Verschenkte ‚Weihnachtstiere‘ enden oft im Tierheim
Nur noch knapp drei Wochen bis Weihnachten, die Vorbereitung der Festtage hat bereits begonnen. Dazu gehört auch die Suche nach einem passenden Geschenk für seine Lieben. Bei vielen Kindern steht ein Tier auf dem Wunschzettel ganz oben. Tierschützer:innen raten jedoch dringend davon ab, Tiere als Weihnachtsüberraschungen zu verschenken. Obwohl Haustiere wie Hunde, Katzen oder Kaninchen bei Kindern häufig auf den Wunschzetteln stehen, ist ihre Anschaffung eine langfristige Entscheidung, die gut überlegt sein muss. Tiere sind Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen, die Zeit, Geld und Verantwortung erfordern. Sie unüberlegt zu verschenken, führt oft dazu, dass sie früher oder später in den ohnehin chronisch überfüllten Tierheimen abgegeben werden, weiß der Deutsche Tierschutzbund aus den Erfahrungen in der Vergangenheit.
„Ein Tier ist keine Sache, die man einfach umtauschen kann, wenn sie nicht gefällt oder die man weiterverschenken kann, wenn man genug davon hat“, erklärt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. „Es sind fühlende Lebewesen. Tierhaltende müssen bereit sein, über viele Jahre Verantwortung zu übernehmen. Die Entscheidung für ein Tier muss gut überlegt sein und ganz bewusst von der Person getroffen werden, die dem Tier ein Zuhause gibt.“ Wichtig sei vor dem Einzug von Hunden und Katzen auch, dass sich Tier und der zukünftige Tierhaltende im Vorfeld kennenlernen, um zu schauen, ob die Chemie passe.
Viele tierische Weihnachtsgeschenke landen nach den Feiertagen oder im Laufe des neuen Jahres im Tierheim – oft spätestens dann, wenn die Urlaubszeit ansteht und sich keine Betreuung finden lässt. Viele Beschenkte unterschätzen den Aufwand, die Zeit oder das Geld, welche die Haltung mit sich bringt. Eltern stellen nach einiger Zeit fest, dass die Versorgung doch an ihnen hängen bleibt, obwohl die Kinder versprochen hatten, mit dem Hund Gassi zu gehen oder das Katzenklo zu säubern. Man könne sich in solchen Situationen nicht darauf verlassen, dass ein Tierheim sich schon kümmern wird, wenn man das Tier dann loswerden wolle, warnt Schmitz: „Die Tierheime sind aktuell voll, müssen immer wieder Aufnahmestopps verhängen und können dann keine weiteren Tiere mehr aufnehmen.“
Die Weidetierhaltung fördert das Wohlbefinden der Tiere, ist Teil einer artgerechten Haltung und wird von den Verbraucher:innen gewünscht. Doch stellt sie für die Landwirt:innen einen zusätzlichen finanziellen wie zeitlichen Aufwand dar. Daher wird an der Entwicklung von Assistenzsystemen gearbeitet, die beides für den Landwirt verringern können. Ein Lösungsansatz ist die „panoptische Weide“, ein kostengünstiges und energiesparsames Kameranetzwerk, das Tiere und Weide überwacht. Dafür werden Kameras, Funktechnik und künstlicher Intelligenz verknüpft. Bilder bieten eine hohe Informationsdichte bei vergleichsweise geringen Kosten. Moderne Computer-Vision-Anwendungen ermöglichen es, Bilddaten effizient auszuwerten. Beispielsweise können Nutztiere erkannt und identifiziert werden.
Auch die Entfernung des Tieres kann von der Kamera berechnet werden, um seine Position auf der Weide zu ermitteln – und das ohne Sensoren am Tier. Stattdessen werden intelligente Pfosten genutzt. Diese werden entweder am Zaun oder in der Weide in entsprechend notwendiger Distanz positioniert und bauen untereinander ein eigenes Funknetzwerk auf, zum Beispiel über Wi-Fi oder LoRaWAN, und sind damit unabhängig von einer Internetverbindung. Mit der verwendeten Funktechnologie könnte sich in der Theorie eine Weide von 100 x 1.000 Metern mit nur 4 smarten Pfosten abdecken lassen. In der Praxis wäre etwa alle 200 Meter ein intelligenter Pfosten notwendig, da mit der Kamera eine ausreichende Sichtweite ermöglicht wird. Ein Alarmsystem warnt den Tierhalter per Smartphone, wenn ein Tier die Weide verlässt oder betritt. Das System könnte aber auch zur Kontrolle des Futteraufwuchses, für das Gesundheitsmonitoring beim Einzeltier, die Lokalisation und die Überwachung im Sinne des Herdenschutzes auf der Weide eingesetzt werden.
Bundeskabinett verabschiedet Entwurf der Novelle des Tierschutzgesetzes
Das Bundeskabinett hat am Freitag (24.05.2024) den Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes beschlossen. Mit der Novellierung werden insbesondere Rechts- und Vollzugslücken im Bereich des Tierschutzes geschlossen, erklärt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in einer Pressemitteilung. Nun können die Beratungen in den Gremien des Bundestages direkt nach der Sommerpause starten. Der Entwurf geht dann zunächst dem Bundesrat zu, der sich Anfang Juli zum Gesetz verhalten muss. Im Herbst soll der Bundestag das Gesetz verabschieden.
„Tierschutz ist seit 20 Jahren im Grundgesetz als Staatsziel verankert. Die allermeisten Tierhalterinnen und Tierhalter in Deutschland werden ihrer Verantwortung gegenüber den Tieren gerecht. Doch noch immer gibt es beim Umgang mit und der Haltung von Tieren Defizite und deshalb leiden in Deutschland viele Tiere. Den Tierschutz zu verbessern hat für uns eine hohe Priorität, denn wir alle tragen Verantwortung für Tiere als fühlende Mitgeschöpfe. Mit dem Kabinettbeschluss haben wir umfassende Verbesserungen für den Tierschutz auf den Weg gebracht. Das ist die umfangreichste Überarbeitung des Tierschutzgesetzes seit vielen Jahren. Für mich ist ganz wichtig: Tieren in Deutschland geht es nach der Gesetzesänderung besser als vorher. Und das ist auch gut für alle, die Tiere halten. So will doch zum Beispiel kein Halter von Hund, Katze und Co., dass sein Haustier an Herzfehlern oder schmerzhaften Gelenkproblemen leidet, kaum atmen kann oder sogar früher stirbt“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen).
