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News

Virtuelle Schweinebrille erstmals im Einsatz

6. August 2024

Vor drei Jahren hat der niederländische Fleischhersteller Vion die „virtuelle“ Kuhbrille eingeführt, um Baumaßnahmen in Schlachthofställen zu optimieren und die Mitarbeitenden fortzubilden. Mittels der VR-Brille kann die Augenfunktionsweise von Tieren abgebildet werden. Im Frühjahr 2024 wurde der Prototyp der Schweinebrille getestet und nun in der vergangenen Woche erstmals In in Crailsheim, dem Kombischlachthof von Vion, eingesetzt.

„Die Wahrnehmung von Schweinen unterscheidet sich signifikant von der menschlichen und auch von der der Rinder. Schweine haben ein breiteres Sichtfeld, ihre Sehschärfe ist geringer als die des Menschen und sie reagieren empfindlicher auf Bewegungen“, erklärt Dr. Veronika Weber, Tierärztin und Director Quality Assurance & Operations Vion Germany, den Hintergrund zu den tierischen VR-Brillen. Auch sei die Höhe der Augen bei Schweinen ein signifikanter Unterschied zu Rindern, so Weber weiter. „Sie sind nur 30 cm über dem Fußboden. Das ergibt ein komplett anderes Sichtfeld als beim Mensch oder auch beim Rind.“ 

Dank der innovativen Software können die Benutzer:innen die Umgebung aus der Sicht der Schweine erleben. Das wiederum kann dabei helfen, das Tierwohl auf Schlachthöfen bei der Planung und Neugestaltung zu verbessern. „Der Effekt der VR-Brille war einfach unglaublich. Alle Teilnehmer meinten im Nachgang, jetzt ein viel besseres Verständnis für die Tiere und die Art, wie sie sich bewegen, zu haben. Ich konnte es nicht erwarten, jetzt endlich auch selber die Schweinebrille auszuprobieren und bin wirklich beeindruckt“, erklärt Dr. Veronika Weber.

Vion

BMEL warnt vor Ausbreitung des Japankäfers

5. August 2024

Nach neuen Funden des Japankäfers (Popillia japonica) im schweizerischen Basel warnt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) vor der Einschleppung des Fraßschädlings nach Deutschland. Im grenznahen Baden-Württemberg haben die Behörden die Maßnahmen intensiviert, damit eine Ausbreitung des Käfers früh unterbunden werden kann. Der ursprünglich aus Asien stammende Japankäfer befällt Blätter, Blüten und Früchte, während seine Larven die Wurzeln angreifen und dadurch die Pflanzen erheblich schädigen. Der Schädling zerfrisst so Weinreben, Rosen und Rasen. Im Extremfall führt ein Befall zum Absterben der Pflanzen. Seit seinem ersten Auftreten in Italien vor etwa 10 Jahren hat sich der kleine, goldgrün glänzende Käfer insbesondere in der Lombardei und seit 2020 auch im Tessin (Schweiz) ausgebreitet.

Das BMEL und sein Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, das Julius-Kühn-Institut (JKI), beobachten die Situation und kooperieren mit den zuständigen Stellen für Pflanzengesundheit in den Bundesländern sowie Partnerländern in der EU und der Schweiz. „Der Schutz unserer heimischen Natur und Landwirtschaft geht uns alle an – und die gute Nachricht ist: alle können dazu beitragen und Verdachtsfälle melden. Die Früherkennung ist das A und O bei der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen wie dem Japankäfer. Noch haben wir eine Chance", erklärt Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMEL.

„Der Japankäfer kann überall nach Deutschland eingeschleppt werden, etwa als 'Blinder Passagier' an Fahrzeugen oder mit Pflanzen und Pflanzenteilen wie einem Blumenstrauß. Hat sich der Schädling erst einmal etabliert, ist es sehr schwierig, ihn wieder loszuwerden. Erfahrungen aus Italien zeigen, dass sich das Insekt innerhalb der ersten Jahre seines Auftretens bis zu zehn Kilometer pro Jahr natürlich ausbreiten kann. Das gilt es zu verhindern. Als Bundesforschungsinstitut sind wir im engen Austausch mit den Länderbehörden vor Ort – und setzen auf die Unterstützung der Bevölkerung“, betont Dr. Bernhard C. Schäfer, Leiter des Fachinstituts für Fragen der Pflanzengesundheit am JKI.

