.30 Uhr.

Die Expert:innen Nikolaus Huber (Vetmeduni), Anja Joachim (Institut für Parasitologie, Vetmeduni), Katja Silbermayr (Boehringer Ingelheim) sowie Adi Steinrigl (AGES) präsentieren darin aktuelle Themen aus der veterinärmedizinischen Forschung und Praxis und diskutieren ganz im Sinne des One-Health-Gedankens. Die Moderation des Live-Streams wird Bernhard Weingartner, Wissenschaftskommunikator und Initiator des Science Slam Österreich, übernehmen.

Da auch die Beziehung zu unseren Haustieren immer enger und intensiver wird, befasst sich Prof. Dr. Stephan Neumann (Universität Göttingen) in zwei Online-Seminaren auf Myvetlearn.de mit den wichtigsten Zoonosen, die in der Tierarztpraxis sowie der Arztpraxis am häufigsten vorkommen. Er geht dabei sowohl auf den Erreger und seine Übertragung als auch auf das Krankheitsbild bei Mensch und Tier ein. Einzig bei der Therapie wird nur die Behandlung des Tieres näher besprochen.

Vetmeduni Wien

Online-Seminare Zoonosen auf Myvetlearn.de

Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels

Der Klimawandel schreitet voran und auch die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung weltweit nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an. In dem gerade erschienenen Sachstandsbericht unter der Federführung des Robert Koch-Instituts (RKI), der im Rahmen des Projekts „KlimGesundAkt“ erstellt wurde, wird der Klimawandel als die größte Herausforderung für die Menschheit eingestuft. Die Mitwirkenden, rund 90 Autor:innen aus über 30 Forschungseinrichtungen und Behörden, nehmen in der ersten Ausgabe der Beitragsreihe Bezug auf den Einfluss des Klimawandels auf Infektionskrankheiten, die vermehrt auftreten. Neben Vektor- und Nagetier-assoziierten Infektionen, wasserbürtigen Infektionen und Intoxikationen sowie lebensmittelassoziierten Infektionen und Intoxikationen beleuchten die Autor:innen auch die Zunahme von Antibiotikaresistenzen.

„Neben verschiedenen themenspezifischen Handlungsempfehlungen haben alle Beiträge eines gemeinsam: Sie weisen auf einen anhaltend hohen Forschungsbedarf hin. Auch erweitertes Monitoring vieler gesundheitlicher Auswirkungen des Klimawandels wird empfohlen“, resümieren die Expert:innen. Gleichzeitig zeigen sie in dem Sachstandsbericht auch Möglichkeiten auf, den Folgen des Klimawandels entgegenzutreten. „Daher erfordern gesundheitssensibler Klimaschutz und Klimawandelanpassung eine intersektorale Zusammenarbeit und den Austausch verschiedener Akteurinnen und Akteure im Sinne von One Health und Health in All Policies“, betonen die Autor:innen des Editorials und haben dazu passend die Überschrift formuliert: „Gemeinsam können wir den Auswirkungen des Klimawandels begegnen“.

Um den One-Health-Ansatz ging es unter anderem auch bei der Futura.VET, die erstmalig am 16. Februar 2023 stattgefunden hat.

RKI

Sachstandsbericht zu Klimawandel und Gesundheit

Futura.VET