Mehr zu den verabschiedeten Änderungen in der Novelle des Tierschutzgesetzes finden sich beim BMEL.
Während Özdemir die Änderungen als Erfolg lobt, gehen sie vor allem Tierschützern nicht weit genug. Insbesondere daran, dass die Anbindehaltung weiterhin zulässig bleiben soll, wird viel Kritik geübt. In weiteren Verfahren müssten nun umfassende Verbesserungen durchgesetzt werden, so die Forderung der Tierschutzorganisation Vier Pfoten und des BUND.
Impfungen essentiell für Krankheitsprävention bei Tieren
Der World Animal Vaccination Day findet jedes Jahr am 20. April statt. Den diesjährigen Welt-Tier-Impftag hat die Österreichische Tierärztekammer (ÖTK) zum Anlass genommen, auf die wichtige Bedeutung von Impfungen für Haus- und Nutztiere hinzuweisen.
„Impfungen sind bei der Krankheitsprävention essenziell, vor allem wenn es darum geht, dass Krankheiten kontrolliert werden und die Übertragung von Seuchen zwischen den Arten verhindert werden können. Ein nachhaltiges Impfprogramm schützt nicht nur Tiere, sondern auch Menschen, man denke hier nur an die Tollwut. Impfungen können auch maßgeblich dazu beitragen, das Leid von Tieren zu verhindern bzw. ihr Leben zu verlängern. Sie bieten etwa Schutz vor den tödlichen Auswirkungen von Parvovirus bei Hunden oder vor den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen von Katzenschnupfen bei Katzen. Durch entsprechende Impfungen konnte nicht nur in der Vergangenheit eine Vielzahl an Leben gerettet werden, sondern werden diese auch in Zukunft einen großen Beitrag leisten“, sagt Tierärztekammer-Präsident Mag. Kurt Frühwirth.
Tierhalter:innen sollten dazu ermutigt werden, ihre Haustiere regelmäßig zu impfen und den Impfstatus ihrer Tiere auf dem neuesten Stand zu halten, rät Frühwirth. „Bei Fragen stehen wir Tierärzt:innen gerne als Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Wir rufen alle Tierbesitzer:innen dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sicherzustellen, dass ihre Tiere den Schutz erhalten, den sie verdienen“, so der ÖTK-Präsident abschließend.
Auch die Federation of Veterinarians of Europe (FVE), die Dachorganisation der Tiermedizin in Europa, betont anlässlich des Welt-Tier-Impftags, dass Impfstoffe das Fundament eines jeden Tiergesundheitsplans oder -programms seien. Verschiedene Vakzine trügen zudem dazu bei, dass vermeidbare Krankheiten bekämpft oder gar ausgerottet werden. Die Impfung von Tieren könne auch die weitere Ausbreitung verlangsamen und die Übertragung von Krankheiten zwischen Tierarten verhindern.
Kampf gegen Antibiotikaresistenzen muss weitergehen
Laut einem Ende Februar veröffentlichten Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bestehen weiterhin Resistenzen von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien gegen häufig verwendete antimikrobielle Mittel. Die EFSA rät daher dringend erneut zu einem umsichtigen Einsatz von Antobiotika. Zudem appelliert die Behörde, die Infektionsprävention und -kontrolle zu verbessern, Forschung und Innovation bei der Entwicklung neuer antimikrobieller Mittel zu stärken sowie Strategien und Verfahren auf nationaler Ebene zu gewährleisten.
Zwischen 2013 und 2022 beobachtete mindestens die Hälfte der meldenden Länder eine zunehmende Resistenz gegen Fluorchinolone bei Isolaten von Salmonella Enteritidis und Campylobacter jejuni, die gewöhnlich mit Geflügel in Verbindung gebracht werden. Dieser Befund ist für die öffentliche Gesundheit besorgniserregend, da in den seltenen Fällen, in denen Salmonellen- oder Campylobacter-Infektionen zu schweren Erkrankungen führen, Fluorchinolone zu den für die Behandlung verwendeten antimikrobiellen Mitteln gehören.
Der Bericht hat jedoch auch in mehreren EU-Mitgliedstaaten Fortschritte bei der Verringerung der antimikrobiellen Resistenz (AMR) gezeigt. So hat sich der Anteil der Escherichia coli-Isolate von zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren vergrößert, die eine „vollständige Empfindlichkeit“ oder „Nullresistenz“ gegen wichtige antimikrobielle Mittel aufweisen.
„Wir haben zwar positive Ergebnisse bei den Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenz erzielt, doch sind weitere gemeinsame Anstrengungen unerlässlich, um diese globale Bedrohung zu bekämpfen. Der One-Health-Ansatz erinnert uns daran, dass die Bekämpfung von AMR die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren wie der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und der Umwelt erfordert“, erklärten Carlos Das Neves, leitender Wissenschaftler der EFSA, und Mike Catchpole, leitender Wissenschaftler des ECDC. Mehr Aufmerksamkeit fordern die beiden Wissenschaftler auch für das Auftreten von Carbapenem-Resistenzen bei E. coli-Bakterien. Diese treten bei Menschen und Tieren aktuell zwar nur selten auf, aber in den letzten Jahren haben immer mehr EU-Länder über Bakterien berichtet, die Carbapenemase-Enzyme in verschiedenen Tierarten produzieren. Dies erfordert Aufmerksamkeit und weitere Untersuchungen, da Carbapeneme eine Gruppe von Antibiotika als letztes Mittel darstellen und jeder Nachweis einer Resistenz gegen sie besorgniserregend ist.
Das Portal VetMAB.de bietet Landwirt:innen und Tierärzt:innen zahlreiche Online-Fortbildungen an, die das Ziel haben, die Haltungsbedingungen und damit die Tiergesundheit zu verbessern und so den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren zu reduzieren.
Ziel einer Studie der Universität Cordoba war es, mittels einer Befragung von Katzenhaltern herauszufinden, welche Faktoren das Verhalten einer Katze beeinflussen. Neben Rasse, Herkunft und Alter bei der Anschaffung sind das demnach unter anderem die allein verbrachte Zeit, das Vorhandensein anderer Haustiere und die Vorerfahrung des jeweiligen Halters. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachjournal „Journal of Veterinary Behavior“ veröffentlicht.
Verhaltensprobleme bei Katzen sind einer der Hauptgründe, warum die Tiere ins Tierheim abgeschoben werden. Anhand der ausgewerteten Daten der Befragung war es den Katzenhaltern möglich, das Verhalten ihrer Katze einzuordnen.