Falls ein verdächtiger Käfer gefunden wird, sollte dieser eingefangen und in einem verschlossenen Röhrchen oder Gläschen gesichert der Behörde zur exakten Bestimmung übergeben werden. Zudem sind das Datum des Fundes sowie der genaue Fundort zu benennen.

BMEL

Tierhaltungskennzeichnung wird unterschiedlich umgesetzt

5. August 2024

Am 1. August 2023 ist das Gesetz für die staatliche, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung (TierHaltKennG) in Kraft getreten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) hatte das Gesetz vorgelegt, mit dem Ziel, mehr Transparenz und Klarheit in Bezug auf die Haltungsform von Nutztieren zu schaffen und so Verbraucher:innen eine bewusste Kaufentscheidung zu ermöglichen. Bislang haben die Bundesländer das Gesetz jedoch unterschiedlich umgesetzt.

Während Bayern noch dabei ist, ein elektronisches Portal für die Meldungen der Schweinehalter:innen zu entwickeln und die Meldefrist zunächst verlängert hat, hat Schleswig-Holstein am vergangenen Freitag (26. Juli 2024) das Meldeverfahren zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung noch kurz vor dem Fristende gestartet. Die Mitteilung ihres Haltungssystems können die Halter:innen über ein bereitgestelltes Formular per Post oder E-Mail an das Landwirtschaftsministerium in Kiel vornehmen.

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hatte bereits im Juni 2024 die Halter:innen von Mastschweinen im Alter von zehn Wochen bis zur Schlachtung aufgefordert, dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) als zuständige Behörde bis 1. August 2024 entsprechend Meldung zu geben, in welches Haltungssystem ihre Schweinehaltung einzuordnen ist. Ohne Meldung sei in Niedersachsen keine Vermarktung möglich, heißt es von behördlicher Seite.

Özdemir hatte die Vorreiterrolle Niedersachsens bei der Umsetzung des Kennzeichnungsgesetzes sehr begrüßt. „Gut, dass Niedersachsen vorangeht – und nichts anderes hätte ich auch von dem Bundesland mit der meisten Schweinehaltung erwartet. Damit können die Landwirtinnen und Landwirte dort nun ihre Meldungen vorbereiten und das schafft natürlich Planungssicherheit“, so der Minister.

Auch in Thüringen und Baden-Württemberg hat das Meldeverfahren zur gesetzlichen Tierhaltungskennzeichnung begonnen. „Baden-Württemberg setzt die Vorgaben [...] schlank und unbürokratisch um, sodass Landwirte so gering wie möglich belastet werden", erklärte Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Nach seiner Meinung habe der Bund trotz der Bemühungen der Länder um eine Überarbeitung des TierHaltKennG an dessen unbefriedigender Ausgestaltung festgehalten. Insbesondere die enthaltenen Übergangsregelungen hätten dazu geführt, dass den Ländern zu wenig Zeit für eine gute und einheitliche Lösung bliebe beziehungsweise gegeben wurde.

Agrarheute

Umfrage zur Optimierung von Biosicherheitskonzepten

2. August 2024

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich aktuell in Deutschland aus. Zuletzt wurde die Tierseuche mehrfach bei Wild- und Hausschweinen in Hessen nachgewiesen. Auch die Nachweise des Geflügelpestvirus H5N1 bei Kühen, Katzen und Waschbären in den USA bereiten große Sorgen. Um die Wahrscheinlichkeit eines Tierseucheneintrags, der große wirtschaftliche Schäden verursacht, in den Bestand zu verringern, ist ein gut durchdachtes Biosicherheitskonzept elementar.

Wegen des dynamischen Ausbruchsgeschehens und um die Datenlage zu verbessern, führt die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bis zum 30. September 2024 eine Umfrage zur Biosicherheit in deutschen Schweine- und Geflügelbeständen durch. Diese Befragung unter möglichst zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben hat das Ziel, die Biosicherheitsmaßnahmen zu optimieren und damit die Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern.

