Tierwohl-Bonus wird 2024 abgeschafft
Es muss mehr Wettbewerb für die Initiative Tierwohl (ITW) geben, fordert das Bundeskartellamt und veranlasste die Abschaffung des verpflichtenden Tierwohl-Bonus ab 2024. Stattdessen will die ITW eine unverbindliche Empfehlung für eine Finanzierung der mit den Tierwohlkriterien verbundenen Mehrkosten einführen und somit Deutschland größtes Tierwohlprogramm auch in 2024 fortführen. Die Honorierung des Tierwohl-Engagements der Mäster soll künftig über eine Auszahlung durch die Schlachtbetriebe auf Basis einer von der ITW festgelegten Empfehlung erfolgen.
„Es galt einen Weg zu finden, der sowohl den Landwirten als auch den teilnehmenden Unternehmen Planungssicherheit gewährt, andererseits aber ausreichend Raum lässt, um den Herausforderungen des Marktes und den Forderungen aus Gesellschaft und Politik gerecht werden zu können“, erklärt Robert Römer, Geschäftsführer der ITW.
Das Bundeskartellamtes begrüßt den Schritt. Für die Ferkelerzeuger soll laut ITW weiter ein fester Betrag pro Tier über die ITW gezahlt werden. Ab Sommer 2024 wird es jedoch eine Unterscheidung hinsichtlich der Höhe des Betrags geben: Landwirte, die ihre Ferkel an einen ITW-Mäster liefern, erhalten einen höheren Betrag. Mit dieser Differenzierung sollen für Ferkelerzeuger zusätzliche Anreize gesetzt werden, um künftig die Lieferkette von der Geburt bis zur Schlachtung zu schließen.
Özdemir verspricht gute Lösung für die Rinderhaltung
Gemäß Koalitionsvertrag soll das Tierschutzgesetz in Deutschland reformiert, Tierschutzvorgaben für die Landwirtschaft strenger werden. Das schließt neben einer Verpflichtung zu Videoaufnahmen in Schlachthöfen und schärferen Vorgaben zu Eingriffen, wie dem Kürzen der Ringelschwänze von Ferkeln, unter anderem auch ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Kühen ein, die besonders in Baden-Württemberg und Bayern verbreitet ist. „Wir werden unserer Verantwortung gerecht sowohl für unsere Almen und artenreichen Kulturlandschaften in Süddeutschland als auch für den Schutz der Tiere, die wir für die Pflege der Landschaft brauchen“, erklärte Bundesagrarminister Cem Özdemir gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Der Minister versprach den Rinderhalter:innen praktikable Regeln, Einzelheiten gab Özdemir aber nicht preis. Der Reformentwurf werde zunächst innerhalb der Regierung abgestimmt. In einem aktuellen Gutachten zur Haltung von Milchkühen hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA ein EU-weites Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung gefordert. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass das Wohlergehen von Kühen, die dauerhaft in Ställen angebunden sind, beeinträchtigt ist. Diese Praxis sollte nach Ansicht der EFSA vermieden werden.
Geschlechtsbestimmung im Ei mittels Sensor
Seit dem 1. Januar 2022 ist in Deutschland das Töten von männlichen Eintagsküken als unerwünschte Nachkommen von Legehennen verboten. Um dieses Verbot einhalten zu können, stehen den Brütereien mit dem Züchten der Brüderhähne und Ausbrüten der sogenannten Zweinutzungshühner sowie als dritte Alternative auch die Geschlechtsbestimmung im Ei zur Verfügung. Mit Hilfe eines neuen Verfahrens lässt sich das Geschlecht der Embryos nun bereits am Geruch befruchteter Eier erkennen. Das gemeinsame Projekt der University of Carolina, Davis und dem Sensor-Start-Up Sensit Ventures ist eine deutlich weniger aufwändige und viel effizientere Methode als bisher auf dem Markt befindliche Verfahren.