Für die Studie wurden die Eingaben von 816 Katzenhaltern ausgewertet. Dabei waren die meisten „bewerteten“ Tiere erwachsen und kastriert, wenige von ihnen reinrassig. Die Auswertung zeigte u.a., dass Kätzinnen häufiger aggressives Verhalten Fremden gegenüber zeigten als Kater. Kater sind zudem kontaktfreudiger und leichter erziehbar, dafür machen sie aber mehr „Lärm“. Außerdem konnte festgestellt werden, dass das Zusammenleben mit einem Hund sich positiv auf das Schnurren und die Spielfreude der Tiere auswirkten. Zudem zeigten solche Tiere weniger Verhaltensauffälligkeiten.
Die gefundenen Zusammenhänge sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten, da die entsprechenden Gruppen teils sehr klein waren und die Ergebnisse darum nicht als statistisch fest gesichert anzusehen sind. Zudem kann es bei der Beantwortung des Fragebogens durch die Besitzer zu subjektiven Verzerrungen gekommen sein.
Österreich will Übergangsfrist bei Vollspaltenböden-Verbot verkürzen
In der Schweinehaltung sollen nach einer Übergangsfrist von 17 Jahren unstrukturierte Vollspaltenböden ab 2040 in allen Ställen verboten werden. Diese Übergangsfrist für bereits bestehende Anlagen hielten österreichische Richter für zu lang und sachlich nicht gerechtfertigt, so dass das Verbot jetzt möglicherweise bereits 2030 kommen soll. Für neue Ställe gilt es bereits seit 1.1.2023. Österreichs Tierschutzminister Johannes Rauch hat die Gelegenheit genutzt, um einen Vorschlag vorzulegen. Demnach sollen ab 2030 nicht nur unstrukturierte Vollspaltenböden verboten werden, sondern den Tieren soll auch mehr Platz, Stroh und Auslauf zugestanden werden müssen.
Bei Österreichs Schweinehalter sowie dem Landwirtschaftsministerium stößt dieser Vorstoß auf Widerstand. „Die Haltungskriterien, die Minister Rauch den heimischen schweinehaltenden Betrieben vorschreiben möchte, gibt es in keinem Land Europas oder der Welt als gesetzlichen Standard“, stellte Franz Rauscher, Präsident des Verbandes Österreichischer Schweinebauern, klar. Das würde eine Schweinehaltung in Österreich, die den Regeln des europäischen Binnenmarkts unterliegt, weitgehend unmöglich machen und Fleischimporten Tür und Tor öffnen, warnt er.
Neue Erkenntnisse dank transvaginaler Endoskopie von Eileitern
Dynamische physiologische Anpassungen des Mikromilieus im Eileiter während des Brunstzyklus sind die Voraussetzung für die Entstehung und den Erhalt einer Trächtigkeit bei Rindern und anderen Tierarten. Forscher:innen der Abteilungen für Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern sowie des Reproduktionszentrums Wieselburg der Vetmeduni Wien untersuchen erstmals immunologische Prozesse im Eileiter lebender Kühe mittels transvaginaler Endoskopie (TVE). Denn das Verständnis komplexer immunologischer Prozesse im Eileiter trägt zum Verständnis von Fortpflanzungsereignissen bei und könnte es auch ermöglichen, Fruchtbarkeitsprobleme zu identifizieren und zu verhindern und die transvaginale Endoskopie ist eine einzigartige Möglichkeit, diese physiologischen Prozesse in einem natürlichen Umfeld am lebenden zu untersuchen. Die TVE hat sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert. Die meisten Studien, die die Bedingungen im Eileiter untersuchen, wurden an geschlachteten Tieren oder in vitro durchgeführt.
„In unserer Studie haben wir wiederholt Probenmaterial aus den Eileitern der Tiere mittels eines kleinen Bürstchens gewonnen, welches mit Hilfe der transvaginalen Endoskopie unter Sichtkontrolle in den Eileiter geführt wurde. Die Brunst der Tiere wurde synchronisiert, so dass die Tiere gezielt in der Follikel- und Gelbkörperphase des Zyklus beprobt werden konnten. Die Proben wurden dann verwendet, um das Vorhandensein polymorpher nukleärer Neutrophiler (PMN) und die mRNA-Expression ausgewählter pro-inflammatorischer Faktoren und Glykoproteine zu analysierten, von denen bekannt ist, dass sie mit Entzündungen und Fruchtbarkeit in Zusammenhang stehen“, erklärt Karen Wagener von der Abteilung Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern der Vetmeduni.
„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Mikromilieus des Eileiters während der Brunst in einen Zustand der Immuntoleranz übergeht, was für das Überleben der Spermien und die frühe Embryonalentwicklung wichtig sein könnte“, so Wagener.
Laut den Wissenschafter:innen stellt die transvaginalen Endoskopie eine vielversprechende Technik für künftige Studien dar, um physiologische und pathologische Geschehnisse im Eileiter zu untersuchen. Dadurch lasse sich ein besseres Verständnis der frühen Embryonalentwicklung, der Embryo-maternalen-Kommunikation und der Mechanismen, die eine Trächtigkeit verhindern, erlangen.
Größte Aussterbe-Welle seit Ende der Dinosaurierzeit
Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland hat das Jahr 2023 unter Artenschutzgesichtspunkten betrachtet und kommt zu einem heterogenen Ergebnis. Während vor allem Löwen, Humboldt-Pinguine, Atlantische Lachse, Flussdelfine im Amazonas, der Kabeljau in der Nordsee und sehr viele Amphibien in diesem Jahr als Verlierer angesehen werden müssen, haben sich einige Bestände bedrohter Arten auch leicht erholt, wie beispielsweise der der Schneeleoparden in Bhutan, der Tiger in Indien sowie der Bestand der Nashörner in Afrika und der Wisente im Kaukasus.
Global betrachtet ist die Bilanz jedoch weiter mehr als bedrohlich, denn insgesamt weist die Internationale Rote Liste der bedrohten Arten aktuell mehr als 44.000 Tier-, Pflanzen- und Pilz-Arten als bedroht aus. „Die größte Aussterbe-Welle seit Ende der Dinosaurierzeit rollte auch 2023 praktisch ungebremst über unsere Natur hinweg“, so Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland. Hauptursachen dafür seien Lebensraumzerstörung, Wilderei, Übernutzung, invasive Arten, Umweltverschmutzung sowie die Klimakrise. „Alle Faktoren, die das Artensterben befeuern, sind menschengemacht.“ Damit stehe der Mensch auch in der Verantwortung, die Krise zu beenden, appelliert Samson. „Wir brauchen ambitionierten Naturschutz in Deutschland und weltweit. Dabei dürfen die globalen Abkommen zum Klimaschutz und zum Biodiversitätsschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das betrifft auch die Finanzierungszusagen.” Ohne eine nachhaltige und sozialverträgliche Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sei die Rettung der Biodiversität zum Wohl von Mensch und Natur nicht zu schaffen.