Das Verbundprojekt „Ökologische Tierhaltung als Beitrag zum Klimaschutz – im Fokus von Tierkrankheiten und Tierseuchen (ÖTiKliS)“ befasst sich intensiv mit der Entwicklung von Maßnahmen, die die Tiergesundheit sicherstellen und auch während einer Tierseuche eine optimale, ressourcenschonende Produktion in landwirtschaftlichen Betrieben ermöglichen. Die Daten, die in der Umfrage gesammelt werden, bilden die Grundlage für Entscheidungen bezüglich Haltungsformen und baulicher Maßnahmen für eine ökologische und Tierwohl fördernde Landwirtschaft.  Ziel ist, daraus im Tierseuchenfall Strategien zu entwickeln, die die Anforderungen der ökologischen Tierhaltung mit den gesetzlichen Vorgaben vereinen.

Mit der regelmäßigen Überprüfung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben befasst sich auch die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). In Kurs 4 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände, während sich Kurs 5 mit der Biosicherheit für Geflügelbestände befasst. Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.

HSWT

AniCura Career Days für Tiermedizinstudierende

2. August 2024

Vom 9. bis 11. Oktober 2024 haben Studierende der Tiermedizin ab dem 5. Semester die Möglichkeit, bei den AniCura Career Days einen Einblick in verschiedene Standorte der Tierarztkette in Baden-Württemberg zu erhalten. An drei Tagen sind die Teilnehmenden zu Besichtigungen, Workshops und Networking eingeladen.    

„Die Einstiegsmöglichkeiten und Karrierewege für Absolvent:innen des Tiermedizinstudiums sind vielfältig. Mit den AniCura Career Days 2024 laden wir Studierende der Tiermedizin zu verschiedenen AniCura Kleintierpraxen und Kliniken ein“, erklärt Maike Wörner, Head of People and Organization bei AniCura Deutschland. 

So können die Studierenden schon weit vor ihrem Abschluss authentische Einblicke in die Arbeit der Tierärzt:innen in unterschiedlichen Standorten erhalten, so Wörner weiter. „Zudem erhalten sie zahlreiche Informationen zu Einstiegsmöglichkeiten und AniCura als Arbeitgeber.“ Bei Workshops zu Endoskopie und Ophthalmologie sowie Nahtkursen haben die Teilnehmenden dann auch die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu verbessern.

„Besonders wichtig ist uns neben dem fachlichen Input auch die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches mit Tierärzt:innen mit unterschiedlichen Werdegängen“, erklärt Thomas Rieker, Head of Medical bei AniCura Deutschland. Eine Anmeldung für zwei verschiedene Routen ist bis 15. August 2024 möglich. Die Plätze sind auf 30 Teilnehmende insgesamt begrenzt. 

AniCura

Nachweis für Haltungsform von Eiern entwickelt

1. August 2024

Mit einer innovativen Methode kann bestimmt werden, aus welcher Haltungsform ein Ei stammt. Ein Forscherteam am Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. (DIL) in Quakenbrück hat diese Methode entwickelt, die mittels Kernspinresonanz-Spektroskopie (NMR-Spektroskopie) und einer Messegenauigkeit von nahezu 100 Prozent nachweist, ob ein Ei wirklich von ökologisch gehaltenen Legehennen stammt. Die tatsächliche Haltungsform lässt sich aus Eigelb-Proben ableiten, die mit einer Datenbank mit Referenzspektren abgeglichen werden.

Die Eigelb-Extrakt-Proben werden zunächst mittels 1H-NMR-Spektroskopie analysiert, wodurch Spektren erzeugt werden, die wiederum eine Art Fingerabdruck mit einem großen Informationsgehalt abbilden. Mit Hilfe von multivariaten Datenanalysen, maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz (KI) haben die Forschenden für jede Haltungsform charakteristische Muster identifiziert und eine Datenbank sowie ein Authentizitäts-Modell aus diesen Referenzspektren erstellt, mit der die Muster abgeglichen werden können. In den Untersuchungen von rund 4.500 Eiproben konnten die Forschenden eine Genauigkeit von 99,9 Prozent erreichen. Zusätzlich kann die Rasse der Legehennen (Lohmann Selected Leghorn, Dekalb, Lohmann Brown, Sandys) mit einer Modellgenauigkeit von 98,4 Prozent ermittelt werden. 

Damit sich das Verfahren etabliert, müssen die Modelle mit weiteren authentischen Proben ergänzt werden und aktuell bleiben. Denn nur, wenn zusätzliche, teils noch nicht bekannte Einflussfaktoren wie etwa weitere Rassen und Futtermittel berücksichtigt werden, bleiben die Modelle aussagekräftig. Das DIL ist derzeit noch auf der Suche nach Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden für die Unterstützung der Weiterentwicklung dieser zukunftsweisende Analytik.