Die Geschlechtsbestimmung wird über einen Sensor durchgeführt, der lediglich die Luft, die mit den geschlechtsspezifischen organischen Verbindungen angereichert ist, analysiert. Mit dieser Methode lassen sich männliche und weibliche Embryonen acht Tage nach der Befruchtung mit einer Genauigkeit von 80 Prozent identifizieren. Nach der Analyse können die männlichen Eier aussortiert bzw. verwertet werden. Das Verfahren könnte dazu beitragen, die wirtschaftliche Situation der Hühnerzüchter:innen zu verbessern und dem Töten männlicher Küken, das in zahlreichen Ländern noch immer zugelassen ist, Einhalt zu gebieten.
Förderung für Antibiotikaminimierung in Geflügelställen
Mit einer Förderung in Höhe von knapp 930.000 Euro unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Antibiotikaminimierung in Geflügelställen. Das Forschungsvorhaben DesGefUV zielt darauf ab, die Stallluft in Geflügelhaltungen durch ein zu entwickelndes Gerät zu optimieren. Dieses soll die Luft in den Haltungen umwälzen und mittels eines UVC-LED-basierenden Luftdesinfektionssystems permanent aufbereiten. Dadurch könnten Infektionskrankheiten gemindert sowie der Einsatz antimikrobieller Arzneimittel, insbesondere sogenannter Reserveantibiotika, nachhaltig gesenkt werden.
„Unser Ziel ist es, dass weniger Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden – dafür braucht es vor allem gute Bedingungen in den Ställen. Mit unserer Förderung wollen wir die Forschung gezielt unterstützen, um Wege zu finden, wie Infektionskrankheiten wirksam verringert werden können. Antibiotikaresistenzen sind eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit, zurecht wird deshalb auch von der ‚stillen Pandemie‘ gesprochen. Damit wir auch in Zukunft Krankheiten bei Mensch und Tier wirkungsvoll behandeln können, müssen wir den Einsatz von Antibiotika dauerhaft senken“, erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick.
Mit der Antibiotikaminimierung im Stall befasst sich auch das Projekt VetMAB. Mit dem Ziel, den Antibiotikaeinsatz bei Rindern, Schweinen und Geflügel zu reduzieren, geben anerkannte Experten in verschiedenen E-Learningkursen bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag integrieren lassen. Auf Myvetlearn.de stehen Tierärzt:innen zudem sieben ATF-anerkannte VetMAB-Module zur Online-Fortbildung zur Verfügung.
Frankreich muss Viehbestand verringern
Innerhalb der Europäischen Union (EU) ist Frankreich nach Deutschland der größte Milcherzeuger sowie der größte Produzent von Rindfleisch. Um die Klimaziele zu erreichen, wurde die Rinderproduktion bereits im vergangenen Jahr um knapp 4% im Vergleich zu 2021 zurückgefahren. Doch der französische Rechnungshof mahnt eine weitere Verringerung der Rinderbestände an. Wie am Dienstag mitgeteilt wurde, müsse der Viehbestand deutlich verkleinert werden, um die Methanemissionen zu verringern, die bei knapp 12% lägen. Die Rinderzucht sei ein bedeutender Teil der französischen Landwirtschaft. Sie nimmt knapp ein Drittel der Agrarnutzfläche ein, teilte der Rechnungshof mit. Damit korrelieren die Forderungen des Rechnungshofes stark mit den Plänen des französischen Agrarministeriums, die größere Weideflächen und damit auch einen Zuwachs an Viehbestand beinhalten, was wiederum zu einem Ansteigen der Treibhausgase führen würde.
„Wenn Frankreich seine Klimaverpflichtungen einhalten will, muss es zwangsläufig eine erhebliche Reduzierung des Viehbestands vornehmen. Nicht genug, um die Ernährungssouveränität des Landes zu gefährden, wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Franzosen mehr als die von den Gesundheitsbehörden empfohlene Obergrenze von 500 Gramm rotem Fleisch konsumiere“, lautete das Fazit des Rechnungshofes. Dieser rät der Regierung zu klaren Prioritäten bei den Beihilfen, um zu einer leistungsstarken und nachhaltigen Viehzucht zu kommen. Betriebe ohne wirtschaftliche Perspektive und ohne sozioökologischen Mehrwert müssten bei einer Umwandlung weg von der Viehzucht begleitet werden.