Ein Beispiel ist laut WWF das deutsche Wasser- und Flussmanagement. „Amphibien wie Frösche und Kröten, aber auch zahlreiche Süßwasserfische sind bedroht. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass Deutschland in Zeiten der Erderhitzung einen neuen Umgang mit Wasser lernen muss. Wir brauchen intakte Moore, Auwälder und Flusslandschaften, damit sie ihre unersetzlichen ökologischen Dienstleistungen erfüllen können, etwa als Wasserspeicher oder zum Schutz gegen Überschwemmungen. Ein Ausbau von Flüssen, wie er an Oder, Ems oder Weser droht, läuft einem nachhaltigen, verantwortungsvollen Umgang mit Wasser vollkommen entgegen.” Der WWF fordert daher auch anlässlich des Jahreswechsels einen Stopp der Ausbaupläne in 2024.
Das Verbraucherschutzministerium des Landes Brandenburg (MSGIV) weist erneut eindringlich darauf hin, dass sich Haustiere nicht als Weihnachtsgeschenk eignen. Auch wenn Hunde, Katzen, Meerschweinchen oder Kaninchen ganz oben auf der Wunschliste von vielen Kindern stehen, sollten Eltern die Anschaffung eines Haustieres nicht im Rahmen der Geschenkeplanung überlegen. Tiere haben verschiedene Bedürfnisse und so sollte reiflich überlegt werden, ob diese über viele Jahre durchgehend von den Halter:innen erfüllt werden können, sagt Landestierschutzbeauftragte Anne Zinke.
„Alle Familienmitglieder müssen in die Entscheidung einbezogen werden, um sich vorab intensiv mit den eigenen Möglichkeiten und den Bedürfnissen eines Tieres auseinanderzusetzen. Ein Haustier ist wie ein zusätzliches Familienmitglied, das für viele Jahre täglich Zeit, Fürsorge und Pflege benötigt. Man kann es nicht einfach zurückgeben, wenn nach den Feiertagen die Ernüchterung kommt“, betont Zinke. Oft fehlen gerade bei Spontankäufen notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten, sodass die neue Besitzer:innen schnell mit der Betreuung der neuen Familienmitglieder überfordert sind. Zudem sollte den potentiellen Tierbesitzer:innen bewusst sein, dass neben laufenden Kosten für das Futter auch regelmäßige Tierarztbesuche und gegebenenfalls notwendige Tierschulen bezahlt werden müssen. Um Impulsgeschenke zu vermeiden, verzichten viele Tierheime vor den Feiertagen auf Tiervermittlungen.
Nutriapopulation in Baden-Württemberg stark gewachsen
Nutrias sind recht possierliche Bioinvasoren, die sich immer weiter ausbreiten. So auch in Baden-Württemberg, wo allein im Jagdjahr 2021/2022 rund 3.900 Nagetiere erlegt wurden, Tendenz deutlich steigend. Zwischen 2006 und 2016 haben sich die Vorkommensflächen der Nutrias in Baden-Württemberg um 81 Prozent vergrößert. Diese Art profitiert vom Klimawandel und den damit einhergehenden milden Wintern. Da die Tiere das heimische Ökosystem bedrohen und große Schäden anrichten, wird dringend darum gebeten, die Tiere nicht zu füttern.
Dokumentation der tierischen Corona-Todesfälle mangelhaft
Die Corona-Pandemie hat Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen auf der ganzen Welt beschäftigt. Intensiv geforscht wird an den Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf den Menschen. Und obwohl die Viruserkrankung als Zonnose eingestuft wird und das Corona-Virus auch auf verschiedene Tierarten übergesprungen ist, konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf den Menschen. Die Frage nach den Auswirkungen auf Tiere ging allgemein in der Bevölkerung unter. Insgesamt wurden nicht einmal die Hälfte der bekannten Krankheitsfälle bei Tieren dokumentiert, bei den Todesfällen ist der Wert nochmals deutlich geringer. Zwei Drittel der tierischen Corona-Todesfälle sind nicht einmal gemeldet worden. Zu diesem Schluss kamen die Wissenschaftler:innen der Vetmeduni Wien und des Complexity Science Hubs Vienna (CSH) in einer aktuellen Studie. Dazu verglichen sie die offiziellen Zahlen, die der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) über ihr World Animal Health Information System (WAHIS) gemeldet worden waren mit zwei anderen Datenquellen, u.a. in wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
„Mindestens 52,8 % der SARS-CoV-2-Fälle bei Tieren und 65,8 % der Todesfälle zwischen Februar 2020 und August 2022 wurden nicht an das WAHIS gemeldet“, erklärt Studien-Letztautorin, Amélie Desvars-Larrive, von der Abteilung für Öffentliches Veterinärwesen und Epidemiologie an der Vetmeduni, die auch am Complexity Science Hub Vienna (CSH) forscht. „Diese Datenlücke bei der offiziellen Meldung von Fällen und Todesfällen ist eine große Herausforderung, zumal sich die politischen Entscheidungsträger:innen auf die offiziellen Daten verlassen. Datenverzerrungen und verzerrte Daten können zu einer suboptimalen Politikgestaltung und einer ineffizienten Ressourcenallokation führen“, betont Desvars-Larrive. Die Analyse legt dar, dass der Datenaustausch über SARS-CoV-2-Ereignisse bei Tieren dringend verbessert werden muss, um für eventuell neu auftretende Krankheiten zoonotischen Ursprungs besser gewappnet zu sein.
Neben ihrer großen Bedeutung für den globalen Kohlenstoffkreislauf und das Weltklima, sind tropische Wälder durch eine extrem hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten gekennzeichnet. Durch die massive Abholzung sowie den Raubbau nimmt diese Biodiversität jedoch stetig ab und die Bedeutung von Wiederbewaldungsflächen nimmt zu. Für die Einschätzung der Entwicklung der Artenvielfalt auf solchen Flächen könnte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützend wirken.
