Das Thema Insekten als Lebensmittel wird innerhalb der Europäischen Union immer häufiger diskutiert. Aktuell sind vier Insektenarten als Lebensmittel in der EU zugelassen. Nach dem getrockneten Mehlwurm im Mai 2021 erhielten auch die Wanderheuschrecke, der Buffalowurm und die Hausgrille eine EU-Zulassung. In verschwörungsideologischen Kreisen wird diese Entwicklung als geplantes Diktat seitens der Politik gesehen. Aktuell geht ein YouTube-Video viral, in dem unter anderem die versuchte Umerziehung der Bürger durch die „Eliten“ im Vordergund steht. Hierin werden verschiedene Desinformationen verbreitet, wie zum Beispiel, dass künftig Insekten andere Lebensmittel wie Fleisch, Gemüse und Obst ersetzen sollen und die menschliche Gesundheit gefährden.
Das Video gliedert sich ein in eine Reihe von Verschwörungserzählungen zum Thema Insekten als Lebensmittel, sagt Miro Dittrich vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS). Sie betont, dass Insekten von der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wissenschaftlich untersucht und bewertet werden, bevor eine Zulassung als Lebensmittel erteilt wird. „Es gibt keine bekannten Schäden durch den Verzehr von Insekten, im Gegenteil“, ergänzt Andreas Vilcinskas, Professor am Institut für Insektenbiotechnologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
So sei beispielsweise das Eiweiß aus Insekten sehr gesundheitsfördernd. Aktuell würden Insekten in Europa vor allem in der Tierfuttermittelindustrie verwendet, so der Zoologe weiter. Dass auch die Europäer irgendwann wie Menschen unter anderem in Asien Insekten verzehren werden, glaubt Vilcinskas fest. Denn neben den guten Nährwerten gebe es einen weiteren großen Vorteil: die Nachhaltigkeit. Falsch sei auch die in dem Video aufgestellte Behauptung, dass das Chinin, welches ein Bestandteil des Panzers von Insekten ist, in großen Mengen in den Lebensmitteln landen würde. Denn anders als behauptet, werden auch Insekten nicht einfach als Ganzes für die Nahrungsmittelindustrie verwertet. Ähnlich wie beispielsweise bei Krebstieren lasse sich das Chitin, ein Vielfachzucker, isolieren, der dann zu Chitosan umgewandelt und zum Beispiel an die Kosmetikindustrie weiterverkauft werde. Auch als Düngemittel wird Chitin eingesetzt. Zudem gibt es keinen Hinweis auf ein Gesundheitsrisiko durch den Verzehr von Chitin.