Zufriedenheit im Beruf – wie bekommen wir das hin?
Zum dritten VETS Talk am Mittwoch, 07.04.2021, trafen sich rund 20 TierärztInnen online, um über Faktoren zu sprechen, die ihre Zufriedenheit im Praxisalltag steigern oder schmälern. Unter den TeilnehmerInnen waren VertreterInnen des Arbeitskreises angestellter Tierärzte des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte e. V. (bpt), des Bundes angestellter Tierärzte e. V. (BAT), des Verbandes unabhängiger Kleintierkliniken e. V. (VUK), des Dessauer Zukunftskreises (DZK) und natürlich von Vetion.de.
Anlass für das Thema dieses VETS Talks waren zwei Studien* der ersten drei genannten Verbände, die im vergangenen Jahr unter praktizierenden TierärztInnen durchgeführt wurden und erneut eine große Unzufriedenheit mit den beruflichen Rahmenbedingungen – Geld, Arbeitszeit, Arbeitnehmerförderung – festgestellt wurde. Moderiert wurde der ungezwungene Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen von Tierarzt Björn Becker, der selbst zwei Praxen mit Angestellten leitet und sich unter anderem im Arbeitskreis Telemedizin des bpt für Fortschritt in der Tiermedizin engagiert.
Rasch entwickelte sich ein dynamischer Austausch, sodass die eingeplanten zwei Stunden wieder einmal überzogen wurden. Besonders erfreulich war die bunte Zusammensetzung der Runde aus Angestellten, PraxisinhaberInnen, ganz unterschiedlichen Alters und Praxis- bzw. Klinikart – Schwein, Pferd, Nutz- und Kleintier waren vertreten.
Gemeinsam war allen, dass sie Zufriedenheit im Beruf dann gefunden haben, als sie sich frei entfalten konnten – dabei war es unabhängig, ob im Anstellungsverhältnis oder als selbstständige PraxisinhaberIn.
Wichtig war zudem die Wertschätzung für ihre Arbeit, sowohl von Seiten des Chefs oder der Chefin als auch von Seiten des/r zunehmend anspruchsvoller werdenden Tierhalters/in.
Die Einarbeitung war natürlich Thema („nicht ins kalte Wasser werfen“, „Zeit, Struktur und Rückhalt sowie Fehler-sind-ok-Atmosphäre geben“), außerdem die hohe Abwanderungsrate aus dem Beruf (bis zu einem Drittel jedes Jahrgangs landen nie in der Praxis) und was man dagegen bereits im Studium tun kann (gute Praktika, ggf. Pflichtpraktika vor dem Studienbeginn, betriebswirtschaftlichen Unterricht – „jeder Handwerker, der seinen Meister macht, hat mehr Ahnung von Betriebswirtschaft als eine TiermedizinabsolventIn als Teil eines Freien Berufsstandes“ –, Selbstbewusstsein stärken).
Gute und schlechte Erfahrungen aus (Auslands-)Praktika, vergangenen Stellen und Elternzeit sowie Überlegungen zur Gründung einer eigenen Praxis/Klinik wurden geteilt, ebenso Ratschläge für gutes Teambuilding und Teammotivation.
Oft genannte Message war: „Bleib dir und deinen Idealen treu, geh deinen Weg, setz dich ein für das, was dir wichtig ist.“ – Das kann man zum Beispiel in der Berufspolitik tun, gern schon früh beginnend, denn dann „lernt man viele spannendende Leute kennen“, wie eine Teilnehmerin versprach.
Insgesamt hatte man das Gefühl, dass sich die unterschiedlichen Generationen („bei uns war es normal, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten und man hat es nicht hinterfragt“ vs. „Work-Life-Balance wichtig“) zunehmend annähern und Verständnis füreinander entwickeln: „Die nachkommende Generationen haben ein Recht darauf, angemessen bezahlt zu werden, Zeit für die Familie zu haben und auch nur 40 Stunden oder Teilzeit zu arbeiten“.
Sophia Neukirchner
*Zusammenfassung der Studie des BAT und VUK und des bpt.
Das Online-Videokonferenz-Format VETS Talk von Vetion.de hat sich seit dem Start im Januar 2021 schnell als offene Diskussionsplattform für insbesondere praktizierende Tierärzte zu aktuellen Themen der Tiermedizin etabliert. Die Idee ist, in Corona-Zeiten etwas mehr Austausch und Networking zu ermöglichen. Moderation und Fachgäste wechseln je nach Thema. Da wichtige Branchenvertreter zu den Stammgästen zählen, kommen Sorgen und Ideen der „Basis“ einfach bei Verantwortungsträgern an und gemeinsam können Lösungen erdacht werden. Jede Stimme ist wichtig. Die Atmosphäre ist entspannt und kollegial – etwas zwischen lustigem Kaffeeklatsch mit Freunden und sachlicher Fachdiskussion.
Neue Themen können sehr gern per Email an vets@vetion.de vorgeschlagen werden.
Der nächste Termin wird stets über den Vetion.de-Newsletter, die Vetion.de-Facebook-Seite und auf Vetion.de bekanntgegeben. Die Anmeldung ist über den VETS-Bereich (nur für Tierärzte) von Vetion.de möglich, um sicher zu stellen, dass das Gesagte in Fachkreisen bleibt. Angestrebt ist ein monatlicher Austausch.