Grüne Woche in Berlin erfolgreich zu Ende gegangen
Rund 275.000 Besucherinnen und Besucher konnte die Internationale Grüne Woche 2024 in Berlin in den 10 Ausstellertagen verbuchen. Die internationale Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau wurde jedoch auch als Dialogplattform für die Politik und die Branche genutzt. Im Fokus standen internationale Ernährungssicherheit, die Zukunft der Landwirtschaft, kulinarische Trends und nachhaltige Innovationen. Auch der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) war vertreten und klärte die Besucher an seinem Messestand darüber auf, warum Tierärzte knapp werden und was das für die tierärztliche Versorgung der Tiere bedeutet. Der bpt forderte die Bundesregierung erneut auf, für Tierärzte eine Ausnahme im Arbeitszeitgesetz zuzulassen. Denn alle Notdienstberufe sollten am Wochenende und nachts einsatzfähig sein – kranke Tiere richten sich nicht nach dem Wochentag oder dem Dienstplan.
„Wir wünschen uns von der Bundesregierung gezielte Maßnahmen wie die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und den im Koalitionsvertrag festgelegten Bürokratieabbau, damit der Tierarztberuf wieder attraktiver werden kann“, sagte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder. Das starre Arbeitszeitgesetz sein einer der Hauptgründe, warum in den vergangenen Jahren immer mehr Praxen den Notdienst aufgegeben hätten, da es unmöglich sei, gesetzeskonforme Dienstpläne zu erstellen, die auch wirtschaftlich tragbar seinen. Zudem müsse dafür gesorgt werden, dass die Arbeitsbedingungen für Tierärztinnen und Tierärzte endlich wieder attraktiv werden.
Die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und die verbesserung der Arbeitsbedingungen im Allgemeinen sind aber nur zwei Maßnahmen von vielen, dem Tierärztemangel und damit der tierärztlichen Versorgungskrise entgegen zu wirken. Weitere hat der Dessauer Zukunftskreis (DZK) im Wörlitzer Memorandum aufgeführt, das auf der Webseite Tierarztmangel.de veröffentlicht ist.
EU-Kommission bei Abschaffung der Käfighaltung in Erklärungsnot
Im September 2019 hatte die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Käfighaltung jetzt beenden“ (End the Cage Age) mit mehr als einer Millionen Unterschriften die Beendigung der Käfighaltung landwirtschaftlicher Nutztiere gefordert. Daraufhin hatte die EU-Kommission angekündigt, bis 2023 einen entsprechenden Legislativvorschlag dafür vorzulegen. Der Vorschlag sollte im Rahmen der Überprüfung der Tierschutzvorschriften präsentiert werden. Dies ist allerdings bis heute nicht geschehen, weshalb sich jetzt nach mehreren Beschwerden von Vertretern der EBI die Europäische Bürgerbeauftragte eingeschaltet und die EU-Kommission aufgefordert hat, die Verzögerung zu erklären.
Im Jahr 2021 hatten sich die EU-Kommission noch mit deutlichen Worten hinter die EBI gestellt. „Unser Ziel steht fest: Die schrittweise Beendigung der Käfighaltung landwirtschaftlicher Nutztiere wird Teil unserer Maßnahmen im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie sein und zu nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelsystemen führen“, hatte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides seinerzeit erklärt.
Umwelt- und Landwirtschaftsverbände setzen sich für mehr Weidehaltung ein
Am heutigen Freitag treffen sich die Agrarministerinnen und -minister von Bund und Ländern zu einer Sonderagrarministerkonferenz (AMK), um über die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union in Deutschland zu beraten. Dabei geht es um die Frage, wie die jährlich rund 6 Milliarden Euro Agrarsubventionen in Deutschland künftig verteilt werden. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern die Ministerinnen und Minister auf, am Freitag endlich die seit langem angekündigte Förderung von Milchkühen auf der Weide auf den Weg zu bringen und fordern eine Weideprämie.
