Schlau trotz kleiner Gehirne
Nur ein großes Gehirn mit ausgeprägter Großhirnrinde (Kortex) sind notwendig, um Informationen detailliert zu analysieren und intelligent zu verknüpfen. Darüber waren sich Forschende seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einig. Doch trotzdem Vögel nur kleine Gehirne und keinen Kortex haben, sind sie lernfähig und können soziale Strategien schmieden und Werkzeuge bauen. Selbst Tauben, die als weniger begabt gelten, können orthographische Regeln lernen oder Bilder nach Kategorien ordnen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Die Forschenden Prof. Dr. Onur Güntürkün, Dr. Roland Pusch und Prof. Dr. Jonas Rose von der Ruhr-Universität können belegen, dass das Hirn von Vögeln trotz der großen Unterschiede zum Säuger-Gehirn ähnliche Leistungen erbringen kann. Die Autoren der Studie zeigen, dass Vögel in ihrer Evolution unabhängig von den Säugetieren vier ähnliche Innovationen für Intelligenz entwickelt haben. Das hängt damit zusammen, dass die Vogelgehirne sehr viel mehr Nervenzellen besitzen als bislang angenommen. Die spezialisierte Hirnstruktur der Vögel ähnelt zudem dem präfrontalen Kortex bei Säugern und ist für Abstraktion und Planung wichtig.
Vögel verfügen, genau wie Säugetiere, außerdem über ein System, mit dem mittels des Neurotransmitters Dopamin die Güte ihrer Entscheidungen dem präfrontalen System ständig rückgemeldet wird. Dies hat die ununterbrochene Anpassung der präfrontalen Rechenprozesse an sich ändernde Situationen zur Folge. Ein den Säugern ähnliches Arbeitsgedächtnis hilft Vögeln außerdem, dass sie sich kurzfristig einige Dinge merken können.
All diese neuronalen Merkmale scheinen sich beim Vogel und Säuger evolutionsbiologisch parallel und unabhängig voneinander entwickelt zu haben. Darum spricht viel für die Annahme, dass sie zu den grundlegenden Hirnmechanismen gehören, die kognitive Leistungen ermöglichen.
Berliner Justizsenatorin will Landestierschutzbeauftragte einschränken
Seit April vergangenen Jahres ist Dr. Felor Badenberg Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz des Landes Berlin. Nach Berichten der Berliner Zeitung scheint die ehemalige Vizepräsidentin des Bundesamtes für Verfassungsschutzes jedoch nicht einverstanden zu sein mit der aktuellen Tätigkeit der Landestierschutzbeauftragten Kathrin Herrmann. Nach Plänen der Senatorin soll Herrmann ihre Unabhängigkeit verlieren, wie die Berliner Zeitung schreibt. Ob dies mit der von Herrmann offen geäußerten Kritik an der Berliner Staatsanwaltschaft zusammenhängt, war bisher nicht zu klären.
Auf eine parlamentarische Anfrage aus der SPD- und der Grünenfraktion antwortete Staatssekretärin Esther Uleer, dass die Tierschutzbeauftragte keine „begründete Unabhängigkeit gegenüber der Exekutive“ genieße und dass sie „in die Behördenhierarchie der Justizsenatsverwaltung eingegliedert“ sei. Entsprechend habe sie auch keine außerordentlichen Befugnisse.
Die im Jahr 2020 von Senator Dirk Behrendt (Die Grünen) berufene Landestierschutzbeauftragte handelte bislang gemäß interner Aufgabenkreisbeschreibung sowie beschlossenem Haushaltsplan 2022/23. Sie agiert weisungsfrei mit gewissen Freiheiten, die die Tierärztin für ihre Arbeit im Rahmen des Tierschutzes benötigt. Eine Situation, die die parteilose Berliner Justizsenatorin scheinbar schnellstmöglich ändern möchte, was einer radikalen Abkehr von der bisherigen Praxis gleichkäme.