Einer Forschergruppe unter Leitung der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) ist es gelungen, anhand von Tonaufnahmen und KI-Modellen die Biodiversität auf tropischen Wiederbewaldungsflächen zu messen. Dazu haben die Wissenschaftler:innen im Norden Ecuadors auf aufgelassenen Weiden und früheren Kakaoplantagen mit Hilfe von autonomen Soundrecordern und KI-Modellen die Zusammensetzung der Artengemeinschaften von Vögeln, Amphibien und Säugetieren untersucht.
„Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Sounddaten ganz exzellent die Rückkehr der Biodiversität in den aufgelassenen Landwirtschaftsflächen widerspiegeln“, erklärt Prof. Jörg Müller von der Ökologischen Station Fabrikschleichach der JMU, der zusammen mit Oliver Mitesser die Studie geleitet haben. Die Forschenden fanden heraus, dass die Tierlaute der Artengemeinschaften die Wiederbesiedlung sehr gut abbilden – denn diese Gemeinschaften sind im Wald ganz charakteristisch zusammengesetzt und unterscheiden sich deutlich von denen auf noch aktiven Agrarflächen.
Ein Set von 70 KI-Vogelmodellen war in der Lage, die gesamten Artengemeinschaften von Vögeln, Amphibien und einigen rufenden Säugetieren zu beschreiben. Selbst die Veränderungen bei Nachtinsekten konnten damit sinnvoll korreliert werden. Geplant sei nun, die verwendeten KI-Modelle weiter zu verbessern und das Set an Modellen zu erweitern, um noch viel mehr Arten automatisch erfassen zu können, so Müller. „Unsere KI-Modelle können die Basis für ein sehr universelles Instrument zur Überwachung der Biodiversität in Wiederbewaldungsflächen sein“, sagt der Wissenschaftler abschließend.
Prof. Hensel erhält Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig
Ende September 2023 hat die Veterinärmedizinische Universität Leipzig ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Im Rahmen der Festveranstaltung, die die Feierlichkeiten einläutete, wurde Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel dieEhrendoktorwürde verliehen. In seiner Danksagung würdigte Prof. Uwe Truyen besonders den Einsatz des Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) für das Öffentliche Gesundheitswesen und die Festigung der Stellung des Tierarztes/der Tierärztin darin sowie seine herausragenden Leistungen als Hochschullehrer auf dem Gebiet der Tierhygiene. Auch Hensel unterstrich die Bedeutung des Tierarztes bzw. der Toierärztin in und für die Gesellschaft. So heile der Tierarzt nicht nur Tiere, sondern sorge auch für die Unbedenklichkeit tierischer Lebensmittel. Weiterhin ist er/sie ein bedeutender Baustein im Kampf gegen Zoonosen. „Zwei Dinge sind es, die die akademische Welt ausmachen. Das eine ist Herz und das andere ist Hirn. Nutzen wir es!“, so die Aufforderung Hensels an alle Anwesenden.
Dem akademischen Festakt folgte am 30. September ein festlicher Ballabend in der Kongresshalle des Leipziger Zoos. Einen ausführlichen Bericht zu den Feierlichkeiten der 100-Jahr-Feier können Sie auf Vetion.de nachlesen.
Durch einen Mangel an Tierärzt:innen könnten künftig kranke Tiere nicht mehr ausreichend versorgt werden. Dies betrifft vor allem Nutztiere, da hier der Tierarztmangel besonders groß ist, warnen das Landvolk und die Tierärztekammer Niedersachsen. „Wir sehen mit Sorge, dass das Berufsbild offenbar nicht mehr attraktiv ist und im ländlichen Raum schon jetzt viel zu wenig Tierärzte Nutztiere behandeln oder zu den Betrieben rausfahren können“, sagt Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies. Kammerpräsidentin Dr. Christiane Bärsch ergänzt: „Die Tierärzteschaft ist zunehmend jung und weiblich und eher angestellt als selbständig tätig. Das ist eine Entwicklung, die wir schon länger beobachten. Gleichzeitig ist das Interesse an Teilzeitstellen gestiegen und viele Nachwuchskräfte möchten eher in der Kleintierpraxis und/oder im städtischen Raum arbeiten. Wir brauchen aber auch Tiermedizinerinnen und -mediziner, die in Vollzeit und eben auch auf dem Land arbeiten wollen.“
In Niedersachsen gibt es derzeit rund 6.650 Veterinärinnen und Veterinäre. Davon arbeiten 1.620 als niedergelassene, 1.627 als angestellte Tierärzte und Tierärztinnen in Praxen und 540 in Behörden und Verwaltung.
Aktuell seien aber auch viele Stellen nach Angaben der Tierärztekammer unbesetzt, vor allem in Praxen auf dem Land und in der Veterinärverwaltung. Das liegt unter anderem an erhöhten gesetzlichen Anforderungen und vielen Dokumentationspflichten, insbesondere im Nutztierbereich.
Nun müsse „Werbung“ für den Beruf -vergleichbar mit der Landarztquote in der Humanmedizin- gemacht werden.
In Deutschland ist die Zahl der gewerblichen Schlachtungen und die produzierte Menge Fleisch im 1. Halbjahr 2023 nach vorläufigen Ergebnissen deutlich zurückgegangen. Demnach produzierten die Schlachthöfe in den ersten sechs Monaten des Jahres knapp 3,3 Mio. t Fleisch, was einem Rückgang um 5,9 % entspricht. Die Zahl der geschlachteten Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde belief sich auf 23,6 Mio. sowie 343,9 Mio. Hühner, Puten und Enten.
Besonders stark rückläufig war die Zahl der Schweineschlachtungen, die mit 21,6 Mio. Schweinen ein Minus von 9,2 % (ca. 2,2 Mio. geschlachtete Schweine) verzeichnete, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bekannt gab. Bereits im 1. Halbjahr 2022 hatte der Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum 8,9 % betragen. Die Schweinefleischproduktion ist in Deutschland bereits seit dem Jahr 2017 kontinuierlich rückläufig.
Die erzeugte Schweinefleischmenge war im 1. Halbjahr 2023 mit 2,1 Mio. t um 9,4 % niedriger als im Vorjahreszeitraum (-213.000 t). Ein Grund für die sinkende Schweinefleischerzeugung sind die ebenfalls rückläufigen Schweinebestände in Deutschland. Immer mehr Schweinehalter:innen geben auf.
An Rindern wurden in der ersten Jahreshälfte 2023 rund 1,4 Mio. Tiere geschlachtet. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Abnahme von 0,1 % (-1.300 Tiere). Die dabei erzeugte Rindfleischmenge stieg im Erhebungszeitraum verglichen mit dem 1. Halbjahr 2022 um 0,9 % auf 481.500 t (+4.500 t).