Eine von den Verbänden beim Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Untersuchung zeigt, dass auch eine direkte Förderung der Weidehaltung im Rahmen der Öko-Regelungen des Bundes nur in wenigen Einzelfällen zu Problemen mit bestehenden Förderungen der Länder führen würde. Neben mehr Tierwohl würden mehr mehr Weiden auch zu mehr Klima-, Hochwasser- und Bodenschutz beitragen und sich positiv auf die Artenvielfalt auswirken.
Neue Erkenntnisse dank transvaginaler Endoskopie von Eileitern
Dynamische physiologische Anpassungen des Mikromilieus im Eileiter während des Brunstzyklus sind die Voraussetzung für die Entstehung und den Erhalt einer Trächtigkeit bei Rindern und anderen Tierarten. Forscher:innen der Abteilungen für Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern sowie des Reproduktionszentrums Wieselburg der Vetmeduni Wien untersuchen erstmals immunologische Prozesse im Eileiter lebender Kühe mittels transvaginaler Endoskopie (TVE). Denn das Verständnis komplexer immunologischer Prozesse im Eileiter trägt zum Verständnis von Fortpflanzungsereignissen bei und könnte es auch ermöglichen, Fruchtbarkeitsprobleme zu identifizieren und zu verhindern und die transvaginale Endoskopie ist eine einzigartige Möglichkeit, diese physiologischen Prozesse in einem natürlichen Umfeld am lebenden zu untersuchen. Die TVE hat sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert. Die meisten Studien, die die Bedingungen im Eileiter untersuchen, wurden an geschlachteten Tieren oder in vitro durchgeführt.
„In unserer Studie haben wir wiederholt Probenmaterial aus den Eileitern der Tiere mittels eines kleinen Bürstchens gewonnen, welches mit Hilfe der transvaginalen Endoskopie unter Sichtkontrolle in den Eileiter geführt wurde. Die Brunst der Tiere wurde synchronisiert, so dass die Tiere gezielt in der Follikel- und Gelbkörperphase des Zyklus beprobt werden konnten. Die Proben wurden dann verwendet, um das Vorhandensein polymorpher nukleärer Neutrophiler (PMN) und die mRNA-Expression ausgewählter pro-inflammatorischer Faktoren und Glykoproteine zu analysierten, von denen bekannt ist, dass sie mit Entzündungen und Fruchtbarkeit in Zusammenhang stehen“, erklärt Karen Wagener von der Abteilung Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern der Vetmeduni.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Mikromilieus des Eileiters während der Brunst in einen Zustand der Immuntoleranz übergeht, was für das Überleben der Spermien und die frühe Embryonalentwicklung wichtig sein könnte“, so Wagener.
Laut den Wissenschafter:innen stellt die transvaginalen Endoskopie eine vielversprechende Technik für künftige Studien dar, um physiologische und pathologische Geschehnisse im Eileiter zu untersuchen. Dadurch lasse sich ein besseres Verständnis der frühen Embryonalentwicklung, der Embryo-maternalen-Kommunikation und der Mechanismen, die eine Trächtigkeit verhindern, erlangen.
Zahl der Aujeszky-Fälle bei Wildschweinen rückläufig
Die Aujeszkysche Krankheit ist im vergangenen Jahr seltener bei Wildschweinen in Baden-Württemberg nachgewiesen worden als in den beiden Vorjahren. In 2023 sind 59 Fälle registriert worden, während es 82 Nachweise in 2022 und 75 in 2021 waren. Betroffen waren Wildschweine in 20 von 44 Landkreisen.
Die Krankheit wird durch ein Herpesvirus verursacht und unterliegt keinen tierseuchenrechtlichen Bekämpfungsmaßnahmen.
Embryotransfer bei Nashörnern erfolgreich eingesetzt
Weltweit ist die erste Trächtigkeit bei einer Nashorndame nach einem Embryotransfer gelungen. Der Embryo des südlichen Breitmaulnashorns wurde in-vitro aus gesammelten Eizellen und Spermien im Rahmen des geförderten BioRescue Projektes erzeugt und am 24. September 2023 in eine Leihmutter des südlichen Breitmaulnashorns in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia transferiert. Die Eizellen wurden in-vitro durch intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) befruchtet und zu Blastozysten entwickelt.