TiHo Hannover ist neues Mitglied der DAM
Das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover ist als 24. Mitglied der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) beigetreten. Mit seinen etwa 50 Forschenden an den Standorten Hannover und Büsum wird die ITAW die Auswirkungen menschlichen Handels auf Meeressäugerpopulationen erforschen.
„Wir freuen uns sehr, die TiHo in den Reihen der DAM zu begrüßen! Mit seiner interdisziplinären Ausrichtung sowie der national und international anerkannten Kompetenz in der Meeressäuger-Forschung bereichert und ergänzt das ITAW die thematische Bandbreite der DAM-Mitgliedseinrichtungen passgenau um die veterinärmedizinische und infektionsbiologische Perspektive“, so Joachim Harms, Vorstandsvorsitzender der DAM. „Die Mitgliedschaft hebt unsere bereits bestehende Zusammenarbeit auf eine neue Ebene – und unterstützt das Ziel der DAM, den nachhaltigen Umgang mit Küsten, Meeren und Ozeanen zu fördern."
Deutlich weniger ASP-Ausbrüche in 2022
Auch wenn die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Europa im vergangenen Jahr zu weniger Ausbrüchen bei Wildschweinen geführt hat, ist die Lage noch immer angespannt. Laut aktuellen Zählungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wurden in 2022 deutlich weniger ASP-Ausbrüche (-40 %) gemeldet. „Die Afrikanische Schweinepest hat in den letzten zehn Jahren dramatische Auswirkungen auf die Schweinezucht in der EU gehabt und die lokale und regionale Wirtschaft weiterhin gestört. Während unser jüngster Bericht ermutigende Anzeichen dafür zeigt, dass die Bemühungen, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, wirksam werden könnten, ist das Bild in der gesamten EU keineswegs allgemein positiv und wir müssen wachsam bleiben. Landwirte, Jäger und Tierärzte spielen eine besonders wichtige Rolle bei der Meldung verdächtiger Fälle", sagte Bernhard Url, Exekutivdirektor der EFSA.
Aktuellen Berichten zufolge, wurde die ASP jüngst in einem Schweinebetrieb in Rumänien nachgewiesen. Betroffen ist einer der größten Schweineproduzenten des Landes mit 18.000 Schweinen, die nun alle gekeult werden müssen. Die Direktion für Veterinärgesundheit und Lebensmittelsicherheit (DSVSA) hat die Einschleppung der Tiersuche in den Betrieb bestätigt. Das Virus sei im Rahmen der Routineüberwachung in einer Reihe von entnommenen Organen nachgewiesen worden.
Die ASP wurde im Jahr 2022 in acht EU-Ländern bei Schweinen und elf EU-Ländern bei Wildschweinen festgestellt. Als besonderer Erfolg verzeichnete die Behörde, dass die Zahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen EU-weit um annähernd 80 Prozent zurückgegangen ist. Um die anhaltenden Bemühungen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus zu unterstützen, verlängert die EFSA ihre StopASF-Kampagne im laufenden Jahr. Die Kampagne sensibilisiert Landwirt:innen, Jäger:innen und Tierärzt:innen in der EU und den umliegenden Ländern dafür, wie die ASP diagnostiziert, verhindert und gemeldet werden kann.