Kaum Änderungen gab es bei der Geflügelfleischproduktion. So wurden im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland insgesamt 353,3 Mio. Tiere verschiedener Geflügelarten und damit 2,7 % weniger als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Mit rund 770.900 t wurde im 1. Halbjahr 2023 jedoch nur 0,1 % weniger Geflügelfleisch als im Vorjahreszeitraum produziert (-760 t).
Schaut man sich die tierartlichen Anteil an der gewerblichen Fleischerzeugung in Deutschland an, liegt die Produktion von Schweinefleisch mit 62,0 % klar vorne, gefolgt vom Geflügelfleisch mit einem Anteil von 23,2 % und Rindfleisch mit 14,5 %. Das Fleisch von Schafen, Ziegen und Pferden machte lediglich rund 0,4 % der Gesamtproduktion aus.
MV beschließt Maßnahmen wegen Futtermittelknappheit
In Mecklenburg-Vorpommern herrscht aufgrund der seit Wochen anhaltenden Dürre Wassermangel. Dieser konnte auch durch die Niederschläge in der vergangenen Woche bei weitem nicht behoben werden. Entscheidend sei, wie es in den kommenden Wochen mit dem Wetter weitergeht, erklärt Agrarminister Dr. Till Backhaus. Bereits der erste Futterschnitt sei aufgrund des kühlen Frühjahrs und nachlassender bzw. ausbleibender Niederschläge im Vergleich zu „normaleren“ Jahren 25-30% geringer ausgefallen. Anschließend wirkte sich die anhaltende Trockenheit verheerend auf den Aufwuchs für den zweiten und ggf. den dritten Schnitt aus. Dadurch wächst die Gefahr, dass die Futterversorgung, insbesondere über den Winter, nicht gesichert werden kann.
„Die meisten Futterbaubetriebe in MV zehren derzeit von den Futterreserven aus dem Vorjahr und von dem Winterfutter aus dem 1. Schnitt. Damit sind die Tierbestände derzeit zwar mit ausreichend Futter versorgt, aber die Versorgung der Tiere im Winter ist gefährdet. Die Tierhaltungsbetriebe brauchen in der entstandenen Situation Unterstützung bei der Gewinnung von zusätzlichem Futter. Deshalb werden in MV ab dem 1. August 2023 Bracheflächen zur zusätzlichen Futtergewinnung freigegeben, sofern bis dahin weiterhin ein witterungsbedingt extremer Futtermangel vorliegt. Weiterhin gestatten wir Grünlandflächen aus dem Programm der naturschutzgerechten Grünlandnutzung, die nur beweidet werden dürfen, danach auch für die Mahd von Zusatzfutter zu nutzen. Beide Maßnahmen tragen dazu bei, die entstandene Notsituation zu lindern, in der Hoffnung auf ausreichende Niederschläge in den kommenden Wochen“, so der Minister abschließend.
In der Schweiz wird die Zahl der Wölfe auf 240 geschätzt. Diese Tiere reißen immer wieder auch landwirtschaftliche Nutztiere, weshalb vor allem die Besorgnis unter den Hirten und Bergbauern groß ist. Sie setzen zum Schutz vor Wolfsangriffen auch auf Wolfschutzhunde. Allerdings sind aktuell nur zwei Rassen für diesen „Job“ zugelassen und werden finanziell gefördert. Dies sind die Rassen Montagne des Pyrénées und Pastore Abruzzese. Allerdings gibt es die Tiere aktuell nicht in ausreichender Zahl, weshalb nun die Zulassung neuer Hunderassen für den Herdenschutz den Mangel beheben soll. Es seien bereits von den Kantonen verschiedene Anträge eingegangen, die nun im Zusammenhang mit der Anpassung der Jagdverordnung geprüft werden. Doch dauert auch dieser Prozess einigen Kantonen zu lange, weshalb diese eigenständig agieren. So setzt der Kanton Graubünden auch anatolische Hirtenhunde ein, auch wenn es vom Bund dafür keine finanzielle Unterstützung gibt. Auch das Wallis reagiert auf die steigende Gefahr von Wolfsrissen mit einem eigenen Prüfungs- und Legitimierungsprogramm, durch das diesen Sommer nicht offizielle als Herdenschutzhunde zugelassene Vierbeiner eingesetzt werden können. Unter den 43 Hunden befinden sich auch Bernhardiner, Kangal- oder Transmontano-Hirtenhunde. Alle Hunde haben die entsprechenden Tests bestanden, wie Schweizerbauer berichtet.
Eine von einer Tierärztin gegründete Initiative am Berliner Hauptbahnhof unterstützt ukrainische Geflüchtete mit Tieren
Berliner Hauptbahnhof, in der zweiten Woche des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Dutzende Frauen mittleren Alters in dicken Jacken, in der einen Hand ein Kind, in der anderen einen Rollkoffer oder eine Supermarkttasche, die an einem Gleis im Untergeschoss ankommen. Helfer in gelben und orangen Westen, manche haben ihren Namen oder die Sprachen, die sie sprechen, auf einem Klebebandstreifen auf der Brust stehen, die die Geflüchteten die Rolltreppen hinauf und zwischen den üblichen Pendlern hindurchlotsen. Gelb-blau beflaggte Aufsteller weisen den Weg zu Infopunkt und Essensstand. Kamerateams versuchen das Geschehen einzufangen, an ihnen vorbei rollen Wägen mit Hilfsgütern, die Freiwillige vorbeibringen. Auf den wenigen Bänken sitzen alte Menschen, neben den Bänken stehen Katzenkörbe, eine Frau füttert ihren blonden Labradorwelpen, ein schwarzer Mastiff, dem ein warmes, rosa Shirt umgeworfen wurde, lässt die Zunge baumeln.
Berlins Oberbürgermeisterin Franziska Giffey hat Berlin im aktuellen Fluchtzusammenhang als „Tor zu Deutschland“ beschrieben, hier kommen aktuell mehr als 10.000 flüchtende Menschen täglich an. Manche bleiben für eine Nacht oder eine lange Zeit, andere reisen direkt zu anderen Zielen in Deutschland oder in umliegenden Ländern weiter. Das eingerichtete Ankunftslager im Berliner Norden war schnell ausgelastet, weitere sind in der Errichtung. Einige Geflüchtete kommen bei Bekannten unter, andere in einer der zahlreich angebotenen privaten Unterkünfte.
Die Einreise nach Europa sollte diesmal für Mensch und Tier so unkompliziert wie möglich gestaltet sein. So unkompliziert sah dann auch die Hilfe aus, die sie hier erwartete.