Kampf gegen Antibiotikaresistenzen muss weitergehen
Laut einem Ende Februar veröffentlichten Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bestehen weiterhin Resistenzen von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien gegen häufig verwendete antimikrobielle Mittel. Die EFSA rät daher dringend erneut zu einem umsichtigen Einsatz von Antobiotika. Zudem appelliert die Behörde, die Infektionsprävention und -kontrolle zu verbessern, Forschung und Innovation bei der Entwicklung neuer antimikrobieller Mittel zu stärken sowie Strategien und Verfahren auf nationaler Ebene zu gewährleisten.
Zwischen 2013 und 2022 beobachtete mindestens die Hälfte der meldenden Länder eine zunehmende Resistenz gegen Fluorchinolone bei Isolaten von Salmonella Enteritidis und Campylobacter jejuni, die gewöhnlich mit Geflügel in Verbindung gebracht werden. Dieser Befund ist für die öffentliche Gesundheit besorgniserregend, da in den seltenen Fällen, in denen Salmonellen- oder Campylobacter-Infektionen zu schweren Erkrankungen führen, Fluorchinolone zu den für die Behandlung verwendeten antimikrobiellen Mitteln gehören.
Der Bericht hat jedoch auch in mehreren EU-Mitgliedstaaten Fortschritte bei der Verringerung der antimikrobiellen Resistenz (AMR) gezeigt. So hat sich der Anteil der Escherichia coli-Isolate von zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren vergrößert, die eine "vollständige Empfindlichkeit" oder "Nullresistenz" gegen wichtige antimikrobielle Mittel aufweisen.
„Wir haben zwar positive Ergebnisse bei den Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenz erzielt, doch sind weitere gemeinsame Anstrengungen unerlässlich, um diese globale Bedrohung zu bekämpfen. Der One-Health-Ansatz erinnert uns daran, dass die Bekämpfung von AMR die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren wie der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und der Umwelt erfordert", erklärten Carlos Das Neves, leitender Wissenschaftler der EFSA, und Mike Catchpole, leitender Wissenschaftler des ECDC. Mehr Aufmerksamkeit fordern die beiden Wissenschaftler auch für das Auftreten von Carbapenem-Resistenzen bei E. coli-Bakterien. Diese treten bei Menschen und Tieren aktuell zwar nur selten auf, aber in den letzten Jahren haben immer mehr EU-Länder über Bakterien berichtet, die Carbapenemase-Enzyme in verschiedenen Tierarten produzieren. Dies erfordert Aufmerksamkeit und weitere Untersuchungen, da Carbapeneme eine Gruppe von Antibiotika als letztes Mittel darstellen und jeder Nachweis einer Resistenz gegen sie besorgniserregend ist.
Das Portal VetMAB.de bietet Landwirt:innen und Tierärzt:innen zahlreiche Online-Fortbildungen an, die das Ziel haben, die Haltungsbedingungen und damit die Tiergesundheit zu verbessern und so den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren zu reduzieren.
Brasilien intensiviert Schiffstransporte von Rindern
Der gesellschaftliche Diskurs in Europa über Lebendviehtransporte per Schiff wird immer intensiver, nicht zuletzt, seitdem katastrophale Missstände an Bord bekannt wurden. Als Konsequenz auf wiederholte massive Tierschutzverstöße hat Neuseeland den Transport von Lebendtieren mit dem Schiff verboten. In Brasilien gibt es hingegen nur leise Kritik. Als weltweit größter Exporteur von Rindfleisch baut Brasilien nun seine Tierexporte aus. Gemäß einer aktuellen Vereinbarung mit dem Oman werden ab sofort auch lebende Rinder per Schiff in das arabische Land exportiert. Mit der Erschließung des Marktes des Oman wird Brasilien seinen Umsatz mit Tierexporten, der im vergangenen Jahr auf 454 Mio Euro beziffert wurde, weiter erhöhen.