Kängurus droht nach massenhafter Vermehrung der Hungertod
Nach den extremen Dürrejahren zu Beginn des Jahrtausends hatte sich die Population der Kängurus in Australien auf unter 30 Millionen reduziert. Das Wetterphänomen La Niña bescherte dem Kontinent jedoch viel Regen und damit ein großes Nahrungsangebot, was annähernd zu einer Verdopplung der Bestände geführt hat. Diese massenhafte Vermehrung stellt die Australier nun vor einige Probleme, denn Millionen der geschützten Beuteltiere könnten verhungern, falls die Nahrung wieder knapp und die Population nicht eingedämmt wird. „Sie fressen in öffentlichen Toiletten das Klopapier und liegen verhungert auf der Straße“, erzählt Umweltschützerin Katherine Moseby aus Erfahrung. „Während der letzten Dürre sind in manchen Gegenden schätzungsweise 80 bis 90 Prozent der Kängurus gestorben.“
Moseby rät dazu, einen Teil der Tiere zu jagen und ihr Fleisch sowie das Leder zu nutzen. Nur so könnten die Kängurus vor diesem Szenario geschützt werden. Mit einer Genehmigung dürften die Beuteltiere in den meisten Teilen des Landes gejagt werden, da die meisten Arten nicht vom Aussterben bedroht seien. Jedes Jahr werden bis zu fünf Millionen Kängurus für den Handel erlegt, was jedoch von Tierschutzorganisationen scharf kritisiert wird. „Diese heimischen Tiere werden für den kommerziellen Profit geschlachtet“, kritisierte die Organisation Animals Australia Anfang des Jahres. „Sie sagen, es sei unethisch, die Tiere zu töten. Aber unethisch ist es, sie verhungern zu lassen. Es wäre grausam, nichts dagegen zu tun“, hält George Wilson, einer der führenden Experten für Kängurupopulationen, dagegen. Diese Ansicht teilt auch Umweltschützerin Moseby. „Die Kängurus nicht mehr wegen ihres Leders oder Fleisches zu töten, wird nicht für größeres Wohlergehen der Tiere sorgen“, sagt sie. „Das wird die Dinge nur noch schlimmer machen.“
Vetmeduni mit gutem Ranking
Laut dem aktuellen Ranking des Center for World University Rankings (CWUR) wird die Veterinärmedizinische Universität Wien auf Platz 1148 aller weltweiten Universitäten gelistet. Damit zählt die Vetmeduni zu den besten 5,6 Prozent aller Hochschulen. Ingesamt hat das CWUR über 20.500 Hochschulen gelistet, die anhand von verschiedenen Indikatoren, unter anderem der Qualität der Lehre sowie der Forschungsleistung, bewertet werden. Unter den Top-100 des aktuellen Rankings befinden sich auch die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München (Platz 46) und die Freie Universität (FU) Berlin (Platz 58).
Woche gegen Qualzuchten ausgerufen
Viele Tierrassen sind als sogenannte Qualzuchten einzuordnen. Dabei handelt es sich um Hunde, Katzen sowie Heim- und Nutztiere, die so gezüchtet wurden, dass sie den optischen Vorstellungen des Menschen entsprechen - ohne Rücksicht auf daraus resultierende Leiden für die Tiere. Besonders beliebt sind brachycephale Hunderassen wie die Französische Bulldogge oder der Mops, die durch ihre Kurzköpfigkeit massive Schwierigkeiten beim Atmen haben und häufig unter Augen-, Ohren- und Hauterkrankungen sowie schmerzhaften Defekten im Skelett und Muskelsystem leiden. Wegen ihrer typischen Faltohren und den großen Augen wird die Scottish Fold Katze als besonders niedlich angesehen. Doch auf Grund der unheilbaren Erbkrankheit Osteochondrodysplasie, die sich auf Knorpel und Knochen auswirkt, haben diese Tiere bereits in den ersten Lebensjahren Probleme mit den Gelenken und dem Skelett, vor allem mit der Wirbelsäule.
In Österreich wird seit mehr als 1,5 Jahren an einer Novelle des Tierschutzgesetzes gearbeitet, um konkrete Verbesserungen für Heim- und Wildtiere zu erwirken. Da mit keinen Gesetzesänderungen in naher Zukunft zu rechnen ist, verstärkt Tierschutz Austria seinen Druck und hat nun die Woche gegen Qualzuchten ausgerufen. In den nächsten Tagen wird die Tierschutzorganisation Tiere mit Qualzuchtmerkmalen aus dem Tierschutzhaus Vösendorf vorstellen.
Um solche Defektzuchten geht es auch in der Online-Seminarreihe Tierärztliche Gesundheitsbescheinigung für Hunde auf Myvetlearn.de. Am 31. Mai 2023 findet das nächste Live-Webinar mit Prof. Dr. Stephan Neumann statt. Dieses Mal zum Thema Kopf. Alle Webinare der Fortbildungsreihe werden aufgezeichnet und stehen den Kursteilnehmer:innen bis zum 31. Dezember 2023 zur Verfügung. Die Fortbildungsreihe richtet sich gleichermaßen an Amtstierärzt:innen als auch an kurativ tätige Kolleg:innen.
Online-Fortbildung zu Qualzuchten bei Hunden auf Myvetlearn.de