Improvisiertes Hilfe-Camp am Hauptbahnhof
Der Berliner Hauptbahnhof, wo neben dem Zentralen Omnibusbahnhof die meisten Geflüchteten ankommen, wurde von ehrenamtlichen Helfern, die sich via Social Media selbst organisierten oder über Hilfsverbände kamen, schnell mit dem Nötigsten ausgestattet: Essen, Getränke, Frauenkleidung, Hygieneartikel, Spielzeug. Jeder brachte etwas vorbei, wer da war, packte mit an. So entstand innerhalb weniger Tage ein „Hilfe-Camp“, mit improvisierten Ständen neben Corona-Test-Station und Erste-Hilfe-Zelt. Selbstgeschriebene Hinweisschilder pflastern Säulen und umglaste Wartebereiche, die als Kinderspielecke dienen. Freiwillige geben warme Getränke, Essen und Bedarfsgegenstände aus, in zweiter Reihe sortieren andere ankommende Spenden, ein Schild erinnert die Helfenden in rotem Filzstift daran, Pausen zu machen und selbst etwas zu essen. Im Hintergrund Gitarrenspiel und Gesang, vereinzelt herumwandernde Polizisten und DB-Sicherheitsleute.
Eine von denen, die einfach nur helfen will, ist Tierärztin Regina Korth. „Ich dachte, ich könnte vielleicht ein paar Winterjacken vorbeibringen.“ Doch dann las sie in einer der zahlreichen Telegram-Gruppen für Ukraine-Hilfe, dass jemand um einem Katzenkorb bat. Die 44-Jährige, die eigentlich bei der Deutschen Ärzte Finanz arbeitet, fragte einige ihrer befreundeten Tierarztpraxen in Berlin ab. „Dort bleiben meist viele Körbe zurück, nachdem Tiere eingeschläfert werden mussten“, weiß sie aus ihrer Praxiszeit. Die Hilfsbereitschaft unter den KollegInnen und TierarzthelferInnen war sofort groß, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Freund, Mike Granzow, wollten sie die Körbe an die verschiedenen Ankunftsstationen in Berlin verteilen. Am Hauptbahnhof ließ man sie nicht mehr weg. „Auf die Frage, wo wir die Hilfsgüter für Tiere abstellen könnten, bekamen wir die Antwort: Wie lange könnt ihr bleiben? Das hier ist Iliki, euer Dolmetscher.“
„Begonnen haben wir mit ein paar Händen voll Tierfutter und einem Stück Pappe, das wir von einem Karton abgerissen haben“, erinnert sich Mike. Eine Russin, namens Xenia, die als Anwohnerin selbst am Bahnhof half, schrieb mit einem Edding in Kyrillisch „Hundefutter“ und „Katzenfutter“ darauf und schon war ihr Hilfsstand geboren. Das war am 1. März. In der folgenden Woche verbrachten Regina, die Tierärztin, und Mike, der ehemalige Maurer, täglich acht bis 14 Stunden am Hauptbahnhof, koordinierten und verteilten nötige Spenden und Helfende, führten Gespräche mit der Deutschen Bahn, Tierschutzvereinen, der Tierärztekammer, der Senatsverwaltung.
Offene Fragen
Vieles ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Die Einreisebestimmungen für Tiere in die EU wurden für die Geflüchteten erleichtert, die Mitnahme von Tieren sollte die Flucht nicht erschweren. Normalerweise ist für Hunde, Katzen und Frettchen bei Einreise ein gültiger Tollwutschutz verpflichtend in Verbindung mit einem EU-Heimtierausweis und Kennzeichnung des Tieres mit einem elektronischen Chip. „Das Risiko der Einschleppung der Tollwut durch Tiere aus der Ukraine wird als relativ gering erachtet“, so das Bezirksamt Mitte, zuständige Behörde für den Hauptbahnhof. Hygiene ist dennoch zu beachten. Sonderregelung: „Die Meldung sollte direkt nach der Ankunft bei der Veterinäraufsicht des örtlich zuständigen Bezirksamtes erfolgen“, dann werden die nötigen Schritte veranlasst und weiter: „Im Bezirk Mitte sind bis dato (Freitagmittag, Anm. d. Red.) die Tiere von vier Geflüchteten gemeldet worden.“ Regina sagt, viele Menschen, die zu ihrem Stand kommen, wissen über die Meldepflicht, viele Tiere seien schon gut geimpft. Offene Fragen sind, wohin genau man sich wenden müsse, welche Tierarztpraxis im Zweifelsfall helfen könne. Die Tierärztekammer schickte eine Liste, der zuständigen Ämter in Berlin herum. Ohne festen Wohnsitz ist es aber schwer, „die örtlich zuständig Behörde“ zu finden, eine Quarantäne zu realisieren, sprachliche Hürden bei der Anmeldung zu überwinden. „Direkt nach der Ankunft“ – das kann auch nachts und am Wochenende sein, wenn keine Behörde offen hat, gibt Regina zu bedenken.
„Die Hilfsbereitschaft der Tierärzteschaft ist groß. Es haben sich schon eine ganze Reihe von Kolleg:innen gemeldet, die kostenfrei Tiere behandeln wollen“, sagt Dr. Kathrin Herrmann, Landestierschutzbeauftrage von Berlin. Unzählige bieten eine Unterkunft für gerettete Tiere an. Zwei Freundinnen haben die Website haustier-info-ukraine.de gegründet, um Infos zu bündeln. Die Tiertafel Berlin vergibt Gutscheine für nachzuholende Impfungen, gegebenenfalls notwendige Blutuntersuchungen für die Bestimmung des Tollwutschutzes und alles weitere.
Diese Infos müssen die geflüchteten Menschen nur erreichen, einen übersetzten Flyer habe die Tierärztekammer in Arbeit. „Seuchenschutz ist wichtig“, sagt Regina. Dieser Aufgabe haben sich die Tierhelfer am Hauptbahnhof genauso angenommen wie die Hilfe bei kleineren, aber dringlicheren Problemen: „Viele Katzen und Hunde haben auf der langen Flucht in ihren Korb gepinkelt, brauchen neue Decken, auch gegen die Kälte“. Viele der ankommenden Menschen ständen unter Schock, sagt Regina, „sie sind unsicher, es kursieren Gerüchte, sie haben Angst, dass man ihnen die Tiere wegnimmt“.