Das BioRescue-Team unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) bestätigte eine Trächtigkeit von 70 Tagen mit einem gut entwickelten und lebensfähigen, 6,4 cm langen männlichen Embryo. Leider ist die Leihmutter jedoch an einer Infektion mit Clostridien verendet.
Bislang hat das BioRescue-Team 13 Embryotransfers an Nashörnern durchgeführt, drei in Kenia und zehn in Europa. Der Embryotransfer, der bei Haustieren weit verbreitet ist, wurde bei Nashörnern noch nie versucht. Das BioRescue-Wissenschaftsteam hat diese reproduktionsmedizinische Methode in jahrzehntelanger Forschung entwickelt.
Dieser wissenschaftliche Durchbruch ebnet den Weg, dieselbe Technik auch bei den hochbedrohten Nördlichen Breitmaulnashörnern anzuwenden, um sie vor dem Aussterben zu bewahren, da es weltweit derzeit nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner gibt. Beide sind weiblich: Najin und ihre Tochter Fatu. Darüber hinaus werden lebende Zellen von 12 verschiedenen Nördlichen Breitmaulnashörnern in flüssigem Stickstoff gelagert. Die letzten beiden Weibchen leben in Kenia, in der Ol Pejeta Conservancy, wo sie Tag und Nacht bewacht und gepflegt werden. Im Rahmen des BioRescue-Artenschutzforschungs-Projektes wurden seit 2019 bereits 30 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt und kryokonserviert. Die Embryonen lagern in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius in Berlin und Cremona. Sie warten auf den Embryotransfer in Leihmütter der südlichen Unterart. Mit dem jetzt gelungenen wissenschaftlichen Nachweis, dass es funktioniert („proof of concept“), kann das BioRescue-Team nun den ersten Embryotransfer mit einem nördlichen Breitmaulnashorn-Embryo durchführen.
Der Embryotransfer bei Nashörnern ist als veterinärmedizinisches und wissenschaftliches Verfahren völliges Neuland. Alle Protokolle, Methoden und technische Geräte mussten von Grund auf selbst entwickelt werden.
Das BioRescue-Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über einen Zeitraum von sechs Jahren mit bis zu rund 6 Millionen Euro gefördert.
Bpt thematisiert Tierarztmangel auf der Grünen Woche
Vom 19.-28. Januar 2024 findet in Berlin die Internationale Grüne Woche statt. Auch der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) ist mit einem Messestand (Stand Nr. 415) vertreten. Unter anderem soll dort auf den anhaltenden Tierärztemangel aufmerksam gemacht werden. So lädt der Verband am morgigen Donnerstag (25.1.2024) alle Interessierten von 16 bis 17 Uhr zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Lücken in der tierärztlichen Versorgung verhindern. Jetzt handeln! Aber wie?“ ein.
Lücken im geltenden Arbeitszeitgesetz verhindern, dass angestellte Tierärzt:innen, im Gegensatz zu Humanmediziner:innen, keine kompletten Wochenenddienste übernehmen dürfen, was den tierärztlichen Notdienst stark beeinträchtigt. „Die Tierärzte wurden bei der Festlegung von Ausnahmen beim Arbeitszeitgesetz einfach vergessen, dabei betrifft das Problem alle Notdienstberufe“, kritisiert bpt-Geschäftsführer Heiko Färber. Schon seit langem kämpft der bpt dafür, dass die Bundesregierung für Tierärzte eine Ausnahme im Arbeitszeitgesetz zulässt. „Wir wünschen uns von der Bundesregierung gezielte Maßnahmen wie die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und den im Koalitionsvertrag festgelegten Bürokratieabbau, damit der Tierarztberuf wieder attraktiver werden kann“, ergänzt bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder. Denn zusätzlich zu der hohen Verantwortung und dem körperlich belastenden Arbeitsalltag kommen auch die wachsenden bürokratischen Aufgaben in der Tiermedizin hinzu. Zahlreiche Tierärzt:innen müssen täglich viele Stunden ihrer Arbeitszeit mit die verpflichtenden Aufzeichnungen und Meldungen verbringen. Diese Zeit fehlt dann für die Untersuchung und Behandlung kranker Tiere. Auch das macht den Tierarztberuf heute unattraktiv und verschärft den Personalmangel.