Das vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) geförderte Projekt hat nach Meinung der Forschenden ein großes Potenzial für die Lebensmittelüberwachung, etwa im Verdachtsfall oder bei Stichprobenuntersuchungen für den Handel und den Verarbeitungsbereich. Unternehmen können entsprechende Analysen beauftragen und damit zuverlässig überprüfen, ob der Stempelcode auf der Eischale die Haltungsform der Legehennen korrekt angibt. Dies stärkt das Vertrauen in die Echtheit von Bio-Eiern und somit die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Bio-Eiern.

BLE

Weiterer ASP-Fall in Hessen

1. August 2024

Erneut gab es einen positiven Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen. Erstmals ist auch der Landkreis Darmstadt-Dieburg in Südhessen betroffen, wie die Darmstadt-Dieburger Kreisverwaltung am Mittwochabend mitgeteilt hat. Ein totes Wildschwein war am Dienstagabend (30.07.2024) in Pfungstadt-Eschollbrücken gefunden worden. Eine endgültige Bestätigung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) steht jedoch noch aus. Aktuell ist auch noch unklar, ob die bisherigen Sperrzonen ausgeweitet werden müssen. Nach dem ersten ASP-Nachweis in Hessen Mitte Juni 2024 hatte der Landkreis bereits umfassende Maßnahmen ergriffen, unter anderem wurden flächendeckende Drohnenflüge, Wildschweinbarrieren und Informationskampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit durchgeführt. Dennoch kam es immer wieder zu Infektionen von Hausschweinebeständen.

Landkreis Darmstadt-Dieburg

Zahl der invasiven Arten in Europa steigt

1. August 2024

Die Populationen der invasiven Arten in Deutschland und anderen europäischen Ländern nehmen weiter zu. Neben Nilgänsen, Asiatischen Hornissen und Ochsenfröschen bereiten unter anderem auch verschiedene Großkrebse Landwirten, Imkern und Naturschützern Sorgen. Invasive Tierarten gehören zu der Gruppe der Neozoen, von denen es in der Europäischen Union nach aktuellen Zählungen inzwischen 44 Arten gibt.

„Prävention ist bei invasiven Arten ganz wichtig“, erklärt Lisa Tippelt vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Mainz. Wichtig sei besonders die Sensibilisierung der Bevölkerung und etwa der Imker:innen. So müsste die Bevölkerung mehr informiert werden, dass Nilgänse oder andere Neozoen wie Nutria keinesfalls gefüttert werden sollten. Der Handel, der Tausch und die Haltung invasiver Arten der EU-Liste sei verboten, so Tippelt. Solche Tiere sollten nicht ausgesetzt und auch kein Teichwasser in die Umwelt geschüttet werden, weil möglicherweise Eier enthalten seien. „Am besten können invasive Arten bekämpft werden, wenn es erst wenige Tiere gibt“, betont die Fachfrau.

Wie die rechtlichen Vorschriften sind, als Tierarzt mit solchen Fundtieren umzugehen, erfahren Sie in der Online-Fortbildung Rechtliche Grundlagen zum Umgang mit Wildtieren mit Anwendungsbeispielen (Jagdbares Wild, invasive Arten) auf Myvetlearn.de. Die Fortbildung ist mit 2 ATF-Stunden anerkannt.

Proplanta

Veterinärbehörden geraten wegen ASP zunehmend an ihre Grenzen

31. Juli 2024

In Deutschland ist der Mangel an Tierärzt:innen trotz verschiedener Maßnahmen noch immer stark zu spüren. Durch die aktuelle Häufung von Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) geraten die Veterinärbehörden zunehmend an ihre Grenzen. In den Veterinärverwaltungen, Laboren und den zuständigen Stellen der Bundeswehr führt die prekäre Tierseuchensituation zu einer zusätzlichen personellen Belastung, die kaum zu stemmen ist. 