FBN auf Zukunftskurs
Das ursprünglich zuletzt vor 6 Jahren als Wilhelm-Stahl-Symposium ausgerichtete Nutztier-Forum fand am vergangenen Wochenende erstmals am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) statt. Hier trafen mehr als 160 Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und Praktiker:innen zusammen, um sich über die Zukunft der Nutztierhaltung auszutauschen. Die hochkarätig besetzte Tagung drehte sich in diesem Jahr in vier Themenschwerpunkten um das Schwerpunktthema Tierwohl.
„In den vier Fokusthemen Nutztierhaltung individualisieren, Nutztierhaltung in Kreisläufen gestalten, Kritische Lebensphasen von Nutztieren bewältigen und Vielfalt in der Nutztierhaltung fördern steht das Tier im Zentrum“, erklärt Prof. Dr. Klaus Wimmers, Vorstand des FBN. „Durch den verstärkt interdisziplinären, dynamischen Ansatz können unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenste Ansätze in einem gemeinsamen Projekt zusammenführen und ermöglichen so einen ganzheitlicheren Blick auf das Nutztier, vom Genom bis zum Verhalten, von der Ernährung bis zu den Haltungsbedingungen. So können wir nicht nur inhaltlich besser zusammenarbeiten, auch die Ressourcen am FBN werden effizienter genutzt."
In den verschiedenen Impulsvorträgen wurden Themen wie Tierschutzpolitik, gesellschaftliche Akzeptanz, neueste Forschungsansätze und Tiergesundheit diskutiert, aber auch die Notwendigkeit von Haltungsbedingungen, welche das Tierwohl stärker fokussieren, gefordert.
Mit dem Nutztierforum hat das FBN ein neues Kapitel aufgeschlagen. Zusätzlich sollen ein neues Logo, frische Farben und ein überarbeiteter Internetauftritt den zukunftsorientierten Kurs der Forschungseinrichtung repräsentieren. „Wir sind stolz auf unsere Tradition und auf das Erreichte", fasst Prof. Dr. Klaus Wimmers zusammen. „Aber wir richten unseren Blick in die Zukunft und freuen uns darauf, die wissenschaftlichen Grundlagen für eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Tiere als auch den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird."
Rinderbestand in Europa geht weiter zurück
In Europa werden immer weniger Rinder gehalten. Ein Negativtrend, der seit dem Jahr 2016 anhält. Nach aktuellen Informationen des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) wurden in 2023 nur noch knapp 74 Millionen Rinder gezählt, was einen Rückgang um 1,3% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Lediglich auf den Inseln Malta und Zypern ist die Zahl der Tiere aufgestockt worden. Alle anderen EU-Länder meldeten Einbrüche. Darunter auch Deutschland. Hier ist der Bestand um 1,5% gesunken. Die größten Rückgänge meldeten Lettland (-6%) sowie Estland und Litauen (jeweils -3%). Insgesamt wurde beim Milchvieh erstmals die Marke von 20 Millionen Stück unterschritten. In Ungarn, Litauen, Bulgarien und Lettland war der Bestandsrückgang am ausgeprägtesten.
Geplante Änderungen des Tierschutzgesetzes nicht ausreichend
Am 1. Februar 2024 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) einen Referentenentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes veröffentlicht. Verbände und die Länder haben nun die Möglichkeit, Anmerkungen einzureichen. Der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) hat sich sehr kritisch über einzelne geplante Änderungen geäußert. In einer Stellungnahme an das BMEL hat der Verband Vorschläge für Verbesserungen aufgelistet und diese begründet.