„Politik und Gesellschaft scheinen die umfangreichen Verantwortungsbereiche der Tierärztinnen und Tierärzte nicht bewusst zu sein: Tierwohl und Tiergesundheit im Heimtier- und Nutztierbereich bedeuten auch Verbraucherschutz vor Zoonosen und die Erhaltung der Versorgungs- und Lebensmittelsicherheit. Anders kann ich mir nicht erklären, dass uns immer mehr Verwaltungsaufgaben aufgebürdet werden, die uns von der Arbeit am Tier abhalten“, so Moder.
Auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) hat sich verstärkt mit dem Thema Tierarztmangel auseinandergesetzt. Unter anderem hat der DZK mit dem Wörlitzer Memorandum Lösungsansätze gegen den Fachkräftemangel erarbeitet. Diese sind auf der Webseite tierarztmangel.de nachzulesen.
Gesetzliche Vorgaben für Tiertransporte nicht ausreichend
Die bestehenden gesetzlichen Vorgaben für den Transport von lebenden Tieren sind häufig unzureichend oder zu vage, um sinnvoll eingesetzt werden zu können. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die die Bestimmungen in Australien, Kanada, Neuseeland, der EU (inklusive Großbritannien) und den USA verglichen hat. Forschende der Universitäten Bristol, Essex und British Columbia konnten mit ihren Analysen schwerwiegende Versäumnisse nachweisen. So waren Tiere teilweise 36 Stunden lang ohne Futter, Wasser und Pause unterwegs. Und auch das Fehlen einer Begrenzung der Transportdauer wird bemängelt.
„Nehmen wir das Beste von allen gesetzlichen Vorschriften und wenden zudem Vorschläge an, die bereits gemacht wurden, dann wäre das ein sehr großer Schritt in Richtung der Sicherstellung des Tierwohls während der Transporte", empfiehlt Co-Autorin Eugenie Duval von der Essex Law School. Die Forschenden rufen die Staaten zur baldigen Nachbesserung auf. Auch raten sie dringend zu einem Verbot von Tierexporten in Länder außerhalb der EU.
Als aktuelles Negativbeispiel dient die momentane Notsituation von portugiesischen Schlachtbullen, über die die Tierschutzorganisation Animals‘ Angels berichtet hat. Seit 20 Tagen werden im Hafen von Tanger-Med (Marokko) zwei Tiertransporte festgehalten. Die Tierschützer:innen berichten über das unvorstellbare Leid der Tiere, deren Zustand sich von Tag zu Tag verschlechtert. Warum sie nicht entladen und unter Quarantäne gestellt werden, bis die bürokratischen Angelegenheiten geklärt sind, blieb bislang unklar. Da Marokko zu den Ländern gehört, in denen der Tierschutz überhaupt keine große Rolle zu spielen scheint, kann die Organisation vor Ort nicht helfend eingreifen. Animals‘ Angels fordert daher erneut in einem Brandbrief an zahlreiche Veterinärämter und Behörden in Deutschland und der EU umgehend den Stopp aller Tiertransporte nach Marokko.
Thüringen baut Tierwohlförderung aus
Im Rahmen der Thüringer Tierwohlstrategie hat Thüringen die Tierwohlförderung „T(h)ür Tierwohl“ in 2023 deutlich ausgebaut. Wie Agrarministerin Susanna Karawanskij erklärt, sollen die Fördermittel die Mehrkosten der Landwirt:innen abfedern, die in einen tierwohlgerechten Stallumbau investieren. Ende 2023 seien 3,6 Millionen Euro für Tierwohlställe in 35 Agrarbetrieben bewilligt worden. Bis 2028 stehen insgesamt 32 Mio. Euro EU- und Landesmittel bereit.