Die Hilfsbereitschaft für Mensch und Tier ist enorm
Am Mittwoch umfasst ihr Stand zwischen DRK-Zelt und Kinderkleidung acht Quadratmeter: Trocken- und Nassfutter für Katzen und Hunde, Leinen und Geschirre, Katzenkörbe. Viele private Tierfreunde brachten etwas vorbei, als sie vom Stand erfuhren, Großspender, wie das Futterhaus, ebenfalls. „Manche kommen einfach vorbei, und drücken uns einen Geldschein für weitere Anschaffungen in die Hand“, berichtet Mike. Mehrere Hundert Körbe hätten sie bereits ausgegeben, mehrere Tonnen Hunde- und Katzenfutter seien gespendet worden. Das „Angebot“ wird nach Bedarf erweitert: „Wir hatten hier auch schon Meerschweinchen, Hamster und Vögel. Vor allem aber sind es kleine Hunde.“ Spendenaufrufe in sozialen Netzwerken werden mittlerweile größtenteils unterlassen, das Netzwerk ist weit und gut ausgestattet: Zahlreiche Tierarztpraxen, Studierende, Ehrenamtliche aus tierlieben Vereinen, wie den Samtpfoten Neukölln, dem Tierschutzverein, der Wildtierrettung Oranienburg und der Tiertafel sowie Privatleute helfen aus, nicht nur mit Spenden und Händen – „bisher haben sich gut 50 Menschen am Stand engagiert“ –, nun auch mit Lagerräumen und Fahrdiensten. „Das ist so toll“, sagt Regina.
Zeitweise war die Tierliebe der Berliner zu groß, der Stand überschritt die von der Bahn aus Brandschutzgründen veranlassten Standgrenzen und wurde nach wenigen Tagen über Nacht weggeräumt: „Wir sind hier nur geduldet“, sagt Mike. Manche private Spender verloren sich außerdem in Details: „Wir sind dankbar für alle Spenden. Zwischendurch musste ich aber auch erklären, dass in dieser Situation nicht wichtig ist, welche Duftnote das Hundeshampoo hat, das vorbeigebracht wird. Es geht hier um die Grundversorgung. Man darf nicht vergessen, dass das hier zuallererst eine humanitäre Katastrophe ist.“ Wenn sie zu viel bekommen, geben sie die Spenden an andere Tierschutzverbände oder die Bahnhofsmission weiter.
Ines, von den Samtpfoten Neukölln, steht hier bereits seit vier Stunden, sie wirkt fertig, sagt, sie stehe in Kontakt mit einem Tierheim in der Ukraine, das mehr als zwei Dutzend Katzen evakuieren könne. Über die Situation am Hauptbahnhof sagt sie: „Ein fester Stand wäre hilfreich.“ Regina meint, mehr TierärztInnen wären auch gut, um in Notfällen eine Ersteinschätzung abgeben zu können. Behandlungen am Stand sind in der aktuellen Situation aber ausgeschlossen, stellt sie klar.
Kommuniziert wird „notfalls mit Händen und Füßen, die jüngeren sprechen aber auch Englisch.“ Eine russische Tierärztin, die gerade auf die Approbation wartet, hilft außerdem aus, sonst auch umstehende Gelbwesten. „Wir bekommen viele Umarmungen. Alles ist sehr emotional“, sagt Regina, insbesondere dann, „wenn Ukrainerinnen, die erst einen Tag zuvor angekommen sind, am nächsten Tag selbst zum Helfen da sind.“
Zentrale Ankunft- und Verteilstationen entstehen
Gerade ist viel im Umbruch, vor dem Bahnhof wird zur Stunde ein Willkommenszelt aufgebaut. Die Berliner Stadtmission hat im Auftrag der Oberbürgermeisterin offiziell die Versorgung der ankommenden Geflüchteten übernommen. Am Samstag wird am alten Flughafen in Tegel eine zentrale Ankunftsstation errichtet werden, unter der Leitung der Berliner Tiertafel und dem Tierschutzverein wird es einen Stand mit Tierbedarf und eine tierärztliche Versorgung geben, so der Plan, ein mobiles tierärztliches Einsatzteam für die Unterkünfte ist im Gespräch. Spenden sollen nun nur noch zentral in einem Hangar am Tempelhofer Flughafen abgegeben werden. Man will den Bahnhof entlasten, aber: „Ganz klar ist, ohne dieses ehrenamtliche Engagement wäre es nicht gegangen. Das ist wirklich eine herausragende Leistung“, dankt Giffey. Noch ist unklar, ob die Tierhilfe-Initiative einen festen Platz in den neugeschaffenen Strukturen bekommt. Für Klärungen bleibt jedoch keine Zeit, „wir machen erstmal weiter“, stellt Mike klar, auch als im Zuge der Umstrukturierung ihr Stand zum zweiten Mal geräumt wird: „Beißt euch fest, sucht die Sachen wieder zusammen. Die Menschen brauchen uns hier, wo sie ankommen.“
Auch wenn sich die Zuständigkeiten geändert haben, ist der Bedarf an Freiwilligen ungebrochen, „im Zweistunden-Takt kommen Züge an, da steigen je 600, 800, 1000 Menschen aus, die uns am Hauptbahnhof an die Grenzen unserer Belastbarkeit bringen, das betrifft Helfer aller Player, die hier aktiv sind“, schildert Rainer König, Leiter der Berliner Stadtmission, die Lage. Shuttle-Busse fahren die Menschen teilweise in andere Bundesländer. Viele geflüchtete Menschen würden auf dem Boden schlafen oder einfach nur mit einer Decke auf einem Stuhl die Nacht verbringen.
„Die Menschen sind beruhigter, wenn sie wissen, dass es zumindest ihren Tieren gut geht“, sagt Regina. Ihre Initiative hat mittlerweile einen Namen „IRINA“. Das hat zwei Gründe: „Am ersten Tag saß ein kleines Mädchen namens Irina am Hauptbahnhof und hat allein Hundefutter an die Geflüchteten verteilt. Außerdem bedeutet IRINA ‚Frieden‘.“
Mittlerweile ist klarer, wie Tierarztpraxen, denen ein Tier aus der Ukraine vorstellig wird, genau vorgehen sollen (Impfen, Antikörper-Titer-Test); auch Vordrucke für die unkomplizierte Anmeldung der Tiere per E-Mail stehen nun bereit. Häusliche Quarantäne, falls nötig, wurde in dieser besonderen Situation erlaubt. Mehr dazu im Interview mit Berlins Landestierschutzbeauftragter Dr. Kathrin Herrmann
Weitere Links zu Hilfsmöglichkeiten für Menschen und Tiere in der Ukraine und auf der Flucht finden Sie in unserem Fokusthema