Grundsätzlich wird jedoch moniert, dass die Frist keinesfalls für einen Praxis-Check ausreicht. Auch weist der bpt darauf hin, dass viele der im Gesetzentwurf vorgeschlagenen Regelungen nicht pauschal auf alle Tierarten angewendet werden können und schlägt daher tierartspezifische Erlasse vor, die in nachgelagerten Verordnungen geregelt werden, wie z.B. die Tierschutzhundeverordnung. Nach Meinung des Verbandes enthält der Entwurf zu viele Verbote, die aktuell wegen fehlender Personalressourcen und/ oder Kontrollkompetenzen der amtlichen Veterinärüberwachung nicht durchsetzbar sind. „Eine überbordende Anzahl von Verboten wie im vorliegenden Entwurf dient damit eben gerade nicht den Interessen der Tiere und erst recht nicht denen des Tierschutzes“, lautet die Kritik des bpt.
Der Referentenentwurf beinhaltet unter anderem auch ein Verbot bestimmter Wildtiere im Zirkus. Der Deutsche Naturschutzring als Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen begrüßt diese Regel, erklärt aber auch, dass damit kein ausreichender Schutz von Wildtieren gewährleistet ist. Das BMEL prüft aktuell auch die Aufnahme weiterer Regelungen, wie die Verankerung einer Positivliste, Verbesserungen von Kontrollen von Tierbörsen sowie ein Importverbot für Wildfänge.
Die Organisationen erneuern ihre Forderung, diese Punkte bei der Novellierung des Tierschutzgesetzes zu berücksichtigen, da sie nicht nur zum Tierschutz, sondern auch zum Schutz der Biodiversität und des Menschen beitragen.
“WertKalb” soll Kälberproblem lösen
Die starke Nachfrage nach Bio-Milch hat zu einer Steigerung der Produktion geführt, weshalb entsprechend mehr "Bio-Kälber" zur Welt gekommen sind, für die es aber keinen entsprechenden Markt gibt. Allein in Baden-Württemberg werden jährlich mehr als 22.000 überzählige Kälber auf Bio-Betrieben geboren. „Diese Kälber erfahren weder unter ethischen noch ökonomischen Aspekten eine Wertschätzung“, bedauert Prof. Dr. Mizeck Chagunda vom Fachgebiet Tierhaltung und Tierzüchtung in den Tropen und Subtropen an der Universität Hohenheim. Zusammen mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), haben Wissenschaftler:innen der Uni Hohenheim im Projekt „WertKalb“ Lösungen für das sogenannte Kälberproblem erarbeitet.
Die Forschenden kamen bei ihren Studien zu der Erkenntnis, dass die Spezialisierung zahlreicher Milchviehbetriebe zu einer Entkopplung des riesigen Milchmarkts und des vergleichsweise winzigen Fleischmarkts geführt hat. „Die Nachfrage nach Bio-Milch ist ungleich höher als nach Bio-Kalb- und -Rindfleisch“, erklärt Josephine Gresham, Koordinatorin der Projektes „Innovative Strategien für eine ethische Wertschöpfung der Kälber aus der ökologischen Milchviehhaltung“, kurz „WertKalb“. Maßnahmen, die die Forschenden entwickelt haben, beinhalten auch Wege, erst gar nicht so viele Kälber zu erzeugen. „Wenn in rund 13 Prozent der baden-württembergischen Betriebe die Zeit zwischen den einzelnen Geburten nur um drei Monate erhöht würde, kämen ca. sieben Prozent weniger Kälber auf die Welt, ohne dass die Milchleistung wesentlich verringert wird“, so Josephine Gresham. Dies ließe sich noch steigern: „Es könnten sogar 14 Prozent weniger sein, würde die Zeit um sechs Monate erhöht.“
Neben individuellen Lösungen für die Betriebe sei auch die Politik gefordert, so Gresham. Denn die Landwirt:innen benötigen besondere und sinnvolle Rahmenbedingungen. Und da vielen Menschen der Zusammenhang zwischen Milch und Rind- bzw. Kalbfleisch nicht bewusst zu sein scheint, steht zudem die Wissensvermittlung und die Aufklärung im Vordergrund, um die Nachfrage nach Kalbfleisch zu fördern. „Die Menschen sind durchaus gewillt, ihren Teil zum Tierwohl beizutragen. Aber sie brauchen Anreize und die richtige Form der Informationen“, erklärt Prof. Dr. Nanette Ströbele-Benschop vom Fachgebiet Angewandte Ernährungspsychologie.