Das Land, das seit Anfang 2024 den Vorsitz der Agarministerkonferenz (AMK) innehat, will Planungssicherheit für tierhaltende Betriebe zu einem Schwerpunkt machen: „In besonderer Weise brauchen tierhaltende Betriebe Planungssicherheit, um die erforderlichen und kapitalintensiven Investitionen umzusetzen und den tierwohlgerechten Umbau der Tierhaltung in Deutschland konsequent voranzubringen. Einen weiteren Abbau der Tierhaltung können wir uns nicht leisten, wenn wir ökonomisch wie ökologisch sinnvolle geschlossene Wirtschaftskreisläufe in den Betrieben erhalten wollen. Auf Bundesebene liegen tragbare und gut planbare Konzepte zum tierwohlgerechten Umbau der Tierhaltung von der Borchert-Kommission vor. Nun gilt es, diese gute Vorarbeit bundesweit aufzugreifen und umzusetzen. Mit unserer landeseigenen Tierwohlförderung gehen wir hier als verlässlicher politischer Partner für unsere Thüringer Agrarbetriebe voran“, erklärt die Ministerin.
Tierseuchenstatistik 2023 veröffentlicht
Auch im Jahr 2023 waren die Afrikanische Schweinepest (ASP) und die Hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) wieder die dominierenden Tierseuchen in Europa.
Wie aus den Jahresdaten 2023 des europäischen Tierseuchenmeldesystems (ADIS) hervorgeht, konnten im Jahr 2023 in 14 EU-Staaten sowie in sechs europäischen Drittstaaten ASP-Fälle bei Wildschweinen nachgewiesen werden.
Neu aufgetreten ist die ASP im vergangenen Jahr in Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Griechenland, dem Kosovo und Schweden. Insgesamt wurden laut ADIS 7.903 ASP-Fälle bei Wildschweinen registriert und damit gab es eine Steigerung von 461 Fällen oder 6,2 %. Die meisten Fälle traten mit 2.744 in Polen auf, gefolgt von Italien mit 1.047 Fällen. In Deutschland wurden verglichen mit dem Vorjahr mit 899 ASP-infizierten Wildschweinen nur noch beinahe halb so viele Fälle registriert.
Betrachtet man jedoch die ASP-Einträge in Schweinehaltungen, waren in 2023 insgesamt 16 Länder, darunter neun EU-Staaten, betroffen. 2022 waren es nur 12 Länder. Insgesamt kam es laut ADIS zu 4.513 Einschleppungen des Virus in Schweinebestände. Das waren deutlich mehr als die 537 gemeldeten Fälle im Vorjahr.
Die HPAI wurde im vergangenen Jahr bei 3.559 Wildvögeln nachgewiesen, was einem Anstieg von knapp 10% im Vorjahresvergleich entspricht. Allerdings sank die Zahl der Einschleppungen in Nutzgeflügelhaltungen um 77,5 %. Das am stärksten betroffene Land blieb Frankreich, doch sanken hier die Nachweise im Vergleich mit 2022 um 90 % auf 158 Viruseinträge.
Außer den beiden genannten hoch pathogenen Tierseuchen hat sich 2023 auch die meldepflichtige Epizootischen Hämorrhagie (EHD) weiter ausgebreitet. Die durch Gnitzen übertragene Infektionskrankheit betrifft Wiederkäuer und insbesondere Rinder. Sie hat einen ähnlichen Verlauf wie die Blauzungenkrankheit. Das Virus breitete sich 2023 von Spanien nach Frankreich und Portugal aus.
Die Fälle der Blauzungenkrankheit nahmen 2023 gegenüber dem Vorjahr in der EU ebenfalls zu, und zwar von 15 auf 51 Nachweise. Das lag auch daran, dass erstmals wieder Neuinfektionen in den Niederlanden, Belgien und Deutschland gemeldet wurden.