Die Bundestierärztekammer (BTK) weist erneut auf diese Problematik hin und warnt vor einer Eskalation. „Die gegenwärtige ASP-Situation in den angrenzenden Bundesländern zu Polen und die ASP-Einträge in Schwarzwild und Hausschweinebestände in Hessen und Rheinland-Pfalz verlangen u. a. den Veterinärämtern höchste Einsatzbereitschaft ab, um den Seuchenzug einzudämmen, aufzuhalten und das Ziel der Seuchentilgung zu erreichen“, mahnt der BTK-Präsident Ltd. VD Dr. Holger Vogel. „Personelle Entlastungen sind unverzüglich sicherzustellen – sowohl in den Grenzbundesländern als auch in den Bundesländern mit Solitäreinträgen. Auch die Bereitstellung der erforderlichen Finanzmittel in der aktuellen Phase der Ausbreitung ist zwingend erforderlich“, erklärt Vogel.

Bereits vor sechs Jahren hatte der Deutsche Tierärztetag die Landesregierungen aufgefordert, länderübergreifende, verbindliche Leitlinien für die personelle Ausstattung der Veterinär- und Untersuchungsämter zu erarbeiten und deren Umsetzung durch die Länder vollständig zu finanzieren. Es muss dafür Sorge getragen werden, dass die staatlichen Untersuchungseinrichtungen den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind, insbesondere durch eine angemessene Ausstattung mit qualifiziertem Personal.

BTK

Igel schon bald vom Aussterben bedroht?

31. Juli 2024

Eigentlich haben Igel keine großen Ansprüche. Doch Hecken, Büsche und Gehölze, in denen die Wildsäuger ihre natürliche Nahrung finden, werden in der Landschaft und den Gärten Deutschlands immer seltener. Versiegelungen von Vorgärten sowie Mauern und enge Drahtgitterzäune sowie Monokulturen und aufgeräumte Kulturlandschaften machen den Igeln das Leben schwer, wie Heike Philipps, die Vorsitzende des bundesweit tätigen Vereins Pro Igel e.V., erklärt.

Braunbrustigel siedeln sich immer mehr in den Parks der Städte und in den Gärten an. Da diese wichtigen Rückzugsgebiete aber immer kleiner werden und die menschgemachten Gefahren hingegen größer, verschwinden die Igel nach und nach. Neben Mährobotern, die meist nachts in Betrieb sind, führen auch freilaufende Hunde, Autos und Zäune zu unzähligen, teils schweren Verletzungen bei den Igeln. Zudem sorgt auch der Insektenschwund für weniger Nahrung. Finden Igel nicht ausreichend Nahrung oder Wasser und sind ständig Störungen ausgesetzt, würden sie in der Folge abwandern. Doch auch Abwanderung sei nicht die Lösung, wie Philipps sagt: „Es gibt für den Igel kaum Ausweichmöglichkeiten und auf der Suche nach einem lebenswerten Raum zum Leben sind sie großen Gefahren ausgesetzt.“

Aktuell steht der Braunbrustigel auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere. Auf der Seite der Deutschen Wildtierstiftung heißt es jedoch, dass der Igel bei gleichbleibendem negativem Einfluss des Menschen wohl in naher Zukunft in die Kategorie gefährdet hochgestuft werden müsse. Um den Wildsäugern zu helfen, reichen bereits kleine Maßnahmen aus. Schon das Belassen von Laubhaufen und anderen Verstecken, der Verzicht von Insektiziden und Rattengift oder das Ausschalten von Mährobotern bei Nacht würden das Leben der Igel verbessern. Ändert sich hingegen nichts, wird diese bekannte Tierart weiterhin schleichend aus unserem Ökosystem verschwinden.

„Wenn wir Menschen jetzt nicht die Lebensräume des Igels aufwerten und öffnen, verschwindet der Igel genauso wie die Singvögel in den 80er Jahren. ‚Verschwinden‘ ist sicher als die weichere Variante der Formulierung ‚Aussterben‘ zu interpretieren. Wir sollten die Warnungen daher ernst nehmen und etwas tun, denn: Der Igel hat keine Zeit mehr“, betont Heike Philipps abschließend.

Da Igel auch immer häufiger in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, können sich Tierärzt:innen mit dem Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de online fortbilden. In dieser Online-Fortbildung geht es um den Igel als Patienten in der Tierarztpraxis. Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. Denn gerade im Sommer werden immer häufiger verletzte Wildtiere in die Tierarztpraxen gebracht. In einer separaten Reihe können sich auch Tiermedizinische Fachangestellte zum Thema Aufzucht, Pflege und Behandlung von Wildtieren online fortbilden. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren.

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