Inflationsrate bei Lebensmitteln unter 1 Prozent
Die Preissteigerung bei Nahrungsmitteln hat sich in Deutschland in den ersten beiden Monaten in 2024 erheblich abgeschwächt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilte, mussten die Verbraucher im Februar 2024 für Lebensmittel nach vorläufigen Berechnungen im Mittel "nur" noch 0,9% mehr zahlen als im Vorjahresmonat. Damit bewegte sich die Teuerung in dieser Warengruppe erstmals seit November 2021 auch wieder unterhalb der allgemeinen Preissteigerungsrate.
Betrachtet man alle Waren und Dienstleistungen, verringerte sich die Inflationsrate im Berichtsmonat laut Destatis gegenüber Januar um 0,4 Prozentpunkte auf 2,5%. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Dämpfend auf die allgemeine Teuerung wirkte nach Angaben der Statistiker neben der Entwicklung der Lebensmittelpreise der Rückgang der Energiepreise um 2,4% gegenüber Februar 2023, obgleich im Januar 2024 die Preisbremsen für Energieprodukte ausgelaufen sind. Hinzu kommt, dass der CO2-Preis seit Anfang des Jahres angehoben wurde.
Forschende identifizieren erstmals Leptospirose-Stamm in Österreich
Leptospirose ist eine Zoonose, die durch Leptospira ausgelöst wird und Menschen sowie nahezu alle Säugetiere befallen kann. Zum Teil übertragen Tiere den Erreger nur, erkranken aber selbst nicht. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. Die Symptome der Infektionskrankheit sind vielfältig. Bei Rindern kann die Leptospirose zu Fruchtbarkeitsproblemen und reduzierter Milchproduktion führen.
Einem Forscherteam unter der Beteiligung der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist es nun in Österreich gelungen, einen Stamm zu identifizieren, der bereits in verschiedenen Wild- und Nutztieren sowie im Menschen nachgewiesen worden war.
„Wir zeigen in unserer Studie erstmals, dass Rinder in österreichischen Landwirtschaftsbetrieben das Leptospira-Bakterium in sich tragen und eine Quelle für Infektionen sein können“, erklärt Amélie Desvars-Larrive, von der Vetmeduni Wien sowie dem ebenfalls an der Studie beteiligten Complexity Science Hub (CSH). Mit ihren Untersuchungen zu der in Österreich zirkulierenden Variante des Bakteriums Leptospira haben die Wissenschaftler:innen die Grundlage für eine verbesserte Diagnostik einer zoonotischen Infektionskrankheit gelegt.
Zu ihrem Ergebnis kamen die Forschenden, nachdem sie zwei Jahre lang eine gezielte Probennahme durchgeführt und das in den Proben gefundene Bakterium kultiviert haben. Schließlich wurde das Bakterium aus besonders erfolgreichen Kulturen isoliert und am ebenfalls an der Studie beteiligten Institut Pasteur in Paris einer Genotypisierung unterzogen. „Bestimmte Teile im Erbmaterial werden dabei sequenziert, sodass der Bakterienstamm genau charakterisiert werden kann“, erklärt Desvars-Larrive.
Die Wiener Forscherin befürchtet, dass die Leptospirose, die aktuell in Österreich zwar aktuell noch als ziemlich harmlos gilt, künftig aber auch in Europa häufiger auftreten könnte. „Mit der Klimarwärmung und der einhergehenden Zunahme von Überflutungsereignissen tritt sie aber zunehmend oft in urbanen Gebieten und in Ländern mit gemäßigtem Klima auf“, erklärt die Epidemiologin abschließend.